Читать книгу Ohle und der Brunnen der sieben Schlüssel: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 8) - Jork Steffen Negelen - Страница 8
Die Auferstehung des Trajan
Оглавление»Bei unserem Schöpfer!« rief das Gesicht im Tor entsetzt aus. »Solange ich als Tor von Dragon-Gorum der weißen Seite der Magie diene, ist mir noch kein Wesen untergekommen, dessen Seele vom Körper getrennt wurde und das mich nun bittet, Körper und Seele wieder zu vereinen!«
»Alles geschieht ein erstes Mal«, versuchte Gordal vorsichtig zu erklären.
»Was für eine großartige Weisheit!«, rief das Gesicht. »Wer hat dir denn das beigebracht?«
Der Handschuh, der auf dem leblosen Körper von Trajan vor Aufregung hin und her sprang und mit dem Auge zwinkerte, konnte jetzt nicht mehr an sich aalten. »Was ist nun?!«, rief er dem Gesicht zu. »Hilfst du mir, oder haben wir den weiten Weg umsonst gemacht?! Ich hätte gern eine Antwort!«
Das Gesicht wurde dunkelrot und seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Dann entspannte es sich wieder und es nahm eine rosige Farbe an. »Natürlich helfe ich dir«, antwortete es erstaunlich ruhig. »Doch ihr müsst danach etwas Wichtiges erledigen. Nicht für mich selbst. Ihr sollt euren Freunden helfen. Ich schicke euch deshalb zur Insel Selan. Dort werdet ihr dem Inselkönig Platos beistehen müssen. Er ist der Bruder der weißen Fee Aella. Dieser Mann ist vom Schicksal schwer geprüft worden. Er hat sich von der Macht des Dämonicon befreien können und nun braucht er jede Hilfe, die er bekommen kann.«
»Sag uns, was wir tun sollen und wir werden nicht zögern«, erklärte Cylor.
Das Gesicht im Tor schwankte hin und her. Dann antwortete es. »Ich will zuerst, dem unglücklichen Trajan beistehen. Es wird nicht leicht sein, doch ich werde es schaffen. Danach erkläre ich euch eure Aufgabe.«
Der Körper des Elfs wurde plötzlich, wie von unsichtbarer Hand, ein Stück hochgehoben. Dann kam Trajans Seele aus dem Handschuh heraus. Auch sie schien zu schweben. Der Körper stellte sich auf und das Gesicht betrachtete ihn. Stirn und Wangen des Elfs waren hellgrau und selbst die Lippen waren so weiß wie der Schnee. Langsam öffnete sich der Mund und das Gesicht im Tor flüsterte leise eine Beschwörungsformel. Mit einem Ruck fuhr Trajans Seele zurück in den Körper. Er schlug die Augen auf und dann schnappte er nach Luft. Cylor und Gordal fingen ihn auf, da er zu fallen drohte. Sie legten ihn auf ihre Wolfsfelle und Trajan atmete so rasch, als hätte er eine schwere Arbeit verrichtet.
»Ich lebe …« flüsterte der junge Elf schließlich.
»Oh ja, du lebst wirklich und wahrhaftig, mein Freund«, sprach das Gesicht. »Lass dich von deinen Freunden umsorgen und ruhe noch eine Stunde aus. Dabei könnt ihr mir zuhören. Denn die Aufgabe, die ich für euch habe, wird nicht einfach sein.«
Während Cylor und Gordal den überglücklichen Trajan mit Wein, Brot und Fleisch versorgten, erzählte das Gesicht von Platos traurigem Schicksal. Es sprach von seiner Verführung zur schwarzen Seite der Magie und seiner Versklavung zum Iht-Dag durch Dämonicon. Vor allem Trajan fand Platos Befreiung von der schwarzen Magie überaus spannend und er hörte dem Gesicht aufmerksam zu. Als es dann zur Aufgabe kam, die es für die drei Freunde hatte, sahen sie voller Erwartung auf den Mund des Gesichts, so als könnten sie schon vorher erkennen, was es sagen wollte.
