Читать книгу Und da oben sind wir glücklich - Johanna Koers - Страница 8

Dein Optimismus gibt mir Hoffnung

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„Okay, wir wiederholen den Song noch einmal und dann widmen wir uns dem Nächsten, alle einverstanden?“ Juli führte die Band durch die Probe. Sie hatten keinen Bandleader, keinen Frontsänger. Niemanden, der die Ansagen machte und auf den alle anderen hörten. Sie waren ein Team. Sie waren Freunde. Nik spiel-te die ersten Töne auf der Bassgitarre, während Pete zeitgleich sein Schlagzeug zum Klingen brachte. Als Maj die ersten Töne mit ihrer Gi-tarre gespielt hatte, setzte Juli mit ihrer wun-dervollen, melodischen, leicht rauen Stimme ein und verlieh dem Song seine Einzigartigkeit. Ellie lauschte dem Gesang ihrer Schwester und bewegte sich im Takt der Musik. Sie konnte die Schallwellen und den Bass, die durch den Raum gingen, in ihrem ganzen Körper spüren. In diesen Momenten konnte sie alles um sich herum vergessen. Sie lebte nur für dieses Lied. Nur für diesen Augenblick. Als ihr Einsatz kam war sie auf die Sekunde genau da. Ihre Stimme klang durch den Raum: hell, engels-gleich. Ganz anders als ihre Schwester und dennoch in einer perfekten Harmonie mitei-nander.

Ellie hatte den Refrain mit ihrer Schwester ge-sungen und die ersten zwei Zeilen ihrer Stro-phe, als sie plötzlich nur noch Leere in ihrem Kopf fühlte. Es war alles weg. Der Text, die Melodie, ihre Stimme. Sie verstummte. Einfach so. Und sie wusste selbst nicht warum. Sie nahm wahr, wie erst Maj aufhörte zu spielen und dann auch der Bass und das Schlagzeug schwiegen. Ellie vernahm die Stille und dann hörte sie die Stimme ihrer Schwester, die sie fragte, ob alles in Ordnung sei. Aber sie konnte nicht antworten. Ellie merkte, wie die Stimmen hinter ihr in ihren Ohren zu einem Rauschen wurden, wie ihre Beine sie kaum noch zu tra-gen vermochten, bevor ihr schwarz vor Augen wurde und sie erst wieder auf dem Sofa im Proberaum erwachte, drei Gesichter über ihr, die sie besorgt ansahen.


„Ellie? Hörst du mich?“ Ihre Schwester kniete vor dem Sofa und streichelte ihre Hand. „Geht es dir gut? Hast du dir wehgetan?“


„Ja. Nein. Es geht mir gut. Ich habe wahr-scheinlich einfach zu wenig getrunken.“


„Da kann ich Abhilfe schaffen.“ Pete stand neben ihr und hielt ihr ein Glas Wasser hin. „Bitte!“ Er grinste sie an. Pete war eine Frohna-tur, etwas verrückt, immer einen Spruch auf den Lippen, immer für einen Spaß zu haben, nie zu ernst.


„Danke.“ Ellie richtete sich auf und trank ihr Wasser. Das kalte Nass an ihren Lippen ließ sie erst merken, wie trocken sie tatsächlich gewe-sen waren. Irgendwie schmeckte das Wasser seltsam, oder? Ellie entschied sich, nichts der-gleichen zu sagen. Stattdessen lächelte sie. „Proben wir weiter?“ Sie sah die anderen er-wartungsvoll an.


„Ich denke, du solltest es für heute lassen“, schlug Maj vor. „Morgen ist auch noch ein Tag.“


„Blödsinn“, konterte Ellie. „Ich hatte nur zu wenig getrunken. Machen wir weiter.“ Sie wollte in einer schnellen Bewegung aufstehen, doch ihr wurde direkt wieder schwindelig: Das Schwarz vor ihren Augen kam rasanter zurück, als ihr lieb war. Pete konnte sie gerade noch halten.


