Читать книгу Ein Bild vom Wesen der Natur - John Collins - Страница 7
III. Ein Fehltritt kann zum Zorn der Gemeinschaft führen
ОглавлениеJedes Lebewesen hat seinen spezifischen Freiraum in der Natur. Es ist ein enger Freiraum und dennoch, ermöglicht dieser Raum die Bewegungen zur Lebensgestaltung. Eine exakte Anpassung, absolute Disziplin und Kooperation sind die Voraussetzungen für eine stabile Lebensgemeinschaft. Diese Regeln gewährleisten die Einhaltung der von der Natur gesetzten Grenzen. Innerhalb dieser Grenzen, entwickeln sich die Lebewesen in Gestalt der Natur. Lebens- und Verhaltensformen die die Grenzbereiche missachten werden unbarmherzig bestraft. Die Gemeinschaft der Lebewesen ist ein Kreis von Abhängigen in der das eine vom anderen profitiert. Zu Unregelmäßigkeiten kommt es, wenn eines der Mitglieder die Übermacht ergreift und von den gemeinsamen Lebensgrundlagen ein Übermaß für sich beansprucht. Der Lebenskreislauf gerät dann ins Wanken und stößt an die gefährlichen Grenzen der Natur. Das lebensgemeinschaftliche System gerät dann solange ins Stocken, bis der übermäßig Profitierende selbst entweder geschwächt oder eliminiert ist. Erst dann kann sich das System, sofern es nicht völlig zerstört wurde, wieder erholen. Pflanzen und Tiere halten sich genau an ihr Natur- und Lebensprogramm. Mit diesen Informationen sind die Pflanzen sozusagen „fest verwurzelt“. Die Tiere haben mit ihren Instinkten eine direkte Verbindung zu den Natur- und Lebensinformationen. Die Instinkte lassen kaum Spielraum für Abweichungen. Lediglich der Mensch hat sich vernunftorientiert auf einen Sonderweg begeben. Er hat sich aus dem lebensgemeinschaftlichen System des gerechten Gebens und Nehmens gelöst und nimmt die Gestaltung seines Lebens weitgehend selbst in die Hand. Indem er die übrigen Gemeinschaftsmitglieder verdrängt verschafft er sich einen größeren Freiraum. Gefährlich wird es für den Menschen, wenn er die Grenzbereiche der Natur zu sehr annähert oder gar überschreitet und die Kompatibilität mit der Natur dadurch verloren geht.
Wie lebendige Puzzelteile passen die Pflanzen und Tiere perfekt in das Bild der Natur. Selbst die Behausungen der Tiere sind unauffällig gestaltet. Die Zusammensetzung sowie Formgebung sind allesamt natürlich. Die von Menschenhand fabrizierten und achtlos weggeworfenen Plastiktüten, Flaschen und Dosen, sowie alle anderen Dinge die der Mensch mit Hilfe moderner Technik produziert, passen hingegen nicht in dieses Bild hinein. Mögen manche seiner Werke ästhetisch noch so schön sein, im Bild der Natur sind sie unpassend und deutlich als menschliche Produkte erkennbar. Woran liegt es, dass sie stören? Immerhin wurden die menschlichen Produkte - wie alles Materielle - aus ursprünglich natürlichen Rohstoffen hergestellt. Die verstandesmäßige Isolierung, Anhäufung und Bearbeitung von Rohstoffen, bilden einen unverkennbaren Kontrast zum Natürlichen. Die übermäßige Veränderung des Ursprünglichen im größeren Stil ist das Dilemma. Zum Beispiel sind die Rohstoffe Kalk, Sand, Kies und Wasser reichlich in der Natur vorhanden. Sie formen unsere Landschaften und bilden die Grundlagen für die Entwicklung der Lebewesen. Der Mensch versteht es als einziges Lebewesen, diese Grundlagen in großem Maße für seine Bedürfnisse umzugestalten. So werden diese soeben genannten Landschaftsformenden Rohstoffen massenhaft zu Beton verarbeitet. Die daraus produzierten Betonblöcke bilden die Behausungen in denen wir Menschen es uns gemütlich eingerichtet haben. Auch wenn das Baumaterial dieser Betonblöcke ursprünglich aus rein natürlichen Stoffen besteht und deren Bau nach naturgesetzlichen Maßgaben vorgenommen wurde, so passen sie dennoch nicht in das Bild der Natur. Von der Natur heben sie sich geradezu ab. Als Mensch gemachte Formen sind sie auffällig und ecken an. Für die hohe Bevölkerungsdichte der modernen Zivilisation sind sie wiederum ein notwendiger Kompromiss. Aus dieser Sichtweise, müssen unsere Betonbehausungen als naturverträgliche Lösung akzeptiert werden. Die menschlichen Werke gehen aus einem langen und teilweise zwangsläufigen geschichtlichen Prozess hervor. Ähnlich wie die Evolution ist auch die menschliche Geschichte unumkehrbar. Wer möchte auf den erreichten und sich stetig weiterentwickelnden Wohlstand schon verzichten? Wie seine Werke hat sich allmählich auch das menschliche Wesen verändert. Vom Naturmensch ist er zum neuzeitlichen Kultur- und Wohlstandsmensch geworden.
Als Jäger und Sammler waren unsere Vorfahren vor mehr als zehntausend Jahren, auf die direkten Informationen der Natur angewiesen. Um ihre Familiensippen mit Fleisch zu versorgen, mussten sie die mit den Rhythmen der Natur angepassten Lebensgewohnheiten der Tiere exakt kennen. Der Erfolg des Beute Machens hing nicht alleine davon ab, die Jagdkunst zu beherrschen. Ein enges Verbundensein mit der natürlichen Lebenswelt der Tiere war mindestens genauso wichtig. Unsere Vorfahren hatten eine ausgeprägte Intuition für die Rhythmen der Natur, denn auch ihre Lebenswelt war die Natur. Für diese Lebenswelt, insbesondere wenn es darum geht, die Zusammenhänge der Natur - wie unsere Vorfahren - intuitiv zu verstehen, haben wir moderne zivilisationsgewohnten Menschen von heute, die Sensibilität weitgehend verloren. Das Wesen der heutigen Menschheit ist überwiegend wissenschaftlich geprägt. Wissenschaftliche Erkenntnisse sind an solide bzw. objektive Fakten gebunden und bilden den Grundstein für gesellschaftliche Veränderungen die im Laufe der Generationen das menschliche Wesen mit verändern. Aufgrund seiner Veränderungen hat der Mensch seinen ursprünglich natürlichen und festen Platz in der Natur mittlerweile verloren. Obwohl er nach wie vor aus der Natur hervorgeht und ausschließlich aus natürlicher Materie (bzw. Gewebe) besteht, passt der Zivilisationsmensch so wenig wie seine Betonblöcke in das Bild der Natur. In der neuzeitlichen Gesellschaft bewegen wir uns nur scheinbar in einer sicheren Geschmeidigkeit. Da wo wir - oft unbewusst - anecken, macht sich der Zorn der Natur bemerkbar. Wir werden auf unsere Fehltritte zwar hingewiesen, beachten diese aber nicht. Mensch sein ist ein Anders sein als die Natur. Gerade dies erfordert eine gute Verträglichkeit mit der Natur. Es geht darum, Konflikte mit der Natur zu vermeiden. Es macht Sinn über das Wesen der Natur einige Gedanken zu machen. Die Verbindung zum Wesen der Natur, ist zugleich die Verbindung zu ihrer Informationen. Diese Informationen – sofern wir es gelernt haben sie zu verstehen – können uns vor manch gefährlichen Fehltritten bewahren.