»Also, dann will ich euch erklären, was ihr auf der Insel tun müsst«, sprach das Gesicht. Dabei machte es eine sorgenvolle Miene. »Schon bald wird Dämonicon mit einem großen Heer in der Nähe der Tempel der sieben Söhne des Schöpfers eintreffen. Niemand kann das noch verhindern. Doch ihr könnt schneller sein und Platos warnen. Er darf sich nicht auf eine offene Feldschlacht einlassen. Seine Krieger sollen den Feind hinter den Mauern ihrer Stadt empfangen. Nur dann haben sie noch Aussicht auf einen Sieg. Einer von euch muss versuchen, Brando, den König der Halbriesen, unauffällig zu erreichen. Und dafür brauchen wir dich, Trajan.«
»Was soll ich denn tun?«, fragte der junge Elf. »Ich weiß doch noch nicht einmal, wer dieser Brando überhaupt ist.«
Das Gesicht nickte dem Elf nachdenklich zu. »Du hast recht. Diesen König kennen die wenigsten lebenden Wesen in unserer Welt. Doch er ist ein überaus gefährlicher Mann. Einst hat die Fürstin Monga versucht, mit seiner Hilfe Silvergard, die einstige Hauptstadt der Erz-Elfen zu erobern. Sie ließ die sterbenden Krieger der Urtaren und der Halbriesen vor den Mauern der Stadt zu Wehralps werden. Das nahmen ihr Moragh, der König der Urtaren, Albaron, der König der Erz-Elfen und Brando, der König der Halbriesen, nach der Schlacht sehr übel. Sie verbündeten sich und mit der Hilfe von Aurelia und eines grünen Gnoms konnten sie Monga besiegen. Sie starb und ihre Seele ging in das Reich der Dämonen hinein. Doch sie ist wieder da und sie will erneut die Halbriesen zu Wehralps umwandeln. Das musst du verhindern. Brando weiß noch nichts von den finsteren Plänen der schwarzen Fürstin. Zwar misstraut er ihr, doch er hat keine Ahnung, welch falsches Spiel Monga und Dämonicon treiben. Außerdem ist da noch ein gewisser Laygon. Der Kerl ist ein gefährlicher schwarzer Magier. Entwende ihm den Seelenfinder, den er immer bei sich trägt. Damit kann er sehr viel Schaden anrichten. Verstehst du das, mein junger Freund?«
Trajan nickte und er sah dabei zu Cylor und Gordal. Das Gesicht bemerkte, dass Trajan nicht wusste, wie er diese Aufgaben meistern sollte. »Ich gebe dir einige Dinge mit, die dir helfen werden. Schau zu deinen Füßen und du wirst finden, was du brauchst.«
Trajan und seine beiden Begleiter sahen, wie vor dem jungen Elf auf einem Wolfsfell ein Bogen und ein Schild erschienen. Außerdem lagen da ein goldener Helm und ein reichlich verziertes Schwert. Seine Kleidung verschwand und dafür bedeckte eine goldene Rüstung seinen Körper.
»Das sieht ja wunderbar aus, doch die Rüstung klappert bestimmt und sie wird mich bei meinen Aufgaben hindern«, sprach Trajan, als er seine Rüstung betrachtete. Dabei strich er fast zärtlich über den verzierten Brustpanzer und die glänzenden Armschienen.
Das Gesicht im Tor lächelte gütig. »Dein Helm, deine schöne Rüstung und deine Waffen haben ihre eigenen Kräfte«, erklärte es dem Elf. »Setz den Helm auf, spann den Bogen oder stell dich auf den Kriegsschild. Du wirst die Kräfte spüren.«
Trajan setzte den Helm auf und sofort verschwand sein Körper. »Was ist das!«, schrie er entsetzt. »Ich kann meine Beine nicht mehr sehen und meine Arme und wo ist mein Bauch und …!«
Er nahm den Helm ab und sofort war er wieder sichtbar. »Du meine Güte«, flüsterte der Elf. Dabei betrachtete er den Helm. »Ich habe schon von solchen Dingen gehört. Doch das ich selbst unsichtbar werden kann, das hätte ich nicht zu träumen gewagt.«
Vorsichtig legte er den Helm auf das Wolfsfell zurück. Dann nahm er den Bogen. Als er ihn spannte, hatte er sofort einen Pfeil auf der Bogensehne. Er zielte auf einen Stein, den Gordal in die Luft warf. Der Pfeil traf sein Ziel und der Stein stürzte zersplittert in den Schnee.
