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Was macht uns glücklich und zufrieden?

Erkenntnisse der positiven Psychologie und der Theorie des Wohlbefindens

"Ich denke, dass der Sinn des Lebens

darin besteht, glücklich zu sein“

Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama

Seit die Menschen bewusst denken können, stellen sie sich die Frage nach dem Sinn des Lebens. Wir möchten glücklich sein, Freude und Spaß haben, sowie Leid und Sorgen vermeiden. Doch was ist Glück oder Wohlbefinden? Was macht uns unglücklich? Gibt es absolute Faktoren, die glücklich und zufrieden machen? Sind es erfüllende Beziehungen, Familie oder materielle Werte, Erfolg im Beruf? „Mein Haus, mein Auto, mein Boot.“ lautete einmal der Slogan einer spaßhaften Werbung einer deutschen Bankenorganisation 1. Oder sind dies „nur“ Surrogate für ungestillte Bedürfnisse? Auch wenn das Streben nach einem finanziellen und beruflichen Status in der westlichen Welt eine hohe Relevanz hat, ist es keine Garantie für Glück und Zufriedenheit. Auch die Abwesenheit von Schicksalsschlägen, die Erfüllung unserer Grundbedürfnisse und ein gewisses Maß an Sicherheit sind es ebenfalls nicht, auch wenn sie günstige Voraussetzungen darstellen. Warum das?

Eine der Ursachen für unsere Unzufriedenheit ist unsere Neigung, uns mit anderen zu vergleichen, besser sein zu wollen oder es besser haben zu wollen als andere. Søren Kierkegaard hat es treffend formuliert: „Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“ So gehört zum glücklich Sein auch die Kunst, das wert zu schätzen, was bereits vorhanden ist. Ja, mehr geht immer. Aber brauche ich es wirklich? Und was ist es mir wert, auf was bin ich bereit, dafür zu verzichten? Das Gefühl, genug zu haben oder sich selbst zu genügen, hat etwas Befreiendes.

Andere Menschen an seinem Glück oder Besitz teilhaben zu lassen, ihnen etwas zu schenken, kann ebenfalls das persönliche Glücksgefühl verbessern. „Geteiltes Leid, ist halbes Leid, geteiltes Glück ist doppeltes Glück“, sagt der Volksmund. Denn wir Menschen sind soziale Wesen. Bei der Geburt sind wir auf die Unterstützung anderer Menschen angewiesen, sonst können wir nicht überleben. Uns um andere Menschen zu kümmern steckt deshalb in unserer DNA.

Das Glücksempfinden ist ausgesprochen subjektiv und nur bis zu einem gewissen Teil von den äußeren Umständen beeinflusst. Manche Menschen sind unter vergleichbar widrigen Umständen glücklicher und resilienter als andere. Was machen diese Menschen anders beziehungsweise welche Fähigkeiten haben sie? Aus der Resilienz-Forschung weiß man, dass diese Menschen davon überzeugt sind, selbst etwas zur Verbesserung ihrer Situation beitragen zu können. Dabei setzen sie sich realistische und optimistische Ziele. Sie verfolgen ihre Ziele konsequent, lernen aus Fehlern oder Rückschlägen und sind dabei bereit, Hilfe zu geben und anzunehmen.

In den 90er Jahren wurde von dem amerikanischen Psychologen Martin Seligman anhand von vielen wissenschaftlichen Studien herausgefunden, welche Tugenden und Stärken glücklichere Menschen besitzen, was diese Menschen anders machen. Seine Erkenntnisse hat er in der sogenannten Theorie des Wohlbefindens2 beschrieben. Dabei wurde besonderes Augenmerk daraufgelegt, welche messbaren Faktoren für das persönliche Wohlbefinden relevant sind. Auf Basis der empirischen Studien definierte er mit dem sogenannten PERMA-Modell insgesamt fünf Schlüsselfaktoren.

