Читать книгу Dracula junior - Jonathan Cole - Страница 7
Zweites Kapitel, in dem sich Costin über Raphaela del Monte informiert und dabei selbst ausgeschnüffelt wird
ОглавлениеCostin verließ mit klopfendem Herzen die Akademie. Er warf einen prüfenden Blick zum Horizont. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr, bevor die Sonne aufging und ihn mit ihren tödlichen Strahlen verbrannte. Trotzdem zog er sein Smartphone hervor und rief die Seite von Vampinstagram auf. Er hatte sich vor zwei Jahren angemeldet, benutzte die Plattform aber seit einem halben Jahr so gut wie gar nicht mehr. Wie gut, dass er immer nur das Passwort CostinistderKing verwendete, sonst hätte er sich vielleicht gar nicht mehr einloggen können.
Auf Vampinstagram hieß er Cos, und sein Profilbild war das Foto eines Wachsabdrucks seiner Zähne. Er verzog das Gesicht. Was hatte ihn damals geritten? Egal. Er wollte sich ein Bild von Raphaela machen.
Ein paar Klicks später war er auf ihrer Seite. Ein superschönes Mädchen, wenn man auf den Halloween-Look stand. Groß, schlank, Top-Figur, schwarze Haare bis zum Po. Sie war vierzehn wie Costin, wirkte aber älter. Ihr Profilbild zeigte ein Selfie mit dem Vollmond über der Schulter. Sie nannte sich Rapha Ela.
Sie hatte unzählige Nahaufnahmen von ihren Augen und ihren Lippen gemacht. Sie lächelte selbstverliebt, verführerisch und ließ ihre Reißzähne blitzen. In einem war ein winziger Diamant eingearbeitet.
Manche Fotos zeigten Raphaela mit unsichtbaren Freunden und Freundinnen. Also genau genommen nur Raphaela und ihren Arm, den sie um die Schulter des anderen Vampirs gelegt hatte. Man sah ihr an, dass sie sich diebisch über diesen Scherz freute.
Das ist mein aktueller Freund, lautete beispielsweise ihr Kommentar. Bitte verzeiht mir, dass ihr ihn nicht sehen könnt.
Costin nagte an seiner Unterlippe. Was war ihr Geheimnis?
Sein Smartphone gab einen schrillen Ton von sich. Das Gerät warnte ihn vor dem Sonnenaufgang. Schnell steckte Costin es ein, rannte los und verwandelte sich beim Laufen in eine Fledermaus. Er kam gerade noch rechtzeitig nach Hause und zog in letzter Sekunde die Fensterläden zu.
Zur selben Zeit verabschiedete sich Lilith von Dorian. Sie hatten sich gemeinsam über die OLD LADY und die geplante Reiseroute informiert.
»O Dorian, ich wünschte, du wärest ein bisschen abenteuerlustiger«, sagte Lilith an der Tür.
»Ich bin abenteuerlustig!«, widersprach Dorian.
»Aber du freust dich kein bisschen auf diese Reise!«
»Sorry, mein Dad will sich nach einer Stiefmutter für mich umsehen. Schon vergessen?«
Lilith seufzte. »Ist doch gar nicht gesagt, dass es gleich etwas Ernstes wird. Ich schätze, dein Vater will einfach nur ein bisschen Spaß haben.« Sie hob den Kopf und sah sich in der düsteren Eingangshalle des Schlosses um. Würde sie hier wohnen, hätte sie schon längst Depressionen. Oma Stoica schien überall ihre Augen und Ohren zu haben. Und Opa Andreji zeigte jedem, der nicht bei drei in den Sarg sprang, seine Sammlung mittelalterlicher Folterinstrumente. Lilith wusste, dass Dorian seine Großeltern liebte, aber es tat ihm sicher gut, wieder einmal rauszukommen. Die Reise nach Italien vor ein paar Wochen hatte ihm ja auch gefallen. Außerdem waren sie und Dorian ein Superteam!
»Also, ich gehe jetzt«, kündigte Lilith an.
Dorian packte sie am Handgelenk. »Halt, die Sonne geht schon auf«, sagte er. »Wir haben völlig die Zeit vergessen.«
Lilith lachte. »Ach Dorian, du bist wirklich ganz durch den Wind. Ich bin Halbvampirin, mir macht ein bisschen Sonne nichts aus.«
Dorian schnitt eine Grimasse und ließ sie los.