„Keine Bandprobe mehr heute!“ Majs Stimme war eindringlicher geworden. „Juli fährt dich nach Hause und du ruhst dich aus.“


„Sag Mama nichts, okay? Du weißt wie ängst-lich sie seit Stella ist“, sagte Ellie, als sie im Auto neben ihrer Schwester saß. Sie schaute sie nicht an, sondern fixierte die Straße vor sich. Aus den Augenwinkeln konnte Juli se-hen, dass das Gesicht ihrer Schwester wieder Farbe bekommen hatte. In den letzten zwei Wochen hatte ihre kleine Schwester ihr gegen-über häufiger über Kopfschmerzen geklagt. Trotz ihrer Vorgeschichte hatte sie sich nichts dabei gedacht. Auch gerade, als Ellie vor ihren Augen zusammengebrochen war, hatte sie kei-nen Gedanken daran verschwendet. Doch nun, wo Ellie Stella erwähnte, drang der Gedanke wie ein Parasit in Sekundenschnelle in ihr Ge-hirn ein.


„Okay“, sagte sie nur und sprach ihren Gedan-ken, ihre Angst, nicht aus. Den ganzen Weg schwiegen die Schwestern sich an. Zuhause verschwand Ellie in ihrem Zimmer. Sie hatte Kopfschmerzen und wollte einfach nur schla-fen.


Es waren zwei Wochen vergangen.

Ellie saß mit ihrer Familie zum Prima Colazio-ne zusammen, aber sie hatte keinen Appetit. Ihr Kopf dröhnte.


„Elena, cos´hai?“ Ihre Mutter sah sie besorgt an. Ihre Eltern waren die einzigen Menschen, die ihre Kinder konsequent Elena und Giulia nannten.


„Nichts Mama. Es ist alles gut.“ Ellie setzte ein Lächeln auf. Sie wollte ihre Mutter nicht beun-ruhigen.


„Stai mentendo!“ Margherita blieb hartnäckig.

„Ich bin nur müde.“


„Hai mal di testa?“ Es hatte keinen Zweck ihre

Mutter anzulügen.


„Ja Mama, ich habe Kopfschmerzen.“


„Seit wann?“


„Seit einigen Wochen“, mischte Juli sich ein. Ellies bösen Blick ignorierte sie.


„Perché non dici niente?“


„Ich habe nichts gesagt, weil ich dich nicht be-unruhigen wollte, Mama. Es sind nur Kopf-schmerzen!“


„Anche Stella aveva solo mal di testa!“


„Ich weiß, dass Stella auch nur Kopfschmer-zen hatte, aber …“


„Devi vedere un dottore!“


„Ich brauche keinen Arzt.“


„Lass es doch abklären. Besser einmal zu viel als zu wenig.“ Juli sah ihre Schwester an. Ihr Blick wirkte fast flehend.

„Ascolta tua sorella.“


„Ihr nervt!“ Ellie war lauter geworden. Die Wut in ihr verstärkte ihre Kopfschmerzen, sodass sie ihr Gesicht unweigerlich schmerzverzerrt zusammenzog und mit ihrer Hand ihre Stirn berührte.

„Domani!“


„Ja. Ja, ich geh morgen zum Arzt!“, gab Ellie nach, stand auf und verschwand in ihrem Zimmer.


„Was führt dich zu mir?“ Der Hausarzt sah sie mit einem Lächeln im Gesicht an. Er kannte El-lie seit ihrer Kindheit - kannte ihre Familie und deren Vergangenheit.


„Ich habe Kopfschmerzen und meine Mutter macht sich Sorgen.“ Ellie verdrehte theatralisch die Augen.


„Kannst du ihr das verübeln?“


„Nein. Deshalb bin ich hier.“


„Wie lange hast du die Kopfschmerzen schon?“ Er wandte sich seinem Bildschirm zu, um Ellies Antworten schriftlich festzuhalten.


„Seit vier, fünf Wochen circa.“

„Okay. Und kommen die Schmerzen schub-weise oder sind sie immer da? Wie stark sind die Schmerzen?“


„Unterschiedlich. Am stärksten sind sie in den frühen Morgenstunden und dann verschwin-den sie meist im Laufe des Tages. Ich denke, dass ich nachts falsch liege, verspannt bin und es Spannungskopfschmerzen sind, die im Lau-fe des Tages durch den geraden Gang wieder verschwinden.“


„Das könnte sein. Ich würde dich dennoch gerne zur Kontrolle an die Uniklinik überwei-sen. Und wenn es nur ist, um deine Mutter zu beruhigen. Einverstanden?“ Sein freundliches Lächeln überzeugte sie.


