Читать книгу Der Assistent 2 | Erotischer Roman - Jones Susan Morrow - Страница 3

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Kapitel 1

»Haben Sie Ihr Bild schon gesehen?« Dr. Raphael Sterling spricht wie immer so ruhig und bedächtig, dass sie ihn schütteln möchte. Sie ist eine erwachsene Frau, die seiner Meinung nach vielleicht traumatisiert ist, aber sie ist keine Idiotin. Irgendwo tief in ihr ist die alte, starke Rebecca noch vergraben, das weiß sie. Das muss sie wissen, denn sonst hätte das weitere Leben keinen Sinn mehr.

Sie schüttelt den Kopf so heftig, dass die langen, braunen Haare fliegen. »Nein, ich habe ihn ja seit dem Abend nicht mehr gesehen«, sagt sie. »Und ich habe im Moment nicht vor, ihn zu Hause aufzusuchen.«

»Um Himmels willen«, sagt Dr. Sterling und runzelt besorgt die Stirn. »Das hielte ich auch für viel zu gefährlich. Haben Sie denn noch einmal darüber nachgedacht, ihn doch bei der Polizei anzuzeigen?«

Sie wölbt nachdenklich ihre Unterlippe vor. »Ehrlich gesagt – nein. Ich habe ja gar keinen Beweis mehr, und soweit ich weiß, ist so ein Verfahren äußerst schwierig und langwierig. Ich sehe mich momentan nicht in der Lage, so etwas durchzustehen.«

Dr. Sterling nickt verständnisvoll.

Kein Beweis. Die Tätowierung auf dem Steiß schmerzt schon seit ein paar Wochen nicht mehr, doch jedes Mal, wenn sie sie im Spiegel betrachtet, kommt alles wieder hoch. Kommt er wieder hoch.

»Sie haben trotzdem einige Jahre Zeit für eine Anzeige«, sagt der Psychologe. »Das wissen Sie, oder? Auch wenn die Beweisführung natürlich schwieriger wird, je mehr Zeit ins Land geht.« Er streicht nachdenklich mit einer Hand über sein Kinn, das von winzigen, blonden Bartstoppeln übersät ist.

Marc rasiert sich täglich gründlich. Sein Kinn ist glatt, weich und fordernd. Sein Profil ist klar und fein, und doch liegt so viel Härte, so viel Unnahbarkeit in seinem Gesicht, dass es sie noch immer schaudert. Es war gut gewesen, Dr. Sterling aufzusuchen und sich endlich zu befreien. Es tat so gut, ihre ganze Geschichte zu erzählen, auch wenn sie bei den Gesprächen oft geweint hatte und rot angelaufen war vor Scham. Dr. Sterling hatte ihr nur stumm ein Papiertaschentuch gereicht und ihre Hand gedrückt. Er hörte zu. Er urteilte nicht über sie, verdammte sie nicht, dafür konnte er sie beruhigen und ihr sagen, dass sie nicht die einzige Frau auf der Welt war, der so etwas passierte.

Sie kam sich so dumm vor. Wie hatte sie auf so jemanden hereinfallen können?

»Wie ich verstanden habe, arbeitet er noch in Ihrer Firma«, sagt Dr. Sterling und nimmt die Brille ab. Er hat graue Augen, das fällt ihr jetzt zum ersten Mal auf. Grau wie die Wolken am Himmel, die sie auf dem Weg hierher eingehüllt haben.

