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LAHME PREDIGT? AUFTRETEN,
NICHT LEISETRETEN!

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Vom 6. bis zum 25. Oktober 2008 fand in Rom die Zwölfte Vollversammlung der Bischofssynode statt. Thema: »Das Wort Gottes im Leben und in der Sendung der Kirche.« Schon am ersten Tag machten gleich mehrere Teilnehmer darauf aufmerksam, dass es mit der Predigtkultur in der katholischen Kirche nicht zum Besten bestellt sei. Unter anderen äußerte sich der Erzbischof von Québec, Marc Kardinal Ouellet, in seinem zweistündigen Referat über »die Unzufriedenheit vieler Gläubiger angesichts des Dienstes der Verkündigung«. Bischof Gerald Frederick Kicanas von Tucson, Arizona, stellte fest, manche Predigten seien einfach »tödlich langweilig«. Dabei verwies er auf eine Episode aus der Apostelgeschichte. Dort wird berichtet, dass der Apostel Paulus im Hinblick auf seine bevorstehende Abreise meinte, der versammelten Gemeinde von Troas die ganze Lehre nochmals in Erinnerung rufen zu müssen, und deshalb » seine Predigt bis Mitternacht ausdehnte«. Wer hier einen versteckten Vorwurf seitens des Verfassers der Apostelgeschichte heraushört, liegt vermutlich goldrichtig. Bestätigt wird das vom weiteren Verlauf der Dinge: »Ein junger Mann namens Eutychus saß im offenen Fenster und sank während der langen Predigt in tiefen Schlaf. Und er fiel im Schlaf aus dem dritten Stock hinunter und war tot. Paulus lief hinab, umfasste ihn und sagte: Beunruhigt euch nicht: Er lebt! Dann stieg er wieder hinauf, brach das Brot und aß und redete mit ihnen bis zum Morgengrauen. Dann verließ er sie. Den jungen Mann aber führten sie lebend von dort weg« (Apostelgeschichte 20,7-9). Der biblischen Erzählung zufolge wurde Eutychus von Paulus wieder zum Leben erweckt. Zumindest diese letztere Fähigkeit beherrschten viele heutige Prediger nicht mehr, meinte Bischof Kicanas. Das mag vielleicht zutreffen. Sicher hingegen ist, dass der junge Mann während der Predigt des Paulus einnickte! Und dass er nicht durch die Verkündigung des Gotteswortes zum Leben erweckt wurde! Aber gerade darum geht es doch in der Predigt.

Gelegentlich sorgen auch die Gläubigen selber dafür, dass die Zuhörerschaft nicht einschläft. Als ich einmal in einer Predigt zum Thema Gewissen die Frage der Wehrdienstverweigerung ansprach, schrie einer dazwischen: »Was Sie da sagen, steht in krassem Widerspruch zur Lehre der Kirche!« Ich habe den Mann eingeladen, ans Mikrophon zu kommen, und seine Ansicht kurz zu begründen. Anschließend habe ich (etwas genüsslich, wie ich zu meiner Beschämung gestehen muss) erklärt, dass es sich bei der von ihm beanstandeten Meinung um ein wörtliches Zitat aus einer päpstlichen Enzyklika handle. Meinen Respekt konnte ich dem Mann allerdings nicht versagen. Die Gläubigen müssen sich in der Predigt wirklich nicht alles bieten lassen. Auch hier gilt: Auftreten, nicht leisetreten! Schließlich sind die mit der Verkündigung Beauftragten nicht die einzigen Pächter und Wächter der Wahrheit. Das Zweite Vatikanische Konzil räumt auch dem »Glaubenssinn der Gläubigen« einen hohen Stellenwert ein. Diesem Glaubenssinn aber eignet nicht bloß ein wahrheitsbezeugender Charakter; er hat auch eine wahrheitsfindende Funktion. Wenn das römische Kirchenrecht den Laien die Predigt während der Eucharistiefeier verbietet, so untersagt es ihnen damit nicht, während der Predigt Fragen zu stellen. Oder eine Predigt in Frage zu stellen.

Dass das nicht nur für mündliche Predigtvorträge gilt, sondern selbst für die autoritativen schriftlichen Ausführungen höherer Chargen zutreffen kann, zeigt eine Episode, die sich in einem deutschen Bistum zugetragen haben soll. Anlässlich der Firmung beschwerten sich mehrere Pfarreiangehörige bei ihrem Bischof über die langweiligen Predigten ihres Pfarrers. Einer von ihnen meinte: »Und wenn der Pfarrer einmal nicht predigt, dann liest er uns so einen langweiligen Hirtenbrief vor.«

Göttliches Feuer, menschlicher Rauch

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