Читать книгу James Bond 18: Eisbrecher - John Gardner - Страница 10

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»Es handelte sich eindeutig um Profis?« M hatte die Frage bereits drei Mal gestellt.

»Daran besteht kein Zweifel«, antwortete Bond, genau wie er es zuvor getan hatte. »Und ich betone noch einmal, Sir, dass ich das Ziel war.«

M schnaubte.

Sie saßen in Ms Büro im neunten Stock des Gebäudes: M, Bond und Ms Stabschef, Bill Tanner.

Sofort nach Betreten des Gebäudes hatte Bond ohne Umwege den Fahrstuhl in den neunten Stock genommen, wo er sich ins Vorzimmer geschleppt hatte. Es war das Reich von Ms ordentlicher und effizienter persönlicher Assistentin, Miss Moneypenny.

Sie schaute auf und lächelte zuerst erfreut. »James …«, begann sie. Dann sah sie, wie Bond taumelte, und sprang von ihrem Schreibtisch auf, um ihm auf einen Stuhl zu helfen.

»Das ist wundervoll, Penny«, murmelte Bond, der vor Schmerz und Erschöpfung ganz benommen war. »Sie riechen toll. Ganz nach Frau.«

»Nein, James, ganz nach Chanel. Während Sie nach einer Mischung aus Schweiß, Antiseptikum und einem Hauch von etwas von Patou riechen, denke ich.«

M war außer Haus bei einer Besprechung der Vereinten Geheimdienstkomitees, daher befand sich Bond innerhalb von zehn Minuten und mit Miss Moneypennys Hilfe unten in der Krankenstation und wurde von den zwei fest angestellten Krankenschwestern umsorgt. Der diensthabende Arzt war bereits auf dem Weg.

Paula hatte recht gehabt: Die Wunde musste behandelt werden, mit Antibiotika und Stichen. Gegen fünfzehn Uhr fühlte sich Bond schon sehr viel besser, gut genug, um sich zurückbringen zu lassen und sich einer Befragung durch M und den Stabschef zu stellen.

M fluchte nur selten, doch sein aktueller Gesichtsausdruck war der eines Mannes, der bereit war, der Versuchung nachzugeben. »Erzählen Sie mir noch mal von der Frau. Diese Vacker.« Er lehnte sich über den Schreibtisch, stopfte seine Pfeife, ohne hinzusehen, und starrte den jüngeren Mann mit seinen harten grauen Augen an, als wäre Bond nicht vertrauenswürdig.

Bond erzählte detailgenau noch einmal alles, was er über Paula wusste.

»Und die Freundin? Die, die sie erwähnte?«

»Anni Tudeer. Sie arbeitet für dieselbe Agentur und hat einen ähnlichen Posten wie Paula inne. Offenbar arbeiten sie momentan im Rahmen eines besonderen Auftrags zusammen. Sie unterstützen eine Organisation für chemische Forschung oben in Kemi. Das ist im Norden, aber auf dieser Seite des Polarkreises.«

»Ich weiß, wo Kemi liegt«, knurrte M fast. »Dort muss man auf dem Weg nach Rovaniemi und allen anderen Orten im Norden Zwischenstation machen.« Er neigte den Kopf in Tanners Richtung. »Stabschef, würden Sie die Namen für mich durch den Computer jagen? Finden Sie heraus, ob wir irgendetwas über sie haben. Sie können sogar mit dem MI5 zusammenarbeiten. Fragen Sie sie, ob sie irgendetwas wissen.«

Bill Tanner nickte bestätigend und verließ das Büro.

Sobald sich die Tür geschlossen hatte, lehnte sich M auf seinem Stuhl zurück. »Also, wie lautet Ihre persönliche Einschätzung, 007?« Die grauen Augen funkelten, und Bond dachte bei sich, dass M die Wahrheit vermutlich bereits irgendwo in seinem Kopf versteckt hatte – zusammen mit vielen Tausend anderen Geheimnissen.

Bond wählte seine Worte mit Bedacht: »Ich glaube, ich wurde markiert – ausgesucht –, entweder während der Übung in der Arktis oder bei meiner Rückkehr nach Helsinki. Irgendwie haben sie mein Hoteltelefon verdrahtet. Entweder das oder es war Paula – was ich nur schwer glauben könnte – oder jemand, mit dem sie gesprochen hat. Es war zweifellos eine zufällige Operation, denn selbst ich wusste nicht, dass ich noch bleiben würde, bis wir in Helsinki landeten. Aber sie handelten schnell und hatten definitiv vor, mich auszuschalten.«

M nahm die Pfeife aus dem Mund und stocherte damit in Bonds Richtung wie mit einem Schlagstock. »Wer sind sie

»Leute, die in der Lage sind, ortsansässige Experten anzuheuern, die nicht aus Finnland stammen – professionelle Beseitiger.«

»Aber warum sollten sie sie anheuern?« M saß ganz still da, seine Stimme war ruhig.