Nun stellte sich Trajan auf den Schild. Sofort schwebte er in der Luft und der Elf hockte sich hin. »Ich verstehe«, flüsterte er wieder. »Den Kriegsschild kann ich mit meinem Willen steuern. Das ist ja fantastisch. Ich weiß gar nicht, wie ich mich für diese Gaben bedanken soll.«
»Oh, das ist einfach«, sprach das Gesicht mit einem breiten Grinsen. »Du dankst mir am besten, wenn du deine Aufgaben erfüllst. Dann kannst du behalten, was ich dir gegeben habe.«
Trajan stieg vorsichtig vom Schild. Er legte auch ihn auf das Wolfsfell. Dann nahm er das Schwert an sich. Er zog es langsam aus seiner Scheide. Ein leichtes Summen lag in der Luft und das Gesicht von Trajan erstrahlte. Die Magie dieser Waffe durchflutete ihn und er fühlte, wie sich Blitz und Donner in ihr vereinte. Als er das Schwert in die Höhe hielt, fuhr mit lautem Donnerhall ein Blitz in den Himmel.
»Oh ja, du lernst schnell mit meinen Gaben umzugehen!«, rief das Gesicht erfreut aus. »Die weiße Magie ist stark in dir und wenn du sie richtig anwendest, wird sie dir immer dienen.«
Trajan steckte das Schwert zurück in die Scheide. Dann sah er glücklich und voller Tatendrang zu seinen Freunden.
»Jetzt bist du bereit, für die Reise zur Insel«, sprach Gordal und er stellte sich neben Trajan hin.
Cylor räumte mit einer Bewegung seiner linken Hand die Felle und die Reste der Mahlzeit weg. Dann sah auch er zum Tor.
Das Gesicht nickte ihm lächelnd zu. »Geht durch mich hindurch und erfüllt euer Schicksal, meine Freunde. Ich gebe jedem von euch so viel Kraft mit auf dem Weg, wie er brauchen wird.«
Das Gesicht verschwand und eine glatte Felswand war zu sehen. Die drei Freunde traten nahe heran. Für einen winzigen Augenblick zögerten sie. Doch dann gingen sie durch die Felswand hindurch.
Im nächsten Augenblick durchschritten sie das Tor von Selan. Es döste gerade wieder in der Sonne. Sein lautes Schnarchen nervte die drei Krieger, die das Tor bewachen sollten. Um der Hitze der Mittagssonne zu entgehen, hatten sie sich in ein großes Zelt zurückgezogen. Als sie Trajans Stimme hörten, kamen sie eilig heraus. Staunend betrachteten sie die drei Ankömmlinge.
»Seid ihr Freunde von unserem König Platos?«, wollte einer der Krieger wissen.
»Natürlich sind es Freunde«, erklärte das Gesicht im Tor. Es war aufgewacht und betrachtete die drei Gestalten, die es nur von hinten sah.
»Sie an«, sprach es weiter. »Ein Elf, noch ein Elf und ein Hoch-Elf. Und die Drei haben so starke magische Kräfte, dass sie eine ganze Armee vernichten könnten.«
»Und genau deshalb sind wir auch hier«, erklärte Cylor. »Wir müssen mit eurem König Platos sprechen. Die Zeit drängt und die Feinde nahen schon.«
Die drei Krieger erschraken und das Gesicht im Tor wankte bedenklich hin und her. Einer der Krieger erklärte schließlich, dass ihr König in der Stadt sei. Er würde sich selbst um die Ausbildung der jungen und unerfahrenen Verteidiger der Stadt kümmern. Die wenigen Priester, die noch da seien und weiter zu ihrem König hielten, kümmerten sich um die Verteidigungsanlagen der Stadt. Dann zeigten sie den drei Freunden die Richtung, die sie einschlagen mussten. Staunend sahen die Krieger zu, wie sie fliegend verschwanden.
In der einzigen Stadt der Insel waren die meisten Anwohner mit irgendeiner Arbeit beschäftigt. Platos stand vor dem Eingang des Tempels. Er erklärte einer Gruppe noch sehr junger Krieger den Umgang mit dem Speer. Als ihm gemeldet wurde, dass drei fliegende Gestalten direkt auf den Tempel zuhielten, machten sich die Bogenschützen und die Krieger mit den Speeren sofort zum Kampf bereit.
