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Kapitel 2: Emma

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„Emma. Komm schon. Es wird Zeit.“ Ungeduldig wartete mein Papa an der Tür, während ich meine noch fast leere Schultasche aus dem Schrank zog und dann hastig meine Schuhe anzog. „Ja, ja. Ich komm' ja schon.“

Meine Mama kam hinter mir angelaufen und legte ihre Arme um mich. „Ich wünsche dir alles Gute für deinen ersten Schultag.“

„Danke“, sagte ich und befreite mich sanft aus ihrer Umarmung. „Es wird schon alles passen.“

Mein Papa warf mir einen ungehaltenen Blick zu. Dann drückte ich meiner Mama noch schnell einen Kuss auf die Wange und folgte meinem Papa in den Wagen. Sobald ich die Tür zugeklappt hatte, warf er den Motor an und dann fuhren wir auch schon los.

„Sind wir so spät dran?“, fragte ich. „Es ist doch noch bisschen hin bis es acht ist und es anfängt.“

Er fuhr um die Biegung aus unserer Straße heraus und antwortete: „So spät sind wir nicht. Aber ich möchte, dass du noch genügend Zeit hast, um dein Klassenzimmer zu finden. Und wenn du mit dem Bus gefahren wärst, wärst du für den ersten Tag zu spät gekommen, um dich noch bisschen zu orientieren und dir Zeit zu lassen.“

Ich nickte und blickte verträumt aus dem Fenster.

Ich wollte nicht hierherziehen. Ich hatte meine alte Schule aufgeben müssen. Meine Freunde. Vor allem meine beste Freundin Vanessa. Von der Großstadt jetzt auf das Land. Aber es ging nicht anders. Mein Papa hatte eine neue Arbeit bekommen, wo er viel mehr Geld bekam. Dafür wohnten wir jetzt in einem schönen Haus mit einem Garten. Weg von einer alten, modrigen Wohnung, rein in ein großes Gebäude.

Alles hier löste in mir ein ganz neues Gefühl aus. Es gab mehr Platz. Mehr Natur. Viel mehr Freiraum. Von der Enge der Großstadt, die mir manchmal so vorkam, als würde sie mir die Luft zum Atmen rauben, war hier nichts mehr zu spüren.

Aber trotzdem hatte ich Angst. Angst vor all dem Neuen und Ungewohnten, was mir hier begegnen würde.

Mit einem mulmigen Gefühl im Magen lenkte meine Papa uns durch die verschiedenen großen und kleinen Wege aus der Stadt hinaus und dann auf eine breite Landstraße, die geradewegs zur Schule führte.

Links und rechts von der Landstraße sah ich immer wieder Abbiegungen, die zu anderen Orten führten.

Ansonsten waren da Bäume. Weite Felder. Bäume. Und noch mehr Bäume und weite Felder.

Einige von den Bäumen stellten den Beginn von dichten Wäldern dar, welche tief und groß zu sein schienen. Ich wollte nicht wissen, was dort vielleicht an Tieren lauern könnte.

Je näher wir der Schule kamen, desto flauer wurde es in meinem Magen und eine unangenehme Angst tauchte langsam in mir auf und drückte mich fester in den Autositz hinein. Als wir schließlich ankamen und mein Papa direkt gegenüber der Schule anhielt, wollte ich am liebsten wieder zurück in meine Großstadt, wo mir alles so gut bekannt war.


-


Das Schulgebäude befand sich auf einer kleinen Anhebung am Stadteingang. Es war solide gebaut, hatte feste dunkelbläuliche Außenwände und wirkte insgesamt robust und mächtig.

Man konnte von zwei verschiedenen Richtungen in die Schule kommen.

Entweder von dort aus, wo ich und mein Papa gerade geparkt hatten. An einer Nebenstraße, die an der Schule vorbeiführte. Man musste nur noch eine kurzen gepflasterten Weg zurücklegen und konnte dann die Schultüren öffnen.

Oder aus der Richtung der Parkplätze für die Buse und die Autos, die einen Spaziergang entfernt weiter unten lagen. Dabei musste man auch einiges an kleinen Treppenstufen aus Stein nach oben steigen. Einige vereinzelte Schüler und auch einige Lehrer bewegten sich auf diesem Weg gerade auf den Schuleingang zu.

„Da wären wir nun“, sagte mein Papa und stellte den Motor ab, damit uns die Geräusche des Autos nicht störten. „Du wirst das schon hinbekommen“, beruhigte er mich, als er meinen unsicheren Gesichtsausdruck bemerkte.