Als Ellie kurz darauf ins Haus ihrer Eltern kam, wurde sie bereits erwartet.


„Cosa ha detto?“


„Er hat gesagt, dass die Kopfschmerzen wahr-scheinlich von einer Verspannung im Nacken kommen. Aber, um dich zu beruhigen, habe ich morgen einen Termin in der Uni- Klinik bei Dr. Meier.“


„Verrò con te!“ Margherita sah sie bestimmt an.


„Nein.“


„Non ti lascerò andare da sola.“ Ellie sah hilfe-suchend zu ihrer Schwester. Auf keinen Fall wollte sie, dass ihre Mutter sie in die Klinik be-gleitete. In die Klinik, in der ihre Schwester ge-storben war. Zu dem Arzt, der ihrer Mutter mitgeteilt hatte, dass ihre jüngste Tochter nicht überleben würde. Ihre Mutter hatte den Tod ih-rer Schwester nie verarbeitet. Konnte man so etwas überhaupt verkraften: Sein eigenes Kind sterben zu sehen? Nichts tun zu können? Sie wollte ihrer Mutter diesen Gang ersparen.


„Ich begleite sie.“


„Sei sicura?“ Margherita sah ihre Tochter ein-dringlich an.


„Ja! Ich werde mit ihr gehen.“ Ellie nickte ihrer Schwester dankend zu.


„Danke, dass du mich DAVOR bewahrt hast.“ Ellie und Juli standen im Flur, ihre Eltern wa-ren außer Hörweite. Sie lachte. Doch Juli sah sie mit ernstem Blick an:


„Verstehst du sie nicht? Sie hat Angst um dich.“ Ging Ellie wirklich so cool mit der Sa-che um, wie sie es vorgab? Genau wie ihre Mutter, machte auch Juli sich viele Gedanken. Auch sie hatte Angst vor dem Ergebnis der Un-tersuchung. Die Zeit vor sechs Jahren, als ihre kleine Schwester Stella von Arzt zu Arzt ge-schickt wurde, um schlussendlich im Kranken-haus diese niederschmetternde Diagnose zu er-halten, hatte sie alle für ihr Leben geprägt.

„Ich weiß.“ Ellie setzte sich auf die Treppen-stufe, Juli tat es ihr gleich. „Aber ich brauche morgen niemanden, der vor Angst durchdreht ... Ich brauche jemanden, der mir Mut macht. Verstehst du?“ Ihr Blick hatte sich verändert. Das Lachen war verschwunden. Sie zeigte es nicht: Aber sie hatte Angst. Juli nahm die Hand ihrer Schwester und drückte sie.


„Ich bin da.“ Wie um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, nickte sie. Ein leichtes, danken-des Lächeln legte sich auf Ellies Lippen, bevor sie aufstand.


„Ich werde in mein Zimmer gehen. Alex wollte gleich anrufen.“


„Wann kommt er eigentlich wieder?“


„Morgen.“


„Wenn du willst, dass er morgen dabei ist, dann frage ihn. Er kann das Seminar bestimmt einen Tag eher verlassen.“


„Nein.“ Ellie schüttelte energisch den Kopf und berührte instinktiv ihre Stirn, als ein ste-chender Schmerz ihren Kopf durchfuhr. „Ich möchte ihn nicht beunruhigen. Wahrscheinlich ist es wirklich ganz harmlos.“

„Bestimmt“, pflichtete Juli ihr bei. „Hoffent-lich“, dachte sie und versuchte die negativen Gedanken und die Angst zu verdrängen.


