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Glück als Nährstoff unseres Lebens

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„Ich muss wohl zwei oder drei Raupen aushalten, wenn ich die Schmetterlinge kennenlernen will.“ …sagte die Blume

aus der Kleine Prinz

(Antoine de Saint-Exupery)


Sokrates, der Urvater der abendländischen Philosophie, hatte es bereits vor fast 2.500 Jahren erkannt. Wir kommen nicht an uns selbst vorbei, wenn wir nach dem Glück suchen. Ist daher Glück tatsächlich nur der Moment tiefster Übereinstimmung mit mir selbst? Die Antwort darauf wirft viele Fragen auf. In diesem Abschnitt nähern wir uns einigen Antworten. Ich denke sie werden danach nachdenklicher sein können und Ihre ganz persönliche Glückserwartung differenzierter betrachten.

Wenn ich mich in einem späteren Kapitel mit der Zeit und unseren Zielen auseinandersetze, so kommen wir auch dort an den Fragen zum Glück nicht vorbei. Mihaly Csikszentmihalyi hat in seinem Bestseller „Das Geheimnis des Glücks“ viel zu diesem Thema veröffentlicht.

Glück “ taucht zusammen mit vielen anderen Begriffen auf. Hier eine kleine und unvollständige Auswahl: Lust, Bewusstsein, Gerechtigkeit, Gleichheit, Zufriedenheit, Strebsamkeit, Gelingen, Leid, Schmerz u.v.a.

Wie reagieren Sie persönlich auf die direkte Frage: Was macht Sie glücklich?

Wahrscheinlich werden Sie antworten wie viele unserer Zeitgenossen: Gesundheit, Familie, Liebe, Freundschaften, Arbeit, Wohlstand, Freiheit, Glaube. Viele Antworten betreffen direkt oder indirekt unsere menschlichen Beziehungen und am Anfang steht unsere Gesundheit. Auch die Gesundheit unserer Liebsten.

Es klingt uns immer wieder in den Ohren: „Ohne Gesundheit für mich und meine Liebsten ist alles Nichts.“ Dann aber kommt schon der herausragende Einfluss unserer sozialen Beziehungen auf unser Glücksempfinden.

Viele Menschen sind davon überzeugt, dass zu ihrem persönlichen Glück die gefühlte Freiheit mehr beiträgt als es ein ansehnlicher Wohlstand. Dass unser Glück nicht vom Wohlstand, also nicht vom verfügbaren Vermögen abhängt, haben Sozialwissenschaftler schon in vielen Studien belegt. Geld macht nur bis zu einer bestimmten Summe glücklich. Dabei ist das relative Einkommen wichtiger, als das absolute. Die Einschätzung, ob wir mit unserem Vermögen oder Einkommen glücklich sein können, hängt dagegen von einer Vergleichsgruppe ab mit der wir uns gerne auseinandersetzen. Wir messen uns eben nicht mit den Reichsten dieser Welt, zumindest wenn wir nicht dazu gehören.

Suchen Sie sich also eine Vergleichsgruppe aus, die deutlich weniger verdient als sie selbst und ihr Glücksgefühl wird – zumindest für kurze Zeit – zunehmen.

Tatsächlich neigen die allermeisten Menschen dazu, sich zu vergleichen. Der Kranke fühlt sich ein wenig besser, wenn er in der Klinik auf Menschen trifft, die es noch schwerer haben. Dagegen wird der „kleine“ Millionär leicht depressiv, wenn er seine eigene Wertschätzung von den Superreichen dieser Welt abhängig macht.

Das zunächst großartige Glücksgefühl von Lotto-Millionären sinkt übrigens bereits nach schlappen sechs Monaten. Das Gleiche gilt auch für die Freude über eine Lohnerhöhung. Dieses Glücksgefühl vergeht rasch und ziemlich sicher, spätestens ebenfalls nach 6 Monaten.

Manchmal dürfte der Wunsch nach einer Lohnerhöhung auch nur ein Ausgleich für miese Arbeitsbedingungen sein. Ich würde die Gehaltserhöhung dann lieber Schmerzensgeld nennen.

Ich arbeitete viele Jahre ehrenamtlich in der Behindertenhilfe und konnte feststellen, dass der Grad einer körperlichen Einschränkung offenbar keinerlei Einfluss auf das individuelle Glücksempfinden hatte. Ich sah keine Abweichungen zu den gelegentlichen Stimmungsschwankungen, wie wir sie alle von uns selbst kennen dürften.

Schwer behinderte Unfallopfer berichten sogar darüber, dass sich trotz dauerhafter Folgen ihres Unfalls nach ca. einem halben Jahr wieder ein ähnliches Glücksempfinden einstellt, wie vor dem Unfall.

„Nicht was wir erleben, sondern wie wir empfinden, was wir erleben, macht unser Schicksal aus“

M. v. Ebner-Eschenbach

Vielleicht können Sie diese einleitenden Gedanken nachvollziehen, und doch erleben wir im täglichen Verhalten vieler Zeitgenossen genau das Gegenteil.

