Читать книгу Das Auge der Medusa - Johanna T. Hellmich - Страница 9

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Als Medusa im Café ankam, hatte sie ihr Lächeln verloren. Beunruhigt runzelte sie die Stirn. Sie wusste nicht, was passieren würde, wusste nicht, wer Alfred überhaupt war, warum er plötzlich wieder auftauchte. Warum ausgerechnet sie Charlys Traum empfangen hatte. Und trotz ihres Vertrauens in Clara wusste Medusa, dass ihre Freundin auch keine Antworten auf diese Fragen hatte.

Als sie das kleine Café Spilled Tea betrat, sah sie Clara, die ihr von einem Eck aus zuwinkte. Sie saß dort mit drei Freunden. Sie erkannte Leah und Lukas, doch die dritte Person kam ihr nicht bekannt vor. Die Unbekannte drehte sich mit dem Rest der Gruppe um, um Medusa zu begrüßen.

„Morgen!“, rief ihr Lukas zu.

„Morgen“, murmelte Medusa zurück. Sie gewöhnte sich nur langsam an Lukas‘ übertrieben fröhliche Art. Gerade so früh am Vormittag war ihr sein Strahlen einfach zu viel. Leah nickte ihr zu, was Medusa erleichtert erwiderte. Dann wandte Medusa sich der Fremden zu, doch bevor sie sich vorstellen konnte, fing diese bereits an zu sprechen.

„Hey, ich bin Vivien, aber du kannst mich auch Vivi nennen. Du musst Medusa sein!“

Clara zuckte leicht zusammen und warf Medusa einen entschuldigenden Blick zu, doch diese hob einfach nur die Schultern. „Hi, du kannst mich Me nennen.“

Vivien zog ihre Augenbrauen zusammen. „Me wie der Anfang von Medusa?“

Da sprang Clara ein, um sie zu retten: „Ja, genau. Me wie Medusa. Me mag ihren vollen Namen nicht besonders, deshalb nennt sie jeder einfach nur Me.“

Medusa nickte, und bevor Vivien irgendeine unerwünschte Frage stellen konnte, setzte Medusa sich schnell auf die Bank neben Clara. Deren Augen stellten die Frage, die sie im Moment nicht laut aussprechen konnte. Was ist letzte Nacht passiert? Medusa nickte ihr leicht zu. Sie würde von dem Traum und von allem, was sie erfahren hatte, erzählen, sobald sie unter sich waren. Sie bestellte einen Cappuccino und lauschte Lukas, der begeistert von seinem neuen Proseminar erzählte.

Clara und Leah studierten Psychologie, Lukas und Vivien hatten Sprachwissenschaft gewählt, wobei Vivien zusätzlich noch Soziologie studierte. Clara hatte einst gescherzt, dass Soziologie das Studium für Leute war, die Psychologie nicht schafften. Medusa fragte sich, ob sie noch immer dieser Meinung war. Sie war nicht interessiert an diesen Diskussionen über das Studentenleben. Sie selbst hatte sich gegen ein Studium entschieden und begonnen, zu arbeiten. So hatte sie Clara kennengelernt, die in der gleichen Bar wie sie kellnerte. Sie hatte für ein Semester Alte Geschichte studiert, doch bald herausgefunden, dass es ihr mehr brachte, die Literatur und entsprechenden Artikel zu lesen, als einem Professor angespannt für zwei Stunden zuzuhören.

„In Soziologie haben wir jetzt schon den ersten Test, könnt ihr das fassen? Das Semester hat gerade mal angefangen, und schon überhäufen die uns mit Aufgaben und Arbeitsaufträgen!“

Zustimmendes Gemurmel kam von allen Seiten. Vivien musste aufgefallen sein, dass Medusa sich bis jetzt still verhalten hatte, denn ihr nächster Kommentar war an sie gerichtet. „Was machst du eigentlich, Me?“

Medusa mochte die Art nicht, wie Vivien ihren Namen aussprach. Als ob er ein geheimer Witz war, den nur sie verstand. Sie spürte, wie ihre Stirn anfing zu jucken. Ihr Auge war durch Medusas Gereiztheit aufmerksam geworden und wollte sehen, was vor sich ging. Zum Glück hatte sie ihre Kräfte gut genug unter Kontrolle, um genau das zu verhindern. Sie verspürte auch kein Verlangen, ihre Magie ausgerechnet jetzt zu verwenden. Also setzte sie ihre halbleere Tasse ab und sah Vivien an.