»Trotzdem süß, dass du dir Sorgen um mich machst«, sagte Lilith. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte einen Kuss auf seine Wange. Dann schubste sie ihn ein Stück in die Halle zurück und verschwand schnell durch die Tür.
Dorian berührte verwirrt seine Wange und schüttelte den Kopf. Dann schob er den schweren Riegel vor und lief die Wendeltreppe hinauf. Er nahm immer zwei Stufen auf einmal. Beinahe hätte er Oma Stoica umgerannt, die auf der Plattform zum ersten Stock stand.
»Sie ist kein passender Umgang für dich«, keifte sie.
Diesen Spruch hatte Dorian schon unzählige Male gehört. Allerdings galt er sonst seinem Vater und bezog sich auf Aida, Dorians verschwundene Mutter. Erst nach zwei Sekunden kapierte Dorian, dass Oma Stoica diesmal ihn und Lilith meinte.
»Was hast du gegen Lilith?«, fragte er verblüfft.
»Es gefällt mir gar nicht, dass du so viel Zeit mit ihr verbringst«, sagte Oma Stoica und klopfte aufgebracht mit ihrem Stock auf den Holzboden. »Sie passt einfach nicht zu dir!«
»Aber Omi, Lilith geht in meine Klasse, und ich gebe ihr hin und wieder etwas Nachhilfe«, erwiderte Dorian. »Der Direktor der Schule der Nacht hat das ausdrücklich angeordnet.«
»So, hat er das?« Oma Stoicas Augen funkelten hinter den Brillengläsern. »Irgendetwas stimmt mit diesem Mädchen nicht, das spüre ich genau!«
Dorian bekam einen Schreck. Wenn jemand herausfand, dass Lilith keine echte Vampirin war, dann würde sie furchtbaren Ärger bekommen. Und Oma Stoica war mächtig gut darin, für Ärger zu sorgen.
»Ich weiß nicht, was du meinst«, murmelte er und wollte sich an seiner Großmutter vorbeischieben.
Omas stahlharte Hand packte ihn am Ärmel. »Du hast in der letzten Zeit Geheimnisse vor mir«, beschwerte sie sich. »Früher hast du mir immer alles erzählt.«
»Früher war ich klein, und du hast mir mit deinen Horrorgeschichten Angst gemacht.« Dorian schüttelte ihre Hand ab. »Du hast mir gedroht, dass die Wölfe mich zerreißen, wenn du nicht alles über mich weißt. Aber jetzt funktioniert das nicht mehr, Oma. Ich bin fast erwachsen.«
»Fast erwachsen«, wiederholte Oma Stoica und wollte sich ausschütten vor Lachen. »Du bist gerade mal dreizehn, und es kommt mir vor, als hättest du noch vor zwei Wochen Windeln gebraucht.«
»Ich bin fast vierzehn«, sagte Dorian. Am liebsten hätte er hinzugefügt: »Und Agent der Akademie der Vampire.«
Oma Stoicas Lachen begleitete ihn, während er entschlossen in den zweiten Stock stapfte, wo sich sein Zimmer befand. Dorian war froh, als er die Tür hinter sich zuschlagen konnte.
»Probleme?«, fragte Merlin, der wieder einmal seine Konzentrationsübungen auf der Sargkante machte.
»Nicht wirklich«, antwortete Dorian. »Ich bin nur etwas genervt wegen meiner Großmutter.«
»Na, da passt es doch, wenn du sie eine Weile nicht siehst«, meinte Merlin. »Auf der Reise hast du deine Ruhe vor ihr. Und du brauchst in dieser Zeit auch keine Folterinstrumente für deinen Opa im Internet ersteigern. Du kannst tun und lassen, was du willst – außer ein bisschen auf deinen Vater aufzupassen. Volltreffer, würde ich sagen.«
»Du kommst natürlich mit«, sagte Dorian.
Merlin hatte Bedenken. »Ich weiß nicht, ob ein Kreuzfahrtschiff das Richtige für mich ist. Ich könnte seekrank werden, weißt du. Und was, wenn ich vierzehn Tage lang nur kotzen muss?«
»Ach Rattenzahn«, murmelte Dorian und nahm Merlin zärtlich auf die Hand. »Ich habe noch nie davon gehört, dass Ratten seekrank werden. Im Gegenteil. Sie scheinen sich auf Schiffen besonders wohlzufühlen. Außerdem würde dir ein bisschen Abspecken nicht schaden. Sie bieten dort ein super Fitnessprogramm an, vom Flugband bis hin zu Knochenhantel-Training. Du wiegst mit deinen sechshundert Gramm entschieden zu viel!«
»Ich habe eben schwere Knochen«, verteidigte sich Merlin.