»Ich freunde mich nicht leicht mit Leuten an.«

»Sparen Sie sich die Frivolität, 007.«

»Tja.« Bond seufzte. »Ich vermute, es könnte ein Auftragsmord gewesen sein. Überreste von SPECTRE. Sicherlich nicht der KGB – das wäre sehr unwahrscheinlich. Es gibt ein halbes Dutzend unausgegorener Gruppen, die dahinterstecken könnten.«

»Würden Sie die Nationalsozialistische Aktionsarmee als unausgegorene Gruppe bezeichnen?«

»Das ist nicht ihr Stil, Sir. Die konzentrieren sich auf kommunistische Ziele – auf den großen Knall, einschließlich Informationsmaterial für die Öffentlichkeit.«

M gestattete sich ein schmales Lächeln. »Sie könnten eine Agentur benutzen, nicht wahr, 007? Eine Werbeagentur, wie die, für die Ihre Ms Vacker arbeitet.«

»Sir.« Bonds Stimme war tonlos, als wäre M verrückt geworden.

»Nein, Bond. Das ist nicht ihr Stil, es sei denn, sie wollten die schnelle Beseitigung einer Person, die sie als Bedrohung ansehen.«

»Aber ich bin nicht …«

»Das hätten sie nicht wissen dürfen. Sie hätten nicht wissen dürfen, dass Sie wegen irgendeines Playboy-Unsinns Zwischenstation in Helsinki gemacht haben – eine Rolle, die zunehmend ermüdend wird, 007. Sie hatten Anweisung, direkt nach London zurückzukehren, sobald Ihre Übung in der Arktis beendet war, oder etwa nicht?«

»Niemand bestand darauf. Ich dachte …«

»Mir ist völlig egal, was Sie dachten, 007. Wir wollten Sie hier haben. Stattdessen stromern Sie durch Helsinki. Sie hätten den Service und sich selbst in Schwierigkeiten bringen können.«

»Ich …«

»Sie konnten es nicht wissen.« M schien ein wenig milder zu werden. »Immerhin habe ich Sie einfach zu einer Übung in kalten Wetterbedingungen geschickt, eine Akklimatisierung. Ich übernehme die Verantwortung. Ich hätte deutlicher sein sollen.«

»Deutlicher?«

M schwieg eine ganze Minute lang. Über ihm verbildlichte die Originalversion von Robert Taylors Gemälde Trafalgar die Grundlagen von Ms Entschlossenheit und Persönlichkeit. Dieses Gemälde hing nun schon seit zwei Jahren dort. Davor war es Coopers Seeschlacht bei Kap St. Vincent gewesen, eine Leihgabe des National Maritime Museums, und davor … Bond konnte sich nicht erinnern, aber es waren immer Gemälde von britischen Marinesiegen. M besaß jene grundlegende Arroganz, die die Loyalität zum eigenen Land über alles andere stellte, sowie einen festen Glauben an die Unbesiegbarkeit der britischen Streitkräfte, egal wie die Chancen standen oder wie lange es dauerte.

Schließlich sprach M: »Momentan findet am Polarkreis eine sehr wichtige Operation statt, 007. Die Übung war ein Aufwärmtraining – wenn ich mich erdreisten darf, diesen Ausdruck zu benutzen. Ein Aufwärmtraining für Sie. Um es auf den Punkt zu bringen: Sie werden sich dieser Operation anschließen.«

»Gegen wen?« Bond ahnte die Antwort.