„Ich arbeite. Mit Clara zusammen im Dreieck.“

„Ah. Interessant.“

Medusa kniff ihre Augen zusammen. Vivien war ganz offensichtlich nicht interessiert. Medusa fragte sich, was Lukas dazu gebracht hatte, diese Frau mitzubringen. Sie hatte ihr nichts getan, und doch verhielt sich Vivien, als hätte Medusa sie an den Haaren gezogen und wäre ihr auf die Füße gestiegen. Clara warf ihr einen schnellen Blick zu, auch sie hatte erkannt, dass Vivien anscheinend etwas gegen Medusa hatte. Lukas schien dagegen nichts zu bemerken und plauderte freundlich wie immer weiter.

Das Thema wechselte bald von Uni zum nächsten Wochenende. Es war geplant, eine kleine Bar-Tour zu unternehmen. Clara hatte sich auch schon freigenommen, was bedeutete, dass Medusa höchstwahrscheinlich ihre Schicht übernehmen musste. Vorausgesetzt, sie hatte das Alfred-Problem bis dahin gelöst.

Um kurz vor elf verabschiedeten sich Lukas und Vivien, sie mussten ins Institut für ihr Proseminar. Leah und Clara hatten noch etwas Zeit, bevor ihre Vorlesung begann, also setzten sie sich zu dritt in einen Park in der Nähe. Es war offensichtlich, dass Clara endlich allein mit Medusa sein wollte, um die letzte Nacht zu besprechen, doch gab es keine gute Ausrede, Leah loszuwerden.

„Hey, Me, warum kommst du nicht mit in die Vorlesung? Proflick ist wieder da, Clara hat dir sicher von ihm erzählt, oder?“

Leahs Kommentar überraschte Medusa. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie sich in eine Psychologie-Vorlesung setzen würde, doch hatte bis jetzt immer Clara sie eingeladen. „Ähm…“

Clara ging sofort darauf ein. „Ja, komm mit, Me, oder hast du was Besseres zu tun?“

Beide wussten, dass das nicht der Fall war, also zuckte Medusa betont lässig mit den Schultern. „Von mir aus, warum nicht.“ Sie konnte jederzeit gehen, sobald es ihr zu viel wurde. Und vielleicht würde es ja sogar ganz interessant werden.

Der Tag verging ungewöhnlich schnell. Nach der Vorlesung trafen sie sich mit ein paar von Leahs Freunden und gingen gemeinsam zum Mittagessen, danach machten sie sich alle zusammen auf den Weg in die Bibliothek. Aus irgendeinem Grund fand Medusa, dass die geschäftige und konzentrierte Atmosphäre einer Bibliothek genau das war, was sie im Moment brauchte. Sie konnte sich nicht vorstellen, jetzt nach Hause zu gehen und dort allein auf den Abend zu warten. Und so setzte sie sich zwischen fleißig lernende und schreibende Studenten. Medusa legte ein leeres Blatt vor sich hin und schrieb in die Mitte einen Namen. Alfred. Dann zog sie dicke Linien von ihm ausgehend und kleinere, die von diesen abzweigten. An einen breiten Strich schrieb sie Charly, an einen anderen Heka, an den dritten Hilfe und an den letzten ein Fragezeichen. Am einfachsten war es, mit den Fragen anzufangen.

Und so schrieb sie: Wer ist Heka? Was ist Heka? Charly finden? Sekte finden? Alfred – Begabter? Heka – echt? Wer wird mir glauben? Welche Begabten könnten helfen?

Zu jeder Frage fand sie zehn mehr, bald war ihr Fragezeichen-Ast komplett beschrieben. Sie hatte mehr als genug Fragen, doch wenig Antworten. Was wusste sie?

Sie wusste, dass Alfred Heka Dämon und Gottheit genannt hatte. Der Name kam ihr bekannt vor, sie markierte die zwei Begriffe mit einem Stern. Außerdem wusste sie, dass es zumindest Anzeichen gab, dass Heka wirklich existierte. Außerdem wusste sie, wie Alfred aussah und wo Charly lebte.