»Papperlapapp. Du futterst zu viele Erdnüsse.« Dorian seufzte. »Ich kann machen, was ich will, du findest leider alle Verstecke. Dabei wollte ich dich die nächste Zeit hauptsächlich mit Gemüse wie Paprika und Brokkoli füttern!«
»Du willst, dass ich sterbe!«, sagte Merlin schockiert.
»Das will ich eben nicht«, widersprach Dorian. »Ich mache mir echt Sorgen um dich. Herzverfettung ist total gefährlich, und von Bauchfett hat man auch schon schlimme Dinge gehört. Sieh dich nur an!« Dorian zückte sein Smartphone und schaltete die Kamera ein, sodass sich Merlin auf dem Display wie in einem Spiegel betrachten konnte.
Merlin trat ganz nah an das Smartphone, stellte sich auf die Zehenspitzen und zog den Bauch ein. Er hielt die Luft an, aber nach wenigen Sekunden musste er doch wieder atmen und sank in sich zusammen.
»Schlimm«, japste er.
»Du sagst es«, bestätigte Dorian.
»Ich wusste nicht, dass ich sooo dick bin.« Merlin wirkte ganz niedergeschlagen. »Ich dachte, du sagst das nur, weil du die Erdnüsse lieber selbst essen willst.« Er drehte sich zu Dorian und kuschelte sich in sein Hemd. Dorian hörte ihn leise schluchzen.
»Nicht doch!«, sagte Dorian und streichelte das zarte Rattenfell. »Sei nicht traurig! Das kriegen wir schon wieder hin. Etwas mehr Bewegung – und du bist wieder rank und schlank, wetten?«
»Wetten, dass nicht?«, jammerte Merlin, ohne seinen Kopf zu heben. »Alle werden mich nur noch Schwabbel nennen! Das habe ich neulich geträumt – und du weißt, dass meine Träume immer Wirklichkeit werden.«
Merlin bildete sich ein, hellsehen zu können. Okay, manchmal traf er mit seinen Vorhersagen tatsächlich ins Schwarze, aber das konnte auch ein Zufall sein. Man durfte ihn auf keinen Fall darin bestärken, dass er etwas Besonderes war, sonst stieg ihm die Sache noch mehr zu Kopf.
»Mit ein bisschen Disziplin bekommen wir dein Problem in Griff, Merlin«, beteuerte Dorian. »Das verspreche ich dir. Du darfst es nur nicht so wie die Passagiere auf der OLD LADY machen, die ›All you can bite‹ gebucht haben. Einfach aufhören, auch wenn ein noch so leckeres Stück Käse vor der Nase liegt, okay?«
»Das schaffe ich nie«, wisperte Merlin, der sich endlich wieder umgedreht hatte.
Dorian wiegte den Kopf. »Ich könnte auch Zuburr fragen, ob er dir hilft.« Zuburr war der Geist in seinem Smartphone. Dorian hatte ihn zufällig befreit, als er ein kniffeliges Sudoku seiner neuen App gelöst hatte. Dieser Geist konnte buchstäblich Berge versetzen – so wie es die Flaschen- und Lampengeister in den alten Geschichten getan hatten. Leider konnten Merlin und Zuburr einander nicht ausstehen. Merlin verhielt sich nur ungezwungen, wenn Zuburr in seinem Sudoku hockte und Zahlen hin und her schob. Zuburr wiederum nützte jede Gelegenheit, die Ratte zu ärgern und zu verspotten.
»Bloß nicht!« Merlin streckte abwehrend die Pfoten in die Höhe.
»Zuburr könnte sicher mit einem einzigen Zauberspruch dein Fett weghexen«, meinte Dorian.
»Der hext mich dann gleich ganz weg«, wimmerte Merlin. »Dann hat er dich für sich allein, und ich bin keine Konkurrenz mehr.«
»Quatsch!« Dorian musste lächeln. Er würde Merlin schrecklich vermissen. Andererseits war Zuburr mit seinen magischen Kräften enorm wichtig. Inzwischen zierte er sich allerdings, wenn es darum ging, Dorian einen Wunsch zu erfüllen. Eigentlich hatte Zuburr es nur ein einziges Mal getan – als Belohnung, weil Dorian ihn aus der App befreit hatte.
