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RENDEZVOUS IM REID’S

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Letztendlich verließ Bond London doch nicht so schnell wie erwartet. Es gab eine Menge vorzubereiten, und die Ärzte bestanden außerdem auf einer gründlichen Untersuchung. Dann tauchte auch noch Bill Tanner mit den Überprüfungsergebnissen für Paula Vacker und ihre Freundin Anni Tudeer auf.

Es gab einige interessante und beunruhigende Informationen. Wie sich herausstellte, war Paula gebürtige Schwedin, hatte aber die finnische Staatsbürgerschaft angenommen. Ihr Vater hatte offenbar einst für das schwedische Diplomatenkorps gearbeitet, auch wenn ein Hinweis besagte, er habe »militante rechtsradikale Tendenzen«.

»Das bedeutet vermutlich, dass der Mann ein Nazi ist«, brummte M.

Der Gedanke beunruhigte Bond, doch Bill Tanners nächste Worte verstörten ihn noch mehr.

»Vielleicht«, sagte der Stabschef, »aber der Vater ihrer Freundin ist oder war definitiv ein Nazi.«

Was Tanner zu sagen hatte, weckte in Bond den dringenden Wunsch nach einer Gelegenheit, Paula bald wiederzusehen und vor allem Anni Tudeer kennenzulernen.

Im Computer gab es nur wenig über die Frau, aber er spuckte eine ganze Menge über ihren Vater aus, einen ehemaligen hochrangigen Offizier der finnischen Armee. Oberst Aarne Tudeer war 1943 in der Tat ein Mitglied des Personalstabs von Finnlands leitendem Kommandanten – dem berühmten Marschall Mannerheim – gewesen und im selben Jahr, als die Finnen Seite an Seite mit der deutschen Armee gegen die Russen kämpften, nahm Tudeer einen Posten bei der Waffen-SS an. Obwohl Tudeer in erster Linie ein Soldat war, blieb klar, dass seine Bewunderung für Nazideutschland und vor allem für Adolf Hitler keine Grenzen kannte. Gegen Ende des Jahres 1943 war Tudeer in den Rang eines SS-Oberführers befördert und auf einen Posten innerhalb des Vaterlandes der Nazis versetzt worden.

Als der Krieg endete, verschwand Tudeer, aber es gab eindeutige Hinweise darauf, dass er noch lebte. Die Nazifänger hatten ihn nach wie vor auf ihrer Fahndungsliste, da zu den vielen Operationen, bei denen er eine wichtige Rolle gespielt hatte, auch die »Hinrichtung« von fünfzig Kriegsgefangenen zählte, die im März 1944 in Sagan nach der berühmten »Großen Flucht« aus Stalag Luft III erneut geschnappt worden waren – ein Ereignis, das man unter dem Titel Gesprengte Ketten sogar verfilmt hatte.

Später kämpfte Tudeer tapfer während des historischen und blutigen Marsches der zweiten SS-Panzerdivision (»Das Reich«) von Monbauban in die Normandie. Es ist bestens bekannt, dass im Laufe dieser zwei Wochen im Juni 1944 Taten von grenzenlosem Schrecken verübt wurden, die die gewöhnlichen Regeln des Krieges überschritten. Eine dieser Taten war die Verbrennung von sechshundertzweiundvierzig Männern, Frauen und Kindern im Dorf Oradour-sur-Glane. Aarne Tudeer hatte bei diesem Zwischenfall mehr als nur die Finger im Spiel.

»In erster Linie war er Soldat, ja«, erklärte Tanner, »aber der Mann ist ein Kriegsverbrecher und deswegen sind die Nazijäger immer noch hinter ihm her, auch wenn er mittlerweile ein alter Pensionär ist. In den 1950ern gab es bestätigte Sichtungen in Südamerika, aber es ist fast sicher, dass er in den 1960ern nach einem erfolgreichen Identitätswechsel zurück nach Europa kam.«

Bond speicherte die Informationen in seinem Kopf ab und bat um die Gelegenheit, vorhandene Unterlagen und Fotos durchzusehen.

»Ich schätze, es besteht wohl keine Möglichkeit, dass ich schnell zurück nach Helsinki schleiche, um Paula zu treffen und diese Tudeer kennenzulernen?« Bond schaute M hart an, doch der schüttelte den Kopf.

»Tut mir leid, 007. Zeit ist ein entscheidender Faktor. Das gesamte Team hat seine Operationszone aus zwei Gründen verlassen – erstens um Sie zu treffen und zu unterweisen und zweitens um das zu planen, was sie für die letzte Phase ihrer Mission halten. Sehen Sie, diese Leute glauben zu wissen, wo die Waffen herkommen, wie sie an die NSAA weitergeleitet werden und – das ist das Wichtigste – wer die Operationen der NSAA leitet und von wo aus das geschieht.«

M stopfte seine Pfeife neu, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und begann zu erzählen. Das, was er erzählte, reichte in vielerlei Hinsicht aus, um Bond die Haare zu Berge stehen zu lassen.