„Elena Pucini, bitte.“ Sie saßen im Wartezim-mer der Klinik. Bereich „Onkologie“. Ellie kannte diesen Ort. Der sterile Geruch nach Desinfektionsmittel und Krankheit war ihr be-kannt. All die Menschen mit und ohne Kopf-tuch. Mit und ohne Haar. Einige Gesichter von Ärzten und Schwestern kamen ihr noch ver-traut vor, vielleicht saß sie sogar auf demsel-ben Stuhl wie damals. Sie hatte viele Stunden, viele Tage, auf dieser Station verbracht. Zu viele. Ellie stand auf und ihre Schwester folgte ihr in das Untersuchungszimmer. Sie redeten beide kaum. Juli wusste, dass sie für ihre Schwester da sein musste, aber sie hatte selbst mit all den hochkommenden Gefühlen zu kämpfen. Es war richtig gewesen, ihre Mutter zu Hause zu lassen. Dr. Meier betrat den Raum und setzte sich an den Schreibtisch ihnen ge-genüber.


„Elena und Giulia. Ich muss sagen, dass ich mich nicht wirklich freue, Sie beide hier wie-derzusehen.“ Dr. Meier, Chefarzt und Neu-roonkologe, hatte den gestrigen Anruf von El-lies Hausarzt selbst entgegengenommen. Die Krankengeschichte von Ellies Schwester war auch an ihm damals nicht spurlos vorbeigegan-gen. Ein so junges Mädchen, eine Kämpferin, am Ende ohne jegliche Chance. Er hatte Ellie sofort für den nächsten Tag eingeplant: Die Ausführungen des Hausarztes, in Verbindung mit der familiären Vorgeschichte, ließen ihm ein schnelles Handeln unausweichlich erschei-nen. „Sie haben Kopfschmerzen, Elena?“


„Ja.“ Ellie nickte leicht.


„Seit wann?“


„Seit circa fünf Wochen.“


„Können Sie den Schmerz lokalisieren?“


„Nein. Er ist überall.“


„Den ganzen Tag oder nur manchmal?“


„Meistens ist es in den frühen Morgenstunden am schlimmsten und wird dann im Laufe des Tages besser. Ich denke, dass ich vielleicht nachts falsch liege und deshalb morgens ver-spannt bin.“ Sie wollte es glauben. Sie wollte glauben, dass ihre Kopfschmerzen eine ganz simple und harmlose Ursache hatten.


„Haben Sie sonst irgendwelche Symptome o-der Veränderungen an Ihnen bemerkt?“


„Nein.“


„Doch“, mischte sich Juli ein. „Bei der Band-probe vor zwei Wochen ist sie zusammenge-brochen.“ Dr. Meiers Blick ging von Juli zu El-lie.


„Ich hatte zu wenig getrunken, … denke ich.“


„Wie ist es mit Ihren Sinnen? Können Sie gut sehen? Riechen? Ihre Lippen sehen trocken aus“, stellte Dr. Meier fest.


„Ich weiß.“ Unweigerlich berührte sie ihren Mund. Sie konnte sehen, wie sich Dr. Meiers Gesichtszüge leicht veränderten. Auch, wenn er sicherlich versuchte, keine erkennbare Re-gung zu zeigen, war Ellie nach den Jahren der Krankheit ihrer Tante und ihrer Schwester ge-schult darin, sämtliche Mimik der Ärzte und Schwestern zu deuten. Tatsächlich waren ihre Lippen in letzter Zeit immer trocken. Außer-dem hatte sich ihr Geschmackssinn verändert. Manchmal schmeckte alles wie Pappe. Deshalb hatte sie in letzter Zeit kaum Appetit. Sie dach-te kurz darüber nach, diese Auffälligkeit zu unterschlagen, verwarf den Gedanken aber wieder. Es würde ohnehin nichts am Ergebnis ändern. Wenn sie krank war - wie ihre Schwes-ter -, würde die Diagnose ihr ganzes Leben verändern. „Und manchmal schmecke ich nichts mehr.“ Aus den Augenwinkeln konnte sie sehen, wie ihre Schwester sie geschockt an-sah. Ellie hatte niemandem davon erzählt.