Ich nickte nur und schwieg. Ich machte gar keine Anstalten aus dem Auto zu steigen.

Mein Papa legte die Hand auf meine Schulter. „Ich weiß, dass es schwer für dich ist. Aber warte ein paar Wochen ab. Dann wird alles seinen Lauf nehmen und du wirst dich daran gewöhnen und vielleicht wird es dir auch gefallen.“

Ich nickte erneut.

„Und falls du deinen Klassenraum nicht finden solltest, kannst du ja einfach einen Lehrer fragen.“

Ich schwieg immer noch. Doch dann wurde mir klar, dass es sowieso kein Zurück mehr gab. „Bis dann“, sagte ich.

Daraufhin stieg ich mit wackeligen Beinen aus dem Fahrzeug und öffnete die hintere Tür, um meine Schultasche herauszuholen. Als ich sie hatte, schaute ich nach links und rechts, um mich zu versichern, dass kein Auto vorhatte vorbeizufahren und lief danach über die Straße. Ich winkte meinem Papa noch einmal zu. Dann machte er das Auto wieder an und fuhr davon.


-


Wir sind schon einmal am Anfang der Sommerferien zusammen zur Schule gefahren, um uns einen Überblick der Schule zu machen und um mich dort anzumelden.

Damals ist mir das Gymnasium gespenstisch leer vorgekommen und die monotonen, weißen Wände und der graue Boden, der überall in der Schule war, hatten in mir ein bitteres Krankenhaus-Feeling geweckt. Das Innenleben der Schule war recht schlicht und farblos gehalten. Hier und da gab es einige kleine Kunstausstellungen von Schülern. Ein paar Bilder, die an der Wand gehängt waren. Aber ansonsten war alles ziemlich kühl und sogar etwas leblos gewesen.

Als ich jetzt die Tür aufschwang und die große Aula betrat, war schon ein geschäftiges Leben im Gange.

Gruppen von Schülern machten sich an verschiedenen Stellen gemütlich. Lehrer redeten mit anderen Lehrern sowie mit Eltern von Schülern, dessen erster Schultag heute wohl war, denn die Kleinen standen unsicher neben ihren Eltern oder in der Nähe mit anderen ihres Alters und wussten nicht so recht, was sie tun sollten. Sie taten mir ein bisschen leid und erinnerten mich auch irgendwie an mich selbst.

Immer mehr weitere Personen traten durch die Schultür hinter mir und langsam füllte sich der Raum.

Als ich mit meinem Papa vor einigen Wochen hier gewesen war, sind wir im Sekretariat gewesen und ich wurde anschließend von einer freundlichen Mitarbeiterin durch die ganze Schule geführt.

Im Erdgeschoss gab es eine große Aula und eine Cafeteria. Auch kam man von da aus in einen Pausenhof, der draußen war, den man nutzen konnte. Im Erdgeschoss befand sich jeweils ein Klo für Mädchen und Jungen. Die Klassenzimmer für die Fächer Musik und Kunst waren auch alle in diesem Bereich angesiedelt. Für die restlichen Fächer befanden sich die Räume im ersten oder zweiten Stock, ebenso je Stock wieder erneut ein Klo für Mädchen und Jungen getrennt. Die Sporthalle und den Sportplatz konnte man über einen Eingang in der Aula erreichen. Genauso wie einen großen Mehrzweckraum, in dem manchmal Prüfungen stattfanden.

Die Frau aus dem Sekretariat hatte mir sogar die wichtigsten Räume aufgesperrt und mir alles erklärt. Sie hatte mich auch in die Sporthalle, auf den Sportplatz in Freiem und sogar in das nahegelegene Hallenbad auf dem Schulgelände, welches auch abends im Herbst und Winter für normale Badegäste und nicht nur für Schüler offen hatte, geführt.

Sie hatte mir gezeigt, dass in der Aula eine Pinnwand extra für die Oberstufenschüler angebracht war. Dort würden dann am ersten Schultag die Schülerlisten mit der jeweiligen Raumnummer, in welchen die Hauptkurse stattfanden, aushängen. In diesen bestimmten Raum musste man sich am ersten Schultag begeben.


-


Die Pinnwand war in einem abgelegenen Bereich der Aula, am Anfang des Ganges, welcher zu den Kunsträumen und der Mehrzweckhalle führte.

Ich ging dorthin und fand eine kleine Schülergruppe vor, die dicht an der Tafel stand und ihre Klassenzimmer suchten.