Sie blieben an diesem Abend bis spät in die Nacht im Hauptquartier. Danach fuhr man Bond zurück in seine Wohnung in Chelsea und lieferte ihn Mays sanfter Barmherzigkeit aus. Seine respekteinflößende Haushälterin warf einen Blick auf ihn und befahl ihm im Tonfall eines altmodischen Kindermädchens, sofort ins Bett zu gehen. »Sie sehen vollkommen erschöpft aus, Mr James. Sofort ins Bett mit Ihnen. Ich bringe Ihnen ein schönes leichtes Abendessen auf einem Tablett. Und jetzt ab mit Ihnen.«

Bond hatte keine Lust auf eine Diskussion. May erschien bald darauf mit einem Gericht aus Räucherlachs und Rührei, das Bond aß, während er den Stapel mit der Post durchsah, der auf ihn gewartet hatte. Er hatte die Mahlzeit kaum beendet, als ihn die Müdigkeit überkam und er problemlos in einen tiefen, erholsamen Schlaf fiel.

Als er aufwachte, wusste Bond, dass May ihm erlaubt hatte, auszuschlafen. Die Zahlen auf seiner digitalen Nachttischuhr verrieten ihm, dass es schon fast zehn war. Innerhalb von Sekunden rief er nach May, damit sie ihm Frühstück machte. Ein paar Minuten später klingelte das Telefon.

M verlangte nach ihm.

Die zusätzliche Zeit in London zahlte sich aus. Bond erhielt nicht nur eine Übersicht über seine Partner bei Operation Eisbrecher, sondern hatte auch Gelegenheit, ausführlich mit Cliff Dudley zu sprechen, dem Mitarbeiter, dessen Aufgabe er übernehmen würde.

Dudley war ein kleiner, hartgesottener, kampflustiger Schotte, ein Mann, den Bond sowohl mochte, als auch respektierte. »Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte«, erzählte Dudley ihm, »hätte ich vermutlich die ganze Wahrheit herausgefunden. Aber eigentlich wollten die lieber Sie haben. Das hat M mir vor meiner Abreise klargemacht. Sie sollten wissen, James, dass Sie sehr vorsichtig sein müssen. Keiner der anderen wird Ihnen Rückendeckung geben. Moskau hat eindeutig etwas vor, aber es stinkt alles nach einem doppelten Spiel. Vielleicht bin ich nur von Natur aus misstrauisch, aber deren Kerl verheimlicht etwas. Er hat ein Dutzend Asse im Ärmel, und zwar alle im selben Anzug, darauf wette ich.«

»Deren Kerl«, wie Dudley ihn nannte, war für Bond kein Unbekannter, zumindest kannte er seinen Ruf. Nikolai Mosolow hatte durchaus einen Ruf, und der war nicht besonders angenehm. Seine Freunde beim KGB kannten ihn unter dem Namen Kolja. Mosolow sprach fließend Englisch, Amerikanisch, Deutsch, Holländisch, Schwedisch, Italienisch, Spanisch und Finnisch. Mittlerweile war er Ende dreißig, aber in der Grundausbildung in der Nähe von Nowosibirsk war er ein Musterschüler gewesen. Außerdem hatte er für eine Weile mit der Expertengruppe für technische Unterstützung des Zweiten Aufsichtsrats seines Geheimdiensts zusammengearbeitet, der im Grunde genommen eine professionelle Einbruchseinheit darstellte.

In dem Gebäude am Regent’s Park kannte man Mosolow auch unter zahlreichen Decknamen. In den Vereinigten Staaten war er Nicholas S. Mosterlane, in Schweden und anderen skandinavischen Ländern Sven Flanders. Sie wussten das alles, konnten ihn aber nie dingfest machen – nicht einmal als Nicholas Mortin-Smith in London.

»Er ist der unsichtbare Typ«, sagte M. »Ein Chamäleon. Er verschmilzt mit seinem Hintergrund und verschwindet immer dann, wenn man denkt, man hat ihn erwischt.«

Mit seinem amerikanischen Gegenpart bei Operation Eisbrecher war Bond ebenso unzufrieden. Brad Tirpitz, den man in Geheimdienstkreisen als »Bad« Brad kannte, war ein Veteran der alten CIA-Schule und hatte die zahlreichen Säuberungsaktionen im Hauptquartier seiner Organisation in Langley, Virginia, überlebt. Für manche war Tirpitz eine Art säbelrasselnder Abenteuerheld, eine Legende. Doch andere sahen ihn in einem anderen Licht – als die Art von Einsatzoffizier, die in der Lage war, äußerst fragwürdige Methoden anzuwenden. Er war ein Mann, der der Meinung war, dass der Zweck stets die Mittel heiligte. Und diese Mittel konnten, wie einer seiner Kollegen es ausdrückte, »sehr gemein sein. Er hat den Instinkt eines hungrigen Wolfs und das Herz eines Skorpions.«

Also, dachte Bond, würde er sich mit einem Schläger aus Moskau und einem Scharfschützen aus Langley auseinandersetzen müssen, der dazu neigte, zuerst zu schießen und dann Fragen zu stellen.

