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Alex Schuhe

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Am nächsten Tag überraschte mich Alex mit einer Hiobsbotschaft. Das Aufpeppen ihres Gesichts barg erste Hindernisse. Sie gestand mir, dass sie noch nie in ihrem Leben Lippenstift getragen hatte. Ich war ja nun einiges gewohnt, aber das? Keinen Lippenstift? Ich – ratlos. Zumal, ich wollte ja nun auch nicht zu tief in ihre Klein-Mädchen-Welt eindringen, obwohl, gerade das mag ich wirklich, mit einem Mädchen losstiefeln und sie anziehen. Das hat nämlich nichts mit Mode zu tun, sondern eben mit Anziehen und zwar nach ästhetischen Gesichtspunkten. Sie sah mein besorgtes Gesicht, umarmte mich wieder kurz auf diese distanzierte Weise, es ging auch nicht viel anders, sie war ja einen Kopf größer, und beschloss: „Leo, wir beginnen mit die Schuhe.“ „Du meinst mit den Schuhen?“ „Na sagt man doch bei euch so in Berlin?“ „Aber ich bin hier im Urlaub, erinner mich bitte nicht andauernd an diese Scheißstadt.“ „Ach ja“, sagte sie, „außerdem ist der Mode-Part ja Teil deiner Therapie, 'tschuldige, will sagen, Stufe 2 is dran.“ „Genau“, sagte ich, fragte aber gleich irritiert: „Wieviele Stufen hat denn meine kleine Leo-Rakete?“ Alex sah mich hochernst an, entweder veralberte die mich hier, dass sich die Fußgängerzone bog, oder sie nahm das wirklich so ernst mit diesen Raketenstufen, das konnte ja wohl nicht sein, dass jedes Zünden einer Stufe so schmerzlich anstrengend sein würde, wie das Papageienkleid? „Lass uns losgehen“, entschied sie, „Vier, nein fünf, dann wieder vier - reicht ja“, entschied sie, und ich maulte: „Hier gibt es mindestens ebenso viele Schuhläden und du hast bestimmt vor, jeden einzelnen abzuklappern, bis sämtliche Verkäufer am Boden liegen?“ „ Acht!“ sagte Alex. „Acht Schuhläden und der Rest stimmt fast genau. Vier Stufen, acht Schuhläden, und Ich will, dass sie auf dem Boden krauchen, auf dem Rücken liegen wie die Käfer, in den Teppich krallen und zuckend rumkrabbeln“, kicherte sie. Das war der Moment, da ich das erste Mal ihre Hand ergriff, nur um zu wissen, dass ich hier nicht auch mit ner Kunstfigur rumstiefelte. Doch der Griff ging daneben, irgendwie versuchte ich dann ihr schmales Händchen in das meine ja auch nicht allzu große zu quetschen. „Ja, ja meine Hände“, sagte sie, „sind irgendwie unhandlich.“ „Ach was“, tröstete ich, „lass uns beginnen, wir wollen ja was für deine Füße kaufen!“ Alex’ Strategievorgaben für den Kauf von Schuhen waren dann doch sehr eindeutig. Sie zählte mir auf: „Wir gehen zuerst in den ‘Ramsch’, dann in den ‘Apfel’ und arbeiten uns hoch zur ‘Lunge’.“ „Ja klar“, nickte ich und würde schon bald begreifen, was sie damit eigentlich meinte, weil, die blöden Frauen hier gaben ihren Schuhläden Namen. Und damit nicht genug, sie gaben ihnen liebevolle Kosenamen. „Auf zum Ramsch“, zog mich Alex’ eiliger Laufschritt fast magnetisch durch die Fußgängerzone. „Es ist nämlich so“, fabulierte sie weiter, „du erkennst schon an denen, die da reingehen was dich erwartet.“ Ich sah aber vor dem Ramsch nur lauter gut gekleidete Frauen, die sogar trotz sommerlicher Hitze auf ihr schmückendes Mäntelchen nicht verzichten wollten, Lindgrün schien die Farbe der Saison. „Naja“, sagte Alex, „natürlich machen es die anderen auch wie wir, die gehen eben alle Läden durch und es ist so wie man es nicht vermutet.“ „So wie nicht?“ fragte ich. „Na, mehr das Woolworth Prinzip“, gluckste sie. „Aber die sind doch pleite“, entgegnete ich, „wer von uns beiden liest denn hier eigentlich den Wirtschaftsteil? In Moabit haben die Woolworthens schon vor drei Jahren aufgegeben“, erklärte ich. „Ach Leo, weißte wann der angefangen hat, der Frank Woolworth? Das war 1879. Die haben Insolvenz angemeldet und dann war Umkrempeln angesagt, die wussten nicht was sie sein wollen ‘Weltstadtkaufhaus oder Billigkette’6, die hatten bis zu fünzigtausend Artikel, sowas verwirrt doch nur, jetzt sind die ganz runter und den Trick, das Woolworth Prinzip, hat auch der Ramsch. Manchmal hat der nämlich wirklich ausgeklügelte Verstecke, da findest du dann doch die guten Schuhe, musste eben etwas suchen is wie mit dem Fleischsalat.“ „Fleischsalat?“ „Musste auch drin suchen. Statt Pökel im Billigen, verwenden sie im guten in der Sahnesoße Muskelfleisch.“ „Aha“, nickte ich verständig: „Schuhe und Muskelfleisch.“ Da standen wir also vor dem Ramsch und redeten darüber als wär’s n Lebensmittel. Etwas unentschlossen begafften wir die lieblos zusammengestellte Schaufensterdekoration, das gehöre alles zum Programm, belehrte mich Alex weiter, je geringschätziger sortiert, desto ermutigender für den Kunden, vermittele den Eindruck hektischen Ausverkaufs, die schrammen ihre Ware sozusagen am Geschmack vorbei. Mir wurde langsam schwindlig. Da braucht man ja nen Volkshochschulkurs, um Shopping zu verstehen, und meine Verwirrung wurd vollends, als ich ein Gespräch belauschte: „Die ganze Wohlfühldiskussion is doch längst durch“, redeten da zwei im Kostümchen. „Kannste dir doch noch so viel auf die Haut schmiern, das muss von innen kommen. Inner Jolie empfehlen sie Zitronensaft für den Rücken, weil da die Poren mehr arbeiten, die Hautsensibilität größer, Zitrone spart das Schrubben mit der Bürste, aber inner Labelle erzählen sie, Zitrone sei Gift für die Haut, lediglich als Nagellackentferner zu gebrauchen, is aber beides gleicher Verlag, ja was nu, Zitrone oder nicht?“ „Alles Buttermilch…“ „und dass du dir Buttermilch ins Gesicht schmieren sollst, Leinöl in die Haare und darüber dann einen Schuss Zitrone und da schließt sich der Kreis….“ „Hach ja“, sagte die andere, „habe auch bei der Überschrift Puder & Make-up die beste Foundation für jeden Hauttyp…wenn ich das schon lesen muss, keine Lust mehr, ‘Foundation’, Unfug: Grundierung heißt das, du quasterst dir die Poren zu, für den ganzen Tag, denkst, das sieht gut aus und abends schrubbste – dann kommen sie zum Vorschein, die kleinen Äderchen,…von der Gesichtsmitte nach außen verteilen die Hautclearance mit einem kleinen Schwämmchen und leichtem Druck tupfen, dabei das Handgelenk etwas drehen, die spinnen doch…“ „Ja. ja, kenn ich, kenn ich, schrubben, schrubben, schrubben, alles Quatsch. Wenn du jeden Morgen 40 Minuten durch unseren schönen Wald läufst, sind die Gefäße so durchgepumpt, danach siehste aus wie n reifer glänzender Apfel mit Bäckchen, da brauchste gar nichts mehr, aber die sind ja alle zu faul die Schnecken. Buttermilch? Die trink ich lieber statt sie mir in die Fresse… is was?