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Geleitwort

Professor Dr. med. Markus Backmund

Bernd Thränhardt rief mich Ende letzten Jahres an und bat mich um ein Geleitwort für dieses Buch. Es gibt nur wenige Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen und sich zu ihrer Suchtkrankheit offen bekennen und damit einen wichtigen Schritt für alle Betroffenen gehen, ihre Angst und Scham vor dem Eingeständnis ihrer Krankheit zu überwinden. Jörg Böckem hatte ich bereits in den 1990er Jahren auf einer Veranstaltung für suchtkranke Menschen kennengelernt. Prominente Menschen, die sich in die Mitte der Suchtkranken stellen, setzen ein unüberseh- und hörbares Signal, die kranken Menschen aus der Schmuddelecke, in die sie immer wieder gestellt werden, in die Mitte der Gemeinschaft zurückzubringen. Deshalb habe ich gerne zugesagt, als Suchtmediziner und Psychotherapeut ein Geleitwort beizusteuern.

Viel zu wenige wissen, dass Alkoholabhängigkeit eine der schwersten Krankheiten ist, die unbehandelt früh zu weiteren schweren Krankheiten und zum frühen Tod führen kann. Jährlich sterben allein in Deutschland 75000 Menschen an den Folgen.

Alkohol ist die härteste Droge, ein Zellgift, das nicht nur jedes Organ, sondern auch die Nerven und das Gehirn schädigt. Alkohol und Kokain geben sich schnell die Hand und die Drogenkarriere nimmt Fahrt auf. Häufig entsteht die Suchterkrankung infolge einer anderen psychischen Erkrankung, wenn die Droge wie ein Medikament zur Selbsttherapie eingesetzt wird. Die Ursachen für Sucht sind sehr vielfältig; das Problem der Abhängigen ist am Ende das Gleiche.

Sucht ist kein Randphänomen, sondern ein Teil unserer Gesellschaft. Sucht kann jeden Menschen, jede Familie betreffen. Wer Hilfe braucht, muss Hilfe erhalten. Damit diese Hilfe gelingt, muss sich das Bewusstsein in der Bevölkerung und in der Fachwelt verändern: Sucht ist nicht Versagen, sondern eine schwere Krankheit. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt die verschiedenen Suchtkrankheiten seit vielen Jahren zu den die Menschheit stark bedrohenden Krankheiten. Diese Erkenntnis muss in die Köpfe aller Menschen, auch in die der Fachwelt.

Ehrlich und schonungslos beschreibt Bernd Thränhardt seinen Krankheitsverlauf. Anfangs helfen die Drogen, sie wirken – mit Kokain scheint erstmal alles leichter zu gehen. Er erlebt Alkohol als selbstverständliches soziales Schmier- und Bindemittel, der Konsum von Alkohol gilt als normal.

Sobald der Konsum aber als Krankheit diagnostiziert wird, werden die Menschen stigmatisiert und diskriminiert. Ein respektvoller Umgang wird ihnen vielfach und vielerorts verwehrt. Das ist ein Grund dafür, dass sich viele Suchtkranke scheuen, Hilfe zu suchen. Das Bekenntnis von Bernd Thränhardt senkt die Barriere für Betroffene, sich ihre Krankheit einzugestehen und sich behandeln zu lassen.

München, März 2021

Professor Dr. med. Markus Backmund

Präsident der Dachgesellschaft der Suchtfachgesellschaften (DSG)

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