Der Rest der Unterweisung und der medizinischen Untersuchung nahm die verbleibenden Stunden des Tages und einen Teil des nächsten Morgens ein. Daher ging Bond erst am Nachmittag des dritten Tages an Bord der Vierzehn-Uhr-Maschine von TAP nach Lissabon, die ihn zu einer der Boeing-727-Pendelmaschinen nach Funchal bringen würde.

Die Sonne stand tief, berührte fast das Wasser und warf warme rote Farbflecke auf die Felsen, als Bonds Flugzeug – das nun auf eine Höhe von knapp zweihundert Metern heruntergegangen war – die Landzunge von Ponta de São Lourenço überquerte, um diese aufregende niedrige Drehung zu vollführen, die die einzige Möglichkeit darstellte, auf die gefährliche kleine Landebahn in Funchal zu gelangen, die sich wie das Flugdeck eines Flugzeugträgers zwischen die Felsen zwängte.

Innerhalb einer Stunde brachte ihn ein Taxi zum Reid’s Hotel, und am nächsten Morgen hielt er die Augen offen, um entweder Mosolow, Tirpitz oder das dritte Mitglied der Eisbrecher-Gruppe zu entdecken – die Mossad-Agentin, die Dudley als »eine absolut tödliche junge Frau, knapp unter eins siebzig mit reiner Haut und einer Figur wie die Venus von Milo« beschrieben hatte. »Nur dass diese hier beide Arme hat«, hatte er hinzugefügt. »Und der Kopf ist anders.«

»Inwiefern anders?«, hatte Bond nachgehakt.

»Umwerfend. Ich würde sagen, sie ist Ende zwanzig. Und sehr, sehr gut. Mit der würde ich mich nur ungern anlegen …«

»In professioneller Hinsicht versteht sich.« Bond hatte sich die Stichelei nicht verkneifen können.

Soweit es M betraf, war die israelische Agentin eine unbekannte Variable. Ihr Name lautete Rivke Ingber. In der Akte stand: »Nichts bekannt.«

Also schaute James Bond nun durch seine Sonnenbrille über die beiden Swimmingpools des Hotels hinweg und betrachtete die Gesichter und Körper der Hotelgäste.

Für einen Augenblick fiel sein Blick auf eine große, atemberaubende Blondine in einem Bikini von Pierre Cardin, deren Körper jeder Beschreibung trotzte. Tja, dachte Bond, als die Frau ins warme Wasser sprang, es gibt kein Gesetz, das einem das Anschauen verbietet. Er verlagerte seinen Körper auf der Sonnenliege, verzog aufgrund des Schmerzes in seiner schnell verheilenden Schulter leicht das Gesicht und beobachtete die junge Frau weiter beim Schwimmen. Ihre hübschen langen Beine öffneten und schlossen sich, während sich ihre Arme träge bewegten, sodass es fast wie eine bewusst sinnliche Geste wirkte.

Bond lächelte einmal mehr angesichts Ms Wahl für den Treffpunkt. Das Reid’s war nach wie vor eines der wenigen Hotels unter den zahlreichen Touristenfallen von Gran Canaria bis Korfu, das sich – in Bezug auf die Küche und den Service – seit den 1930ern gewisse Standards erhalten hatte. Der Hotelladen verkaufte Erinnerungsstücke an die alten Zeiten – Fotografien von Sir Winston und Lady Churchill, die in den üppigen Gärten aufgenommen worden waren. Spindeldürre ältere Männer mit säuberlich gestutzten Schnurrbärten saßen in den luftigen Aufenthaltsräumen und lasen. Junge Paare, die Outfits von Yves Saint Laurent und Kenzo trugen, saßen neben ältlichen Damen mit Titeln auf der berühmten Teeterrasse. Er befand sich, überlegte Bond, in einer Umgebung, in der zweifellos Sätze wie »Der Butler ist der Mörder« fallen könnten. Ms Kumpane besuchten diese idyllische Zeitschleife sicher mit der Regelmäßigkeit einer Armbanduhr von Patek Philippe.

Während er dalag, suchte Bond den Bereich rund um den Pool und die Sonnenliegen mit sorgfältig schweifenden Blicken ab. Keine Spur von Mosolow. Keine Spur von Tirpitz. Dank der Fotos, die er sich in London angesehen hatte, konnte er die beiden problemlos erkennen. Von Rivke Ingber hatte es kein Foto gegeben, und Cliff Dudley hatte lediglich wissend gelächelt und Bond gesagt, er werde schon noch früh genug herausfinden, wie sie aussehe.