Rebecca nickt. »Ja, in meinem Büro«, sagt sie und verzieht die Lippen. »Als hätte er sich das so ausgedacht. Er vertritt mich während meiner Krankheit. Wenn man das so nennen kann.«

Raphael Sterling nickt eifrig. »Selbstverständlich kann man das so nennen«, sagt er. »Sie haben jedes Recht, sich krank zu fühlen, und Sie sollten sich so viel Zeit nehmen wie Sie brauchen. Allerdings kann ich es sicherlich nicht gutheißen, wenn Sie Ihre alte Tätigkeit wieder aufnehmen, solange er noch dort ist. Sie können unmöglich weiter mit ihm zusammenarbeiten, das verstehen Sie sicher? Es wäre nicht gut für Sie.«

Sie schnauft verächtlich. »Ich denke momentan gar nicht darüber nach, wieder zu arbeiten«, sagt sie leise. »Ich bin froh, wenn ich morgens überhaupt aufstehen kann und sich nicht gleich nach dem Öffnen der Augen die dunkle Welle über mir auftürmt.« Sie hat Depressionen. Ein Trauma, hat Dr. Sterling gesagt, das sei ganz normal nach so einer Erfahrung, sie sei schließlich vergewaltigt worden von dem Mann, den sie zu lieben glaubte, körperlich wie psychisch.

Dass es nicht wirklich Liebe war, davon hatte er sie in den vielen Gesprächen nicht so recht überzeugen können. »Rebecca, Sie sind diesem Mann hörig«, hatte er gesagt, nachdem sie mit den ersten Schilderungen ihrer Beziehung geendet hatte. »Obwohl er Ihnen nicht guttut, können Sie nicht von ihm lassen. Insgeheim lieben Sie es, dass er Sie so schlecht behandelt. Das ist ein kompliziertes psychologisches Phänomen, das ich nur allzu häufig an Frauen erlebe.« Allerdings nicht an attraktiven, selbstbewussten Frauen, die im Job ihren Mann stehen, hatte sie gedacht und sich über sich selbst geärgert.

»Ich träume jede Nacht von ihm«, gesteht sie dem Arzt. »Darum will ich auch nicht aufwachen. Im Traum ist er bei mir, er ist lieb zu mir, gut. Er verführt mich, um mich anschließend bei sich zu behalten. Er hat alle Bilder an der Wand im Flur abgehängt, auch meines. Verspricht, sich zu ändern, für mich. Verspricht, das für mich zu sein, was ich mir von ihm wünsche, für mich da zu sein, mich zu lieben ...« Wieder löst sich eine Träne aus ihrem Augenwinkel, und noch bevor sie sich einen Weg über ihren Nasenrücken gebahnt hat, reicht der blonde Psychologe ihr schon ein neues Papiertuch. Sie nimmt es dankbar entgegen und tupft unbeholfen an ihrem Auge herum.

»Sie wissen, dass das ein Traum bleiben wird, Rebecca«, sagt Dr. Sterling leise und greift nach ihrer Hand. Er sitzt dicht neben ihr auf einem Stuhl, mit übereinandergeschlagenen Beinen. Sie hat sich auf seinem Sofa zurückgelehnt und die Knöchel überkreuzt. Ihre Hände öffnen und schließen hektisch einen Knopf nach dem anderen an der grauen Bluse, während sie spricht.

»Er ist ein pathologischer Narzisst, nach allem, was Sie mir erzählt haben, und er wird niemals fähig sein, eine normale Beziehung zu führen. Nicht mit Ihnen und mit niemand anderem. Glauben Sie mir.« Ach, Sie würde ihm zu gern glauben. Sie würde ihn so gern vergessen, einfach weiterleben wie zuvor, aber nicht nur die Tätowierung auf ihrem Rücken hat Narben hinterlassen, die noch immer brennen.

»Wie soll ich denn weitermachen?«, fragt sie leise und starrt mit leerem Blick durch das Fenster nach draußen. Graue Häuser türmen sich auf der anderen Straßenseite auf, die fehlende Sonne lässt ihr Grau heute noch düsterer und trostloser wirken.