“ sagte die plötzlich ganz direkt zu mir. „Öh….Zitrone? Obst?“ mehr fiel mir nicht ein…und dann schubsten die quatschend weiter in den Schuhladen. Alex und ich sahen uns fragend an. „Nagellackentferner“, flüsterte Alex, sie hob beide Unterärmchen, als trüge sie vor sich schon 5 Schuhkartons, eine einzige Last, eine Geste der Verzweiflung: „Nagellack, Lippenstift, Kayal, brauchen wir auch noch – Hach Leo, das schaffen wir nie alles heute.“ „Moment mal“, hielt ich inne: „Zitrone?“ Alex verbesserte mich: „Das is der Bereich Kosmetik – Lippenstift, du weißt!“ Ich wusste gar nichts. „Kosmetik hat mit Obst zu tun – und Mode hat auch mit Obst zu tun. Die Säure der Zitrone für die Haut, Haut – rein – äußerlich: Mode!“ „Hör mal Alex, schon die Holländer, 1628, Stilleben, mischten ihre Palette nach den Naturfarben der Weintrauben, Apfelschalen ja sogar den Federn der beigelegten Fasane. ‘Make-up Foundation’, Grundierung“, sagte ich. Alex sah mich freudig an: „Ich seh schon, der Herr Künstler arbeitet“, da trafen mich die Blicke eines weiteren Frauenpaares: „Fasane?“ „Aber klar“, grinste ich und schubste dabei Alex immer näher zum Eingang: Fasane, Federn, Zitrone, alles Mode, dachte ich laut, da sitzen die den ganzen Tag mit nem Wörterbuch vor ihren Heftchen und versuchen sich das Um-die-Ecke-Denken anzueignen. Auf der anderen Seite der Kette sitzen in engen Bürozimmern diese Mode-heftchen-Macher, die genau wissen, mit jedem Studieren ihrer Heftchen werden ihre Käuferinnen auch schlauer, da müssen sie noch immer weiter raffiniertere Begriffe auffahren. Da müssen sie noch einen draufsetzen, is wie Pornohefte, da müssen die Brüste auch immer größer werden, bis sie nicht mehr ins Heft passen. Es geht immer nur größer und immer vertrackter. Aber – denen macht das ja Freude, dieses Fachwissen aneignen, nur mal so Heftchen durchblättern, das is Entspannung, stundenlang, tagelang, Leben lang. Das Einkaufen hier is auch nur Porno – ‘nur’? Porno macht Spaß, das Gewühle an der Oberfläche, von Unterst zu Oberst kehren, keiner weiß mehr welches Beinchen wessen. Das muss ja furchtbar sein, sich dauernd neue Begriffe ausdenken zu müssen, da wird man ja verrückt bei so viel Zeugs. Mein Kopf drehte sich zu Alex. Sie erriet meine Gedanken und grinste ganz breit: „Wir haben von allem zuviel, es ist zum kotzen…und wir fühlen uns großartig!“ Sie kicherte aufgeregt. Alex stand plötzlich kerzengerade: Körperhaltung Zinnsoldat, Muskeltonus angespannt. „Los Leo, da stürzen wir uns jetzt rein.“ Und selbst ich freute mich ein bisschen darauf, weil, im Schuhladen, da hatte Alex schon recht, da wird es nie langweilig und besonders nicht im Ramsch und erst recht nicht, wenn man eine Alex dabei hat. So stellte ich mir nen Urlaub vor: Dein bester Freund parkt das schönste Mädchen der Stadt neben dir und die ernennt dich zu ihrem persönlichen Modeberater. Aber als Alex im Ramsch, unserm ersten Schuhgeschäft einen noch nervenstark smarten Verkäufer blassgrüne und rote Schuhe anschleppen ließ, geriet ich vor einen Ansichtsspiegel und bemerkte mit Entsetzen, dass ich dicker geworden war. Wesentlich dicker. Hose, T-Shirt, die ich in Berlin monatelang voller Begeisterung getragen hatte, sahen in dem Spiegel aus, als müsste man Leo mitsamt seiner Klamotten gleich mit verbrennen. Außerdem hatte ich immer noch das Shirt vom Vorabend an: Es roch nach Zigarettenqualm mit draufgeschütteten Bierflecken, mit diesem blöden Spruch ‘Die Katze verhandelt nicht mit der Maus’. Genau das las gerade der Verkäufer. Sein Blick wanderte von Alex zu mir. Der Kerl grinste. Ich schien ihm vollkommen egal. Überhaupt schien in diesem Schuhgeschäft alles egal. Man denkt, die geben sich Mühe, Schuhe auf Sockeln, sind doch kleine Kunstwerke diese Schuhe, aber nix da. Die stellen ihre Fußtreter irgendwo auf in dieser großen Halle. Hässliche hölzerne Regale, halb durchgehangen, keinerlei Rangfolge, so von den teuersten zu den erschwinglichsten. Die rammen ein Regal neben das andere wie beim Ramschverkauf, deshalb heißen sie ja Ramsch. Es sieht so dermaßen billig aus, dass es eine Freude ist und man denkt, wuffi, is das billig, da nehm ich gleich drei Paar mit. Was soll das? Und dennoch hatten sie Zeit so nen Verkäufer einzustellen. Erst sagte der noch den Satz: „Wir im Ramsch befolgen das Woolworth Prinzip, das da heißt…“, aber weiter kam er nicht. Alex grinste: „Von 50 tausend runter auf 6 tausend…“, beide nickten verständig. Offene Verkaufsstrategie, dass der Schuhladen sich dem Kosenamen seiner Kundinnen unterwarf und diesen aufs Revers heftete. Die Frauen lieben das, ehrlicher geht’s nicht. Kundin und Verkäufer kennen das Verkaufsprinzip, als hätten sie es gemeinsam geplant, entworfen, und dieser Verkäufer macht auf Ramsch… auch nicht mehr der Jüngste, gegeltes Haar, Parodie der Parodie, aalglatt, selbst das lieben die Frauen, baden sich geradezu in Klischees, sonst gehen die da gar nicht erst hin. Frauen, stelle ich fest, haben Humor beim Einkaufen. Die glauben das gar nicht, die sind ‘Hard as a Rock’, diese Fernsehwerbung, wenn ihnen glückliche Kinder Kekse fressend wie glückliche Kühe entgegen grinsen um in perfekt manierlichen Kleinstimmchen ein ‘Das schmeckt ‘entgegen zu grinsen, da sagt die Kucke-Mami nur: Fick dich! Genau, dieses Pappzeug kriegt mein Kind nicht. Die sitzen steroidgeformt mit ner Abhakliste im Kopf vor dem Bildschirm und alles was ihnen da so entgegengeworfen wird haben die schon gespeichert als ‘Regal ignoriern’. Und weil das Dauerignorieren einem ja den Tag versaut, toben sie in ihren Klischeeläden rum, da wird das nicht nur erwartet sondern regelrecht eingefordert. Männer dagegen beim Einkauf? Gar keinen Humor. Männer sehen das als Auftrag. Eine Entscheidung Existentielle über Jahre hinaus, ihr weiteres Leben bestimmend, samt ihrer Partnerin, die schon wieder den ganzen Tag in irgendwelchen Billigläden sinnlos Lebenszeit vertändelt, während sie, die Männer, einen Laden betreten, und zwar im Kevlarhemd, gegen jeden argumentativen Einschlag gewappnet. Gibt’s übrigens wirklich, getarnt als Mode: Kevlar-Weste7, Schutzfaktor I, bis Kaliber 38, ab 750 Dollar, haben zuviel ‘Wire’ gesehen. Tuschak irgendwas haben sie darin erschossen. Verstehe die Werbung dafür nich so ganz…Und dieser Verkäufer, der jetzt mit Kennerblick Alex und mich eins zu eins auseinander dividierte, betrachtete geradezu schamlos das Gehüpfe von Alex vor dem Spiegel und zwar von allen Seiten wie ein Um-die-Ecke-Kucker, als wollte er sagen, so macht das Verkaufen aber Spaß – mich machte das nur ärgerlich. Verdammt, dachte ich, als ich mich Sätze sagen hörte wie: „Wir machen hier nicht auf Denise Bündchen, das soll bitteschön adrett, aber stabil, zwanglos und echauffiert zugleich aussehen“, da konnte ich das belustigte Zurückdienern des Verkäufers verstehen, der auch gleich konterte, sanfte Stimme, Sprache akzentuiert: „Giesele, werter Kunde, Giesele heißt das Hühnchen.