Die Leute bewegten sich nun auf das Poolrestaurant zu, das zu zwei Seiten offen war und von pinkfarbenen Steinbögen geschützt wurde. Die Tische waren eingedeckt, die Kellner verharrten in wartenden Positionen, eine Bar lockte und ein langer Büfetttisch war aufgebaut worden, um jede nur erdenkliche Sorte Salat und Aufschnitt oder – falls der Gast es wünschte – heiße Suppe, Quiche, Lasagne oder Cannelloni anzubieten.

Mittagessen. Bonds alte Gewohnheiten folgten ihm auch nach Madeira. Die warme Luft und die Sonne der morgendlichen Observation riefen in ihm das angenehme Bedürfnis nach einem leichten Mittagsmahl hervor. Bond zog einen Frotteebademantel an, trottete zum Büfett, nahm sich ein paar dünne Scheiben Schinken und machte sich daran, etwas von dem farbenfrohen Salatangebot auszuwählen.

»Wie wäre es mit einem Drink, Mr Bond? Um das Eis zu brechen?« Ihre Stimme war sanft und wies keinerlei Akzent auf.

»Miss Ingber?« Bond drehte sich nicht herum, um sie anzusehen.

»Ja, ich habe Sie eine ganze Weile lang beobachtet – und ich glaube, Sie mich auch. Sollen wir zusammen zu Mittag essen? Die anderen sind ebenfalls eingetroffen.«

Bond drehte sich um. Vor ihm stand die umwerfende Blondine, die er im Pool gesehen hatte. Sie hatte sich einen trockenen schwarzen Bikini angezogen und ihre Haut schimmerte bronzefarben wie Buchenblätter im Herbst. Der Kontrast der Farben – die Haut, der dünne schwarze Stoff und die atemberaubenden kurz geschnittenen goldenen Locken – ließ Rivke Ingber nicht nur enorm attraktiv wirken, sondern machte sie auch zu einem Musterbeispiel an Gesundheit und Körperpflege. Ihr Gesicht leuchtete förmlich. Es war makellos und klassisch, fast schon nordisch – ein starker Mund und dunkle Augen, in denen ein Sinn für Humor beinahe verführerisch zu tanzen schien.

»Tja«, gab Bond zu, »Sie haben mich überflügelt, Ms Ingber. Shalom

»Shalom, Mr Bond …« Der rosige Mund verzog sich zu einem Lächeln, das offen, einladend und vollkommen aufrichtig schien.

»Nennen Sie mich James.« Bond speicherte das Lächeln in seiner Erinnerung ab.

Sie hielt bereits einen Teller in der Hand, auf dem eine kleine Portion Hühnerbrust, ein paar geschnittene Tomaten und ein Salat aus Reis und Äpfeln lagen. Bond deutete auf einen der nahe gelegenen Tische. Sie ging voran, ihr Körper war geschmeidig, der Schwung ihrer Hüften fast schon frivol. Rivke Ingber stellte ihren Teller vorsichtig auf den Tisch und zupfte automatisch an ihrem Bikinihöschen. Dann fuhr sie mit den Daumen an der Innenseite des Stoffsaums an der Rückseite der Beine entlang und zog ihn über ihren festen prallen Po. Es war eine Geste, die Frauen an Stränden und Swimmingpools täglich zahllose Male durchführten, und zwar ganz selbstverständlich und ohne darüber nachzudenken. Doch bei Rivke Ingber wirkte die Bewegung wie eine extrem verlockende, offene sexuelle Einladung.

Nun, da sie Bond gegenübersaß, ließ sie wieder ihr Lächeln aufblitzen und fuhr mit der Spitze ihrer kleinen Zunge über ihre Unterlippe. »Willkommen an Bord, James. Ich will schon sehr lange mit Ihnen zusammenarbeiten« – sie machte eine kleine Pause – »was ich von unseren Kollegen leider nicht behaupten kann.«

Bond schaute sie an und versuchte, die dunklen Augen zu ergründen – ein ungewöhnliches Merkmal bei einer Frau mit Rivkes Haut- und Haarfarbe. Seine Gabel verharrte auf dem Weg vom Teller zu seinem Mund, als er fragte: »So schlimm?«

»Schlimmer«, erwiderte sie. »Ich vermute, man hat Ihnen mitgeteilt, warum Ihr Vorgänger uns verlassen hat?«

»Nein.« Bond schaute sie unschuldig an. »Ich weiß nur, dass ich ganz plötzlich für diese Operation rekrutiert wurde. Es blieb kaum Zeit für Unterweisungen. Es hieß, das Team – das mir eine recht seltsame Mischung zu sein scheint – würde mir die Einzelheiten erklären.«

Sie lachte erneut. »Es gab einen Zwischenfall, den man vermutlich als Persönlichkeitskonflikt bezeichnen könnte. Brad Tirpitz verhielt sich wie üblich rüpelhaft, und zwar auf meine Kosten. Ihr Mann schlug ihm ins Gesicht. Ich war ein wenig verärgert. Ich meine, ich wäre selbst mit Tirpitz fertiggeworden.«

Bond nahm einen Bissen, kaute und schluckte. Dann fragte er sie, was es mit der Operation auf sich habe.