„Okay.“ Ellie hasste dieses „Okay“, denn es ließ Spielraum für alles Mögliche. Das Meiste davon verhieß nichts Gutes. Ein „Das hat nichts zu bedeuten“ oder noch besser ein „Das ist ganz normal“, wäre ihr lieber gewesen – auch wenn Ellie durchaus bewusst war, dass ein verlorener Geschmackssinn nicht alltäglich war. „Ich möchte gerne eine MRT-Elastografie bei Ihnen machen. Dafür nimmt eine Schwes-ter Ihnen gleich Blut ab, damit wir über den Kreatininwert sichergehen können, dass Ihre Nieren intakt sind.“ Ellie nickte. Eigentlich hat-te sie gewusst, dass Dr. Meier ein MRT anord-nen würde, doch nun machte sie die Tatsache dennoch sprachlos. Sie spürte, wie Juli ihre Hand griff. Sie war nicht allein. „Wann haben Sie das letzte Mal gegessen und getrunken?“


„Ich hatte heute Morgen keinen Appetit.“


„Gut, dann brauchen wir nicht noch extra war-ten. Die Untersuchung dauert zwischen fünf-zehn und zwanzig Minuten. Die MRT-Elastografie zeigt mir kleinste Verschiebungen und Dehnungen. Dadurch kann ich sehen, welche Bereiche stark gedehnt werden: Diese sind weich. Und die, die sich nicht komprimie-ren lassen: Diese sind fest. Nach der Untersu-chung kann ich so nicht nur sehen, ob Ihre Kopfschmerzen eventuell von einem Tumor kommen, sondern kann auch eine erste Ein-schätzung darüber tätigen, ob es sich gegebe-nenfalls um gutartiges oder bösartiges Gewebe handelt. Bösartige Tumore sind in den aller-meisten Fällen fest.“ Jedes seiner Worte schall-te in Ellies Kopf nach. Dr. Meier ging also von einem Hirntumor aus, oder? Warum sonst soll-te er anstelle eines einfachen MRTs eine MRT-Elastografie machen? Waren ihre Symptome so eindeutig? - „Elena?“


„Ja?“ Ellie sah Dr. Meier an. Er schien eine Antwort zu erwarten, aber sie wusste nicht, was er sie gefragt hatte.


„Haben Sie alles verstanden?“ Sie nickte. Ihr versagte die Stimme.

Als Ellie und Juli nach dem MRT und einer ge-fühlten ewigen Stunde des grausam, still-schweigenden Wartens zurück ins Untersu-chungszimmer kamen, saß Dr. Meier bereits an seinem Schreibtisch. Ihre Blicke trafen sich, als sie gerade die Tür hinter sich geschlossen hatte. Ein Moment, der alles veränderte. Ellie kannte diesen Blick. Er sagte mehr als tausend Worte. Im Bruchteil einer Sekunde kamen ihr all die Bilder der Vergangenheit in den Sinn: Ihre tod-kranke Schwester; ihr Körper, der kaum noch mehr war als eine leere Hülle; die Tränen ihrer Mutter, vor Verzweiflung darüber ihrer kleinen Tochter beim Sterben zusehen zu müssen; die Beerdigung, … die fassungslosen Gesichter, jeder hinter dem Sarg zu gehende Meter ton-nenschwer. Es folgten die Bilder ihrer Kind-heit: Ihre todgeweihte Tante; ihr Körper, der kaum noch mehr war als eine leere Hülle; die Tränen ihrer Mutter, die ihrer Schwester beim Sterben zusehen musste und noch nicht ahnte, dass in ihrem Leben viel Schlimmeres folgen würde; die Beerdigung, … die fassungslosen Gesichter; sie selbst als Kind an der Hand ihrer Mutter, für die jeder Schritt bleischwer war. Und nun war sie an der Reihe: Sie war tod-krank; ihr Körper würde nicht mehr sein, als ein Schatten ihrer selbst; ihre Mutter würde Tränen der Verzweiflung weinen über die Tat-sache, dass sie ihr nicht helfen könne; ihre Fa-milie würde hinter ihrem Sarg hergehen und der Weg bis zum Grab würde unendlich er-scheinen.

Der Bruchteil einer Sekunde. Ein einziger Blick. Dr. Meier musste nichts sagen. Sie, Ellie, 22 Jahre alt, Sängerin, begeisterte Kletterin, mit einem wundervollen Partner an ihrer Seite, vol-ler Lebensfreude und mit so vielen Plänen für die Zukunft. Sie, Ellie, … sie würde sterben. Sie spürte, wie ihre Schwester eine Hand auf ihre Schulter legte, ... tonnenschwer.


Und da oben sind wir glücklich

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