“ Was immer der gegessen hatte, ich verstand es nicht, der aber weiter: „Rote Schuhe wollen zurzeit alle haben!“ Das verstand ich. „Wir wünschen also das zu tragen, was alle tragen? ‘Alle’ ist aber alle, werter Freund…“, lief der zu Hochform auf. „Im Kern sollen die Schuhe doch nicht der Frau gefallen, sondern dem Rezipienten.“ „Na dann bestellen sie nach“, fauchte ich und da kam der mit ner Bestellzeit von 3 Tagen. -- Ich hatte schon auf den Lippen: „So was würde sich in Berlin keiner trauen, nich mal ansatzweise – In Berlin gehen sie auf Swap Partys, du bringst hin, nimmst was mit, das nennt man Vintage Angebot. In Berlin mieten sie Erdgeschosswohnungen für einen Freitag, stellen da ihre Mode auf Treffpartys aus – kein Mensch geht mehr in Kauf...“ als eben mein Blick in diesen Spiegel fiel. „Alex“, wurde ich kleinlaut, „…ich glaub, ich bin nicht der richtige für dich“, und packte wahllos ein paar Schuhe aus dem Regal, weil ich mich irgendwo festhalten musste. Aber Alex griff nur nach den Schuhen und schrie: “Na bitte Leo, ich wusste doch, warum ich dich mitgenommen habe!“ schnappte aus meinen Händen das erwählte Paar, drehte sich in Richtung des Verkäufers und säuselte: "Könnten Sie mir die bitte zurücklegen?" Wir gingen da weiter so rum in dieser Fußgängerzone, Laden Eins hinter uns lassend. Die große Vereinbarung mit dem eigenen Ich besteht aus der Verhältnismäßigkeit von Kopf zu Fuß, genannt: Proportionen. Die schwer zu ortende Helligkeit der vielen kleinen Lämpchen bereitete mir Kopfschmerzen, das also sollte der ‘Apfel’ sein? Die Regale der Schuhe schienen hier absichtlich wahllos aufgestellt, es gab keine Einer-Reihen, alles stand irgendwie schief, wie improvisiert, mal eine andere Präsentationsform als in dem Billigladen vorhin, und etwas Entscheidendes war anders: Die Regalhöhe. Sie war – niedriger. Querreihen voller Schuhe, 4-etagig, über die gierige Augenpaare von Frauen schnellsten Blickes hinüber kucken konnten zum konkurrierenden Nachbarregal. Eine Schnellst-Möglichkeit das geeignete Paar zu sichern. Die huschten da zwischen den verstellbaren Reihen hin und her, es war fast ein gediegenes Wettrennen, und komischerweise ergatterten sie am liebsten das Neid Paar Schuhe einer anderen Davorstehenden, die es noch beäugt oder sogar schon in der Hand hielt. Dann wurde in behutsamem Abstand gelauert, bis das Paar wieder zurückgestellt und endlich in der eigenen Hand gelandet war, um es selber einmal um die eigene Achse drehend dann auch wieder zurück oder besser noch, unachtsam sonstwohin ablegen zu können. Es ist die Freiheit des sich Austobens, es ist das Kochen in fremder Küche, ohne darauf achten zu müssen wo das aufstäubende Mehl, der lehmig geknetete Teig, das spritzende Fett landet, man muss ja nicht selber wegräumen, nur Kochen. -- Die Verkäufer, bei denen man die Weiblichen gar nicht von den alltäglichen Kunden unterscheiden konnte, mussten hier endlos durcheinander gestellte Schuhe wieder an ihren angestammten Platz manövrieren, zum Beraten der Anziehwütigen bliebt kaum Zeit. War dann mal eine Kundin erschöpft vom gierigen Rumgestöber auf einem der wenigen Sitzplätze zusammengesackt, wurden ihr gleich vier, fünf Kartons vor die Füße geknallt, man fühlte sich behandelt wie im September zum Ende der Urlaubssaison, wenn die Kellner den seit Anfang März hochlobig kredenzten Fisch plötzlich auf den Teller hauen, weil, sie können die Touristen nicht mehr sehen, und das aufgetakelte Zuvorkommen unterbleibt auch gleich, aha, so ist das gedacht, wir sollen uns fühlen wie im Urlaub, besser noch am Ende der Saison, wir, die wirklich Hartgesottenen, und platsch, noch einen Schuhkarton vor die Nase. Allerdings – unschlagbar – es ist wohl ein ungeschriebenes Gesetz, dass Frauen wie Alex, die nicht so gierig herumrennen, sondern fast magnetisch angezogen nur an bestimmten Modellen kleben bleiben auch eine ganz bestimmte Art von Verkäufern auf sich ziehen, nämlich Männer. Und richtig, als wir unsere drei bis vier Modelle erkundeten, und zwar immer die roten, astralgrün oder was dieser schlichten Form entsprach, die sich Alex in den Kopf gesetzt hatte, hing schon die erste Klette an uns dran. Und was für ein Verkäufer. Ich kann das nicht ab, wenn so einer mit abgespreizten Fingern die Innensegel seiner Weste bis rauf zum Kragen gerade rückt, als wollte er sagen, wir haben geschlossen, aber für Sie....Ich kann das nicht ab, wenn der Punkt Komma Null seine Gänge abläuft, wie abgezählt, das hat der tausendmal geübt, der sortiert hier nichts, der musste ne Schulung tausender Dias über sich ergehen lassen, um so n Hühnchen wie Alex sofort zu erschnuppern, und jetzt stolzierten die da von allen Seiten heran. Es war ja nicht genug, dass dieser Mann auch noch grinsend seine Zähne zeigte, einem Mink DeVille gleich, zum Billardstoß bereit, nein, er musste behutsam aber bestimmt immer einen kleinen Schritt näher rücken, bis Alex, die wieder vor dem Spiegel posierte, ihm beim Rückwärtsgehen fast von selber in die Arme fiel. Hinter dem dritten Regal auf Punkt 11 Uhr sah ich die eigentliche Gefahr auf mich zukommen: Ein Elvis Costello-Verschnitt rauschte heran, mit abgespreizten Armen, Hände wie Spinnennetze, natürlich musste er seine Zähne rausblecken, und sang ‘Red Shoes – I used to be disgusted, but now I try to be amused, the Angels wanna wear my Red Shoes. Red Shoes…’ 8. Dann verfiel dieser Costello ins Italienische, was mir gar nicht behagte. Er zutzelte seine silberfarbene Weste zurecht, diese Italiener haben ja nun von Mode überhaupt keine Ahnung, der sah aus wie zusammengesetzt, diese Schildbürgerstreich geglätteten absetzenden Dreiecksformen seiner Weste, ständig fummelte er an den Knöpfen herum, als wollte er sich vor Alex auspellen. Man konnte das Fellbett, auf das er sie legen wollte, schon riechen in seiner ganzen Nässe. Und Alex, verdammt, zog den noch mehr hoch, spitzte