»Die Nationalsozialistische Aktionsarmee.«

»In Finnland?«

»Nahe der russischen Grenze.« M beugte sich noch weiter über den Tisch vor, als wollte er verhindern, dass man sie belauschte. »Wir haben bereits einen Mann vor Ort – oder ich sollte wohl besser sagen: Wir hatten einen Mann vor Ort. Er befindet sich auf dem Rückweg. Momentan besteht keine Notwendigkeit, ins Detail zu gehen. Seine Persönlichkeit kollidierte mit unseren Verbündeten. Das gesamte Team kommt her, um sich neu zu gruppieren und Sie kennenzulernen, Sie ins Bild zu setzen. Natürlich erhalten Sie als Erstes eine Unterweisung von mir.«

»Und wer ist das gesamte Team?«

»Seltsame Bettgenossen, 007. Sehr seltsame Bettgenossen. Und ich fürchte, dass wir durch Ihre Tändelei in Helsinki nun einen Teil des taktischen Überraschungsmoments verloren haben könnten. Wir hatten gehofft, dass Sie unbemerkt reingehen würden. Sich dem Team anschließen, ohne diese Neofaschisten vorzuwarnen.«

»Dem Team?«

M hustete und spielte auf Zeit. »Eine Operation mit diversen Verbündeten, 007, eine ungewöhnliche Operation, die auf Anfrage der Sowjetunion ins Leben gerufen wurde.«

Bond runzelte die Stirn. »Wir machen gemeinsame Sache mit Moskau?«

M nickte knapp. »Ja« – es schien, als würde er das ebenfalls nicht gutheißen. »Und nicht nur mit Moskau. Wir haben auch mit Langley und Tel Aviv zu tun.«

Bond stieß einen leisen Pfiff aus, woraufhin M die Augenbrauen hochzog und die Lippen zusammenpresste. »Ich sagte doch seltsame Bettgenossen, 007.«

»Wir, der KGB, die CIA und der Mossad – die Israelis«, murmelte er, als könnte er es kaum glauben.

»Ganz genau.« Nun, da die Katze aus dem Sack war, wurde M mitteilsamer. »Operation Eisbrecher. Natürlich haben die Amerikaner sie benannt. Die Sowjets stimmten dem zu, weil sie die Bittsteller waren …«

»Der KGB hat um eine gemeinsame Operation gebeten?« Bond klang nach wie vor ungläubig.

»Durch geheime Kanäle, ja. Als wir die Neuigkeit hörten, waren einige von uns skeptisch. Dann erhielt ich eine Einladung für einen Besuch am Grosvenor Square. Und da sie die CIA sind, wussten sie natürlich, dass auch der Mossad kontaktiert worden war. Innerhalb eines Tages hatten wir eine Konferenz mit allen drei Parteien arrangiert.«

Bond gestikulierte, um wortlos zu fragen, ob er rauchen dürfe. M fuhr mit seinen Ausführungen fort und erteilte ihm mit einer winzigen Handbewegung die Erlaubnis. Er hielt nur hin und wieder inne, um seine Pfeife wieder anzuzünden. »Wir haben uns das Problem von allen Seiten angesehen. Wir haben nach den Fallen gesucht – und natürlich gibt es ein paar –, die Optionen erwogen, falls die Sache schiefgeht, und dann beschlossen, Mitarbeiter für den aktiven Einsatz zu nominieren. Jeder von uns wollte mindestens drei haben. Den Sowjets passte das nicht: zu viele Personen, man müsse die Sache geheim halten und all das. Schließlich trafen wir uns mit dem Verhandlungsführer des KGB: Anatoli Pawlowich Grinew …«

Bond nickte wissend. »Oberst des Ersten Aufsichtsrats, Dritte Abteilung. Fungiert unter der Tarnung des Ersten Handelsministers in der KPG.«

»Genau der«, sagte M. KPG stand für Kensington Palace Gardens, genauer gesagt für das Haus mit der Nummer 13 – die russische Botschaft. Die Dritte Abteilung des Ersten Aufsichtsrats des KGB kümmerte sich ausschließlich um Geheimdienstoperationen mit Bezug auf das Vereinigte Königreich, Australien, Neuseeland und Skandinavien. »Genau der. Kleiner Bursche, Segelohren.« Das war eine zutreffende Beschreibung des gerissenen Oberst Grinew. Bond hatte schon zuvor mit dem Herrn zu tun gehabt und vertraute ihm in etwa so sehr, wie er einer fehlerhaften Landmine trauen würde.

»Und er erklärte alles?« Bond ließ es nicht wie eine Frage klingen. »Er erklärte, warum der KGB wollen würde, dass wir, die CIA, und der Mossad uns für eine geheime Operation auf finnischem Boden zusammentun? Sie haben doch sicher entsprechende Beziehungen zur SUPO, um sich direkt darum zu kümmern.« Die SUPO war der finnische Geheimdienst.

