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Druselbarth und Gerlinde

Es war einmal vor gar nicht allzu vielen Jahren, als Weihnachtsmann Druselbarth in dem kleinen Ort am Waldrand hinter den sieben Hügeln sich mit den Vorbereitungen auf das Weihnachtsfest beschäftigte. Er war gerade dabei, die Weihnachtswunschzettel mit den über das letzte Jahr hinweg angelegten Geschenkevorräten abzugleichen. Druselbarth ging Position für Position durch, um festzustellen, welche Besorgungen er am nächsten Tag noch vornehmen musste. Er wollte früh los, um bei Anbruch des Tages die große Stadt erreicht zu haben. Seit einigen Jahren nahm sich der Alte einen Mietwagen für die Weihnachtszeit, denn mit dem Pferdegespann wurde es immer anstrengender, die vielen Geschenke zu transportieren. Das Auto, welches er in diesem Jahr bekommen hatte, war ein toller roter Flitzer mit ganz vielen weißen Schneesternen auf der Motorhaube. Nachdem Druselbarth also die letzten Vermerke auf seinen Einkaufszettel geschrieben hatte, ging er zeitig schlafen.

Früh am Morgen des nächsten Tages machte sich Weihnachtsmann Druselbarth mit seinem flotten Mietwagen auf den Weg über die Landstraße, die über die sieben Hügel direkt in die Stadt führte. Er erreichte die Stadt, als es gerade begann, hell zu werden und die ersten Geschäfte öffneten. In den meisten Läden verstaute er die gekauften Sachen gleich in einem großen Sack. Diese Säcke deponierte er jeweils in der Nähe des Eingangs, um sie später auf einer Rundfahrt mit seinem Wagen abzuholen. So verging der Tag und gegen Abend kehrte Druselbarth auf den Parkplatz zum Auto zurück. Nun begann er seine Rundfahrt und sammelte die vielen prall gefüllten Säcke ein.

Als er den letzten schweren Sack aus dem Spielzeugladen verstaut und die Heimfahrt wieder angetreten hatte, geschah es. Auf der kleinen Kreuzung kurz vor dem Stadtrand nahm ihm jemand die Vorfahrt und es krachte jämmerlich. Druselbarth selber war nichts passiert, aber der flotte Mietwagenflitzer mit dem großen Kofferraum für den Geschenketransport war ein einziger Haufen Schrott. Dazwischen lagen die Scherben und die verbogenen, aufgeplatzten, gequetschten und geborstenen Teile all der tagsüber eingekauften Geschenke. Neben Druselbarth, der immer noch fassungslos dreinschaute, stand plötzlich Gerlinde Hibbelich. Auch ihr Auto - ein knallbunter Kleinwagen - war total breit. Sie war völlig aufgelöst, denn sie hatte längst bemerkt, dass hier nicht nur ein einfacher Unfall mit erheblichem Blechschaden vorlag, sondern das Ausmaß viel, viel größer war. Was sollte bloß werden? In ein paar Tagen war Weihnachten. Druselbarth fehlte auf einen Schlag der ganze eben vergangene Tag. Keine vollzähligen Geschenke, kein Gefährt zum Transport. Es war eine Katastrophe. Der Alte wusste nicht einmal, wie er jetzt nach Hause kommen sollte. Gerlinde Hibbelich fing sich nun doch und machte einen ganz brauchbaren Vorschlag. Sie sagte: „Wir überlassen das alles hier einer Unfallrestebeseitigungsfirma und ich nehme dich erst einmal mit zu mir. Dort wollen wir gemeinsam sehen, wie wir die entstandene Situation in den Begriff bekommen.“ So sollte es geschehen. Druselbarth rief zunächst mit seinem Handy die Auskunft an, wo er die Nummer der Firma „Unfall weg - schnell - sauber und umweltverträglich“ erfuhr. An diese Firma traten die beiden ihren gemeinsamen „Schrottberg“ ab und gingen zu Fuß noch die drei Straßen bis zu Gerlindes Haus.

Dort brühte Gerlinde einen heißen Grog, bei dem die beiden überlegten, was jetzt zu tun war. Und wieder hatte Gerlinde die zündende Idee: „Weihnachtsmann, ich habe doch einen Internetzugang an meinem Computer. Wir setzen uns jetzt beide hin und versuchen, all die Sachen von deinem Zettel im Netz als Super-Express-Zustellung zu deinem Haus hinter den sieben Hügeln zu bestellen.“ So geschah es dann auch. Die beiden saßen bis zum nächsten Morgengrauen am PC und bestellten all die Sachen neu. Zum Schluss besorgten sie noch einen neuen Mietwagen. Den gab es bei einer anderen Firma sogar zum Weihnachtsmann-Sondertarif mit Bereitstellung frei Haus. Der Alte war nicht nur von Gerlinde, sondern auch von diesem neumodischen Zeugs, was man Internet nannte, total begeistert. Die beiden legten sich noch ein paar Stunden schlafen. Gegen Mittag kam der Pizzaservice und auch der neue Mietwagen wurde gebracht. Gerlinde Hibbelich hatte Weihnachtsmann Druselbarth längst ihre Hilfe zugesagt und fuhr mit ihm gemeinsam über die sieben Hügel zu dessen kleinem Anwesen. Dort nahmen die beiden die Lieferungen an, die alle noch im Laufe des Tages eintrafen, packten sie liebevoll ein und verstauten sie im Wagen. Gerlinde hatte ihren Computer mitgenommen, damit sie den Weihnachtsmann auch logistisch voll unterstützen konnte. Sie arbeitete ihm einen detaillierten Routenplan aus, dem sie auch die durchnummerierten Geschenke in den erstmals mit Buchstaben der Reihe nach gekennzeichneten Säcken zuordnete.

Durch diese fleißige Hilfe war Druselbarth am Ende noch einen ganzen Tag vor dem Heiligen Abend mit all seinen Vorbereitungen fertig. So unternahmen Gerlinde und der von ihr liebevoll „Druseli“ Genannte noch einen lebhaften unvergesslichen Tag im Schnee gleich im Wald hinterm Haus hinter den sieben Hügeln. Beide freuten sich, einander auf so plötzliche Weise gefunden zu haben. Und wenn sie nicht gestorben sind, wohnen sie noch heute gemeinsam hinter den sieben Hügeln, surfen im Internet und bescheren die Menschen mit all den schönen Sachen, die auf ihren Wunschzetteln geschrieben stehen.

Elfchen und Märchen zur Weihnachtszeit

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