den regelrecht an, wie bestellt stand der da hinter ihr machte ausholende Armbewegungen vor dem Spiegel, sie reckte ihre Pobacken raus, dass ich befürchtete, gleich werden sie das Haus evakuieren. Es war ja furchtbar wie der angezogen war. Seiner sich auf den Genitalbereich zuspitzenden Weste folgte eine eng ansitzende Hose in schimmerndem Silbersmaragd, könnte man auch dreimal gekaute Oliven nennen, aber erst die Schuhe, der Italiener trägt sandfarben, an der Seite mit Reißverschluss versehene Spitzschuhe. Dass der Knabe parfümiert war bis unter die Fächerfrisur gab mir den Rest; ich wollte einschreiten, bin aber erstarrt, handlungsunfähig vor so viel aufdringlicher als dezent getarnter Frechheit – dabei – gerade das gespielt Zurückhaltende tropfte denen ab. Was wollt ihr denn? Wir machen doch gar nichts. Zunächst machte auch ich nichts. Denn schlimm ist auch noch das hintergründige Kaufhausgedudel und so reizten mich die beiden zu einem gewagten Vergleich: Ich dachte an den verschmitzten Charles Ives, amerikanischer Komponist, kein Italiener – Mit einem polyphonen Satz beginnt seine zweite Symphonie. Obwohl beide Verkäufer im selben Orchester spielten, hatte man das Gefühl sie spielten rhythmisch und in ihrer Gestik vollkommen unabhängig voneinander. Man hatte das Gefühl durch die Versetzung bricht das Kompositorische doppelt stark auf einen herein. Weil ich aber nichts unternahm und das auch sonst hier jeder in Ordnung zu finden schien, bewegten sich die beiden ungehemmt in einem marionettenhaften Rhythmus – ja bemerkte denn das keiner außer mir? – als könnten sie es nur hier, nur mit Alex, und das besonders gut. Ich hoffte nur, dass die da jetzt nicht drauf reinfällt, die dumme Pute, und tatsächlich, mit einem Mal flutschte sie ihr Kleid eine halbe Drehung herum, dass es dem Italiener fast den Schnurrbart absäbelte. „Nein, nein“, rief sie, es stimmt noch nicht, „aber genau das sage ich doch“, rief der in seinem arrogant verschmalzten Italienisch und legte los, dass es kein Halten gab, langgezogen und, huäh, immer auf die Spitze: „Sebastiano Cardilo e Monica Marchetti…“ Alex kuckte den komisch an „Creano il racolto gonnflette anni per marta ferri.“ Alex’ Bewegungen erstarrten, man konnte geradezu sehen, wie sich die kleinen Härchen auf ihren Unterarmen aufstellten, der plapperte immer weiter: „Inaspettata la pony tail…“ Haare? wuschelte sich Alex nervös am Kopf herum „…con decori floreali.. …il romanticismo delle mises!“ Alex schwankte regelrecht, dessen Stimme schien sie in die Toskana zu versetzen, mir wär lieber er setzte sie zurück auf die Straße, aber nein: Sie posierte bereitwillig und das immer ungenierter, der Spiegel würde ihr nachher wohl auch noch eingepackt. Dass eine wie Alex sich wohlfühlt, erkennen die an ihrem Verkaufsverhalten Punkt A: Die Kundin gibt sich unzufrieden und richtig: Alex nörgelte herum, nicht etwa an sich, nicht etwa an diesem unspezifischen Licht, die grellen Lämpchen von überall her, nein, der Spiegel sei es, da stimme was nicht, irgendwie zu schmal, man könne ihre Füße gar nicht richtig begutachten, es ginge doch, seien wir mal professionell, graduativ um… die Schuhe, …das kam nicht etwa von ihr, nein, nein, nein, das brabbelten die beiden Verkaufsidioten im Duett, wie sie sich die Hände an ihren eigenen hochstehenden Kragen zurechtlutschten, wie sie herumformatierten an sich, als wäre es schon Alex’ Körper. – Einfach widerlich und sie bemerkte das gar nicht. Natürlich, das Aufmerksamkeitsmädchen fand jetzt erst recht Gefallen, ließ sich den Satz des Italieners noch einmal wiederholen: Sono rinsascimentali le fancuille di gantoni, alla maniera… was der natürlich Strichpunkt bereitwillig tat, sondern noch einen draufsetzte, die Fächerhände immer weiter auseinander… man konnte geradezu erahnen wie sie nach ihrem Höschen greifen, wie sie die Schuhe nur als Mittel zum ‘Die binden wir jetzt auf unser Fell und dann die Arme hoch und die Beine binden wir auch noch hoch, dass sie daliegt als Wippeschaukel, und dann fahren wir sie genüsslich ab…’, die bringen es fertig, setzen sie auch in so einen Stuhl und betatschen dann bei unzähligen Anziehproben ihre Füße bis ihnen die Suppe aus dem Hosensaum läuft, und das um 12 Uhr mittags, da geht denen in dem Laden schon einer ab, da konnte ich ja noch froh sein, dass wir so früh zum Einkaufen losgegangen sind, was passiert denn erst, wenn es draußen schummerig wird? Hier möchte ich jedenfalls keine laue Winternacht verbringen, es gibt ja die Theorie, je mehr man einer Frau ausziehen kann, umso unwiderstehlicher wird sie, da sind die im Winter in den Schuhläden ja ausgestattet mit ner Dauerüberforderung, was den Frauen auf den Oberarmen als kleine Härchen steht, steht denen dann in der Hose. Ich merkte wie Alex die Knie weich wurden und sie sich trotzdem dagegen stemmte. ‘Dagegenstemmte’? Das wollten die ja gerade, von hinten, ich musste etwas unternehmen, es ist doch kein Zufall, dass die mich ignoriern, diese ‘In Queste Pagines’, ja sowas von völlig ignoriern. Ignoriern ist ja die höchste Gefahrenabweisung. Aber auf mich, solche Fälle der Alexbegleiter, die störenden Männer, sind die bestens trainiert. Jetzt kam etwas, worauf man, als unschuldig in einen Schuhpalast hineingeschlidderter, nicht wirklich vorbereitet sein kann; demnächst verlange ich auch ne Schulung: als Einkaufskunde. Ihr Trick? Männlich verschwiegene Übereinkunft, willkommen im Club, dieses Schulter an Schulter vor dem Weibchen Aufbauen mit dem vielsagenden Blick ‘Wir sind doch alle Männer’. Mir fiel das erst gar nicht auf, weil ich paralysiert die beiden bei ihrem Gegurre um Alex beobachtete, doch bei einem weiteren Blick in den nächst größeren Standspiegel sah ich plötzlich ein Grüppchen von dreien, das da Alex gegenüberstand. Und inmitten dieser Gruppe: Ich. Wie beim Tanz der Vampire standen wir plötzlich alle drei vor diesem Spiegel als geifernde Alexbetrachter. Und dann flüsterte mir dieser Westen kraulende Aalglatte noch über die Schulter: „Sie wissen doch, bald wird das Q-Magazine Bar Refaeli zur best anzusehenden Frau des Jahres küren.“ „Ich weiß gar nichts“, sagte ich. „Und solche Wahlen interessieren mich auch nicht und ich les auch keine Magazine.