»Nicht ganz«, erwiderte M. »Haben Sie alles gelesen, was wir über die NSAA haben, 007?«

Bond nickte und fügte hinzu: »Das Wenige, das wir haben – die detaillierten Berichte über ihre etwa dreißig erfolgreichen Mordanschläge. Viel mehr gibt es nicht …«

»Da wäre noch die Analyse der Vereinten Geheimdienste. Ich vertraue darauf, dass Sie diese fünfzig Seiten gelesen haben?«

Bond bestätigte das. »Sie behaupten, dass die Nationalsozialistische Aktionsarmee nicht nur eine kleine fanatische Terrororganisation ist, sondern etwas sehr viel Gefährlicheres. Ich bin nicht sicher, ob diese Schlussfolgerung korrekt ist.«

»Tatsächlich?« M schnaubte. »Nun, ich bin sicher, 007. Die Mitglieder der NSAA sind Fanatiker, aber die leitenden Geheimdienstgesellschaften und Sicherheitsdienste sind sich einig: Die NSAA steht unter der Führung und Förderung alter Naziprinzipien. Sie meinen, was sie sagen, und es scheint so, als würden sie mit jedem Tag mehr Menschen in ihrem Netz fangen. Die Anzeichen deuten darauf hin, dass ihre Anführer sich als die Architekten des Vierten Reichs sehen. Das Ziel ist derzeit der organisierte Kommunismus. Aber kürzlich sind noch zwei weitere Elemente aufgetaucht.«

»Die da wären?«

»Ausbrüche von Antisemitismus in ganz Europa und in den Vereinigten Staaten …«

»Es gibt keine bewiesene Verbindung …«

M brachte ihn mit einer erhobenen Hand zum Schweigen. »Und zweitens haben wir einen von ihnen erwischt.«

»Ein Mitglied der NSAA? Niemand hat …«

»Es verkündet oder darüber gesprochen, nein. Das ist ein extrem gut gehütetes Geheimnis.«

Bond wollte wissen, ob M mit dem »wir« buchstäblich das Vereinigte Königreich meine.

»Oh ja. Er ist hier, in diesem Gebäude. Im Gästeflügel.« M vollführte eine ruckartige Bewegung, mit der er nach unten deutete, um anzuzeigen, dass sich der Gefangene in dem großen Verhörzentrum im Keller befand. Das Hauptquartier war umgebaut worden, als die Kosteneinsparungen der Regierung im Verteidigungssektor dem Service sein »Haus auf dem Land« verwehrt hatten, wo die Verhöre früher durchgeführt worden waren.

M fuhr fort und erklärte, sie hätten den Mann, um den es gehe, »nach dem letzten Zwischenfall in London« gefangen genommen. Damit bezog er sich auf das Gemetzel vor sechs Monaten, das sich am helllichten Tag ereignet und drei britische Staatsbeamte das Leben gekostet hatte. Sie hatten nach einigen Handelsbesprechungen gerade die Sowjetische Botschaft verlassen. Einer der Attentäter hatte versucht, sich selbst zu erschießen, als Mitglieder der Special Patrol Group eintrafen.

»Er hat schlecht gezielt.« M lächelte humorlos. »Wir sorgten dafür, dass er überlebte. Ein Großteil dessen, was wir wissen, basiert auf dem, was er uns erzählt hat.«

»Er hat geredet?«

»Herzlich wenig.« M zuckte mit den Schultern. »Aber das, was er gesagt hat, ermöglicht es uns, zwischen den Zeilen zu lesen. Nur wenige Menschen wissen überhaupt etwas darüber, 007. Ich erzähle Ihnen das nur, damit Sie nicht mehr daran zweifeln, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Wir sind uns zu achtzig Prozent sicher, dass die NSAA eine globale und wachsende Bedrohung ist, und wenn wir sie jetzt nicht aufhalten, wird daraus irgendwann eine öffentlich agierende Bewegung werden, die für die Wähler vieler Demokratien eine Verlockung darstellen könnte. Die Sowjets hegen natürlich ein berechtigtes Interesse.«

»Warum sollten wir dann dabei mitspielen?«

»Weil kein einziger Geheimdienst vom Bundesnachrichtendienst bis zum SDECE irgendwelche anderen Hinweise in Erfahrung bringen konnte …«

»Und …?«

»Kein einziger, bis auf den KGB.«

Bond zeigte keinerlei Regung.

