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Es gibt aber auch noch einen andern Weg der Buße. Was ist das für einer? Die Sünde beweinen. Hast du gesündigt? Weine und du tilgest die Sünde. Was kostet das für eine Anstrengung? Ich verlange von dir nichts weiter, als daß du die Sünde beweinest. Ich befehle dir nicht Meere zu durchschneiden, nicht in Häfen einzulaufen, nicht weite Reisen zu machen, nicht Geldsummen zu bezahlen, nicht den grimmigen Wogen dich anzuvertrauen, — sondern was? Weine über die Sünde. Aber woher kommt denn das, sagst du, daß ich die Sünde tilge, wenn ich sie beweine? Auch davon hast du einen Beweis in der göttlichen Schrift. Es war ein König Achab;44 man gibt ihm das Zeugniß, daß er gerecht war; er herrschte aber ungerecht wegen seines Weibes Jezabel. Diesen gelüstete nach dem Weinberge eines Israeliten, Naboth, und er ließ ihm melden: „Gib mir deinen Weinberg, welchen ich wünsche, und nimm entweder Geld von mir, oder vertausch ihn um ein anderes Grundstück.“ Naboth aber sprach: „Es sei ferne von mir, daß ich dir meiner Väter Erbtheil verkaufe.“ Achab sehnte sich zwar nach dem Weinberge, aber er wollte ihn doch nicht erzwingen; darüber verfiel er in eine Krankheit. Da tritt nun Jezabel zu ihm, ein unverschämtes, freches, unzüchtiges, gottloses Weib und spricht: „Warum bist du traurig, und issest nicht? Steh’ auf und iß; ich will schon bewirken, daß du das Erbgut Naboths des Israeliten besitzest.“ Sie schreibt also einen Brief unter dem Namen des Königs an die Ältesten und sagt: Lasset Fasten ausrufen und bestellet Männer gegen Naboth, die da lügen sollten, daß er Gott und den König gesegnet, d. h. gelästert habe. O ein Fasten voll der gewaltigsten Bosheit! Sie rufen ein Fasten aus, um einen Mord zu begehen. Was geschah nun? Naboth wurde gesteinigt und starb. Als Jezabel dieses erfuhr, sprach sie zu Achab: „Stehe auf; nun können wir den Weinberg in Besitz nehmen; denn Naboth ist todt.“ Achab, der bisher traurig gewesen, stand auf, ging in den Weinberg und nahm ihn in Besitz. Gott sendet nun den Propheten Elias zu ihm; „Gehe hin,“ spricht er, „und sage dem Ahab: Weil du einen Mord begangen und ein Erbgut genommen, so soll auch dein Blut vergossen werden; und die Hunde werden dein Blut lecken, und die Huren werden sich in deinem Blute baden.“ Der Zorn Gottes ist entbrannt, der Ausspruch gethan, das Urtheil der Verdammung gefällt. Und siehe, wohin er ihn entsendet: in den Weinberg. Dort wo das Verbrechen verübt worden, dort soll auch die Strafe erfolgen. Und was spricht er? Als ihn Achab erblickte, sagt er: „Du, mein Feind, hast mich gefunden,“ als wollte er sagen: „Du hast mich schuldig erfunden, weil ich gesündiget habe; nun hast du Gelegenheit, mir Vorwürfe zu machen; du, mein Feind, hast mich gefunden.“ Weil Elias dem Achab immer Vorwürfe machte, und Achab einsah, daß er gesündiget habe, so sagt er: „Du hast mich immer getadelt: jetzt aber machst du mir den Vorwurf mit Recht;“ denn er wußte, daß er gesündiget habe. Der Prophet Hinwider kündigt ihm das Urtheil an: „So spricht der Herr: Weil du einen Mord begangen und (fremdes Eigenthum) in Besitz genommen und das Blut eines Gerechten vergossen, so soll auch dein Blut vergossen werden, und die Hunde werden dasselbe lecken, und die Huren werden sich in deinem Blute baden.