Wenn diese im großen Maße vorhanden sind, fühlen sich diese Personen glücklicher als andere. Sich positiv mit seinem Leben auseinanderzusetzen ist ein wesentlicher Aspekt, wie wir unser Leben glücklicher und zufriedener gestalten können. Durch die Evolution bedingt, nehmen wir negative Ereignisse bewusster wahr als positive. Es war in der Steinzeit überlebenswichtig, Gefahren frühzeitig zu erkennen, zu wissen, welche Früchte giftig sind und nicht welche am besten schmeckten. Und man wusste auch nicht, wann es wieder was zu essen gab, weshalb es sinnvoll war, Vorräte anzulegen, sich Speck anzufuttern. Unser Gehirn ist darauf trainiert, (lebensbedrohliche) Risiken zu vermeiden, und das ist auch gut so. Die Forscher nennen das den „negative bias“.

Allerdings ist ein defizitorientierter Blick in unserer modernen Welt, in der es in den meisten Fällen nicht um Leben oder Tod geht, nicht immer hilfreich. Das Gefühl nicht genug zu haben oder den Ansprüchen (den eigenen und den von anderen) nicht zu genügen, ist ein Zufriedenheitskiller.


Abbildung 1: PERMA-Modell

Es gibt vermeintlich immer jemanden, der noch erfolgreicher, hübscher, wohlhabender ist. Die heutige Werbung zeichnet das Bild der idealen Menschen, um unsere Bedürfnisse zu wecken und ihre Produkte zu verkaufen. Wenn wir schöner / größer / dünner / intelligenter / reicher / erfolgreicher wären, dann wären wir sicher glücklich. Wie schon erwähnt, ist dieser Wunsch eher der Grund für unser Unglücklichsein.

Bei dem Lebensprinzip Balance geht es weniger darum, warum uns manche Dinge unglücklicher machen, sondern was die Ursache für unser Verhalten ist. Es geht darum, was wir selbst tun können, damit es uns besser geht. Der Ansatz orientiert sich unter anderem an den Grundsätzen der Positiven Psychologie. In der Positiven Psychologie3 wird nicht auf Defizite fokussiert, sondern auf die vorhandenen Stärken und Tugenden. Die Idee dahinter besagt, dass uns am besten gelingt, was unseren persönlichen Ressourcen, Werten und Fähigkeiten am ehesten entspricht. Es macht uns gleichzeitig auch glücklicher und zufriedener. Positive Emotionen sind dabei der „Dünger“ für unsere Entwicklung. Wenn wir positive Emotionen wie Freude, Inspiration, Verbundenheit oder Stolz fühlen, werden wir aufblühen, das heißt wir entwickeln vorhandene Fähigkeiten und Potentiale weiter. Es wird davon ausgegangen, dass diese Eigenschaften im Laufe des Lebens relativ stabil bleiben, aber durch Lebensumstände und Erfahrungen veränderbar sind. Manche unserer Stärken sind uns bewusst, andere weniger. Deshalb ist es für die weiteren Schritte sinnvoll, Dir Deine Kernstärken bewusst zu machen.

Von Christopher Peterson und Martin Seligman wurde hierfür der sogenannte VIA-IS4 Test der individuellen Stärken und Tugenden (Seligman, 2015, S.65) entwickelt. Dabei gilt es herauszufinden, was Deinen Charakter ausmacht, welche Eigenschaften bei Dir mehr ausgeprägt sind und welche weniger. Der Test umfasst sechs Tugenden und 24 Charakterstärken. Dazu kannst Du den wissenschaftlich gut fundierten Test der Universität Zürich verwenden. Der Test ist kostenlos, besteht aus 240 Fragen und wurde bereits in über 200 Ländern millionenfach durchgeführt.

Übersicht über Tugenden und Stärken im VIA-Modell

1. Weisheit und Wissen: kognitive Stärken, die den Erwerb und den Gebrauch von Wissen beinhalten.

a. Kreativität: neue und effektive Wege finden Dinge zu tun

b. Neugier: Interesse an der Umwelt haben

c. Urteilsvermögen: Dinge durchdenken und von allen Seiten betrachten

d. Liebe zum Lernen: neue Techniken erlernen und Wissen aneignen

e. Weisheit: in der Lage sein, guten Rat zu geben

2. Mut: emotionale Stärken, die mittels der Ausübung von Willensleistung Barrieren zur Erreichung eines Zieles überwinden.

