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Von den Weiten

Aufbruch

Bin losgerannt,

weil mein Verstand

in Moll und Dur

Neues erfuhr.

Hat über Nacht

Schnee gebracht.

Löschte die Spur

nach letzter Fuhr.

Kam in das Land,

so unbekannt,

hab dich gesucht

und dir geflucht.

Hier ungeahnt,

weisend dich fand.

Zagendem Blut

wuchs neuer Mut.

Aus dunkler Nacht

rief mich mit Macht

dein sanfter Kuss

zum guten Schluss.

Auf Wanderschaft

Der Wald droht immer dunkler

und dornig das Gestrüpp.

Wo führt der Weg, den ich gewählt

mit all der Zuversicht der Jugend?

Ich sehe ihn nur hinter mir.

Geleite mich zurück zur Gabel!

Dort will ich nochmals wähnen,

ob nicht der andere taugte,

wo in der Ferne die Zitronen blühn,

im dunklen Laub die Goldorangen glühn.

Kennst du das wohl?

Hier ist die Krümmung wieder!

Doch wüst und dürr die Fluren,

auch dort und da und überall.

Lass uns ein wenig rasten!

Sturm und Sonne

Kalt gefühlter Sturm,

du treibst die weiße Herde

hierher und wieder fort.

Kindermorgentraum wird wahr

und straft die Alten Lügen,

die dich als Schreckgespenst

erleben in ihrem Abgesang.

Das dumpfe Flehen erstickt

im dichten Flockentreiben.

Die Jungen hören uns nicht.

Warm gefühlte Sonne,

du machst nach außen blind

und zugleich inwärts sehend,

senkst deine Strahlen

direkt ins Herz hinein

und dehnst es aus

und immer praller

über den Horizont

zu neuen Weiten,

Unendlichkeit verheißend.

Vorschlummer

Driftet Schlummer nachtwärts,

fällt plump auf tönerne Masken,

zerreißt in tausend Fratzen

zu durstiger Wipfel Ruh,

zerschellt am Felsen Wahrheit,

hängt sehnend Vorgedachtes

an krumm geschlag’ne Nägel

im Vorraum zur Unendlichkeit.

Faselt von Sein und Werden

auf fein gesiebtem Humus,

kracht schallend auf Asphalt,

pflügt Furchen in die Haut.

Geläut der heiligen Glocken

benebelt im buchtigen Luxus

Fratzen von gaffend Greifenden,

stöhnend in wallender Gier.

So dehnt sich Grelles in Fahles

vergessend die sehrende Sendung.

Vorbei am Pendel der Uruhr

beschleunigt das Wort sein Ziel.

Auf wolkigen Polstern schwebend

zerfließt es in deutende Bilder,

wirft Anker auf brechender Woge

und schwappt über dein Deck.

Rast

Zur Herberge drängte mein Schritt,

als ich über gischtendes Wasser

hinüber wollte auf festes Land.

Dein Garten samt kühlem Gemäuer

nahmen mich auf: den Flüchtigen

des Lebens aus der weiten Prärie,

die im glimmenden Licht ferne liegt,

mir die sanfte Oase widerspiegelnd,

über die ich hinausgewachsen bin

hoch über den Sand in das Paradies,

das verheißene, ersehnte, vermeintliche.

Nun harre ich hier im kahlen Geviert,

behütet, gefangen, befangen, behangen

mit dem Ballast aus verlassenem Leben,

den ich, geschleppt auf krummem Rücken,

nicht abkippen konnte auf die Deponie,

die ihre Arme lüstern danach streckte

und aufheulte, als ich meuchlings floh.

Ob sich der Klunker wieder belebe,

auf dass ich was vorzuweisen hätte

im nächsten Quartier, das mir gebucht?

Wenn ich es nur fänd‘ ohne Umweg,

wie ich hierher gelangte so forsch.

Jetzt kann ich nicht länger weilen:

Zu Ende die Rast! Macht auf!

Zwickmühle

Mittendrin war ich euer Kind,

glücklich, voll Lust und Drang.

Doch als ich aufwuchs und ging,

sah ich euch näher kommen bang.

Von beiden Seiten, Schritt für Schritt,

habt ihr mich eingesperrt dazwischen.

Du gibst von hinten mir ´nen Tritt

und aus deinem Maul ein Zischen.

Und dich seh‘ ich vor mir, immer breiter,

sperrst mir den Weg zu meinem Glück.