»Lass Zuburr bitte aus dem Spiel«, bettelte Merlin. »Ich verspreche dir, dass ich auf dem Schiff an mir arbeite.«
»Also gut«, sagte Dorian.
»Jetzt hätte ich aber gerne noch ein Betthupferl«, verlangte Merlin. Er gähnte, denn es war für ihn und Dorian längst Sargzeit. »Schließlich sind wir noch nicht an Bord.«
Nach dem Besuch der Akademie schlief Costin einige Tage ziemlich unruhig. Er wusste nicht, ob er sich über den Geheimauftrag als cooler Bodyguard freuen sollte oder ob der Job nicht doch mehr nach Babysitter klang und unter seiner Würde war. Aber schließlich buchte er seufzend einen Nachtflug nach Mauritius.
Als er das nächste Mal wach wurde und sich für die Schule fertig machen wollte, entdeckte er auf seinem Smartphone siebzehn verpasste Anrufe und vierzehn Nachrichten. Alle stammten von Augusta van Helsing. Costin verdrehte die Augen. Was wollte Augusta denn schon wieder von ihm? Sie hatten sich doch nach der letzten Mission einvernehmlich getrennt!
Augusta war nämlich in Wirklichkeit eine Vampirjägerin, und der Umgang mit ihr war für Costin eine heikle und nicht ganz ungefährliche Angelegenheit.
Da in jeder Nachricht ungefähr dasselbe stand, reichte es, die letzten fünf zu lesen.
Wir müssen reden. (gesendet um 21 Uhr 13)
Verdammt, Costin, es ist dringend! Ich muss wirklich mit dir sprechen! (gesendet um 21 Uhr 25)
WIR MÜSSEN DRINGEND REDEN!!!! (gesendet um 21 Uhr 55)
WIR MÜSSEN UNBEDINGT DRINGEND REDEN!!!!!! (gesendet um 22 Uhr 10)
WIR MÜSSEN REDEN!!!!!!! (gesendet um 23 Uhr 01).
Costin stöhnte und tippte mit nervösen Fingern zurück: »Nach dem Unterricht am Modersee. Bei der morschen Bank! Und wehe, es ist eine Falle!«
Augustas Antwort kam in Sekundenschnelle. »Alles okay, ich werde da sein.«
Während des Unterrichts konnte sich Costin schlecht konzentrieren. Diesmal antwortete sogar Lilith schneller und besser als er, dabei war sie praktisch immer im Halbschlaf. Das wurmte Costin mächtig. Klar, er arbeitete nun für die Akademie, und die Schule war nicht mehr sooo wichtig, trotzdem stand er ungern wie ein Depp da. Und jetzt hatte er das Gefühl, dass die anderen schon hinter seinem Rücken kicherten, allen voran Dorian Dracula, sein Erzfeind.
»Verdammt, ich habe den ganzen Tag nicht geschlafen!«, stieß er schließlich aus. »Meine Urgroßtante ist vorgestern zu Staub zerfallen, und sie wird morgen um Mitternacht beigesetzt. Mein Vater weigert sich leider, mich vom Unterricht befreien zu lassen, weil es nur eine angeheiratete Tante war. Aber ich mochte sie trotzdem sehr, sie schenkte mir früher immer ihre Warzen.«
Der Lehrer hatte Verständnis und schickte ihn nach Hause.
So war Costin viel zu früh am vereinbarten Treffpunkt. Der Modersee glitzerte im Mondlicht. Ein paar Enten saßen am Ufer und hatten ihre Köpfe ins Gefieder gesteckt. Costin setzte sich vorsichtig auf die Bank. Sie schwankte ein wenig, brach aber nicht zusammen.
Die Zeit verging elend langsam. Costin überlegte, was Augusta von ihm wollte. Wahrscheinlich nichts Gutes. Sie war extrem clever, dabei aber auch hinterhältig und gemein. Je weniger er mit ihr zu tun hatte, umso besser. Einer Vampirjägerin sollte man nicht trauen, auch wenn sie tausend Mal versprach, einen in Ruhe zu lassen …
Endlich hörte er Schritte. Augusta van Helsing näherte sich geradezu lautlos, aber Costin besaß schließlich das Gehör eines Vampirs. Er hörte nicht nur, wenn Flöhe husteten, sondern auch, wenn Wanzen niesten.
»Was willst du?«, fragte er, ohne sich umzudrehen.