a. Authentizität: die Wahrheit sagen und sich natürlich geben

b. Tapferkeit: sich nicht Bedrohung oder Schmerz beugen, Herausforderungen annehmen

c. Ausdauer: beenden was begonnen wurde

d. Enthusiasmus: der Welt mit Begeisterung und Energie begegnen

3. Menschlichkeit: interpersonale Stärken, die liebevolle menschliche Interaktionen ermöglichen

a. Freundlichkeit: Gefallen tun und gute Taten vollbringen

b. Bindungsfähigkeit: menschliche Nähe herstellen können

c. Soziale Intelligenz: sich der Motive und Gefühle von sich selbst und anderen bewusst sein

4. Gerechtigkeit: Stärken, die das Gemeinwesen fördern

a. Fairness: alle Menschen nach dem Prinzip der Gleichheit und Gerechtigkeit behandeln

b. Führungsvermögen: Gruppenaktivitäten organisieren und ermöglichen

c. Teamwork: gut als Mitglied eines Teams arbeiten

5. Mäßigung: Stärken, die Exzessen entgegenwirken sowie Vergebungsbereitschaft (denen Vergeben die einem Unrecht getan haben)

a. Bescheidenheit: das Erreichte für sich sprechen lassen

b. Vorsicht: nichts tun oder sagen, was später bereut werden könnte

c. Selbstregulation: regulieren was man tut und fühlt

6. Transzendenz: Stärken, die uns einer höheren Macht näherbringen und Sinn stiften

a. Sinn für das Schöne: Schönheit in allen Lebensbereichen schätzen

b. Dankbarkeit: sich der guten Dinge bewusst sein und sie zu schätzen wissen c. Hoffnung: das Beste erwarten und daran arbeiten es zu erreichen

d. Humor: Lachen und Humor schätzen; die Leute gerne zum Lachen bringen

e. Spiritualität: kohärente Überzeugungen über einen höheren Sinn des Lebens haben

Wenn wir unsere Stärken und Tugenden einsetzen können, fällt es uns leichter unsere Ziele zu erreichen. Wenn Du sehr kreativ bist, wirst Du als Künstler oder Erfinder wahrscheinlich erfolgreicher und glücklicher sein als in einem Beruf, wo die Einhaltung von Regeln und Prozessen im Vordergrund steht. Diese Fähigkeiten sind nicht besser oder schlechter, sie sind einfach nur anders. Natürlich gibt es aber in jedem Beruf oder im Alltag Aufgaben, die man nicht so gerne macht oder die einem nicht so liegen. Darauf sollte aber nicht unser Fokus liegen, wenn wir uns entwickeln wollen. Es kann sein, dass es uns ebenfalls gut gelingt, es kostet uns aber mehr Energie und Disziplin und ist deshalb anstrengender für uns. Dazu gibt es eine schöne Metapher von Robert Biswas-Diener:

„Stell Dir vor, Du bist ein Segelboot. Das Boot hat ein Leck, das sind Deine Schwächen. Das Leck zu ignorieren, wäre verheerend, denn dann gehst Du unter, deshalb musst Du das Leck stopfen. Jetzt bist Du zwar fahrtüchtig, aber kommst noch keinen Meter voran. Dazu brauchst Du Wind und die Segel. Die Segel sind Deine Stärken.“

Wie wichtig die Passung der individuellen Fähigkeiten auf die persönlichen Herausforderungen ist, hat der Arzt und Komiker Eckart von Hirschhausen in seinem YouTube-Video „Das Pinguin-Prinzip“ 5 ebenfalls sehr anschaulich und humorvoll erklärt. Was sind Deine Stärken? Bist Du Dir Deiner Stärken bewusst? Am besten Du füllst die Fragen nach Deinen sieben besonderen Stärken gleich intuitiv aus (dauert nicht lang). Nutze hierzu die Übersicht auf den vorhergehenden Seiten. Manchmal mag man eine Eigenschaft nicht so sehr und wäre gerne anders. Das bringt Dich hier aber nicht zum Ziel, im Gegenteil. Vielleicht fragst Du auch ein Familienmitglied oder eine Freundin, welche Stärken und Tugenden sie bei Dir wahrnimmt.

Wenn Du etwas mehr Zeit und Lust hast, kannst du auch den Online Test der Universität Zürich durchführen, dafür benötigst Du weniger als eine halbe Stunde.

Über diesen Link kommst Du zu dem Test. Der Test ist kostenlos: https://www.charakterstaerken.org.