Rivke schenkte ihm einen flüchtigen koketten Blick mit leicht gesenkten Augenlidern. »Oh«, sie hob spöttisch einen Finger an die Lippen, »das ist verboten. Ich bin nur der Köder. Ich soll Sie zu dem Expertenpaar locken. Wir alle müssen bei Ihrer Unterweisung anwesend sein. Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, ich glaube nicht, dass die mich sehr ernst nehmen.«

Bond lächelte bitter. »Dann haben sie noch nie den wichtigsten Spruch über Ihren Geheimdienst gehört …«

»Wir sind bei unserem Auftrag gut, weil die Alternative zu schrecklich ist, um darüber nachzudenken.« Sie sprach die Worte tonlos aus, fast wie ein Papagei.

»Und sind Sie gut, Rivke Ingber?« Bond kaute einen weiteren Happen.

»Kann ein Vogel fliegen?«

»Dann müssen unsere Kollegen sehr dumm sein.«

Sie seufzte. »Nicht dumm, James. Chauvinisten. Sie sind nicht für ihr Vertrauen in die Zusammenarbeit mit Frauen bekannt, das ist alles.«

»Das Problem hatte ich noch nie.« Bonds Gesicht blieb ausdruckslos.

»Nein. Das habe ich gehört.« Rivke klang plötzlich formell. Vielleicht wollte sie ihm damit sogar sagen, dass er sich von ihr fernhalten sollte.

»Also. Wir reden nicht über Eisbrecher

Sie schüttelte den Kopf. »Keine Sorge, Sie werden genug darüber hören, wenn wir nach oben gehen, um die Jungs zu treffen.«

Bond bemerkte selbst in der Art, wie sie ihn ansah, den Anflug einer Warnung. Es war, als hätte sie ihm die Möglichkeit einer Freundschaft angeboten und dieses Angebot dann plötzlich wieder zurückgezogen. Ebenso schnell wurde Rivke wieder ganz die Alte. Ihre dunklen Augen hefteten sich auf Bond.

Sie beendeten ihr leichtes Mittagessen, ohne dass Bond noch einmal versuchte, das Thema Eisbrecher anzusprechen. Er redete über ihr Land – das er gut kannte – und über seine zahlreichen Probleme, aber er achtete darauf, während der Unterhaltung nicht auf ihr Privatleben einzugehen.

»Zeit, die großen Jungs kennenzulernen, James.« Sie tupfte sich die Lippen mit einer Serviette ab und schaute in Richtung Hotel.

Mosolow und Tirpitz hatten sie vermutlich von ihrem Balkon aus beobachtet, sagte Rivke. Ihre Zimmer lagen direkt nebeneinander im vierten Stock und beide Balkone gewährten einen guten Blick auf die Gärten. Außerdem konnte man von dort aus die ganze Zeit über den Bereich rund um den Swimmingpool im Auge behalten.

Sie gingen in getrennte Umkleidekabinen und kamen in angemessener Kleidung wieder heraus. Rivke trug einen dunklen plissierten Rock und eine weiße Bluse, Bond seine liebste marineblaue Hose, ein Sea-Island-Baumwollhemd und Mokassins. Gemeinsam betraten sie das Hotel und nahmen den Fahrstuhl in den vierten Stock.

»Ah, Mr James Bond.«

Mosolow war so unauffällig, wie die Experten behauptet hatten. Er hätte jedes Alter haben können – von Mitte zwanzig bis Ende vierzig.

»Kolja Mosolow«, sagte er und ergriff Bonds Hand. Der Handschlag war weder fest noch lasch, und die Augen – die trüben grauen Augen – starrten ausdruckslos vor sich hin, ohne sich eindeutig auf Bonds Blick zu richten.

»Freut mich, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.« Bond schenkte ihm sein charmantestes Lächeln, während er versuchte, den Mann so gut wie möglich einzuschätzen: relativ klein und blondes Haar, das zu keiner bestimmten Frisur geschnitten war, aber paradoxerweise ordentlich wirkte. Von dem Mann selbst und seiner Kleidung ging keinerlei Persönlichkeit aus – zumindest schien es so: ein kurzärmeliges braun kariertes Hemd, eine Hose, die aussah, als wäre sie an einem besonders schlechten Tag von einem Schneidergehilfen zusammengenäht worden, ein Gesicht, das sich mit der Stimmung zu verändern schien und je nach Lichteinfall alt oder jung wirkte.

Kolja deutete auf einen Stuhl, allerdings sah Bond nicht so recht, wie er es machte – er benutzte keine Gesten und bewegte auch seinen Körper nicht. »Kennen Sie Brad Tirpitz?« Sein Englisch war tadellos, sogar umgangssprachlich und wies einen leichten Hauch eines Londoner Vorstadtakzents auf.