“ Das sei so ein auf männlich getrimmtes Hochglanzblatt, beriet der mich weiter und ihre Begründung lautete, dass Frau Refaeli Haltung nicht nur als Kontemplation – Beobachtung – ihres eigenen Erscheinungsbildes betrachte und auch nicht nur als eine Hilfestellung, nicht Umzufallen. Was? Plötzlich konnte der reden. Frau Refaeli sehe Haltung als eine in die Welt gesetzte Anmut der selbstvergessenen eigenen Positionierung. Ich sah den irritiert an. „Sowas steht da drin?“ Der grinste schnöde bis über beide Backen. Klebrig verschwörerisch fügte er noch hinzu: „Aber die Wahl ist erst im Oktober.“ Ich schaute weiter irritiert, woher wissen die das dann schon mitten im Sommer? „Weil wir als Clubmitglieder dieses Schmierenblattes, wie Sie vielleicht meinen, im Konferenzausschuss sitzen. Wir bestimmen diese dümmlichen Wahlen, wie Sie vielleicht meinen, nämlich mit!“ gab der andere Verkäufer zu verstehen und verzichtete ausnahmsweise mal auf sein Italienisch, „…unser beider Votes.“ Augenzwinkern und verschwörerisches Grinsen, Jetzt hatten mich die beiden Lustbolde tatsächlich in ihre Mitte aufgenommen, ich würde Club-Mitglied, bombardierten mich sofort mit dem nächsten Insiderwissen, dass Frau Refaeli im Oktober auch in ein sorgfältig zurecht gemachtes Unordentlich-Zimmer gesetzt wird, für Schwarz Weiß Aufnahmen – Gucci – der klassisch überirdischen Fotografen9 Van Lamsweerde und Vinoodh Matadin. Dann gäbe es da noch einen Creative Director Frida Giannini und der hat – jetzt kommt’s und bitte beim Aussprechen rausfallen lassen wie eine gelutschte Olive – das Horsebit neu inszeniert. Gucci sei bekannt für Reitsport-Details, Sattel und sowas, das vermittele einen derart überirdischen Luxus; wer so n Zeug in seinem Wohnzimmer rumzuliegen hat, der… hat es geschafft. Das ratterten die runter wie auswendig gelernt. Wohlfühlfaktor sprachen sie aus, als sei das n Ding zum damit Rumfahren. ‘…ganze Generationen inspiriert’, ich hatte keine Ahnung wovon die redeten, die Fotografen seien berühmt, und wer für eine 50 Jahre im Geschäft an der Spitze verweilende Firma auserkoren würde…aber ich höre nur das Wort ‘berühmt’ ging abrupt einen Schritt zurück und jagte mir erstmal ne Trägerstange von nem zu niedrig gestellten Metallregal in den Rücken, der Schmerz weckte mich auf, ich rief: „Alex...bitte. Du machst dich hier zum Zirkuspferdchen und wir müssen noch ne fette Liste abarbeiten!“ Alex drehte sich zu mir um, als sei sie aus einem niedlichen Traum erwacht, sie kuckte ganz hilflos, hatte in jeder Hand ein Paar Schuhe, hielt mit den Unterarmen noch mühsam ihr Papageienkleidchen an und sagte dann nur: „Fette?“ Irgendwie muss es auf diesem Planeten einen Geheimcode für Frauen geben, es gibt ja tausend Ratgeber was man am ersten Abend eines Treffens nicht sagen sollte, aber keinen wie man aus nem Schuhladen ganz fix wieder rauskommt, und ich hatte das jetzt gerade herausgefunden, ich, der Leo, und holte schnell noch weiter aus: „Fette, Kalorien“, sagte ich und mir fiel noch ein: „Apfelsaft, ein mit Stärke getränktes Zuckerwasser, Katzenhaare Sofakissen“, und Alex stellte wie auf Stichwort alles auf den Boden, packte vehement ihr Kleid zusammen, schön sorgsam gefaltet, das Falten eine beruhigende Handhabe. Ich merkte wie nicht nur ich wieder zu mir kam, sondern auch Alex – Gerettet. Die Wolke der Verzauberung um die Verkäufer entschwand, ihr gerade noch so vereinnahmender Auftritt verpuffte, sie waren eine schier unschlagbare Fußballmannschaft der man plötzlich von hinten in den Strafraum eingeschlichen kam und ein Tor nach dem anderen reinballerte, damit das auch mal Männer verstehen. Alex sah verschmitzt zu mir rüber, uh, hätte ich sie dafür lieben können, ganz verschrottet kuckte der Italiener zu mir, quälte sich einen letzten Satz raus, der mehr schlecht geschmirgelt klang: „Gehört der etwa zu Ihnen?“ „Ja, tut er“, blaffte Alex, „und ‘der’ heißt Leo und diese Raffa-gierig muss seine Öl-Bilder kaufen, damit sie in ihrem Palast hängen, ‘der’ hat die ganzen Zimmer voll davon, er hat sie nämlich gemalt“, und, sie riss dem das GQ – Magazin aus der Hand, zerriss meinen ausgefüllten Club – Coupon, schlug auf Seite 134 auf, da war n Ganzseitenfoto mit dem Carl und der schreienden Überschrift: „Carl, Benz – ist das der neue Carl? „Jetzt überlegt mal Jungs. Wer ist hier wirklich berühmt?“ – und ich konnte gar nicht so schnell kucken wie wir raus waren. „Du hast mich gerettet“, schleimte Alex. „Gerettet?“ Ich war ganz verdattert. „Ja wie denn? Ich hab doch bloß ne blöde Schiessbudenfigur abgegeben, die hätten mich doch am liebsten…“ „Naja“, kicherte sie, „du standest da so armselig rum zwischen den beiden, das konnte ich doch nicht zulassen.“ Ich wollte gerade selbst auf die wenig schmeichelhafte Formulierung ‘armselig’ entgegensetzen….sie wartete aber gar keine Erklärung ab, ich ließ Alex einfach in den nächstbesten Schuhladen stiefeln, es half auch nicht mein Protestieren, wir könnten doch nicht einfach mit meiner Berühmtheit angeben, das bewirft sie mit: „Na klar, die glauben die sind was Besseres.“ „Ich will das nicht“, musste ich weiter dagegen halten, „diese Angeberei, wer hat den größten, die größten Titten, den ganzen Scheiß, sowas macht man nicht, das kriegt man alles zurück, sowas…“, da zerrte sie mich und zerrte mich, „is mir alles so bar raffaeli“, und mir dämmerte, wir würden wohl doch endgültig bis zur Dunkelheit hier rumhängen, konnten die nicht n paar Drogerien dazwischen aufstellen? Irgendwer hatte doch vorhin noch von Zitronen gesprochen. Wo sind sie denn, die ganzen Obststände, wenn man sie mal braucht?

„Jetzt ist die ‘Lunge’ dran!“ Gerade nachdem sie an vier Regalen vorbeistolziert war, sagte Alex: „So jetzt machen wir das mal richtig!“ Dann holte sie das bunte Kleid raus, mit den Papageien drauf und erzählte allen Verkäuferinnen beim ersten Dranhalten an ein Schuhpaar: „Das ist aus Barcelona und meine Mama kommt in Unifarben und da sollen die mal kucken und… ach ich weiß nicht, Leo, ob das Sanftgrün so eine gute Idee ist? Vielleicht doch Bordeauxrot?“ Während ich selber mich von den Spiegeln lieber fern hielt, stand ich immer hinter Alex und dachte, verdammt, diese sanften Farben, damit kriegen wir die Frau nie in Form. Dass Schuhgeschäfte alles in Größe 36 und 38 haben, erschwerte die Sache zusehends. Natürlich, da gehe ich endlich das erste Mal seit einem Jahr mit nem Mädchen wieder Schuhe kaufen und dann hat sie Größe 40. Wie kann man nur. „Tja“, sagte Alex, „dünne Hände, große Füße.“ Ich erkannte den angewiderten Blick der Verkäuferin beim Betrachten des Alex-Kleides, dann tippte sie eine dreistellige Nummer, starrte uns weiter an, mit Fixativ im Blick.