“ Als Achab dieses hörte, wurde er traurig und weinte ob seiner Sünde. Er erkannte seine Missethat, und Gott widerrief das gegen ihn gesprochene Urtheil. Allein zuerst rechtfertigte sich Gott bei Elias, damit er nicht als Lügner erschiene, und ihm nicht das gleiche Loos, wie dem Jonas, begegnete.45 Gott sagte zu Jonas: „Gehe hin und predige in Ninive, einer Stadt, in welcher 120,000 Menschen wohnen, ohne Weiber und Kinder: Noch drei Tage, und Ninive wird untergehen.“ Jonas wollte nicht gehen; er erkannte die Güte Gottes. Allein was thut er? Er flieht; denn er spricht: „Ich gehe hin und predige; du aber, weil barmherzig, wirst dein Urtheil ändern; und ich werde als ein Lügenprophet ermordet werden.“ Jedoch das Meer, das ihn aufnahm, verbarg ihn nicht, sondern gab ihn an’s Land und rettete ihn für Ninive wieder und erhielt als treue Mitmagd den Mitknecht unversehrt. „Denn Jonas,“ heißt es,46 „begab sich in die Flucht und traf ein Schiff, das nach Tarsis ging und gab sein Fahrgeld und bestieg dasselbe.“ Wohin fliehst du, o Jonas? Reisest du in ein anderes Land? „Dem Herrn gehört ja die Erde und ihre Fülle.“47 Oder gehst du aufs Meer? Weißt du nicht, daß das Meer sein ist, und daß er es gemacht hat? Oder in den Himmel? Hast du nicht David gehört, der da spricht: „Ich werde die Himmel anschauen, die Werke deiner Finger.“48 Doch dessen ungeachtet wähnte Jonas in seiner Angst entfliehen zu können: denn in Wahrheit kann Gott Keiner entfliehen. Nachdem ihn aber das Meer dem Lande wiedergegeben, ging er nach Ninive, predigte und sprach: „Noch drei Tage, und Ninive wird untergehen.”49 Damit du aber erkennest, daß er aus diesem Grunde sich flüchtete, daß nämlich der barmherzige Gott über das Unglück, das er über sie aussprach, Reue empfinden, und er selbst dann als ein Lügenprophet angesehen würde, so zeigt er das selbst deutlich an. Denn nachdem er in Ninive geprediget hatte, verließ er die Stadt und wollte sehen, was nun geschehen würde. Als er nun nach Verlauf der drei Tage sah, daß Nichts von all Dem, was er gedroht hatte, geschah, erinnerte er sich seines ersten Gedankens und sprach: „Sind Dieß nicht meine Worte, die ich sagte, daß Gott barmherzig und langmüthig sei und über das Unglück der Menschen Reue empfinde?“50 Damit nun Elias nicht dasselbe erfahre, was Jonas erfuhr, so verkündet Gott die Ursache, warum er dem Achab vergab. Und was spricht Gott zu Elias? „Siehst du, wie Achab trauernd und weinend vor mir wandelt? Ich werde ihm nicht nach seiner Bosheit vergelten.“51 Erstaunlich! Der Herr des Knechtes wird sein Fürsprecher, und Gott vertheidigt einen Menschen vor einem Menschen. „Glaube nicht,“ spricht er, „daß ich ohne Grund ihm verzeihe; er hat sein Leben geändert, und ich habe meinen Zorn umgewandelt und ihn verbannt. Möge man dich nicht für einen Lügenpropheten ansehen! Denn du hast Wahrheit gesprochen: hätte Achab seinen Sinn nicht geändert, so wäre das Urtheil an ihm vollzogen worden: aber er hat sein Leben geändert, und ich habe meinen Zorn verbannt.“ Und Gott sprach zu Elias: „Siehst du, wie Achab trauernd und weinend vor mir wandelt? Ich werde nicht nach meinem Zorne handeln.“ Siehst du, wie die Thränen Sünden auslöschen?

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