Schreie euch an: Wo geht es weiter?

Kann nicht mehr vor und nicht zurück!

Nehmt mir die Luft zum Atem Holen,

nehmt mir den Raum zum Fliehen,

presst meine Füße auf glühende Kohlen.

Lasst mich doch endlich weiter ziehen!


Ich will dich wieder sehen 1

Ich will dich wieder sehen,

wie du warst im ersten Anblick

deiner glatten Haut, die sanft

die Sonne mir entgegensandte.

Ich will dich wieder spüren

ganz fest um mich herum,

wie du mich hast liebkost

mild und kühl zugleich.

Ich will bei dir sein wieder,

wenn du barmherzig mir

neue Sehnsucht und Erfüllung

gibst wie eh, mein Meer.

Ich will dich wieder sehen 2

Ich will dich wieder sehen,

Land hinter dem Tibidabo

so wie du warst auf erster Fahrt

zum Campus über deinen Wunden.

Aus schneegrauer Flur entflohen

nahmst du mich an und auf

in deinem frischen Blütengarten

und streutest mir Sonnenstrahlen.

Erwartungsvoll will ich noch einmal

die Jugend spüren in deinem Schoß,

der mir Welt ward, große Welt,

mein liebes Bellaterra.

Arkadien und Elysien

Arkadien und Elysien,

weh, dass ich euch so früh verlor!

Seid ihr mir aber doch noch nah,

dann kommt aus dem Versteck hervor!

Und bringt mir eure neuen Weisen,

dass ich sie weitergeben kann.

Einst werde ich euch doch bereisen,

wenn ich hier nichts mehr sehen kann.

An der Hermesvilla

Wo seid ihr,

Engel der Liebenden?

Wo seid ihr,

Engel der Ringenden?

Wo seid ihr,

Engel der Wachenden?

Wo seid ihr,

Engel der Ruhenden?

Wo wart ihr,

als sie lieben wollte?

Wo wart ihr,

als sie ringen wollte?

Wo wart ihr,

als sie wachen wollte?

Wo wart ihr,

als sie ruhen wollte?

Wo werdet ihr sein,

wenn ich lieben will?

Wo werdet ihr sein,

wenn ich ringen will?

Wo werdet ihr sein,

wenn ich wachen will?

Wo werdet ihr sein,

wenn ich ruhen will?

Im heiligen Hain

Wer bringt uns den Speer zurück,

da wir Parsifal verloren?

Wer schickt uns, wen wir brauchen zum Glück,

da uns der Gral nicht erkoren.

Warum jagen wir immer noch Schwäne?

Wir wohnen im heiligen Hain!

Warum tropft aus dem Aug‘ eine Träne?

Es kann doch nicht besser sein!


Der richtige Weg

Wo ist, was sie Himmel nennen?

War ich nicht schon einmal dort?

Trugen ihn die Engel fort?

Der die Schlüssel trägt in Händen

möge mir das Navi senden,

dem ich blind vertrauen kann,

wenn die Augen dann und wann

Weg und Richtung nicht mehr sehen.

Will nicht in die Irre gehen!

Baustelle

Brettersplitter, Schotterpfützen,

Leitern lehnen an der Wand,

schwere Schuhe schlürfen patschig

über ölgetränkten Sand.

Schutt und Aushub von der Grube

schlucken hungrig Schiebetruhen.

Im Gebett von frischem Mörtel

Fensterstöcke schläfrig ruhen.

Roter Mohn und blaue Warten

schau’n herab vom Unkrautthron,

hören in verschied’nen Sprachen

fluchen über Menschen Fron.

Und die alte Mischmaschine,

wartend auf des Maurers Akt,

dreht sich mit verbeulter Miene

rostig im Dreivierteltakt.

So wächst Schicht um Schicht hinan,

drauf Gehölz zur Daches Gleiche.

Stellt euch schnell zum Umtrunk an,

dass der Segen niemals weiche!

Die Welt

Die Welt ist der Ort,

wo alles und nichts sich berühren,

unendlich erscheinende Endlichkeit,

weilendes Weh, blitzende Lust.

Ist das alles, was der Fall ist?

Einst im 360er

Das Fräulein vis-a-vis

und Regen in der Nacht.

Ein Strich aus dem Auge

und rosa der Mund!

Wir fuhren mit der Straßenbahn

dahin in Nacht und Licht.

Und vielleicht war kein Regen

und vis-a-vis wer anderer.

Von Weiten und Zeiten

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