„Was hat die denn?“ fragte Alex, ich griff sie am Ärmchen sanft aber bestimmt, schaute sehnsüchtig nach draußen, Richtung Pflastersteine, Fußgängerzone. „Keine Ahnung“, tat ich unschuldig, „vielleicht kennt die Marisa Miller?“ Ich konnte Alex ja schlecht erklärn, dass sie hier mit nem geklauten Kleid unter Überwachungskameras rumfuchtelte. Die Tippe-Verkäuferin machte erste Anstalen Handschellen zu organisieren oder sowas. Alex rettete die Situation. Beim Hinausgehen jauchzte sie schön laut: „Pöh, komm, Leo, hier gibt’s nich mal was zum Zurücklegen.“ War wohl doch nicht die ‘Lunge’. Kann es sein? Ich hatte den Überblick verloren. Auf der Straße trafen wir einen der Schauspielschüler und der zottelte jetzt auch mit. Weil Carl sich dieses kleine Kaff ausgesucht hat, begegnete hier jeder jedem mindestens dreimal am Tag. Und natürlich erst recht, wenn Leo Schuhe kaufen wollte mit seiner Alex. „Verdammt“, sagte ich, als Alex diesen Schauspieler innigst umarmte und ich leicht eifersüchtig wurde bei den mickrigen Umarmungen die sie mir nur zugestand, „…wir schaffen heut nicht mal den Nagellack, an Parfüm gar nicht zu denken.“ Wir erstürmten ein weiteres Geschäft, jetzt schon zu dritt, da musste man ne Wendeltreppe hoch und weil die kein Ende nahm und wir alle schon japsten wie die jungen Spatzen, verstand ich auch wo wir hier waren. Genau. Das hier war jetzt wirklich die Lunge. Und eine 50-jährige auf Chanel getunte Verkäuferin hatte die großen Antworten auf alle Fragen. Zwar schnippte sie immer mit dem Finger, sie wisse jetzt genau, was wir brauchten, verschwand dann immer für gestoppte 10 Minuten, ich wollte schon nachsehen ob die im Archiv nich von ner Leiter gefallen ist. Die muß da scheint’s irre Strecken zurücklegen, täglich, da weiß sie abends wenigstens wo sie gearbeitet hat, in der Lunge, ja, ja, Exklusivität hat ihren Laufpreis. Denn hier in der oberen Etage waren überall Sitzmöglichkeiten, mondäne Sofas luden ein zum Reinkuscheln und nie wieder hochkommen, nur die Füße musste man ein wenig abstrecken, den Rest besorgte die aufgeregt endlose Strecken zurücklegende Mannschaft. Die waren auch alle extrem dünn hier, da konnten sich die schmierigen Italiener ihr Geld vorhin aber leichter verdienen, wie hieß der Laden noch? Ramsch, ja, das traute man sich hier oben nicht mal auszusprechen. Und der Ramsch machte in Stückzahl, wenn die zehn Schuhe verkauft hatten, reichte es hier gerade für nen Absatz. Hier in der Etage standen die Modelle auch wirklich in Vitrinen wie Püppchen in Puppenstuben und das machte schon was her, wenn die dezenten Strahler von der Decke jedes einzelne auf seinem Stäbchen zurechtgestellte Schuhpaar zauberhaft illuminierten. Dazu der ausgelegte schwere Teppichboden, dass man meinte in einem Teil eines kleinen Luxusschlösschens gelandet zu sein. Blumenarrangements und kleine Dekorspielereien, ein goldverzierter Schirmständer aus Porzellan. Das Gefühl sich auf einem großen Empfang zu befinden. Mir wurde klar, alle bisherigen Läden, das war gar keine Mode. Mode wurde hier zum Gesamtkonzept, was hieß wurde? Sie ist es. Die Akustik dermaßen gedämpft, dass einem die eigenen Schritte unter den weich dahingleitenden Füßen zur Plätschermusik im Hintergrund als belohnende Untermalung vorkamen. Plätschermusik? Ich hörte genau hin. Die spielten da ganz leise Keith Jarrett, der hat mal neun Abende solo in Tokyo am Konzertflügel verbracht, neun Tage hintereinander reine Improvisation. Mode Gesamtkonzept. Und jedes Mal, wenn diese zurechtgemachte Verkäuferin schwungvoll, hoch beglückt mit einem weiteren Modell auftauchte, mit Schleifchen am Schuh, Stickerchen mit Schwarzstreif, bemerkte Alex, dass die Schuhe auch immer teurer wurden. Wir waren irgendwann schon bei 279 und die Verkäuferin triumphierte beim fünften Paar, dieses viele Rumgerenne schien die ganz High zu machen, und sie hatte ja recht, weil, die rotweinfarbenen Glanzplateau-Schühchen wirklich elegant, sexy und unverschämt unbequem aussahen. Und die plapperte einen: Schuhe seien der große erotische Anziehungspunkt einer Frau, erst wenn man sich wünscht, dass sie so zu einem ins Bett steigt, …wir sahen die verdutzt an, sie lächelte, bleibt mal locker, Leute, Schuhdesigner behaupten, der überhöhte Spann sei genau die Passform der Fußstellung einer Frau beim Orgasmus, wenn die Frau den halben Tag so rumliefe, so überspannt überhöht, dann könne sie den inneren Vibrationen einfach nicht mehr standhalten und müsse sich bei jedem Schritt diesem aufreizenden Gefühl ergeben. Orgasmus? Alex kuckte ganz komisch, dann lächelte sie freundlich: „Ich habe aber keine Lust bei jedem Schritt nen Orgasmus zu kriegen.“ „Nö?“ fragte ich verdutzt. „Was meint sie denn mit ‘standhalten’?“ fragte der Schauspielschüler hellhörig. Und natürlich, inzwischen tanzten mehrere Kundinnen um Alex herum, lobten ihren Geschmack, weil sie schon wieder ihr Kleid rumreichte und dann aber fast über das Geländer fiel, eben nicht Stand halten, naja, mit den Schuhen ließ sich einfach nicht laufen. Da kam eine kleine Person von hinten rangepirscht: „Das übernehme ich.“ Wie mit dem Rasiermesser geschnitten wichen die Verkäufer zurück, bildeten eine sich öffnende Schneise, die kleine Person stand vor Alex, trotz ihres energischen Auftretens bewegte sie ihre Hände fast sanft, ganz anders als diese beiden anstaltsgeilen Italiener zuvor, sie kreierte tatsächlich so etwas wie eine zweite Hülle um Alex, schnalzte mit der Zunge, wedelte hinterrücks einen der Verkäufer durch den halben Verkaufsraum, der daraufhin mit einem einzigen Karton wiederkam, und, ach du Lieber, dachte ich, jetzt kommt die Kunst ins Spiel, die Magic, diese Frau war einem unheimlich. An 1150 Probanden hätte sie es statistisch durchanalysiert, erklärte sie. Und natürlich seien Frauen mit einem großen Spann und demzufolge größeren Absätzen wesentlich potenter, wesentlich bereiter, flachschuhige Frauen nicht annähernd so orgasmusfähig, es ging immer so weiter. Alex, die bisher unerschöpflich kämpferisch selbst den Schuhpalast gemeistert hatte, keine Spur mehr von Zittern, innerer Fußstellung, ergab sich nun vollends, fehlte nur noch, dass diese kleine unheimliche Verkäuferin sie ins Neben Séparée abschleppte, aber sie blieb ganz konventionell, das sei völlig normal, Mädchen, ihre Uni hätte sie aufgrund ihrer Studie10 rausgeworfen, sie sei kurz in Kanada gestrandet. Die hörten da aber zuviel Tom Petty, da hätte sie zwangsläufig zuviel Kanadischen Wein getrunken, und überhaupt vor den Kanadiern müsse man sich in Acht nehmen, dann sei sie in Bremen gestrandet, und schließlich hier in diesem Mittelalterkaff. Das sagte die tatsächlich: Mittelalterkaff. Ich dachte: Was? „Aber ‘Äpfelchen’!