Читать книгу Fitness für die Seele - Jörg Ahlbrecht - Страница 11

Die Geschichte dahinter

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Die Antwort auf die Frage, warum für das Gemälde eine solche Rekordsumme gezahlt wurde, hat ganz viel mit unserem Thema »Seelenfitness« zu tun. Es stellte sich nämlich heraus, dass vor allem die innere Welt des Käufers dafür verantwortlich war und ganz wenig das Bild als solches.

Kaum war der Hammer gefallen, wurde überall darüber spekuliert und gerätselt, wer denn nun der Käufer sei. Und schrittweise offenbarte sich durch die Medien eine Geschichte, die eine enorme Komik beinhaltet, aber zugleich ein Lehrstück über die Seele ist:2

Der zunächst anonym gehaltene Käufer des Bildes war der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman. Wir kennen diesen Namen aus der Tagesschau – vor allem in Verbindung mit der Ermordung des Journalisten Khashoggi im Herbst des Jahres 2018.

Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman wollte den »Salvator mundi« zwar unbedingt ersteigern, aber dabei ging es ihm nicht um das christliche Motiv oder den berühmten Künstler. Weder fand er den dargestellten Christus hinreißend, noch war er ein ausgemachter Leonardo-da-Vinci-Fan. Der Grund für sein Interesse war viel profaner. Der Kronprinz hatte nämlich gehört, dass der Erzfeind der Saudis, das Königshaus aus Katar, großes Interesse an dem Gemälde hatte. Hier bot sich ihm also eine Chance, den Erzfeinden seiner Familie eins auszuwischen, und diese wurde von ihm offensichtlich freudig ergriffen.

Als die Auktion begann, kristallisierte sich recht schnell ein weiterer Mitbieter für das Gemälde heraus, der ebenfalls starkes Interesse zu haben schien. Für Mohammed bin Salman war klar, dass es sich dabei nur um den Erzfeind, das Königshaus aus Katar, handeln konnte. Also wollte er seinen Feinden mal so richtig zeigen, was eine Harke ist. Es entwickelte sich eine Bieterschlacht epischen Ausmaßes. Siebzehn Minuten lang schraubten sich die Gebote immer höher und höher, bis der Hammer schließlich bei 400 Millionen US-Dollar fiel, inklusive Aufgeld betrug der Kaufpreis dann 450,3 Millionen US-Dollar – der saudische Prinz hatte den Sieg errungen. Nicht das Bild an sich war ihm all das Geld wert – sondern der Sieg über Katar!

Was Prinz Mohammed bin Salman allerdings nicht wusste, war, dass es sich bei dem Mitbieter gar nicht um das Königshaus Katar handelte. Dieses hatte tatsächlich recht wenig Interesse an dem Bild, denn es hätte das Gemälde schon Jahre zuvor bei einem Privatverkauf für 80 Millionen US-Dollar haben können. Stattdessen war der andere Bieter sein eigener Cousin, Prinz Mohammed bin Zayed aus Abu Dhabi. Dieser wollte den »Salvator mundi« für seinen Louvre in Abu Dhabi ersteigern. Er hatte für eine knappe Milliarde Euro die Berechtigung erworben, sein Museum Louvre zu nennen, und nun sollte auch dort ein Leonardo da Vinci hängen.

Hier boten also zwei saudische Prinzen gegeneinander, um einen Erzfeind zu schlagen, der gar nicht da war, und machten auf diese Weise den »Erlöser der Welt« zum am teuersten verkauften Gemälde aller Zeiten. Ich weiß nicht, ob es im Himmel eine Abteilung für Humor gibt, aber wenn, dann dürfte diese Geschichte ein klarer Hinweis darauf sein, dass der 2011 verstorbene Loriot mittlerweile die Leitung übernommen hat.

Als das peinliche Missverständnis ans Licht kam, zeigte sich Mohammed bin Salman überaus großzügig. Er überließ den Salvator selbstverständlich seinem Cousin – im Tausch gegen dessen Megaluxusjacht Topaz. Dabei handelt es sich um die achtgrößte private Luxusjacht der Welt mit zwei Helikopter-Landeplätzen, sechsundzwanzig Schlafzimmern, Kino, Sporthalle, Konferenzräumen – kurz: mit allem, was das Prinzenherz begehrt.

Und der »Salvator mundi«? Das Gemälde sollte eigentlich seit Ende 2018 im Louvre Abu Dhabi ausgestellt werden – wird es aber nicht. Die Ausstellung wurde ohne jeden Kommentar abgesagt. Niemand weiß derzeit, wo sich das Gemälde befindet – dafür überschlagen sich aber die Gerüchte. Immer häufiger tauchen Zweifel an der Echtheit des Bildes auf. Es könnte sein, dass es sich bei dem Gemälde doch nicht um einen Leonardo da Vinci handelt. Womöglich hat der Meister selbst nur Teile des Bildes gemalt oder es stammt sogar komplett von einem seiner Schüler.

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