Dr. Sterling zieht die Schultern hoch und atmet tief aus. »Ich denke, es ist noch zu früh, um darüber nachzudenken«, sagt er. Sein Blick ruht auf ihr, mit wissenschaftlicher Neugier beobachtet er ihre Reaktion auf seine Worte. »Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis ich Sie allein in die Realität zurücklassen kann. Je tiefer eine Traumatisierung sitzt, umso länger dauert es, die Seele zu heilen von den hinterlassenen Wunden. Und Ihre Wunden scheinen tatsächlich sehr tief zu sein.«

Sie wendet den Kopf und sieht mitten hinein in seine grauen Augen. Marcs Augen sind dunkel, beinahe schwarz. Wenn er sie zusammenkneift, sind sie gefährlich, und wenn er sie von oben herab ansieht, mit den langen, dichten Wimpern, die der Iris einen wunderschönen Rahmen geben, schmilzt sie dahin. Noch immer? Würde sie ihm widerstehen können, wenn er jetzt plötzlich bei ihr auftauchte?

»Was soll ich tun, falls er sich bei mir meldet?«, fragt sie. Ein Anflug von Panik macht sich in ihr breit. Schließlich hofft sie jeden Tag darauf, dass er plötzlich vor ihrer Tür steht, andererseits weiß sie aber genau, dass er sich nicht gerade bei ihr entschuldigen würde, um ihr einen Heiratsantrag zu machen. »Die Möglichkeit besteht ja immerhin ...«

Dr. Sterling kaut auf seiner Unterlippe und legt den Kugelschreiber an die Nase. »Sie sollten ihn wegschicken«, sagt er entschlossen. »Auf keinen Fall sollten Sie mit ihm sprechen. Lassen Sie sich nicht auf ihn ein! Nach allem, was Sie mir erzählt haben, ist er gefährlich. Er ist manipulativ, und so stark Sie sich auch in einem Moment fühlen mögen, so schnell wird er sie wieder verwandeln in das willenlose Wesen, das er aus Ihnen gemacht hat. Die hilflose Puppe, die ihm zur Verfügung steht, wann er will und die sich ihm sexuell öffnet, wie es ihm beliebt.« Er atmet schwer. Offenbar haben ihre Erzählungen auch ihn nachhaltig beeindruckt.

»Ich kann nicht«, antwortet sie. »Ich werde ihn nicht wegschicken können. Noch nicht. Wenn er zu mir kommt, würde ich mich sofort bereitwillig für ihn hinwerfen, mich öffnen und mich spreizen, wie er es will. Schon der bloße Gedanke an ihn erregt mich körperlich, mein Körper reagiert ganz eigenwillig auf ihn. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich meine Reaktionen kontrollieren kann, und das macht mich wütend.« Sie schnieft.

Dr. Sterling nickt langsam. »Sie müssen sich Ihre Situation vorstellen wie die eines Drogensüchtigen«, erklärt er in ruhigem Ton. »Auch der ist nicht in der Lage, im Entzug seine körperlichen Reaktionen zu kontrollieren. In Ihrem Fall handelt es sich um körpereigene Drogen. Endorphine, Adrenalin, Oxytocin ... Und bei seinem Anblick rasen diese unkontrolliert durch Ihren Körper und lassen Sie Dinge tun, die sich die meisten von uns gar nicht vorstellen können.«

Rebecca seufzt und richtet sich auf dem Sofa auf. »Drogen, ja? Vielleicht kann ich meinen Entzug mit stärkerer Chemie lindern.« Hoffnungsvoll lächelt sie den Arzt an.

Doch der schüttelt mitleidig den Kopf. »Ich würde Ihnen keinen Gefallen tun, wenn ich Ihnen noch stärkere Medikamente aufschriebe«, sagt er. »Sie werden das auch so schaffen, da bin ich mir sicher. Die Zeit heilt in diesem Fall die schlimmsten Wunden. Je mehr Abstand Sie von den Geschehnissen bekommen, umso einfacher wird es für Sie werden. Die vermeintlichen Drogen werden sich verflüchtigen und irgendwann werden Sie ihm sogar reaktionslos gegenüberstehen können. Glauben Sie mir.«

Sie rümpft die Nase. Es ist schwer zu glauben, denn schließlich hat schon die Erinnerung, ausgelöst durch das Gespräch mit ihrem Therapeuten, sie wieder feucht werden lassen. Wie Blitze zucken Erinnerungsfetzen vor ihrem geistigen Auge auf. Die Peepshow, in die er sie genötigt hat und in der sie sich für ihn, vor ihm und vor anderen Männern entblößt hat. Das Pornokino, dessen intensiver Pheromongeruch jetzt wieder in ihrer Nase kribbelt, wenn sie daran zurückdenkt. Die lustvolle Vereinigung mit ihm in seiner Wohnung, die so elegant und katzenhaft ist wie er selbst. Allein die Erinnerung an seinen Schwanz lässt sie innerlich erschauern.