“ rief einer von hinten. „Äpfelchen, Äpfelchen. Das wissen doch schon alle, willst du nicht lieber der Dame erklären…“ ich hörte da gar nicht mehr hin, was die sich da alles ausließen über Gradwinkel und Bogendehnung, als ginge es bei nem Fuß zu wie beim Brückenbau, das Gewicht das Gewicht, sagte der eine immer wieder und die Passform zwinge der gängigen Frau das Aneinander Touchieren der Innenschenkel auf, diese stetige Reibung, gepaart mit dem Heben und Senken der Beckenmuskulatur durch einen entschiedenen Schritt, das mache sie ganz irre, diese Frauen, und steigerte sich da immer mehr rein in seine Beschreibungen. Ich sah mich nochmal um, dachte, das ist also, der berühmte ‘Apfel’. Wo waren wir denn dann vorher gewesen, doch zuerst in der Lunge? Die schienen hier noch ne Nummer verrückter, benennen den Laden gleich nach der Verkäuferin, die nächsten Stars werden also nicht mehr singen, sondern Schuhe verkaufen, mit nachvollziehbaren Namen wie ‘Apfel’. Vier Jahre lang habe sie denen stets an die Taille gefasst – schon wieder die zahl vier, dachte ich - die entspannt auf ner Liege an der Bauchmuskulatur gemessen und es sei von ihr einwandfrei wissenschaftlich erwiesen, aber diese Ignoranten: Alles Männer. Wollten das natürlich nicht wahr haben, dass eine Frau ihrem Spann gemäß exemplarisch Schuhe kauft und dann Höchstgefühle bekommt. Rausgeworfen hätte man sie. „Aber Äpfelchen, das wissen wir doch alles schon.“ Mir wurde klar, die haben sie abgeworben, aus’m Apfel. Und so wie die redete, diese Frau, das ist die Lunge. Wir landen hier in einem wissenschaftlichen Kolloquium, befürchtete ich: "Ja, ja", trällerte ich deshalb so vor mich hin:" Da wird man in Spezialwissen gedrängt dessen man gar nicht habhaft werden möchte!" "Bierflecken?" starrte mich die kleine Frau an. Um die Situation zu entschärfen, wagte ich den Angriff nach vorne, gab mich völlig enthemmt: „Scheiß auf die Spiegel, mein Fettsein, die Bierflecken, mein T-Shirt, ‘Die Katze verhandelt nicht mit der Maus…’Als ich diesen Spruch von meinem T-shirt aufsagte, so ganz vertieft in mich, starrten mich die Augenpaare von ‘Äpfelchen’ aus tiefster Nähe an. Dann machte sie einen Schritt zurück. Keine Ahnung was hier vor sich ging, wie ein Ballett traten auch die anderen einen Schritt zurück es mussten inzwischen acht Verkäufer an der Zahl sein. Der ganze Auftritt von ‘Äpfelchen’ verpuffte im Wohlwollen ihres Schuhgeschäfts. Alex und ich machten vorsichtig auch ein paar Schritte zurück, sahen uns unbeschlagen an wie Pferde im Nebel, guter Gruppenname, würde Max Goldt11 sagen, und fluchs huschten wir ins Parterre. Kein Reden. Keine Fragen. Was immer hier vor sich ging, es war verpufft. Im Parterre unter einem großen ‘L’ an der Eingangstür – die Restbuchstaben lauteten ‘unge’ – blickten wir in den weit offenen Verkaufsraum. Die zwei Stunden Karenzzeit des ersten zurückgelegten Paars Schuhe waren längst verstrichen und ich hätte den Laden auch nicht wieder gefunden. Plötzlich hatte dieser Schauspielschüler das richtige Paar in der Hand. Weil wir langsam etwas ungeduldig rumgrinsten, schoben wir Alex von ihrem neuerlich aufgebauten Schuhstapel weg, packten ihre Beinchen, stopften ihr die Schuhe an die Riesenfüße und schleppten sie vor den erstbesten Spiegel vor dem wir noch sanft, aber bestimmt eine herumwackelnde Frau wegschubsen mussten, dass die fast in ihren Kartonstapel fiel, sorry, Kriegszustand. Ehrfurchtsvoll nahmen wir Abstand von Alex, der Anblick ihres Schuhpaares hatte uns in einer Schockstarre zurückgeworfen, wozu hat man schließlich diesen Schauspielschüler an seiner Seite? „Das sind sie“, jubelten wir wie die kleinen Mädchen. Wir hätten uns noch Zöpfe anbinden lassen, nur damit sie endlich die verdammten Schuhe kauft. Aber Alex misstraute dem ganzen immer noch, wir kriegten kein Wort raus, stöhnten ‘Ohs’ und ‘Ahs’, sie jammerte und die dumme Nuss arbeitete Vokabeln durch, jammerte, es sei alles zu sexy, erotisch, nicht übertrieben simpel genug, denn elegant, überirdisch, eingebildet und Alex erschrak - dann ein Schrei: Ich kann mit den Dingern gehen. Als wir draußen standen, mit dem Karton roter Schuhchen – nicht mal nen Schuhanzieher hatten die uns mitgegeben, weil sie das vom Schrei verrutschte L wieder gerademontieren mussten – wollten die beiden sofort in den Kosmetikpalast. Ich verschwand, um mir einen Gürtel zu besorgen, in nem Billigladen, als ich abgehetzt wiederkam, weil, bin doch nicht verrückt, will doch nicht Lippenstift und Nagellack an Alex verpassen, standen die beiden hinten bei den Lippenstiften. Alex hatte bereits sämtliche Fingernägel mit Nagellack vollgepinselt und die Verkäuferin streifte ihr roboterhaft Lippenstiftstriche auf den linken Unterarm, der rechte war schon vollgeschmiert. Dann entschied sich Alex für ein ganz dunkles Rot, aber auf dem Weg zur Kasse zeterte sie: „Der Nagellack und der Lippenstift sind ja teurer als mein Kleid.“ Jetzt kam mein Auftritt: Sanft aber bestimmt stoppte ich sie an der Schulter: Nagellack is essentiell, aber Lippenstift, da können wa auch einsparen. Wir gingen wieder zurück und suchten einen aus, der dreimal weniger kostete, und trotzdem noch Veiled Rouge Shiseido oder war es Veiled Shiseido Rouge? So kehrte sich das Verhältnis Kleid zu Lippenstift, Schuhen und Nagellack 3 zu 1, hab ich mal irgendwo gelesen, dass das so sein soll, oder war das inner Fußball-Zeitung? „So, stell dir vor“, sagte ich „hat Deutschland `72 auch den ersten Sieg in Wembley herbei gezaubert…das wird dir Glück bringen.“ Und erklomm euphorisch die Höhen des Original Kommentars - Rudi Michel: „Müller: Drehen und Schiessen ist eins, Netzer, Elfmeter, mit gewohnter Akribie legt er sich den Ball zurecht, …3 zu 1 - Danals…“, etwas müde antwortete Alex: „Da war ich noch nicht geboren.“

6 Woolworth – Tagesspiegel – Wirtschaft, Seite 24, Sonntag 16. September 2012, Überschrift: Der Wühltisch bleibt. In diesem halbseitigen Artikel wird sehr klar und historisch nachvollziehbar die Woolworth-Geschichte von den Anfängen bis zur Jetzt-Zeit erzählt.