Eine detaillierte Erläuterung der Begriffe findest Du hier: https://www.charakterstaerken.org/VIA_Interpretationshilfe.pdf

Wenn Du den Test komplett durchgeführt hast, bekommst Du automatisch das Testergebnis an Deine E-Mail-Adresse zugesandt.

Gehe dann wie folgt vor:

1. Übertrage die sieben Stärken in die folgende Tabelle:

2. Lese Dir das Ergebnis des Tests und die Interpretationshilfe genau durch. Folgende Fragen können Dir helfen:

• Ist das Ergebnis für mich plausibel?

• Was überrascht mich? Was nicht?

• Gibt es eine Stärke, die ich gerne weniger oder mehr gewichtet gesehen hätte?

ÜBUNG: WAS SIND MEINE SIEBEN BESONDEREN STÄRKEN?


ÜBUNG: WAS MACHT MICH GLÜCKLICH?

Jetzt lade ich Dich ein, die Übung „Was macht mich glücklich?“ durchzuführen. Mache Dir bewusst, in welchen Situationen Du glücklich bist, Dich besonders wohlfühlst. Finde heraus, welche Ereignisse, Tätigkeiten und Personen für Dein Wohlbefinden besonders wichtig sind. Beantworte diese Fragen intuitiv, das heißt ohne lange darüber nachzudenken Finde möglichst viele Beispiele, aber mindestens drei pro Kategorie.

Bei welchen Ereignissen hast Du Deine Charakterstärken eingesetzt? Was fällt Dir dabei auf?

• Wann habe ich positive Gefühle, was macht mir Freude?

• Wann gehe ich ganz in meinem Tun auf?

• Welche Beziehungen / Personen sind für mich besonders wichtig?

• Was gibt meinem Leben Sinn?

• Wie bzw. womit erreiche ich meine Ziele?

Lebensprinzip Balance: Ein ganzheitliches Training des Wohlbefindens

„Manage your energy, not your time!“


Abbildung 2: Dreieck Energie-Bewusstsein-Körper

Ein Leben in Balance ist ein Leben voller Energie. Wir sind voller positiver Emotionen, sind aktiver und kreativer, dies zeigen diverse Studien. Dabei sind Körper, Geist und Energie nicht getrennt zu sehen, denn hier gibt es eine Vielzahl von wechselseitigen Einflüssen und Abhängigkeiten. Wenn wir auf ausreichend Bewegung, genügend Schlaf und eine ausgewogene Ernährung achten, ist dies gut für unsere Gesundheit und für unseren Energiehaushalt. Wir haben die Energie, die wir benötigen, um unsere Potentiale auszuschöpfen und unsere Ziele zu verwirklichen. Wir sind fitter und ausdauernder, kreativer und zuversichtlicher. Arbeiten wir an Aufgaben, bei denen wir unsere Stärken einsetzen können und die für uns Sinn machen, verbrauchen wir weniger Energie beziehungsweise gewinnen sogar noch Energie daraus. Im Umkehrschluss heißt das: Wenn wir Dinge tun, die uns keinen Spaß machen oder in einem Umfeld sind, in dem wir uns nicht wohl fühlen, kostet uns das viel Energie. Jetzt geht es darum, was wir selbst tun können, um in eine Balance zu kommen, in der wir unsere Energie optimal einsetzen und glücklich beziehungsweise zufrieden sind. Dieser Zustand ist allerdings nicht statisch, sondern ändert sich permanent, das Gleichgewicht entsteht durch die permanente Anpassung an den aktuellen Moment. Das kannst Du Dir wie beim Radfahren mit nassen Reifen vorstellen. Man fährt scheinbar ganz geradeaus, aber wenn man auf die Straße blickt, erkennt man, dass es viele kleine Korrekturen sind, die die Geradeausfahrt ermöglichen. Beim Lebensprinzip Balance ist es unser Mindset, das hier die Richtung bestimmt und die Rolle des Impulsgebers für diese Korrekturen wahrnimmt. Der Fokus ist dabei auf die Lösung gerichtet, unabhängig davon, was die Ursache war. Und unser Körper liefert die erforderliche Energie dafür. Der Impuls wird sozusagen verkörpert. Im Zen heißt es, der Körper ist das Gefäß des Geistes, in dem er sich entfalten kann. Dabei kann der Geist sich nur so weit entwickeln, soweit es der Körper zulässt. Wenn wir nicht fit sind, werden wir unsere Ziele schwerer oder gar nicht erreichen. Selbst Schachspieler trainieren ihre Fitness, und ernähren sich bewusst, damit sie länger konzentriert sein können. Wenn wir krank sind, uns schlecht fühlen und unsere körperlichen Bedürfnisse nach Schlaf, Bewegung und Ernährung vernachlässigen, wird dies unserem Wohlbefinden nicht zuträglich sein. So wie wir unseren Körper trainieren können, können wir auch unseren Geist oder unser Bewusstsein trainieren, zum Beispiel durch Meditation oder Yoga. Darauf werden wir im Kapitel Achtsamkeit noch ausführlicher eingehen. Unser Bewusstsein ist für unsere Impulskontrolle wichtig und für die Disziplin und Ausdauer, mit der wir an einer Sache arbeiten können. „Der Wettkampf wird im Kopf entschieden“ heißt es im Spitzensport, wo alle annähernd körperlich gleich gut trainiert sind.