Der König hielt zum Schutz seiner Augen beide Hände über sie. Die Sonne blendete ihn und so erkannte er seine Gäste beinah zu spät. »Die Waffen runter«, rief er den Bogenschützen zu. »Das müssen Freunde sein. Unsere Feinde sehen wesentlich anders aus.«
Nur wenige Schritte vor dem König landeten die drei Freunde. Bei Trajan klappte die Landung noch nicht so gut. Er wäre beinah von seinem Flugschild gestürzt. Doch Gordal bekam seine rechte Hand zu fassen.
Lächelnd sah Platos die drei unerwarteten Gäste an. Die verbeugten sich vor ihm und Cylor grüßte überaus höflich. »Großer König Platos. Wir überbringen dir die besten Grüße von unseren Freunden, die sich gerade in der Schmiede von Erz-Hall befinden. Besonders von Aella, der weißen Fee soll ich dich grüßen.«
Der König nickte und sein Lächeln zeigte deutlich, das er über den Besuch dieser drei Gäste sehr erfreut war. Platos bedankte sich und er forderte sie auf, ihm in die kühlen Hallen des Tempels zu folgen. Dort wartete bereits ein Priester. Er scheuchte sofort einige junge dragolianische und obinarische Dienerinnen auf, die Speisen und Getränke für die Gäste holen sollten.
Einen Augenblick später hörte sich Platos an, was ihm seine Gäste zu berichten hatten. »Ich habe zahlreiche Späher in alle Winkel der Insel geschickt«, meinte er schließlich. »Sie werden mir sofort berichten, wenn Dämonicon mit seinem Heer hier ankommt. In den Augen meiner Untertanen kann ich oft genug die Angst erkennen, die sie haben, wenn sie den Namen des schwarzen Prinzen hören. Doch sie wollen tapfer für ihre Heimat und für die gerechte Sache kämpfen. Ich selbst habe die Macht, so manchen Feind niederzustrecken. Doch die einfachen Krieger von Selan haben nicht die Magie, die sie für solch eine Macht benötigen. Deshalb werdet ihr mich immer an der Spitze meines Heeres finden.«
Cylor räusperte sich, bevor er etwas erwiderte. »Wir werden dir zur Seite stehen und gemeinsam werden wir dem Feind ins Auge schauen. Doch vielleicht gelingt unserem Freund Telos das Kunststück, Brando umzustimmen. Mit seinen Halbriesen wäre er den Schattenalp weit überlegen. Das wäre für uns die Gelegenheit, Dämonicon und seine Mutter zu vernichten. Bis dahin werden wir abwarten müssen und uns um die Sicherheit deiner Stadt und ihrer Bewohner kümmern.«
Platos saß auf einem bequemen Stuhl. Als er aufstand, hüllte er sich in ein grünes Licht ein. Es leuchtete hell auf und der König hob entschuldigend beide Hände. »Das passiert mir immer wieder«, versuchte er zu erklären. »Die Wachen des Tempels nennen mich schon den grünen Zauberkönig von Selan. Und ich kann es ihnen nicht mal verübeln.«
»Das ist nicht so schlimm«, meinte Cylor. »Es bedeutet nur, dass du noch längst nicht alle magischen Quellen nutzt, die dir zustehen.«
»Woher kommt das grüne Leuchten?«, wollte Gordal wissen.
Platos winkte einen Diener herbei und befahl ihm, die große Truhe mit den Edelsteinen und Kristallen von den Wachen bringen zu lassen. Zwei starke Krieger schleppten diese Truhe herbei und Cylor öffnete sie mit einer Handbewegung.
»Diese Zauberei mit der Handbewegung kennt wohl jeder weiße Magier?«, fragte einer der Priester verblüfft. »Als die Truhe das letzte Mal hier in der großen Tempelhalle stand, hat sie der kleine Kobold mit dem lustigen Hut auf die gleiche Art geöffnet.«
»Das war Snobby«, antwortete Cylor. »Er ist ein sehr guter Handmagier und er kann viel mehr, als man ihm ansieht.«
Die Freunde schauten in die Truhe und Telos wollte schon hineingreifen. Ein Blitz, der aus einem der Edelsteine schoss, traf ihn an der Hand und er ging sofort zu Boden. Benommen versuchte er, wieder aufzustehen. Gordal half ihm dabei.