Auf dem Stuhl saß Tirpitz – ein breiter, gewaltiger Mann mit großen, groben Händen und einem Gesicht, das aus Granit gemeißelt zu sein schien. Sein Haar war grau und sehr kurz, sodass es geradeso seine Kopfhaut bedeckte, und Bond stellte erfreut fest, dass auf der linken Seite des ungewöhnlich kleinen Mundes des Mannes der Hauch eines blauen Flecks und eine kleine Platzwunde prangten.

Tirpitz hob träge eine Hand zu einer Art Gruß. »Hi«, schnaubte er. Seine Stimme war rau, als hätte er eine Menge Zeit damit verbracht, sich den Akzent der harten Kerle aus den Filmen anzutrainieren. »Willkommen im Club, Jim.«

Bond konnte an dem Mann weder Freundlichkeit noch Freude erkennen.

»Freut mich, Sie kennenzulernen, Mr Tirpitz.« Bond betonte das Mister.

»Brad«, gab Tirpitz knurrend zurück. Dieses Mal zuckte um seine Mundwinkel herum die Andeutung eines Lächelns. Bond nickte.

»Wissen Sie, worum es hier geht?«, Kolja Mosolow klang fast ein wenig entschuldigend.

»Nur in Ansätzen …«

Rivke mischte sich ein und schenkte Bond ein Lächeln. »James hat mir erzählt, dass er sehr kurzfristig hergeschickt wurde. Er hat von seinen Leuten keine Unterweisung erhalten.«

Mosolow zuckte mit den Schultern, nahm Platz und deutete auf einen der anderen Stühle. Rivke ließ sich aufs Bett sinken und faltete die Beine unter ihrem Körper zusammen, als würde sie es sich bequem machen.

Bond setzte sich auf den angebotenen Stuhl und schob ihn bis an die Wand zurück, damit er sich in einer Position befand, aus der er die anderen drei sehen konnte. Außerdem hatte er auf diese Weise einen guten Blick auf das Fenster und den Balkon.

Mosolow holte tief Luft. »Wir haben nicht viel Zeit«, begann er. »Wir müssen innerhalb von achtundvierzig Stunden von hier verschwinden und wieder im Operationsbereich sein.«

Bond deutete auf den Raum. »Ist es sicher, hier drinnen zu reden?«

Tirpitz gab ein raues Lachen von sich. »Keine Sorge. Wir haben alles überprüft. Mein Zimmer ist nebenan, dieses hier befindet sich an der Ecke des Gebäudes, und ich suche es ständig ab.«

Bond wandte sich wieder Mosolow zu, der während dieser kleinen Unterbrechung geduldig, fast unterwürfig gewartet hatte. Der Russe wartete noch einen Augenblick länger, bevor er wieder sprach. »Finden Sie das seltsam? Dass die CIA, der Mossad, meine Leute und Ihre Leute hier alle zusammenarbeiten?«

»Anfangs schon.« Bond schien sich zu entspannen. Dies war der Moment, vor dem M ihn gewarnt hatte. Es bestand die Möglichkeit, dass Mosolow gewisse Dinge für sich behalten würde. Wenn das der Fall war, musste er besonders vorsichtig sein. »Anfangs fand ich es seltsam, aber nachdem ich darüber nachgedacht habe … Nun ja, wir sind alle in derselben Branche. Wir haben möglicherweise unterschiedliche Auffassungen, aber es gibt keinen Grund, warum wir nicht für das Allgemeinwohl zusammenarbeiten sollten.«

»Korrekt«, sagte Mosolow knapp. »Dann werde ich Ihnen nun eine Kurzfassung aller Informationen geben.« Er hielt inne, schaute sich um und gab ein glaubhaftes Abbild eines kurzsichtigen und irgendwie zurückhaltenden Akademikers ab. »Rivke, Brad, bitte fügen Sie jegliche Punkte hinzu, die ich Ihrer Meinung nach ausgelassen habe.«

Rivke nickte, und Tirpitz lachte unangenehm.

»Also gut.« Wieder erfolgte der Verwandlungstrick: Kolja veränderte sich, und aus dem langsamen Professor wurde ein aufgeweckter Leiter, der Entschlossenheit und Kontrolle ausstrahlte. Es machte Spaß, ihm zuzusehen, fand Bond. »Also gut. Ich werde es kurz und schmerzlos machen. Wie Sie sicher schon wissen, Mr Bond, geht es um die Nationalsozialistische Aktionsarmee: eine erwiesene Bedrohung für mein Land und auch für Ihre Länder. Faschisten der alten Schule.«

Tirpitz ließ wieder sein unangenehmes Lachen vernehmen. »Olle Faschisten.«

Mosolow ignorierte ihn. Es schien die einzige Methode zu sein, mit Brad Tirpitz’ Sprüchen umzugehen. »Ich bin kein Fanatiker.« Mosolow senkte die Stimme. »Und ich bin auch nicht von der NSAA besessen. Allerdings glaube ich genau wie unsere Regierungen, dass diese Organisation groß ist und jeden Tag weiter wächst. Sie ist eine Bedrohung …«

»Das können Sie laut sagen.« Brad Tirpitz kramte eine Schachtel Camels hervor, klopfte die Öffnung gegen seinen Daumen, zog eine Zigarette heraus und zündete sie mithilfe eines Streichholzheftchens an. »Kommen Sie zum Punkt Kolja. Die Nationalsozialistische Aktionsarmee jagt euch Sowjets eine Scheißangst ein.«

»Sie ist eine Bedrohung«, fuhr Kolja fort, »für die Welt. Nicht nur für das sowjetische Russland und den Ostblock.«

»Sie sind deren Hauptziel«, schnaubte Tirpitz.