Sie redeten und tuschelten und wenn sie ihren Namen auf eine der Listen fanden, jubelten oder riefen sie wütend etwas aus. Es kam darauf an, zu welchem Lehrer sie zugewiesen wurden und wer alles mit ihnen gemeinsam in der Klasse war.

Als ich näher zur Pinnwand trat und sie mich entdeckten, wurde es merklich stiller und die anderen Schüler und Schülerinnen warfen immer wieder einen neugierigen Blick auf mich zu.

Ich stellte mich nebenan hin und wartete bis sich die Menge ein bisschen auflöste, damit ich die Listen nach mir selber ungestörter absuchen konnte.

Doch auf einmal kam ein klein gewachsenes Mädchen aus der Gruppe zu mir und sagte frech: „Hallo. Und wer bist du? Ich bin Olivia.“

Ich schreckte überrascht auf und sah dann nach unten.

Das Mädchen war ungefähr einen Kopf kleiner als ich, hatte blondes Haar, welches mit einer rosafarbenen Schleife gebunden war und trug ein orangefarbenes Sweatshirt. Sie grinste mir neugierig direkt ins Gesicht.

„Ich bin Emma“, stellte ich mich vor.

„Bist du neu hier?“, fragte sie sofort hinterher.

„Ja, heute ist mein erster Schultag an der Schule.“

Sie machte große Augen. „Wow“, sagte sie dann. „Das kommt nicht so oft vor, dass ein ganz neuer Schüler auftaucht. Du willst wohl auch schauen, in welches Zimmer du gehen sollst. Komm, ich helfe dir, sonst wartest du hier noch ewig.“

Sie griff mit ihrer kleinen Hand nach meiner und zog daran. „Na los. Worauf wartest du“, sagte sie, als ich mich sträubte.

Sie zog nochmal an und schließlich ließ ich mich von ihr führen.

Sie zwängte mich, ohne auf die empörten Ausrufe der anderen zu achten, durch die anderen Schüler, sodass wir plötzlich direkt vor der Pinnwand standen.

Olivia streckte ihren kleinen Finger aus und suchte die Listen ab. „Wie ist dein voller Name?“, fragte sie. „Du bist hier nicht die einzige Emma.“

„Emma Lutz“, antwortete ich.

Sie suchte und suchte nach meinem Namen und fand ihn dann schließlich auf einer der Listen, die ganz außen hing.

Sie schrie auf, woraufhin ich erschreckt zusammenzucken musste. „Hey, das ist super! Du bist mit bei mir. Dein Klassenleiter ist Herr Maskel. Raum 209. Der ist ganz nett. Der wird dir bestimmt gefallen.“ Sie wippte aufgeregt auf und ab und packte mich wieder an meiner Hand.

Ich war überfordert und wusste nicht, was ich sagen sollte.

Sie schob mich genau so plötzlich wieder weg von der Pinnwand, wie sie mich dort hingebracht hatte. „Ich kann dich auch gleich zum Klassenzimmer bringen. Ich muss selber auch schauen, wo es ist, aber das ist bestimmt ganz leicht zu finden. Wir können ja schon einmal die besten Plätze besetzen. Du kannst neben mir sitzen, wenn du willst. Möchtest du?“

Es dauerte eine Weile bis ich mich wieder fing. Olivia überrannte mich nahezu mit ihrer Energie und erinnerte mich an einen ständig hüpfenden Ball, der unaufhörlich auf und ab sprang. Da ich aber froh war, am allerersten Tag schon jemanden kennengelernt zu haben, nickte ich freundlich.

Ihre Augen leuchteten auf und sie führte mich die Treppen hinauf. Dabei löste ich mich vorsichtig und möglichst höflich aus ihrem Handgriff.

Es gab zwei große Treppengeländer mit denen man nach oben gehen konnte. Beide führten zu denselben Räumen, nur eben aus unterschiedlichen Richtungen. Wir hatten das genommen, welches am nächsten zu der Pinnwand war.

Olivia plapperte munter weiter, während wir im ersten Stock die Türschilder mit den einzelnen Raumnummern absuchten.


-


„Da sind wir!“, rief sie nach einiger Zeit und zeigte auf die Nummer 209, die in schwarzen Ziffern auf einem Plättchen neben der Tür prangte.

Sie öffnete die Tür und schob mich hinein. Im Zimmer war es hell. Die ganze rechte Seite bestand aus Fenstern, die den Blick auf die Stadt freigab. Das Zimmer war geräumig, ausgestattet mit stabilen Holztischen und professionell aussehenden Stühlen.