7 Kevlar-Weste – Frankfurter Allgemeine Magazin – Mode Spezial – 12. Woche, 20. März 1998, Heft 942. Ja, ja, manchmal lohnt sich, das Aufheben solcher Zeitungsbeilagen, weil, die Geschmäcker ändern sich bei sich, Jahre später verlangt es einem nach etwas, das andere schon längst entdeckt haben, und das weiß man wenigstens, dass es sowas gibt. Allerdings, wer sich genötigt fühlt in Kevlar-Westen rumzurennen, weil er meint. Er würde auf offener Straße erschossen wie Herr Tu Pak Shakur, sollte vielleicht statt seines Modestils ein paar andere Dinge in seinem Leben ändern.

8 Elvis Costello – verbrachte mit einem Kofferverstärker so viele Stunden vor dem Gebäude einer Plattenfirma in London, bis sie sich seiner erbarmte. Stiff Records (auch Wreckless Eric, Ian Dury, Nick Lowe) ließ ihn seine erste Platte aufnehmen ‘My Aim is true’ von der ‘Red Shoes’ stammt. Seine nachfolgende Platte mit ‘I don’t wanna go to Chelsea’ zeigt Elvis Costellos Genie an Produktionskönnen und songarrangiertem Abstimmen einer großartigen Band.

9 QM – Gucci-Werbung – Das Magazin QM heißt natürlich GQ(152/1), spricht sich natürlich Dschih Ki Uh, keine Ahnung, Männermagazine fass ich nicht an, sowas können die sich selber drucken. Die Fotografen sind, wie man auf der Gucci-website nachlesen kann Inez Van Lamsweerde und Vinoodh Matadin. Ba Refaeli ist dann aber doch nicht in der Werbung, sie entscheiden sich für – Achtung, aus der Website von GQ Deutschland auf Facebook: ‘Natürlich, sportlich, schön – Charlotte Casiraghi, die gehört zum monegassischen Hochadel: den Grimaldis. Grace Kelly die Großmutter, Fürst Albert der Onkel und Caroline von Monaco die Mutter. Die Leidenschaft der 26-Jährigen ist der Reitsport. Genau dies ist, neben ihrer umwerfenden Schönheit, auch der Grund für das Modehaus Gucci, Charlotte Casiraghi als Gesicht der 'Forever Now' Werbekampagne einzuspannen.’ denn sie posiert auf dem Teppich sitzend mit einem Weißen Hausschuh genannt ‘Loafer’. Casiraghi… diese Frau hat sich über ein Jahr lang auf jede Versammlung, Vernissage, Show und Empfangsgelegenheit geschlichen und auf dezent geheimnisvolle Dame gemacht, dass ihr der Ruf damenhafter Klasse angedichtet wurde. Es geht also auch leise, statt immer nur zu poltern. Die Spitze ist schmal auf der sich die wenigen Begehrten tummeln wollen, und man kann sie in den Redaktionen sehen, wie sich die Werbemännchen und Dämchen monatelang die Köpfe zu Brei denken, wen sie denn als nächstes auf ihren Thron der Plakate und Großanzeigenkampagne hieven möchten. Wer allerdings mal eine ästhetisch anspruchsvolle Website sehen möchte, mir haben die Guccis imponiert, is natürlich reines Shopping. (9/1)GQ – ‘Bar Refaeli, israelisches Model, wird ‘Gentlemanwoman oft the Year.’ Man küre sie ‘…weil sie ein Supermodel ist, das Haltung nicht bloß für eine Körperposition hält’ weiß das GQ-Magazin bei der ‘Männer des Jahres’-Gala zu verkünden. Süddeutsche Zeitung, Rubrik Panorama, Leute, Mittwoch, 17. Oktober 2012 Bar Refaeli ist allerdings eine optisch derart langweilige Person, dass man sich fragt wie langweilig sich dieses Herrenmagazin eigentlich geben will? In der Fotoserie Refaeli mit Kriegstruppenhelm wird einem erst klar wie das aussehen könnte wen man s richtig macht. Das hat nämlich Ines Cudna schon 2006 geschafft und mit ihrem rundlichen Gesicht ihrer einladenden Busenfurche im olievegrünen Tanrnanzug kuckt die Cudna mit Helm auf ganz unschuldig in die Kamera dass jeder Schützengraben sich ergeben würde, bei Bar Refaeli hat man eher den Eindruck die wissen nicht was sie mit der so richtig anfangen sollen, man hört den Fotografen im Hintergrund rumschreien: Schon wieder so eine, gebt mir doch endlich mal was was eine Vorstellung von sich mitbringt. Charlotte Casiraghi ist ein ähnlicher Fall, dieser aufgesetzte Dauerschmollemund des zarten Weibchens nervt wenn man ihn zum 100sten Mal in Zeitschriften abgedruckt selbst im Pro - Halbprofil gesehen hat. Nur weil diese Frau sämtliche zu erhaschenden Veranstaltungen zwischen London Paris und Rom abgesessen hat, darf doch Qualität nicht mir quantitativem Jetgesette verwechselt werden. Allein wieviel Kerosin diese Frau in ihrem monegassischen Privatjet verbraucht, dass sie bei der Lufthansa schon nach Kohlrüben als Kerosinersatz rufen und die halbe Welt der Kohlrübenbauern vernichten werden, weil statt zu essen das alles ihren gierigen Düsen zum Fraß reinstopfen, nur damit Schick-Weibchen um die Welt fliegen können, das haben wir alles der Casiraghi zu verdanken, da kann die noch so oft zum Frisör rennen und rufen Haare nach Hinten glätten an den Seiten frei machen, sonst beachtet keiner meine Ohrclips, sie ist und bleibt langweilig, und wieder Mal der Beweis: Frauen denken einfach nicht an die Konsequenzen ihres Getues, jedenfalls nicht bei Kohlrüben.

10 Diese Studie gibt es wirklich – Der unerschöpfliche Journalist Hilmann Klute hat zusammengetragen was zusammengetragen werden muss, dass Forscher die abstrusesten Beweislagen anführen, die eigenartigsten Überkreuzvergleiche ziehen, nur um Studien, die auf ein gewünschtes Ziel hinauslaufen auch erfolgreich beenden zu können. Offenbar ist der Studiendruck so groß, dass sie sich an den Universitäten nicht zu schade sind, sonstwas zu beweisen. In dem Artikel, führt er wundervoll sinnentleerte Beispiele an. Das musste ja wirklich mal erforscht werden. Süddeutsche Zeitung - Samstag/Sonntag, 22./23. September 2012, Rubrik ‘Wochenende’, mit der Überschrift ‘Fallsüchtig – Hamster werden depressiv, wenn sie bei Licht schlafen, Hochhackige Schuhe sind gut für den Orgasmus, in Klammern ‘Frau’. Männer werden dümmer, wenn sie Blondinen betrachten, werden auch belgische Forscher erwähnt die an der Gangart einer Frau deren vaginale Orgasmusfähigkeit einschätzen könnten. Eine Italienerin hat nämlich bei Frauen die Beckenmuskulatur abgetastet und Weiß nun, dass Frauen mit hochhackigen Schuhen schneller zum Orgasmus gelangen, zumindest Frauen zwischen 29 und 49 Jahren. Das Thema Sex sei bei Studien überhaupt sehr beliebt. Na dann mal weiter so.

11 Max Goldt – einfach in nen Buchladen gehen und alle Hör-CDs von ihm kaufen. Seine mit abgespreizten Fingern daher erzählten Kolumnen sind einzigartig, man wünschte dem raffinierten Horst Evers ein wenig mehr Max Goldt, der ist einfach noch n Treppchen höher. In seiner klein feinen Geschichte ‘Mein Nachbar’ erzählt er, dass der fast zu jedem Wort oder gefallenen Satz sagt: Guter Gruppenname.

Aficionados - Der Zauber der Giacomettis

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