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Vaterland?

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Nationalisten meinen, die Menschheit teile sich von Natur aus in Völker auf, wobei jedes Volk seinen besonderen nationalen Charakter hat. Nur durch dessen Entfaltung würde es zu einer fruchtbaren Völkergemeinschaft kommen. Um das zu erreichen, müssten sich die Menschen mit ihrem Volk, ihrer Nation identifizieren. Die so entstandene Loyalität stehe über allen anderen Loyalitäten anderer Völker. Begriffe wie >Vaterland< und >Heimatliebe< werden von ihnen mit Vorliebe verwendet.

Ein Schwachsinn mehr!

Klar: Das Selbstbestimmungsrecht der Völker sollte ein unabdingbares Muss bleiben. Allerdings: Ohne eine abfällige Einschätzung gegenüber anderen Völkern.

Niemand, kein Mensch und keine Nation hat das Recht, sich gegenüber anderen Menschen oder Nationen als >überlegen< zu fühlen; leider ist das nur eine Illusion!

Nationalismus ist in Wirklichkeit bloß >Nationaler Egoismus<. Eine Überhöhung der Interessen der eigenen Nation und die Überordnung der nationalen Gemeinschaft über Rechte des Einzelnen.

Purer Egoismus ist aber, das hat sich mehrfach schon bewiesen, keine Basis für ein friedliches Zusammenleben; weder im Familienverband und schon gar nicht im Völkerverband!

Bei den Versammlungen der UNO zeigt sich das besonders deutlich. Gegen Mehrheitsbeschlüsse setzen mächtige Nationen immer ihre egoistischen Ambitionen durch (USA, Russland, China, Großbritannien und mehr).

Diese Überhöhung der eigenen Nation geht meist einher mit Ausgrenzung und Diskriminierung. Im Extremfall bis hin zur Vertreibung oder Vernichtung von Minderheiten, die im nationalen Volkskörper als fremd oder schädlich angesehen werden. Denken sie etwa an den italienischen Faschismus, den deutsche Nationalsozialismus, den Völkermord in Ruanda, die ethnischen Säuberungen nach dem Zerfall Jugoslawiens und einige andere Schrecklichkeiten mehr.

Vor allem im 19. Jahrhundert kam es zu nationalistischen Mythenbildungen, um die neugeschaffenen Nationen als vermeintliche oder tatsächliche Traditionsgemeinschaften zu verankern.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts radikalisierte sich in einigen Ländern der Nationalismus. Der Nation wurde eine historische Mission zugeschrieben, mit der sie auch andere Territorien quasi erlösen sollte. Der so verstandene Nationalismus wurde zur Legitimierung des Imperialismus – der Herrschaft auch über fremde Völker.

In den geschichtlichen Vordergrund getreten sind letztlich die nationalen Antagonismen, die nach dem rasanten technischen Fortschritt des 19. und 20. Jahrhunderts zu den verheerenden Ergebnissen moderner Kriegsführung – mit Millionen von Toten – führten.

Aber auch der Zerfall von Machtstrukturen führt zum Ausbrechen nationalistischer Bestrebungen, etwa beim Zusammenbruch der Kolonialreiche in der Folge des Zweiten Weltkrieges. Die nach Unabhängigkeit strebenden Kolonialvölker erreichten zum Teil erst nach blutigen Befreiungskriegen ihre Selbstständigkeit; was einige daraus gemacht haben, steht aber auf einem anderen Blatt.

Während einerseits die politische Gleichheit der in einer Nation vereinten Gruppe betont wird, erfolgt andererseits der Ausschluss der als nicht zugehörig klassifizierten Gruppen.

Dies kann von der kommunikativen Betonung einer angeblichen Andersartigkeit der Ausgeschlossenen bis zu ihrem physischen Ausschluss und im Extremfall auch zur körperlichen Vernichtung führen. Denken sie bloß an den Holocaust!

Nationalistische Bewegungen wie sie etwa in Frankreich, Deutschland, Amerika, Polen, Ungarn und anderen Staaten mehr und mehr Zulauf finden, sind kein gesellschaftlicher Fortschritt.

Nein!

Sie sind ein ganz gewaltiger gesellschaftlicher Rückschritt!

Warum kann man statt des stumpfsinnigen Geschwafels von der Überlegenheit der eigenen Nation nicht zum Konsens kommen, dass wir allesamt – egal ob weiß, rot, schwarz, gelb – einfach nur Menschen sind?

Nationale Besonderheiten sollten sich in Volkstänzen, Trachtenbekleidungen und ähnlichem erschöpfen.

Sind sie eigentlich Nationalist oder bloß Mensch?

Hand in Hand mit dem unerfreulichen Nationalismus gibt es auch das Phänomen des Populismus. Beide sind fast nicht voneinander zu trennen. Unter Populismus verstehen wir eine besondere Form politischer Rhetorik zum Erwerb der Macht.

Populismus ist häufig geprägt durch die Ablehnung von Eliten und Institutionen, einem scheinbar unpolitischen Auftreten, Berufung auf den >gesunden Menschenverstand< und die >Stimme des Volkes<.

Populismus hat kein eigenes Wertesystem, das seinen ideologischen Kern ausmachen und ihn von anderen Ideologien abgrenzen würde. Er kann mit ganz unterschiedlichen politischen Richtungen und Zielsetzungen einhergehen.

Anfang des 21. Jahrhunderts ist die in Europa verbreitetste Form des Populismus der >Rechtspopulismus<, welcher politisch gesehen darauf aus ist, Macht in Form von Anfeindungen gegenüber Fremden oder Ausländern zu generieren.

Ist das nur wegen diesen Politikern, oder erkennen wir auch noch andere Ursachen dafür?

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