Zwei andere Schülerinnen und ein Schüler waren schon da. Olivia schien sie zu kennen, denn sie begrüßten sich und lächelten einander zu.

„Wo willst du dich hinsetzen?“, fragte sie mich und ich entschied mich für einen Platz weiter hinten.

Olivia warf sich auf den Stuhl daneben und redete und erzählte lachend alles Mögliche über die Schule. Ich hörte ruhig zu und gab manchmal einen Kommentar ab, wo es passte. Meine Nervosität schwand und ich entspannte mich langsam.


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Der Raum füllte sich. Bei jedem Schüler der reinkam, ertappte ich mich, wie ich hoffte, dass es Ben war.

Ich hielt Ausschau nach seinem dunkelblonden Haarschopf und seiner schlanken Statur, aber er war nirgends zu sehen. So wie es aussah war er nicht in meiner Klasse.

Auf den anderen Stuhl neben mich setzte sich ein gutaussehender, groß gewachsener Junge. Doch mir gefiel es nicht wie er mich ansah. Ganz und gar nicht.

Zuerst musterte er mich neugierig und zum Teil herausfordernd. Dann wandte er sich spöttisch ab und redete mit seinem Kumpanen, den er mitgebracht hatte und der es sich neben ihm gemütlich machte.

Olivia flüsterte mir aufgeregt ins Ohr: „Das ist Lukas. Alle Mädchen rennen ihm hinterher ...“

Doch weiter kam sie nicht. Ein Mann kam herein. Er trug einen Drei-Tage-Bart und schaute freundlich in die Runde.

Hinter sich schloss er die Tür und stellte dann seine Tasche auf den Tisch. „Herzlich willkommen!“, sagte er. „Herzlich willkommen in der Oberstufe. Wir müssten schon vollzählig sein. Das Klassenzimmer ist fast komplett voll. Ich denke es wird keiner mehr kommen. Oder fehlt euch noch jemand?“

Die Schüler schauten sich im Raum umher und die meisten von ihnen schüttelten den Kopf oder zuckten mit den Schultern.

„Gut“, sagte Herr Maskel zufrieden. „Für alle Fälle gehe ich noch die Klassenliste durch.“

Er holte ein Blatt Papier aus seiner Tasche, welches identisch zu dem Exemplar war, dass in der Aula aushing und ging dann die einzelnen Namen durch.

Wenn er den Namen des jeweiligen Schülers aufrief, hob dieser die Hand oder sagte Dinge wie: „Anwesend“ oder „Hier“. Einer sagte „Bin gerade am Klo“, worauf die ganze Klasse lachen musste. Selbst Herr Maskel lächelte.

Als mein Name aufgerufen wurde und ich nur kurz die Hand hob, blieb Herr Maskels Blick an mir hängen. „Eine neue Schülerin“, sagte er nach einem Moment. „Ich habe dich noch nie an der Schule gesehen.“

Ich nickte nur.

