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Ballauf sinnt auf Rache

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„Schon mal was vom Stellenabbau Beschleunigungsgesetz gehört“ hatte der Abteilungsleiter sein Gegenüber gefragt und dabei böse gelächelt „da kommt noch einiges auf uns zu. Besonders Sie sollten sich schon mal seelisch und moralisch darauf einstellen, dass die Sache auch an Ihnen nicht spurlos vorüber gehen wird. Ihr Vorgesetzter hat mir nämlich schon einige Male von Ihren wirren Vorschlägen berichtet. Ich bin ja überhaupt nicht nachtragend, aber die Sache mit der Pfändung bleibt unvergessen. So, jetzt zum eigentlichen Thema. Sagt Ihnen „Die führende Rolle der Partei im kommunalen Verwaltungsapparat“ etwas? Ach ja, das Ihre Dissertation? Na fein, dann können wir doch gleich einmal darüber reden. Ich habe dieses Machwerk einer Analyse unterziehen lassen, und die Ergebnisse liegen mir jetzt vor. Auf nicht einmal 80 Seiten schreiben Sie 67 Mal von der „Überlegenheit des Sozialismus im Bestattungswesen“, 42 Mal von „der weitsichtigen Strategie der Partei der Arbeiterklasse bei der Rationalisierung des Bestattungswesens“ und 29 Mal von der „ideologischen Stärke der im Bestattungswesen beschäftigten Genossinnen und Genossen“. Liest sich ganz toll, und der wissenschaftliche Erkenntnisgewinn ist ja auch nicht zu übersehen! Wissen Sie was Kollege Ballauf, es wäre doch wohl angebracht, auf die Führung dieses Titels hier in der Behörde zu verzichten. Was Sie außerhalb unseres Hauses mit diesem „Titel“ anstellen ist mir egal. Ich habe schon eine Erklärung für Sie vorbereitet, Sie brauchen bloß noch zu unterschreiben.“

Regierungsdirektor Dr. Jürgen Ballauf hatte gar nicht richtig wahrgenommen was er gelesen hatte, sondern blind unterschrieben. Erst als er wieder in seinem Büro saß war ihm klar geworden, was er gerade getan hatte. Der Abteilungsleiter war erst durch die Pfändungsklage dieses Beyers auf ihn aufmerksam geworden, und hatte ihn jetzt auf dem Kieker. Dafür sollte dieser Beyer bitter bezahlen. Verwirrt und erregt wie er war, hatte Ballauf sein neuestes Projekt, mit Solarzellen Energie zum Betreiben der Krematorien zu verwenden, erst einmal beiseitegeschoben. Er würde diesem Beyer seine Heimtücke heimzahlen. Dazu brauchte er aber einen Plan, und da er weiter nichts zu tun hatte, begann er darüber nachzugrübeln. Der Mann war offensichtlich ein Pedant, wie sich damals mit der Hundescheiße gezeigt hatte. Ballauf ging davon aus, dass er seinen Widersacher am empfindlichsten treffen konnte, wenn er dessen gepflegtes Anwesen in Unordnung brachte. Natürlich konnte er nicht einfach über den Zaun steigen und dort wilde Sau spielen. Er musste subtiler vorgehen. Dann hatte er eine Idee.

Regierungsdirektor Jürgen Ballauf hatte es so eingerichtet, dass er seine abendliche Runde mit dem Zwergschnauzer Peterle so timte, dass er genau 20 Uhr 30 am Grundstück von Beyer erschien. Sein Gegner war deutlich hinter einer Scheibe zu erkennen. Um den geläuterten Sünder zu geben hatte Ballauf jetzt auch kleine Plastiktüten für die Hundescheiße dabei. Peterle war mehr als erstaunt gewesen, als sein Herrchen ihm die Erlaubnis erteilt hatte, auf den dem Grundstück von Beyer gegenüberliegenden Fußweg zu scheißen. Ballauf bemerkte einen Lichtblitz, der Mann hatte die Szene fotografiert. Ballauf ging in die Knie und bugsierte die Kacke in eine Tüte. Dann erhob er sich und tat so, als hätte er Beyer nicht gesehen. Zusammen mit dem Hund ging er weiter, und in ausreichendem Abstand von Beyers Grundstück warf er die Tüte über den Zaun eines anderen Grundstücks. Diese Prozedur wiederholte er noch an den vier darauffolgenden Tagen, und jedes Mal lauerte Beyer hinter der Scheibe. Der Mann ging also offensichtlich von einem Angriff auf die Vorderseite seines Grundstückes aus.

Der Bauer in dem vier Dörfer hinter Wildbach liegenden Flecken hatte Jürgen Ballauf etwas merkwürdig angesehen, als dieser ihn gefragt hatte, ob er ihm lebende Wühlmäuse beschaffen könnte. Ballauf hatte sich als Hobbybiologe ausgegeben, der sich in seiner Freizeit mit dem Verhalten dieser possierlichen Tiere beschäftigen würde.

„Das sind keine niedlichen Mäuse“ hatte der Mann geknurrt „das sind ganz üble Plagegeister. Komm‘ Se mal mit.“

Dann hatte er Ballauf ein über und über mit Löchern übersätes Feld gezeigt, was dessen Vorfreude auf die kommenden Ereignisse enorm gesteigert hatte. Man war sich schließlich einig geworden, und eine Woche später lud Ballauf eine kleine verschlossene Kiste mit Luftlöchern in sein Auto.

„Wenn die Ihnen abhauen“ hatte der Bauer noch gemahnt „hinterlassen die überall verbrannte Erde. Passen Sie bloß auf! Sollten Sie ein Problem bekommen melden Sie sich wieder bei mir. Ich habe die Zulassung zur Begasung befallener Flächen und auch die entsprechenden Mittel hier.“

Ballauf hatte noch den Entrüsteten gemimt, so könne man doch nicht mit Lebewesen umgehen und auch eine Wühlmaus wäre ein Geschöpf Gottes, war dann aber hochzufrieden abgefahren.

Am Tag des Anschlags war Ballauf wie üblich wieder mit Peterle bei Beyer vorbei paradiert. Er hatte den Mann ganz deutlich hinter der Scheibe erkannt. Nach einer Weile, er war wieder zu Hause, stieg er in den Keller herunter, zog sich Handschuhe an, und bugsierte vier der Wühlmäuse aus der Kiste in einen Beutel, den er sorgsam verschloss. Ballauf hatte aber wegen dem Zwielicht übersehen, dass sich noch eine fünfte Wühlmaus in der Kiste befand. Dieses Exemplar war besonders groß, nämlich mehr als 10 Zentimeter, und konnte auf den Hinterbeinen stehend, den Rand der Kiste erreichen. Ballauf verließ den Keller seines Hauses und unbemerkt von ihm folgte ihm die große Wühlmaus, für die auch die Treppen kein Hindernis darstellten. Als Ballauf die Haustür öffnete flutschte die Wühlmaus ungesehen links an ihm vorbei, und verschwand in seinem Garten. Der Mann schlich sich (ganz in Schwarz gekleidet) in der Dunkelheit an die Rückseite von Beyers Haus heran. Wie er es geahnt hatte, war die Umzäunung des Grundstückes absolut perfekt ausgeführt worden. Nirgendwo gab es eine Lücke, und das war gut so. Ballauf schnürte den Beutel auf, hob ihn über den Zaun und drehte ihn dann einfach um. Vier Wühlmäuse würden sich jetzt im Garten von Frank Beyer ab sofort häuslich niederlassen.

Wildbach im Würgegriff der Geheimdienste

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