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Als der trojanische Krieg mit der Einnahme der Stadt endete, ging Menelaos mit dem Schwert in der Hand auf die Suche nach Helena. Er schwankte, ob er ihr das Schwert in den verführerischen Busen stoßen oder ihr damit den schneeweißen Hals durchhauen sollte. Er hatte sie lange nicht gesehen. Sie erwartete ihn, wie auf Verabredung. Mit einer schlichten Gebärde entblößte sie ihr Herz für seine Rache und sah ihn an. Er sah sie an. Das Schwert machte ihn verlegen.

»Helena,« sagte er, »es ist Zeit, daß wir nach Hause reisen.«

Die Geschichte wird auch anders erzählt. Menelaos, sagt man, war nicht allein, als er Helena in ihrem Gemach fand, Agamemnon war da und noch andere, um dem Akt der Gerechtigkeit, der unter den langen Krieg den Schlußpunkt setzen sollte, beizuwohnen. Einige, die Helena nie vorher gesehen, drängten sich hinein, um einen ersten und letzten Blick auf die Schönheit zu werfen, um die sie gekämpft hatten. Als Menelaos Helena vor sich sah, dachte er an sein Gefolge. Zorn und Kraft schwanden ihm dahin, aber die teilnehmenden Freunde warteten, daß er als Ehemann seine Pflicht tue. Er erhob das Schwert – langsam – es ging immer noch zu schnell. Da hörte er Agamemnons Stimme.

»Du tätest besser, mit deinem Zorn hier halt zu machen, Menelaos. Du hast deine Frau wieder – wozu willst du sie töten? Priams Stadt ist gefallen, Paris ist tot, du bist gerächt. Wenn du Helena tötest, so würdest du die Frage nach dem Anlaß des Krieges total verwirren. Sparta hatte keinen Teil an der Schuld; Paris, der das Gastrecht verletzte, war der einzig Schuldige.«

Menelaos fühlte in diesem Augenblick, daß man seinen Bruder mit Recht den Fürsten der Männer nannte. Später am Abend hörte man ihn jedoch sagen, wenn Agamemnon nicht dazwischengetreten wäre, hätte er Helena getötet.

Er mußte sie für die Nacht mit den andern Gefangenen aufs Schiff bringen, aber er konnte sich nicht entschließen, in welcher Reihenfolge er mit ihr gehen wollte. Natürlich nicht nebeneinander. Vielleicht er voran. Diesen Gedanken gab er auf, bevor sie noch die Straße erreichten. Es schien nicht angebracht, die Feierlichkeit der Prozession besonders zu betonen. Er ließ sie vorangehen, mochte sie seinetwegen schutzlos den etwaigen Beleidigungen des neugierigen Heeres ausgesetzt sein. Allein die Männer starrten sie stumm an, oder fast stumm. Ihn beachteten sie nicht. Er hörte einen sagen, sie sähe aus wie Aphrodite, als Hephaistos, ihr lächerlicher Gatte, sie nackt in Ares Armen überrascht und ein Netz über das Liebespaar geworfen hatte, um den andern Göttern ihre Schmach zu zeigen. Ein anderer meinte dazu, er empfände wie die andern Götter bei jener Gelegenheit, die sich bereit erklärten, jeden Augenblick mit Ares zu tauschen, und das Netz und alles in den Kauf zu nehmen.

Das Privatleben der schönen Helena

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