»Erst mal hallo, Costin«, säuselte sie und kam um die Bank herum. »Lange nichts mehr von dir gehört. Wie geht es dir?«
»Du bist sicher nicht gekommen, um mich das zu fragen«, gab er zurück.
»Nein.« Sie setzte sich neben ihn. Die morsche Bank kippte nach hinten. Costin hatte damit gerechnet und sprang rechtzeitig auf. Augusta dagegen landete im Dreck. Geschah ihr recht!
Sie rappelte sich hoch und zupfte ihr Kostüm zurecht. Costin hoffte, dass sie Entenkacke im Haar hatte.
»Ich werde auf die OLD LADY mitkommen«, sagte Augusta ohne Umschweife.
Costin blieb die Spucke weg. Woher wusste sie von seinen Plänen? Und warum, verflixt noch mal, wollte sie sich schon wieder an seine Fersen heften?
»Woher kennst du das Schiff?«, fragte er.
»Ich bitte dich«, sagte sie. »Dafür wird doch jetzt ständig geworben. Glaubst du, wir Menschen lesen keine Prospekte?«
»Und woher weißt du von meinen Plänen?«, knurrte Costin.
»Smartphones sind ganz wunderbare Spione.« Sie lachte leise. »Ich habe dir einen Trojaner geschickt. So konnte ich deine letzten Aktionen mitverfolgen. Ich habe gesehen, wie du die Fahrt gebucht hast. Und ich konnte mich auch in den Computer der Reederei einhacken und die Passagierliste ansehen. Vlad Dracula ist ebenfalls an Bord, er hat sich für diese lächerliche Singletour angemeldet. Gibt es eine bessere Gelegenheit für mich, mir endlich diesen fetten Fisch zu angeln?«
»DU HAST MIR EINEN TROJANER GESCHICKT?«, schnaubte Costin. Er war so wütend, dass er die Zähne fletschte und sich auf sie stürzen wollte. Im letzten Moment konnte er sich beherrschen. Dass er sie versehentlich zur Vampirin machte, würde Augusta vielleicht noch gefallen! Und dann hätte er sie für alle Ewigkeiten an der Backe.
»Nur ein klitzekleines Trojanerchen«, meinte Augusta. »Ich wollte einfach wissen, was du so treibst, weil du auf keine meiner Nachrichten reagiert hast.«
Costin hatte große Lust, sein Smartphone in den See zu werfen. Wer weiß, was sie alles mitbekommen hatte!
»Beruhige dich«, sagte Augusta sanft. »Du hasst Vlad und die ganze Dracula-Sippe. Es kann dir doch nur recht sein, wenn ich mich um ihn kümmere.«
»Und warum buchst du nicht einfach einen Platz auf dem Schiff und lässt mich in Ruhe?«, fauchte Costin.
»Ach komm, wir waren doch neulich so ein gutes Team«, säuselte Augusta. »Hast du das vergessen? Ich dachte, wir können uns gegenseitig unterstützen. Beispielsweise könnte ich auf diese Raphaela aufpassen, wenn du mal keine Zeit oder keine Lust hast. Sie scheint ja ziemlich anstrengend zu sein.«
Sie wusste von seinem Auftrag!
»Du stalkst mich!«
»So würde ich es nicht nennen.«
»Wie dann?«
»Ich denke nur an unsere Zukunft, Costin. An unser beider Zukunft. Ich schnappe mir Vlad Dracula und vielleicht noch ein paar andere bedeutende Vampire. Das wird mir in meinen Jägerkreisen endlich die lang verdiente Anerkennung verschaffen. Und du bringst deinen Auftrag mit Bravour zu Ende. Also eine Win-win-Situation, oder?« Sie lächelte. »Deal?« Sie streckte ihm die Hand entgegen.
Es wurde wirklich Zeit, dass er sie loswurde, und zwar für immer! Eine Kreuzfahrt auf dem offenen Meer bot da vielleicht gute Möglichkeiten … Vampirjägerinnen waren bestimmt ein leckeres Haifischfutter!
»Deal«, sagte Costin und griff nach ihrer Hand. Sie war eklig warm und weich. Er konnte fühlen, wie ihr Blut unter der Haut strömte. Sein Magen begann zu knurren. Er trat rasch einen Schritt zurück.
»Freut mich, dass wir uns einig sind«, meinte Augusta. »Jetzt müssen wir nur noch ein paar Einzelheiten klären …«