Für sie hat er den schönsten Schwanz der Welt. Er ist perfekt, gerade, und er passt in ihre Möse hinein wie kein zweiter. Er ist für sie gemacht, dessen ist sie sich sicher. Erregt presst sie die Beine zusammen, als die Erinnerungen sie wieder überkommen. Sie will das nicht, sie will ihren Körper unter Kontrolle haben, aber das funktioniert noch nicht. Alles in ihr verzehrt sich nach ihm, sie will von ihm gefickt werden, will ihre Beine für ihn öffnen, und sogar der Gedanke an das letzte Treffen, das so schmerzhaft endete, lässt ihren Schoß heftig pulsieren. Tief ist er in ihren Anus eingedrungen, es tat weh, doch jeder Stoß bahnte sich seinen Weg direkt in ihr Lustzentrum und löste einen Schauer nach dem anderen aus. Mit leichtem Druck der Oberschenkel massiert sie ihre klopfende Klit. Dr. Sterling wird es sehen, schließlich liegt sie wie so oft in den letzten Monaten direkt vor ihm auf diesem Sofa. Sie denkt an die Chaiselongue in Marcs Wohnung, auf der sie sich hingegeben hat für ihn. Er hat sie geküsst und in den Nacken gebissen, an diese Stelle, die schon den Frauen in der Urzeit der Menschheit Paarungswilligkeit signalisieren sollte und daher nie ihr Ziel verfehlte. Wie eine Katze hatte sie sich unter seinen Zähnen geschüttelt und es genossen, wie er in sie eingedrungen war, nicht einfach nur mit seinem Schwanz, sondern mit seinem ganzen Körper, seiner ganzen Person. Er war so tief in ihr gewesen wie noch kein Mensch zuvor, und sie hatte ihm ihre Seele geöffnet, nicht nur ihren Schoß.

Das Blut jagt so heiß durch ihren Unterleib, dass sie sich nicht länger beherrschen kann. Vergessen ist der Arzt, der doch direkt neben ihr sitzt, vergessen sind die Schmerzen, die Marc ihr zugefügt hat, zu groß ist die Erregung der Erinnerungen, die sich jetzt Platz verschafft. Und dann drückt sie schnell und kräftig die Schenkel immer wieder fest zusammen, spürt die harte und groß gewordene Perle dazwischen, die keine Ruhe geben will, denkt an ihn und seinen Schwanz, das prächtige Schwert, das sie lutscht und saugt und mit dem er sie anschließend durchstößt, in sie eindringt und sie so egoistisch und vehement vögelt wie noch niemand vor ihm. Sie kneift die Augen zu und unterdrückt ein leises Stöhnen, als der Höhepunkt sie durchzuckt und ihren Leib schüttelt, kaum merklich, kaum sichtbar.

Vorsichtig öffnet sie die Augen wieder und blinzelt zu dem Arzt, der stumm neben ihr gesessen hat. Er räuspert sich und schlägt verlegen die Beine übereinander, um seine Erregung zu verstecken, aber sie hat sie gesehen, die Beule in seiner Hose. Plötzlich schämt sie sich. Ihr ist heiß, und zwischen ihren Beinen zeugt die Feuchtigkeit eindeutig von der Lust, die sie allein beim Gedanken an Marc erlebt hat.