„Na dann, noch einmal extra für dich ein Herzlich Willkommen. Ich wünsche dir viel Spaß an der Schule. Wenn du Fragen hast, helfen dir die anderen Schüler sicher gerne oder du kannst auch zu mir kommen, falls du irgendetwas nicht verstehst.“ „Danke“, sagte ich kurz angebunden. - Danach machte der Lehrer weiter. Er teilte uns die Stundenpläne aus, die bei jedem unterschiedlich waren. Als ich damals beim Sekretariat war, hatte mir die Mitarbeiterin erklärt, wie ich auswählen sollte. Nur die Hauptkurse Deutsch, Mathe, Geschichte und Sozialkunde hatten wir gemeinsam in der Klasse. Der Rest hing von der Wahl des einzelnen Schülers ab. Man musste sich zum Beispiel zwischen Kunst oder Musik entscheiden. Ich nahm Musik, da mich das mehr interessierte. Zwei weitere Fächer von der Reihe Biologie, Chemie oder Physik. Ich entschied mich für Biologie und Physik. Und so weiter. Beim Sport hatte man in den vier Halbjahren, die man an der Oberstufe verbringen würde, jedes Halbjahr eine andere Sportart, worauf man eine Note bekam. Man wählte je Halbjahr eine bestimmte Sportart aus. Danach sollte ich noch die Prüfungsfächer für das Abitur auswählen, die man später sowieso noch ändern konnte. Dabei war Deutsch schriftlich und Mathe schriftlich Pflicht. Ich nahm pauschal dazu noch Englisch schriftlich. Und als die zwei mündlichen Fächer, die man nehmen sollte, wählte ich Biologie und Musik. Damit hatte man das Fünf-Fächer-Abitur. Anschließend stellte uns Herr Maskel grob den Ablauf der Oberstufe vor, den ich schon von der Sekretärin erklärt bekommen hatte. Daraufhin klingelte es auch schon zur Pause. - Natürlich zerrte Olivia mich mit ihr. In der Pause traf ich ihre Freundinnen in der Aula und wir unterhielten uns die gesamte Zeit. Zusammengezählt waren wir zu fünft. Ich hielt mich vorerst noch zurück, merkte aber, wie ich immer lockerer wurde und es mir sogar Spaß machte mit ihnen zu reden. Sie waren alle ganz nett und wir lachten viel miteinander. Meine Augen wanderten immer wieder umher. Ich suchte Ben. Ich konnte diesen Jungen nicht aus meinem Kopf schlagen. Aber ich entdeckte ihn nicht, wie lange ich auch hin- und herschaute. Er war nirgends zu sehen. Doch dann als es zum Ende der Pause klingelte und die Schülergruppen die Treppen zu den Klassenzimmern hinaufstiegen, sah ich ihn in der Nähe der Toiletten in der Aula. Er stand an der Wand gelehnt und sah auf sein Handy. Er schien meinen Blick zu spüren, denn auf einmal sah er von seinem Mobilgerät auf und wenige Augenblicke später entdeckte er mich, wie ich gerade das Treppengeländer empor schritt. Wir sahen uns gegenseitig in die Augen. Er winkte mir zu und ich lächelte ihn an. - Wieder zurück im Klassenzimmer verlief der restliche Schultag sehr unspektakulär. Herr Maskel plauderte noch ein wenig über einige Organisatorische Dinge. Wie man sich krank meldet und welche Formulare es wozu gibt und wen man fragen konnte, wenn man irgendetwas nicht wusste. Ebenso wie die Oberstufe im Groben und Feinen ablief und wie die einzelnen Noten gewichtet waren und man sie zusammenlegte und worauf man achten sollte. Er gab uns eine Broschüre, wo noch einmal alles zum Ablauf der Oberstufe erklärt wurde. Vielen wurden noch Fahrkarten ausgeteilt, die bescheinigten dass wir uns schülergünstige Fahrkarten für den Bus kaufen konnten. Und das war's dann auch schon. Um dreizehn Uhr klingelte es und mein erster Tag an der neuen Schule war vorbei. - Ich setzte mich zusammen mit Olivia Richtung der Buse in Bewegung. Wir gingen die Treppen von der Schule wegführend hinab und dann den kleinen Berg hinunter zu den Parkplätzen. Massen an Schülern begleiteten uns auf unserem Weg. Als wir unten ankamen, verabschiedete ich mich schnell von Olivia, da sie eine andere Busverbindung hatte als ich. Ich ging dann zu meiner Haltestelle. Mit meinem Papa hatte ich damals schon geschaut, wo sie war. Es war die Haltestelle, welche die Erste am Parkplatz war und der Bus stand schon dort mit geöffneten Türen. Die Schüler stiegen bereits ein und ich folgte ihnen und kaufte mir das passende Ticket beim Busfahrer. Ich setzte mich auf einen der noch mehreren freien Plätze mittig im Bus ans Fenster. Meine Schultasche stellte ich dabei zwischen die Beine. Neben mir blieb noch ein Sitzplatz frei. Ich sah hinaus und beobachtete wie weitere Schüler zum Parkplatz kamen und entweder von den Eltern abgeholt wurden, in den Bus wie ich stiegen oder es gab auch einige Ältere, die sich selber in ein Auto setzten und losfuhren. Vermutlich waren das Leute aus der zwölften Klasse. Die Sonne war durch dichte Wolken verdeckt und mir kam die Welt ein bisschen trostlos vor. Das hier war jetzt mein Alltag. Jeden Tag in die Schule. Dann nach Hause. Hausaufgaben machen. Und dann am nächsten Tag wieder in die Schule. Links von mir spürte ich auf einmal eine Regung. Ich sah auf und erblickte Ben, der seine Schultasche in der Hand haltend, freundlich zu mir schaute. „Hallo“, sagte er. „Ist hier noch frei?“ Ich machte eine schwungvolle Handbewegung. „Na klar. Mach es dir gemütlich.“ Er ließ sich neben mir nieder und grinste über beide Ohren: „Hab' ich doch gesagt, dass wir uns wieder sehen werden.“

Nicht ohne Dich

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