Die Ziele des Balance Trainings sind:

• Steigerung des Selbst-Bewusst-Seins

• Steigerung des Selbst-Vertrauens und der Selbst-Steuerung

• Steigerung der Verbundenheit mit anderen Menschen

• Steigerung der Entscheidungsfähigkeit und -klarheit

• Steigerung der persönlichen Leistungsfähigkeit, mehr Energie im Alltag

• Steigerung der Zufriedenheit und des persönlichen Wohlbefindens

Das Training im Lebensprinzip Balance ist ein ganzheitlicher Ansatz. Die Bereiche, in denen wir trainieren, sind:

B- Bewegung

A- Achtsamkeit

L- Leichtigkeit (Flow & Sinn)

A- Ambition (Engagement & Ziele)

N- Natur

C- Connected (Verbundenheit)

E- Ernährung

Was darunter genau verstanden wird, wird in den folgenden Kapiteln beschrieben. Welche Bedeutung sie für unsere Life-Balance haben und wie wir sie in unseren Alltag integrieren können, um eine Balance zu finden.

ÜBUNG: BALANCE-CHECK: WO STEHE ICH IM MOMENT?


Abbildung 3: Balance-Check, illustrativ

Nimm Dir 45 Minuten Zeit für Dich. Du brauchst noch Stifte und ein Blatt Papier, idealerweise einen dunklen und zwei farbige Stifte. Zeichne am unteren Ende des Blattes die Faktoren ein: B-A-L-A-N-C-E. Zeichne senkrecht eine Skala von 0 bis 10 ein.

Nimm wahr, was Du mit den Begriffen verbindest, wie wichtig sie Dir sind. Dabei geht es nicht um verstehen, sondern um spüren. Es gibt hier kein richtig oder falsch, es geht nur darum, was Du im Moment damit verbindest. Wähle intuitiv einen Wert, der für Dich stimmig ist (0-unwichtig; 10-sehr wichtig).

Beispiel: Wenn Dir zum Beispiel Bewegung wichtig ist, wähle einen höheren Wert, zum Beispiel zwischen fünf und sieben. Dann trage den Wert mit einer Farbe (z.B. Grün) ein. Dann überlege, wo Du im Moment stehst. Tust Du mehr oder weniger als Du tun möchtest? Dann zeichne diesen Wert mit einer anderen Farbe (z.B. Rot) ein. Gehe dann zum nächsten Element.

Achtung: Es ist es völlig normal, dass wir im Alltag nicht alle Bedürfnisse erfüllt sind. Das ist auch nicht das Ziel, dieser Anspruch kann zusätzlichen Druck auslösen. Wichtig ist, dass Du Dir in dieser Übung bewusst wirst, wie es im Moment ist. Das muss Du nicht unbedingt mögen, versuche es zu akzeptieren, ohne es begründen oder ändern zu wollen. Es reicht im Moment völlig aus, wenn Du Dir an dieser Stelle über die aktuelle Situation klar wirst.

Zusätzliche Hinweise:

1. Beantworte die Fragen intuitiv, überlege nicht zu lange.

2. Du musst nicht bei zehn stehen. Es geht hier nicht um Performance. Jeder hat seine persönlichen Präferenzen, was für ihn wichtig ist. Da kann zum Beispiel fünf schon der von Dir angestrebte Wert sein. Das ist vollkommen o.k. Relevant ist die Differenz zwischen dem Ist-Wert und dem Wunsch-Wert deines Bedürfnisses.