Ist nicht der Konsum heute zu unserer wahren Religion geworden?

Shoppen führt tatsächlich zu einem kurzzeitigen Hochgefühl. Etwas erwerben, anschaffen, neue Technik bestellen, befriedigt in der Tat viele Zeitgenossen. Der Besitz, als Folge des Erwerbs, wird dagegen relativ schnell zu einer Normalität. „Jeder Wunsch, wenn er erfüllt, kriegt augenblicklich Junge“, wusste schon Wilhelm Busch.

Wenn wir schon beim Shopping sind: Wussten Sie eigentlich, dass viel Auswahl, und nicht nur bei der Programmvielfalt des TV, unglücklich macht? Wissenschaftler haben es nachgewiesen. Aber trösten Sie sich, die Vorfreude auf einen schönen Fernsehabend macht die meisten richtig glücklich. Das ist doch schon was, oder nicht? Ich denke, Sie bleiben auch während des romantischen Filmes glücklich, wenn Sie Ihre Liebste oder Ihren Liebsten auf dem Sofa neben sich fühlen. Dann greift das Glück in Form der Liebe und der Zuwendung ein! ☺ Das Streben nach Liebe und Zuwendung, nach persönlicher Wertschätzung ist in uns allen angelegt. Die Zunahme der Single-Haushalte in den Großstädten sollte nicht dagegensprechen.

Und dann gibt es die andere Seite des Glücks. Es ist das Glück, das mit „glücken“, mit gelingen, zu tun hat und mit dem Sinn unseres Lebens.

Es ist das Glück das mehr ist, als profane Lustbefriedigung.

Wir alle kennen die Geschichte: Das Glück gleicht einem Schmetterling. Wenn wir ihn nachjagen, entwischt er uns. Ich sitze also da und genieße die Stille der Natur und der Schmetterling setzt sich sogar auf meinen Handrücken.


Halten wir nochmals kurz fest: Wir sind gut beraten, wenn wir kurze Momente des Glücks hinterfragen, ob da nicht nur eine Befriedung unserer vordergründigen Lust oder gar die Vermeidung von Frust eine Rolle gespielt hat. Wir sollten Glück nicht mit Lusterfüllung verwechseln. Lust verschafft uns lediglich die Befriedigung unserer Bedürfnisse. Natürlich, wir empfinden es durchaus als glücklichen Moment, wenn wir an einem heißen Tag voller Durst endlich ein frisches Wasser zu uns nehmen können. Wir sind glücklich, endlich in unser warmes Bett zu schlüpfen, wenn die Müdigkeit über uns fällt. In beiden Fällen erleben wir aber nur den Ausgleich eines Mangels.

Welchen Mangel vertreiben Sie, wenn Sie den Eindruck verspüren, heute macht mich nur noch eine Shoppingtour so richtig glücklich?

Dann wäre auch noch eine andere Variante der Lust zu nennen. Es ist die Variante des Nervenkitzels, die Wirkung unserer Hormone auf unsere Emotion. Sehnsucht, Verlangen und die anschließende Befriedigung motivieren uns alle zum Handeln. Taktgeber ist das neuronale Belohnungssystem im Gehirn. Die Signale richten sich an unser limbisches System. Ein wichtiger Mitspieler in diesem Konstrukt ist das Dopamin. Es generiert unser Verlangen und ist damit ein kraftvoller Motivator.

Ich war lange Jahre selbst leidenschaftlicher Motorradfahrer und erinnere mich noch sehr gut daran, welchen Kick mir die Geschwindigkeit gab und welches Glücksgefühl in mir wachgerufen wurde, wenn ich eine kurvenreiche Strecke mit schöner Schräglage hinter mich gebracht hatte. Pure Lustbefriedigung! Ich fühlte mich wunderbar frei! Es hatte sich aber nur mein Belohnungssystem in Form der Droge Dopamin in meiner Großhirnrinde zu Wort gemeldet.

Ich möchte Sie einladen, diesen Begriff der Freiheit individuell und höchst persönlich zu hinterfragen und auch daran erinnern, dass wir im Kontext der globalen Freiheit auch das Bedürfnisses nach Sicherheit gerne berühren möchten. Manche Menschen fühlen sich nur glücklich in einer sicheren Umgebung.

Wenn wir zur Vermeidung unserer Langeweile das Glück suchen, aber nur den Weg der Lustbefriedigung gehen, werden wir keine dauerhafte Erfüllung finden können.

Wer möchte nicht gerne sein Glück einfangen und dauerhaft festhalten?

Streben wir im tiefsten unseres Herzens nicht nach dem echten Lebensglück, als eigentliches Ziel unseres Daseins? Ich denke schon, dass unser wahres Glück nur in uns selbst eine Erfüllung finden kann. Manche Dinge, die wir scheinbar für unser Glück benötigen, sind nur Mittel zum Zweck. Denken Sie dabei nur an die tieferliegenden Motive für das Streben nach Geld, Macht und Besitz.