Gerade als sie ihren letzten Einfall notieren wollte, stockte sie. Wusste sie wirklich, wo Charly lebte? Sie hatte es in seinem Kopf gesehen, sie hatte die Erinnerung, doch aus irgendeinem Grund wollte es ihr plötzlich nicht mehr einfallen. Sie seufzte und kringelte das Wort Wo ein. Sie wusste es, es war ihr nur entfallen. Zumindest hoffte sie, dass das der Fall war und nicht, dass sie Charlys Wohnort tatsächlich vergessen hatte. Das wäre mehr als ungünstig.

Medusa bemerkte, dass Clara verstohlene Blicke auf ihr Papier warf, doch ihre Schrift war zu unleserlich, als dass jemand etwas entziffern konnte. Medusa würde sie wohl oder übel am Abend während ihrer gemeinsamen Schicht im Dreieck auf den neuesten Stand bringen müssen.

Frustriert blickte sie auf ihr Blatt Papier und seufzte, weil ihr keine neuen Erkenntnisse kamen. Sie beschloss, eine kurze Pause zu machen, und stand von ihrem Platz auf. Sie machte sich auf den Weg aus dem Bibliothekssaal und holte sich einen Kaffee von der Maschine auf dem Gang. Der schmeckte bei weitem nicht so gut wie ihr Cappuccino am Morgen. Sie fragte sich, ob ihr Koffeinkonsum ihren Schlafrhythmus und dadurch ihren Traumwandel beeinflusste. Schlimmer kann’s eh nicht werden, dachte sie und trank den Rest des übersüßten braunen Wassers.

Als sie zu ihrem Platz zurückkehrte, fand sie eine kleine Notiz in Claras Handschrift vor: Wir müssen reden.

Medusa sah zu Clara, die schräg gegenüber saß und nickte. Dann schrieb sie in einer möglichst lesbaren Schrift: Abend Dreieck und schnippte den Zettel zu ihrer Freundin hinüber. Diese schien nicht erfreut über den Inhalt der Nachricht, doch stimmte sie mit einem resignierten Blick zu. Sie würde Geduld haben müssen.

Medusa widmete sich erneut ihren Notizen. Heka … Wo hatte sie den Namen schon mal gehört? Mit einem Stirnrunzeln zog sie ihr Handy hervor und begann, im Internet nach dem Namen zu suchen. Sie wurde bald fündig und schlug sich die Hand vor die Stirn. Unglaublich, dass sie nicht früher darauf gekommen war.

Bevor sie es bemerkte, war es Abend. Medusa ging kurz nach Hause, um Medea ihr Futter zu geben und ihre Sachen für die Arbeit zu holen. Punkt acht Uhr traf sie im Dreieck ein, wo Clara bereits auf sie wartete. Da es ein Wochentag war, gab es nur zwei Mitarbeiter an der Bar und wenig Gäste. Clara nutzte die Gelegenheit und zog Medusa sofort hinter die Theke, wo sie begann, auf sie einzureden. Medusa hatte sich schon gefragt, wie lange Clara noch ihren Mund halten könnte.

„Sag schon, was ist passiert? Du bist mir den ganzen Tag aus dem Weg gegangen, hat die Wurzel gewirkt? Hast du Charly gefunden?“

Medusa hob beschwichtigend die Hände und trat einen Schritt zurück. Dann holte sie ein zusammengefaltetes Blatt Papier aus ihrer Jackentasche und breitete es auf der Theke aus. Das Blatt war noch dichter beschrieben als zuvor. Clara versuchte erst gar nicht, Medusas Schrift zu entziffern.

„Ja, ich konnte mit Charly sprechen. Du bist ein Genie, Clara.“

„Ich weiß, und?“

Medusa musste schmunzeln und sprach weiter: „Ich habe denselben Traum erlebt wie in den Nächten davor, aber ich bin näher an Alfred herangekommen. Ich weiß noch immer nicht genau, wer …“

„Wer ist Alfred?“, unterbrach Clara sie.

„Ach ja, so hab ich den Anführer genannt. Du weißt schon, den im roten Gewand.“ Clara nickte.