3. Stell Dir folgende Frage: Übertreibe oder vernachlässige ich aktuell ein Bedürfnis? Das kommt vor. Es ist wichtig, auch mal zu akzeptieren, dass es im Moment eben nicht wie gewünscht ist.

Folgende Fragen können Dich bei der Beantwortung unterstützen:

Bewegung: Wie wichtig ist es mir, mich regelmäßig zu bewegen? Bewege ich mich zurzeit so viel, wie ich es möchte? Fühle ich mich wohl in meinem Körper? Leide ich unter Verspannungen?

Achtsamkeit: Wie wichtig ist es mir, achtsam mit mir und meinen Mitmenschen umzugehen? Achte ich zurzeit genügend auf mich und meine Mitmenschen? Bin ich häufig gereizt oder abgelenkt? Nehme ich wahr, wie es mir gerade geht? Nehme ich Konflikte wahr oder verdränge ich sie?

Leichtigkeit (Flow): Wie wichtig ist mir das, was ich gerade tue? Macht mir das, was ich gerade beruflich oder privat mache, überwiegend Spaß? Sehe ich überwiegend Sinn indem was ich zurzeit tue? Fällt es mir leicht oder raubt es mir Energie? Habe ich genügend Zeit für die Dinge, die mir Spaß machen?

Ambitionen: Wie wichtig ist es mir, stets meine Ziele zu erreichen? Erreiche ich überwiegend meine gesteckten Ziele? Bin ich bei der Umsetzung überwiegend konsequent oder verliere ich sie gerne aus dem Auge? Bringe ich die notwendige Energie oder Disziplin dafür auf, damit ich sie auch erreiche? Bin ich manchmal übermotiviert? Nehme ich mir regelmäßig zu viel vor?

Natur erleben: Wie wichtig ist es mir, oft in der Natur zu sein? Bin ich so oft in der Natur, wie ich es möchte? Warum bin ich gerne in der Natur? Was verbinde ich mit einem Aufenthalt in der Natur?

Positive Beziehungen (Connected): Wie wichtig sind mir Beziehungen zu anderen Menschen? Bin ich gerne unter Menschen oder lieber alleine? Welche Beziehungen sind mir wichtig? Wie pflege ich sie? Habe ich im Moment genug Zeit für meine Beziehungen?

Ernährung: Welche Bedeutung hat eine ausgewogene Ernährung für mich? Ernähre ich mich zurzeit so, wie ich es möchte? Wie ist mein Konsum von ungesundem Essen oder Genussmitteln? Bin ich insgesamt mit meinem Konsumverhalten zufrieden?

1Die Werbung der Sparkassen von 1995: Sparkassen Werbung: Mein Haus, mein Auto, mein Boot - YouTube

2 Seligman hat die Positive Psychologie neu definiert und gilt als deren Begründer. Sein Standardwerk gibt es auch als deutsche Übersetzung: Seligman; 2012: Wie wir aufblühen: Die fünf Säulen des persönlichen Wohlbefindens. Der Begriff PERMA ergibt sich aus den Initialen der englischen Begriffe: Positive Emotions, Engagement, Relationships, Meaning, Accomplishment.

3 Wenn Du gerne mehr darüber erfahren möchtest: Auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft für Positive Psychologie finden sich viele lesenswerte Artikel und kostenlose Seminare, Videos und Buchempfehlungen rund um das Thema Positive Psychologie; https://www.dgpp-online.de/

4 Der Name leitet sich ab von den Anfangsbuchstaben des Value in Action Institute, wo der Test des „Inventory of Strength in 2004 von Christopher Peterson und Martin Seligman entwickelt wurde. Im deutschsprachigen Raum wurde er an der Universität Zürich in die deutsche Sprache übertragen und wird laufend weiterentwickelt. Quelle: VIA-IS Interpretationshilfe, Universität Zürich

5 Das Pinguin-Prinzip - YouTube. In diesem Video geht es um einen Pinguin. Er kann weder fliegen noch elegant laufen. Er ist aber ein hervorragender Schwimmer,-optimal an seine natürliche Umgebung, das Wasser, angepasst.

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