»Und wir sind in die Sache verwickelt, Brad, wie Sie sehr wohl wissen. Aus diesem Grund hat sich meine Regierung an Ihre Leute gewandt. Und an Rivkes und Mr Bonds Regierungen.« Er wandte sich wieder an Bond. »Wie Sie vielleicht wissen oder auch nicht, stammen alle Waffen, die bei den von der NSAA durchgeführten Operationen verwendet wurden, aus einer sowjetischen Quelle. Das Zentralkomitee wurde erst nach dem fünften Zwischenfall darüber informiert. Andere Regierungen und Agenturen hegten den Verdacht, wir würden irgendeine Organisation – möglicherweise eine aus dem Nahen Osten – mit Waffen versorgen, die sie daraufhin weiterleitete. Das war nicht der Fall. Diese Information löste ein Problem für uns.«

»Jemand hatte seine Finger in der Kasse«, warf Brad Tirpitz ein.

»Stimmt«, schnauzte Mosolow. »Im vergangenen Frühjahr entdeckte ein leitender Offizier der Roten Armee während einer Stichprobenüberprüfung der Lagerbestände – der ersten seit zwei Jahren – eine gewaltige Abweichung: einen unerklärlichen Schwund an Waffen. Sie stammten alle aus einer einzigen Quelle.« Er stand auf, ging durchs Zimmer zu einem Aktenkoffer und nahm eine große Karte heraus, die er auf dem Teppichboden ausbreitete.

»Hier.« Er deutete auf das Papier. »Hier, in der Nähe von Alakurtii, haben wir ein großes Waffenlager …«

Alakurtii lag etwa sechzig Kilometer östlich der finnischen Grenze, weit oben am Polarkreis – gut zweihundert Kilometer nordöstlich von Rovaniemi, wo Bond selbst während seiner kürzlichen Expedition stationiert gewesen war.

Kolja fuhr fort: »Im vergangenen Winter wurde ebendieses Waffenlager geplündert. Wir waren in der Lage, sämtliche Seriennummern der Waffen, die die NSAA benutzte, zu identifizieren. Die stammten eindeutig aus Alakurtii.«

Bond fragte, was fehle.

Koljas Gesicht wurde ausdruckslos, während er die Liste herunterratterte: »Kalaschnikows, RPKs, AKs, AKMs, Makarow- und Stetschkin-Pistolen, RDG-5- und RG-43-Granaten … Eine große Anzahl samt Munition.«

»Keine größeren Geschütze?« Bond ließ die Frage beiläufig klingen, wie eine spontane Reaktion.

Mosolow schüttelte den Kopf. »Das genügt. Sie wurden in großen Mengen entwendet.«

Zuerst kamen sie auf den Schwarzmarkt, dachte Bond. Er wusste bereits von M – der seine eigenen Quellen hatte –, dass Kolja Mosolow die bedeutendsten Waffen ausgelassen hatte: eine beträchtliche Anzahl von RPG-7V-Panzerabwehrwaffen einschließlich Raketen, die mit mehreren unterschiedlichen Sprengköpfen ausgestattet waren – konventionellen, chemischen und taktischen Atomsprengköpfen. Sie waren groß genug, um eine kleine Stadt in Schutt und Asche zu legen und alles in einem Radius von achtzig Kilometern rund um die Einschlagstelle zu verwüsten.

»Diese Ausrüstung verschwand während des Winters. Zu dieser Zeit haben wir eine kleine Garnison an der Basis Blue Hare stationiert, wie wir das Lager nennen. Der Oberst, der die Entdeckung machte, benutzte seinen gesunden Menschenverstand. Er erzählte es niemandem in Blue Hare, sondern erstattete umgehend der GRU Bericht.«

Bond nickte. Das ergab Sinn: Die Glawnoje Raswedywatelnoje Uprawlenije – der sowjetische Militärgeheimdienst, eine Organisation, die enge Verbindungen zum KBG hatte – würde natürlich die Behörde sein, die es in einem solchen Fall zu informieren galt.

»Die GRU schickte zwei Mönche los – so nennen sie gern die verdeckt ermittelnden Männer, die in Regierungsbüros oder Militäreinheiten arbeiten.«

»Und sie haben ihre heiligen Gebote befolgt?« fragte Bond, ohne zu lächeln.