»Ich glaube, hier ist ein Wächterstein in der Truhe«, flüsterte Cylor. Er zog seinen Zauberstab und im nächsten Augenblick schwebte ein dunkelrot leuchtender Edelstein vor seiner Nase. Sofort traten alle Freunde und der Priester einen Schritt zurück.
»Oh das ist ein Karfunkel«, flüsterte der Priester ehrfurchtsvoll.
»Das stimmt«, bestätigte Cylor. »Doch er ist noch viel mehr. Manche bezeichnen ihn auch als Drachenstein. Da ihn Telos erweckt hat, ohne ihn beherrschen zu können, wird er sich seinen neuen Herrn selbst aussuchen. Mal sehen, zu wem er schweben will.«
Cylor senkte seinen Zauberstab. Er gab somit den Karfunkel frei. Der Stein schwebte sofort auf den Priester zu. Zögernd nahm der ihn mit seinen Händen auf. Dann umströmte ein purpurnes Licht den Priester. Er trug eine eiserne Kette um den Hals mit einem hölzernen Schmuckstück. Es stellte die Hand des Schöpfers dar. Die Kette veränderte sich und aus dem Eisen wurde pures Gold. Die hölzerne Hand an der Kette verwandelte sich in Elfenbein. Sie hielt den Karfunkel fest. Der Stein erstrahlte, als der Priester ihn vorsichtig berührte.
Platos trat auf den Mann zu, der vollständig in das rote Licht eingehüllt war. »Jetzt weiß ich, warum du Draco heißt. Dir war schon immer vorherbestimmt, die Macht dieses Steins zu nutzen. Doch nutzte sie weise, mein Freund, sonnst verdirbt sie dich und der Segen des Schöpfers wird für dich zum Fluch.«
Vorsichtig sah Draco an sich herunter und sofort wurde die Magie erschüttert. Ein Beben durchströmte jedes lebende magische Wesen.
»Diese Erschütterung kann sogar Dämonicon spüren«, flüsterte Gordal. »Er wird erkennen, woher es kommt und das ihm ein neuer weißer Magier zum Feind geworden ist.«
Noch am selben Tag ernannte Platos der neuen weißen Magier Draco zum höchsten Priester von Selan. Seine Magie stellte sich am Abend als überaus nützlich heraus. Während des Abendmahls saß Draco an der königlichen Tafel, zusammen mit den Gästen und dem König. Mitten im Gespräch fing der Priester an, rot zu leuchten. Er stand auf und ging in die Mitte der Tempelhalle. Dann streckte er beide Hände in die Höhe. Vor ihm entstand ein roter Nebel. In diesem Nebel wurde ein großer schwarzer Torbogen sichtbar. Aus ihm marschierten die Schattenalp und die Halbriesen. Draco brach ohnmächtig zusammen und Cylor fing ihn im letzten Augenblick auf.
Vorsichtig wurde der Priester auf die königliche Tafel gelegt. Langsam kam er wieder zu Bewusstsein. »Sie kommen …«, flüsterte er. »Drei Meilen vor den Tempeln der sieben Alten …«, sprach er mit Mühe zu seinem König.
Platos hatte seinen Mantel zusammengerollt und unter den Kopf von Draco geschoben. Nun sah er ihn sorgenvoll an. »Deine neuen magischen Kräfte haben ihren Dienst nicht versagt«, sprach er leise zu dem Priester. »Wir konnten das feindliche Heer in deiner Nebelwolke sehen. Es marschierte durch ein schwarzes Portal. Du mein Freund, du bist wahrhaftig der Wächter von Selan.«
»Ruh dich aus und komme schnell wieder zu Kräften«, meinte Cylor. »Jetzt sind wir an der Reihe. Trajan hat seine eigenen Kräfte und die wird er bald nutzen müssen.«
Mit Herzklopfen und einem flauen Gefühl in der Magengegend hörte der junge Elfenkrieger die Worte des Nekromanten. Er sah zu seinem Schwert, das an seinem Gürtel hing und er hoffte inständig, dass die Gaben des Tores von Dragon-Gorum ihm beistehen würden. Eine halbe Stunde später machte er sich auf den Weg in das Lager des Feindes.