Konditioniert sei sie, hatte Dr. Sterling erklärt, und sie fragt sich, ob er sein Wissen ihr gegenüber wohl ausnutzen würde, um mit ihr zu schlafen. Sie ist schließlich eine attraktive Frau, das weiß sie, und er ist ein nicht unattraktiver Mann, nur wenige Jahre älter als sie. Er weiß so viel von ihr, so intime Dinge, die sie nie jemandem erzählen wollte und für die sie sich im Nachhinein selbst schämt. Aber ihm hat sie sich geöffnet, ihn hat sie reingelassen in ihre Mördergrube.

Würde sie mit ihm schlafen wollen? Vielleicht könnte er den Schmerz ein wenig lindern, den sie so tief in sich spürt? Vielleicht wäre er in der Lage, mit seinem Schwanz seine Spuren auszumerzen? Sie könnte sich langsam entblättern vor ihm, er würde dem Anblick ihrer Brüste sicher nicht widerstehen können, und dann würde sie mit ihm auf das graue Sofa sinken, das ihr in den letzten Wochen beinahe ein Zuhause geworden ist.

»Woran haben Sie gedacht?« Dr. Sterling zwinkert neugierig und schiebt seine Brille auf die Nase zurück, als wolle er einen Schutzschild aufrüsten und eine transparente Barriere schaffen. Schließlich sollte er gemerkt haben, was sie gerade eben vor seiner Nase getan hat.

Rebecca lächelt verlegen. »Nichts Besonderes«, erwidert sie und lässt ihren Blick über seinen Schoß schweifen, doch die Beule scheint schon wieder verschwunden zu sein. Schade.

»Wir sehen uns morgen wieder«, sagt Raphael Sterling und steht auf. Die schwarze Kladde, in die er sich ständig Notizen macht, legt er auf den Schreibtisch. Rebecca erhebt sich ebenfalls vom Sofa und zupft den schwarzen Rock zurecht. Seit der letzten Nacht mit Marc legt sie nicht mehr so großen Wert auf ihr Äußeres, schminkt sich kaum und greift morgens lustlos in den Kleiderschrank, um irgendetwas herauszuziehen, das ihr noch passt. Sie hat ein wenig abgenommen, und die meisten Kleider aus ihrem Schrank rutschen nun unelegant an ihrem Körper herum.

»Was werden Sie heute noch machen?«, fragt Dr. Sterling in der Haustür und hält ihre Hand fest, die er zum Abschied ergriffen hat. Sie lässt den Druck zu, der stark und kräftig ist und irgendwie beschützend wirkt.

»Ich weiß nicht«, murmelt sie. »Vielleicht gehe ich einkaufen ... Ich brauche neue Sachen.« Sie deutet mit dem Kopf auf ihren Rock, der sich mal wieder über ihren Hüften verschoben hat. Dr. Sterling lächelt zustimmend. »Das ist eine gute Idee. Versuchen Sie, sich zu entspannen. Bis morgen, Rebecca.«

Sie geht die wenigen Stufen zur Straße hinunter und verlässt die schützende Umgebung der Praxis. Freiwild in der Stadt, die um sie herum lebendig pocht und pulsiert. Es ist mitten am Tag, und die Menschen eilen von der Mittagspause in ihre Büros zurück.

Wie von einer unsichtbaren Hand gezogen, findet sie zu Fuß den Weg durch die Straßen. Ihr schwarzer Mercedes parkt am Rand, direkt gegenüber von Dr. Sterlings Haus, aber sie will jetzt nicht damit fahren, will keine weiteren Erinnerungen an ihn, die sogar mit ihrem Auto verknüpft sind, wie so viele Dinge ihres Lebens unwiderruflich mit ihm verbunden zu sein scheinen. Zwischen ihren Beinen stört der feucht gewordene Slip. Vielleicht sollte sie ihn einfach ausziehen?

Sie durchquert den kleinen Park, in dem Mütter Kinderwagen über den feinen, roten Kies schieben und Menschen mit kleinen oder großen Hunden unterwegs sind. Die Luft ist kühl und feucht, ein feiner Nebel liegt über allem und kräuselt ihre Haare, die sie heute Morgen nur gebürstet hat, ohne sich weiter darum zu kümmern.