»Mehr als das. Sie haben die Rädelsführer ausfindig gemacht – gierige Unteroffiziere, die von einer außenstehenden Quelle bezahlt wurden.«

»Also«, unterbrach Bond, »wissen Sie, wie das Zeug gestohlen wurde …«

Kolja lächelte. »Wie und die Richtung, in die es gebracht wurde. Wir sind uns ziemlich sicher, dass die Lieferung im letzten Winter über die finnische Grenze gebracht wurde. Diese Grenze kann man nur schwer bewachen, auch wenn ein paar Bereiche vermint sind und wir kilometerweise Bäume abgeholzt haben. Trotzdem überqueren sie täglich immer noch Leute. Wir glauben, dass die Waffen auf diese Weise weggeschafft wurden.«

»Dann kennen Sie das erste Ziel also nicht?« Es war Bonds zweite Testfrage.

Mosolow zögerte. »Wir sind uns nicht sicher. Unsere Satelliten versuchen, einen möglichen Ort zu bestimmen, und unsere Leute halten die Augen nach dem Hauptverdächtigen offen. Aber die Fakten sind nach wie vor unklar.«

James Bond wandte sich an die anderen. »Und sind sie für Sie beide ebenso unklar?«

»Wir wissen nur, was Kolja uns erzählt hat«, sagte Rivke ruhig. »Dies ist eine freundschaftliche Operation des Vertrauens.«

»Die Leute in Langley haben mir einen Namen genannt, den bis jetzt noch keiner erwähnt hat, das ist alles.« Mehr würde Brad Tirpitz offensichtlich nicht sagen, also fragte Bond Mosolow, ob er einen Namen wisse, den er laut aussprechen könne.

Eine lange Pause entstand. Bond wartete auf den Namen, den M ihm am vergangenen Abend hoch oben im seinem Büro im neunten Stock des Gebäudes am Regent’s Park genannt hatte.

»Es ist so unsicher …« Mosolow wollte sich nicht aus der Reserve locken lassen.

Bond öffnete den Mund, um erneut zu sprechen, doch Kolja fügte schnell hinzu: »Nächste Woche. Nächste Woche um diese Zeit werden wir es wahrscheinlich mit Sicherheit wissen. Unsere GRU-Mönche berichten, dass eine weitere Lieferung gestohlen werden soll. Deswegen haben wir auch nur so wenig Zeit. Als Team besteht unsere Aufgabe darin, Beweise für den Diebstahl zu beschaffen und dann der Route zu folgen, über die die Waffen weggeschafft werden – bis zu ihrem Endziel.«

»Und Sie glauben, dass der Mann, der sie in Empfang nimmt, Graf Konrad von Glöda sein wird?« Bond schenkte ihm ein breites Lächeln.

Kolja Mosolow zeigte keinerlei Anzeichen von Emotionen oder Überraschung.

Brad Tirpitz lachte. »Dann hat London also die gleichen Informationen wie Langley.«

»Wer ist von Glöda?«, fragte Rivke. Sie bemühte sich nicht, ihren Schock zu verbergen. »Niemand hat mir gegenüber einen Grafen von Glöda erwähnt.«

Bond zog sein Zigarettenetui aus Geschützbronze aus seiner Gesäßtasche, schob sich eine der schlanken weißen Zigaretten von H. Simmons zwischen die Lippen, zündete sie an, sog den Rauch ein und ließ ihn dann in einem langen dünnen Streifen wieder entweichen. »Meine Leute – und die CIA ebenfalls, wie es scheint – haben Informationen, die besagen, dass der Vertreter, der in Finnland im Namen der NSAA handelt, ein gewisser Graf Konrad von Glöda ist. Stimmt das, Kolja?«

Mosolows Augen blieben trüb. »Das ist ein Codename. Ein Kryptonym, das ist alles. Es hatte keinen Sinn, Ihnen diese Information jetzt schon zu geben.«

»Warum nicht? Verbergen Sie irgendetwas, Kolja?« Dieses Mal lächelte Bond nicht.

»Nur dass ich gehofft hatte, Sie nächste Woche zu von Glödas Rückzugsort in Finnland zu führen, wenn wir unsere Überwachung von Blue Hare durchführen, Mr Bond. Ich hatte außerdem gehofft, dass Sie mich nach Russland begleiten würden, um alles mit eigenen Augen zu sehen.«

James Bond konnte es kaum glauben. Ein KGB-Mann lud ihn tatsächlich in sein Spinnennetz ein, und zwar unter dem Vorwand, dass er dort Zeuge eines Diebstahls einer großen Anzahl Waffen werden würde. Und nun konnte er nicht mehr beurteilen, ob Kolja Mosolow es als echten Teil der Operation Eisbrecher vorgesehen hatte oder ob Eisbrecher lediglich eine sorgfältig entwickelte Methode war, um Bond auf sowjetischem Boden in die Falle zu locken.

Bevor 007 nach Madeira aufgebrochen war, hatte M ihn gewarnt, dass Letzteres durchaus der Fall sein mochte.

James Bond 18: Eisbrecher

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