Es ist hilfreich sich zu fragen: Warum will ich das, was ich möchte?

Im Rahmen meiner Führungsseminare hatte ich den Teilnehmern eine Aufgabe gestellt: Wer sollte die letzten Worte über mich sprechen? Welche Eigenschaften sollten im Falle des eigenen Ablebens gewürdigt werden?

Diese einfachen Fragen können uns helfen, zu erkennen, was uns wirklich wichtig ist. Hinter dieser verborgenen Wand dürften Sie auch Ihr persönliches Lebensziel und damit Ihre tiefe Sehnsucht nach wahrem Lebensglück entdecken. Wir sollten Klarheit darüber haben, dass wir auch über den Tod hinaus wertgeschätzt werden möchten. Oder ist es Ihnen egal, was nach Ihrem Tod in den Erinnerungen Ihrer Wegbegleiter übrigbleibt? Auch wenn Epikur meinte, der Tod gehe uns nichts an, da wir, sobald er eintritt, nicht mehr da sind. Gleichsam suchen wir doch unser Glück in der Unerschütterlichkeit unserer Seele, und das sogar über den Tod hinaus.

Damit stehen wir – wie ich meine – vor einer entscheidenden Feststellung. Während die Pessimisten behaupten, Glück wäre nichts anderes als die Abwesenheit von Schmerz, möchte ich sagen, dass wahres Glück mit meinem ganzheitlich gelungenen Leben zu tun hat. Es ist der Flow, wenn ich ganz in meiner geliebten Arbeit aufgehe und dabei gar nicht bemerke, wie die Zeit vergeht. Besonders zufrieden mit unserem Leben sind wir dann, wenn wir unsere Talente leben.

Wir empfinden eine tiefe Zufriedenheit mit uns selbst, wenn wir den Sinn in unserem Tun, in unserem Dasein gefunden haben.

Liegt nun ein geglücktes Leben nur in unserer eigenen Hand? Gehören nicht die seelischen Ränder des Schmerzes und der Trauer auch zum Leben, obwohl wir sie ja nicht willkommen heißen?

Eines dürfte sich klar abzeichnen. Wir streben nach Harmonie in unseren Beziehungen, wir streben danach, unsere Persönlichkeit zu entwickeln und wir möchten in unserem Leben etwas bewirken. An unseren Kindern können wir sehr gut erkennen, wie früh sie nach ihrer Selbstwirksamkeit streben. Sie möchten erleben was passiert, wenn sie gerade diesen Knopf drücken oder jenen Hebel kraftvoll bewegen.

Und was ist Ihnen wirklich wichtig? Was möchten Sie in Ihrem Leben bewirken? Was sollen Menschen nach Ihrem Tod über Sie sprechen? Was genau steckt hinter Ihren vordergründig sichtbaren Motiven? Fragen Sie, wie es unsere Kinder gerne tun: Fragen Sie nach dem Warum?

Suchen Sie Ihre ganz persönlichen Nährstoffe. Wandern Sie nicht in den Fußstapfen anderer. Sehen Sie genau hin, erspüren Sie es: Welcher Weg ist meiner.

Nun möchte ich Ihnen noch einige Gedanken schenken, welche Nährstoffe für Ihre persönliche Entfaltung beitragen können:

 Folge der Spielregel von Ursache und Wirkung. Nur was Du säst, kannst Du ernten.

 Die Natur kennt keinen Stillstand. Achte auf Dein Wachstum. Entfaltung wirst Du auch als Zunahme von Freiheit erleben.

 Nutze die Kraft des Unbewussten. So werden Zufälle zu Glücksmomenten.

 Sorge für einen angemessenen Resonanzboden. Verhalte Dich anziehend wie ein Magnet.

 Was Du erwartest wirst Du erhalten. Jeder hat es schon einmal erlebt. Die sich selbst erfüllende Prophezeiung.

 Ausgangspunkt unserer Handlungen sind unsere Gedanken. Sei offen für neue Gedanken.

 Achte auf Deine Worte. Worte werden zu Gedanken und Gedanken zu Taten.

 Dein Inneres beeinflusst das Äußere. Sei mit Dir im Reinen.

 Alles auf der Welt hat 2 Seiten. Bemühe Dich, Gegensätze als Einheit wahrzunehmen. Nichts ist nur richtig, nichts ist nur falsch.

 Lasse immer wieder los. Wenn Leben „fließen“ bedeutet, dann ist klar: Was wir festhalten, kann sich nicht mehr entfalten.

 Liebe2: Liebe den anderen und Dich selbst

Und schließlich: Vergleiche Dein Leben nicht mit dem der anderen. Du hast keine Ahnung, wie es bei denen wirklich aussieht!

Auch wer exakte Bügelfalten hat kann sich zerknautscht fühlen

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