Das große Gebäude jagt ihr einen Schauer über den Rücken. Sie bleibt kurz davor stehen, lässt eilige Menschen an sich vorbeilaufen, und sieht an dem grauen Haus nach oben. Achte Etage. Da ist es. Da gehört sie hin, doch sie kann sich hier nicht sehen lassen. Noch nicht. Es ist noch zu früh, das hat auch Dr. Sterling gesagt.

Ihr Herz rast, wenn sie daran denkt, wer dort oben nun sitzt, in ihrem Büro. Ihre Hände werden feucht wie ihr Schoß bei dem Gedanken an das feine Grübchen in seinem Kinn, an das Blitzen in seinen Augen, wenn er sie zu Dingen verführt, die sie früher nicht zu träumen gewagt hätte. An den spöttischen und mitleidigen Blick, den er ihr zuwirft, wenn sie ihn am Arm einer anderen Frau erwischt, Eifersucht und Lust im Herzen, die sie nicht zulassen will.

Mit wem verbringt er seine Zeit? Hat er weitere Frauen seiner Bildersammlung hinzugefügt, die seinen Flur ziert und in der sich nun wohl auch ihr Foto befindet? Mit Schaudern erinnert sie sich an die Schwarzweiß-Aufnahmen der vielen Frauen, die dort hängen, sorgfältig drapiert in aufwendigen Rahmen, wie eine Ahnengalerie. Sie denkt an die erschrockenen, ängstlichen Gesichter, die sie von der Wand angestarrt haben, und an das Aufblitzen seiner Kamera, als er ihr seine Tätowierung auf den Steiß gemalt hat. La mienne, toujours. Die Meine, für immer.

Ein Verrückter, der nicht einmal vor ihrer besten und einzigen Freundin Halt gemacht hatte. Stacy! Rebecca starrt auf die leeren Glasaugen des großen Gebäudes. Irgendwo da drin sitzt ihre ehemals beste Freundin, verheiratet und glückliche Mutter einer kleinen Tochter, und doch hatte auch sie ihm nicht widerstehen können. Rebecca hatte die beiden in ihrem Büro erwischt, lustvoll ineinander verkeilt auf ihrem Schreibtisch. Vielleicht war es das Schlimmste gewesen, das er ihr angetan hatte. Aber sie hatte ihm verziehen. Mit Stacy hatte sie seit Wochen kein Wort gesprochen, ihre Anrufe ignorierte sie, bis sie endlich aufgab und sich nicht mehr meldete. Nun sehnt sie sich plötzlich nach ihr. Sie würde ihr alles erzählen, vielleicht versteht sie ja. Sie hat Verständnis für die Freundin, wie konnte sie ihm nicht erliegen? Diesen schwarzen, dunklen Augen, die so tief in die eigene Seele hineinblickten und einem das Gefühl geben, der einzige Mensch auf der Welt zu sein. Dem neckisch vorgewölbten Kinn, das ihm einen so männlichen und unnachgiebigen Ausdruck verleiht, wie ein strenger Vater, dessen Zuneigung man sich unter allen Umständen erarbeiten will.

Enttäusche mich nicht, hatte sein Blick in jeder Minute gesagt, und verbissen eifrig wie eine strebsame Tochter hatte sie getan, was er von ihr erwartete, und sie hatte es genossen.

Natürlich hatte er sich Stacy absichtlich ausgesucht. Er wusste von ihrer besonderen Beziehung, und Stacy war die einzige Person in ihrem Leben gewesen, der sie von ihrer verhängnisvollen Affäre berichtet hatte. Er hatte nicht mit ihr geschlafen, weil er das so wollte. Sie war eine Trophäe, ein Symbol seiner Macht, mit dem er Rebecca gezeigt hatte, wie sehr er sie in der Hand hatte.

Nachdenklich kaut sie auf der Unterlippe und geht zurück in die Straße, in der das große, schwarze Auto parkt, auf das sie früher einmal so stolz gewesen ist. Dann fährt sie nach Hause. Wenn sie nur nicht so schrecklich allein wäre ...

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