„Ich weiß nicht, wer er ist, aber Charly sagte wiederholt, dass er zurück ist. Ich nehme an, dass Charly Alfred irgendwo in der Realität gesehen hat und dies seine starken Albträume ausgelöst hat.“

„Das heißt also, Alfred ist vor ein paar Tagen wieder aufgetaucht?“

„Ja. Und er will eine Gottheit heraufbeschwören, Heka.“

„Noch ein erfundener Spitzname?“

Medusa schüttelte grinsend den Kopf und deutete stolz auf eine Ansammlung hieroglyphenähnlicher Zeichen, die Medusas Handschrift waren. Ihre Freundin zuckte entschuldigend mit den Schultern, sie konnte das nicht lesen. Medusa redete einfach weiter. „Mir kam der Name bekannt vor, also hab ich etwas recherchiert. Zuerst dachte ich, es wäre wegen Hekate, der griechischen Göttin der Magie und Nekromantie …“

„Totenbeschwörung? Wähhh!“

„Lass mich ausreden! Hekate ist offensichtlich eine Göttin, aber Alfred hat Heka Gottheit und Herr genannt. Ich meine, er hat auch Dämon und Mutter gesagt, aber das ist nicht der Punkt. Hätte er Hekate gemeint, hätte er nicht solche Worte gewählt. Aber rate, wo es eine Gottheit gibt, die Heka heißt?“

Clara sah sie einfach nur stumm an, sie würde sich nicht auf so ein Ratespielchen einlassen.

„Im Alten Ägypten! Heka war in ihrer Mythologie die Personifikation der Magie, deshalb hat es kein wirkliches Geschlecht. Es ist pure Magie, die als Gottheit verehrt wurde.“

„Da es Magie gibt, wie wir wissen, existierte Heka dann auch?“

Mit dieser Frage, die sie gefürchtet und vermieden hatte, schwand Medusas Enthusiasmus. Sie hob den Zettel hoch und betrachtete ihn, bevor sie ihn missmutig wieder in ihre Jackentasche stopfte.

„Wer weiß. Vielleicht ist es wirklich eine Gottheit, vielleicht ist es auch einfach ein uralter Begabter, der irgendeinen Weg gefunden hat, wiederbelebt oder beschworen zu werden. Was auch immer Heka ist, es sollte tot bleiben, so viel weiß ich.“

„Du hast gesagt, dass der Typ Heka auch Mutter genannt hat, richtig? Vielleicht glaubt er, dass, was auch immer Heka war, der Ursprung aller Magier oder aller … Begabten ist. Vielleicht kommen eure Fähigkeiten ja wirklich von irgendeiner antiken Gottheit. Vielleicht ist Heka nicht gefährlich oder böse.“

Medusa verdrehte die Augen. „Wir müssen nicht gleich solche Schlüsse ziehen. Es kann gut sein, dass Alfred einfach nur verrückt ist und eine Gottheit in seiner eigenen Magie sieht. Wäre nicht das erste Mal, dass jemand durch seine Begabung in den Wahnsinn getrieben wurde oder schlimmer. Auf jeden Fall wäre starke Magie bei dem Anführer in den falschen Händen. “

Bevor Clara antworten konnte, schwang die Tür auf, und eine Gruppe Jugendlicher betrat die Bar. Lachend und plaudernd suchten sie sich einen Tisch, an den sie alle passten. Medusa war froh über die Unterbrechung. Sie schnappte sich ein paar Karten und brachte sie der Gruppe.

„Hier, bitte schön. Happy Hour ist bis neun Uhr, und ganz neu haben wir jetzt auch Nachos und Pommes zum Essen. Wisst ihr schon, was ihr wollt?“

Eine kollektive Verneinung und ein paar Lacher schlugen ihr entgegen. Medusa nickte mit einem aufgesetzten Lächeln und kehrte zu ihrer Freundin hinter die Bar zurück.

„Hast du gesehen, wer dabei ist?“, fragte diese aufgeregt.