»Sie wissen natürlich nicht, was wir haben«, fuhr M fort. »Aber sie haben uns einen recht bedeutenden Hinweis geliefert. Über die Waffen der NSAA.«

Bond legte den Kopf schief. »Sie haben immer russische Fabrikate benutzt, daher nehme ich an …«

»Nehmen Sie gar nichts an, 007, das ist eine der obersten Strategieregeln. Der KGB hat überzeugende Beweise dafür, dass die Ausrüstung der NSAA innerhalb der Sowjetunion auf raffinierte Weise gestohlen und von dort an diverse Abholorte verschifft wird, vermutlich von einem finnischen Staatsbürger. Aus diesem Grund wollten sie heimlich und ohne das Wissen der finnischen Regierung vorgehen.«

»Und warum wir?« Bond blickte langsam durch.

»Sie sagen«, begann M, »dass es Unterstützung von einem Land geben muss, das nicht zum Ostblock gehört. Die Israelis sind eine recht offensichtliche Wahl, denn Israel könnte das nächste Ziel sein. Großbritannien und Amerika würden für die Welt eine beachtliche Front darstellen, falls sie sich in die Sache einmischen. Außerdem sagen sie, dass es in unserem gemeinsamen Interesse liegt, uns zu beteiligen.«

»Und Sie glauben denen, Sir?«

M warf ihm einen nüchternen Blick zu und lächelte nicht. »Nein. Nicht vollkommen, aber ich glaube nicht, dass dahinter etwas Bösartiges steckt wie eine komplizierte Falle für drei Geheimdienste.«

»Und wie lange läuft Operation Eisbrecher schon?«

»Sechs Wochen. Sie haben von Anfang an speziell nach Ihnen verlangt, aber ich wollte das Eis erst testen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«

»Und es ist fest?«

»Es wird Ihr Gewicht tragen, 007. Zumindest denke ich das. Nach dem, was in Helsinki vorgefallen ist, gibt es nun natürlich eine neue Gefahr.«

Für eine ganze Minute herrschte Schweigen. Weit entfernt hinter der schweren Tür klingelte ein Telefon.

»Der Mann, den Sie eingeschleust haben …?«, brach Bond die Stille.

»Eigentlich sind es zwei Männer. Jede Organisation hat einen ortsansässigen Leiter, der in Helsinki untergebracht ist. Das ist der Mann, den wir abziehen. Dudley. Clifford Arthur Dudley. Er hat für eine ganze Weile in Stockholm gelebt.«

»Guter Mann.« Bond zündete sich eine weitere Zigarette an. »Ich habe mal mit ihm gearbeitet.« Tatsächlich hatten sie vor ein paar Jahren in Paris eine komplizierte Personenüberwachung mit anschließender Ermordung bei einem rumänischen Diplomaten durchgeführt. »Sehr geschickt«, fügte Bond hinzu. »Ein Alleskönner. Sie sagten, seine Persönlichkeit sei mit den anderen kollidiert …?«

M schaute Bond nicht direkt an. Er stand auf, ging zum Fenster hinüber, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und starrte auf den Regent’s Park hinaus. »Ja«, sagte er langsam. »Ja, er hat unserem amerikanischen Verbündeten ins Gesicht geschlagen.«

»Cliff Dudley?«

M drehte sich herum. Er hatte seinen verschlagenen Gesichtsausdruck aufgesetzt. »Oh, er tat es auf meine Anweisungen hin. Wir haben auf Zeit gespielt, wie ich sagte, das Eis getestet – und darauf gewartet, dass Sie sich akklimatisieren, wenn Sie mir folgen können.«

Wieder folgte Schweigen, das Bond erneut brach. »Und ich soll mich dem Team anschließen?«

»Ja.« M wirkte plötzlich ein wenig geistesabwesend. »Ja, ja. Sie haben sich alle zurückgezogen. Sie sollen Sie so bald wie möglich treffen. Ich habe zufälligerweise den Treffpunkt ausgewählt. Was halten Sie vom Reid’s Hotel in Funchal, Madeira?«

»Besser als eine lappische kote am Polarkreis, Sir.«

»Gut. Dann werde ich Ihnen hier eine vollständige Unterweisung geben, und wenn Sie sich dazu in der Lage fühlen, werden wir Sie schon morgen Abend losschicken. Ich fürchte allerdings, dass die Arktis nach Madeira Ihr nächster Halt sein wird. Aber nun steht erst einmal eine Menge Arbeit an. Ihnen muss klar sein, dass diese Angelegenheit kein Zuckerschlecken wird, wie man damals im Zweiten Weltkrieg sagte.«

»Nicht einmal der Teil auf Madeira?«, hakte Bond nach.

M ließ tatsächlich ein kurzes Lachen vernehmen.

James Bond 18: Eisbrecher

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