„Nein, wieso?“

„Das ist Luis mit seinen Freunden. Du weißt schon, Luis mit den Feuerhänden.“

Medusa erinnerte sich nur zu gut. Vor ein paar Monaten war Luis im Dreieck gewesen, relativ betrunken. Ein etwas älterer Typ hatte ihn blöd angesprochen, als Luis seinen damaligen Freund geküsst hatte. Medusa hatte gesehen, wie Luis versucht hatte, sich zurückzuhalten, er war sogar nach draußen gelaufen, doch dieser Vollidiot war ihm gefolgt. Sie hatte eine böse Vorahnung gehabt und war den beiden nachgegangen. Clara hatte sichergestellt, dass keiner sonst durch die Hintertür hinausging. Draußen war Luis in eine kleine Gasse gestolpert, wo der größere Mann ihn in die Enge getrieben hatte. Medusa war kurz davor, ihr drittes Auge zu öffnen und den Verstand des Verfolgers zu betreten, doch dann hatte Luis die Kontrolle verloren, und seine Hände hatten zu brennen begonnen. Und als ob das nicht schlimm genug wäre, hatten sich die Flammen auch noch verselbstständigt und den anderen Mann angegriffen. Zum Glück hatte es nichts als verbrannte Winterklamotten und einen Haufen Schreie und Flüche gegeben, doch Luis war aufgeflogen. Medusa hatte daraufhin ihre eigenen Kräfte genutzt und das Bewusstsein des Mannes davon überzeugt, dass alles, was er gesehen hatte, nur ein Traum gewesen ist. Realität und Vorstellung verschwimmen zu lassen, das war ein weiteres ihrer Talente.

Sie hatte Clara davon erzählt, und die hatte sofort damit angefangen, ihn bei jeder Gelegenheit auszufragen. Seitdem besuchte er häufig die Bar, entweder allein oder mit Freunden, und gab mit seinen heldenhaften Taten an, da sie die einzigen waren, denen er davon erzählen konnte. Die Hälfte der Zeit hörte Medusa nicht zu, die andere Hälfte waren die Geschichten so ausgefallen, dass sie sie beim besten Willen nicht glauben konnte. Luis war ein netter Typ, doch bildete er sich zu viel auf seine Kräfte ein, fand Medusa. Clara hatte sich ein etwas anderes Bild von ihm gemacht.

„Warum fragst du nicht ihn, ob er dir mit der Heka-Situation helfen will?“

„Luis? Meinst du das ernst?“

„Natürlich! Wen sonst? Er wäre genau der Richtige dafür!“

Medusa drehte sich zu Clara um und hob eine Augenbraue. „Verstehe ich dich richtig? Du sagst, dass Luis genau der Richtige wäre, um die Beschwörung einer uralten Gottheit zu verhindern?“

Clara zuckte verlegen mit den Schultern. „Na ja, was er so für Heldengeschichten erzählt …“

„Ja, was er erzählt! Hast du ihn jemals einen Bankräuber oder Serienmörder stoppen sehen oder warst du dabei, als er eine Familie aus einem brennenden Haus gerettet hat? Seine Geschichten sind doch komplett erfunden! Wir sind keine Superhelden, wir sind verdammte Freaks! Wir haben einfach das Pech gehabt, dass in uns genug Magie fließt, um aktiviert zu werden. Wir sind nichts als Zufälle!“

Clara senkte ihren Blick. Sie kannte ihre Freundin gut genug, um zu erkennen, wann sie kurz vor einem Wutanfall stand. Sie legte eine Hand auf Medusas Schulter und sah ihr in die Augen. Medusas Körper zitterte, sie hatte gar nicht bemerkt, wie sehr sie sich in Rage geredet hatte. Sie beruhigte sich wieder, dann war sie diejenige, die den Blick senkte. „Sorry, Clara, ich …“

„Hey, kein Problem. Tut mir leid. Ich weiß, dass du es nicht magst, wenn man euch mit Helden vergleicht. Ich dachte nur, dass er vielleicht helfen könnte. Mehr als ich zumindest.“

„Sag so was nicht. Du hast mich doch erst dazu gebracht, dem Ganzen überhaupt nachzugehen. Ohne dich würden wir jetzt noch immer nicht wissen, was genau da vor sich geht, warum ich jede Nacht denselben Traum habe. Ich will einfach nur, dass das alles vorbei ist, dass ich wieder ruhig schlafen kann. Oder zumindest so ruhig, wie es halt geht, wenn man ständig durch die Träume anderer Leute spazieren muss.“

Das Auge der Medusa

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