Читать книгу Gesammelte Erzählungen - Jules Verne - Страница 67
Оглавление»Es ist augenscheinlich klar, rief ich aus, der Schiefer, der Kalk- und der Sandstein entstanden in der zweiten Epoche der Erdbildung aus dem Niederschlag der Gewässer! Wir kehren jetzt dem Granitkern den Rücken! Wir machen’s jetzt wie die Hamburger, welche über Hannover nach Lübeck reisen wollen.«
Ich hätte meine Beobachtungen für mich behalten sollen. Aber meine Anlage zum Geologen überwog die Klugheit, und Onkel Lidenbrock hörte meine Ausrufungen.
»Was hast Du denn vor? sprach er.
– Sehen Sie! erwiderte ich, und zeigte ihm die abwechselnde Reihe des Sand- und Kalksteins, und der ersten Spuren des Schieferbodens.
– Nun?
– Wir sind in die Periode gekommen, in welcher die ersten Pflanzen und Tiere zum Vorschein kamen.
– So! Meinst Du?
– Aber schauen Sie nur, untersuchen, beobachten Sie!«
Ich nötigte den Professor, seine Lampe an die Wände der Galerie zu halten. Ich versah mich seinerseits eines Ausrufs. Aber er sagte kein Wort, ging schweigend seines Weges weiter.
Hatte er mich verstanden, oder nicht? Wollte er, aus Eigenliebe des Oheims und des Gelehrten, nicht zugeben, daß er sich geirrt habe, indem er den östlichen Tunnel wählte, oder hatte er sich vorgenommen, diesen Gang bis an sein Ende zu verfolgen? Es lag klar, daß wir aus dem durch die Laven ziehenden Weg heraus gekommen waren, und daß dieser Weg unmöglich zum Herd des Snäfields führen konnte.
Doch fragte ich mich, ob ich nicht dieser Änderung des Bodens eine zu große Bedeutung beigelegt habe. Hab’ ich mich nicht selbst geirrt? Wandern wir wirklich durch diese Schichten von Gestein, welches über dem Granitgerippe liegt?
»Habe ich Recht, dacht’ ich, so muß ich einige Trümmer von Urpflanzen finden, und man hat sich wohl an den Augenschein zu wenden. So wollen wir suchen.«
Ehe ich hundert Schritte machte, boten sich meinen Augen unverwerfliche Beweise dar. Das mußte wohl der Fall sein, denn in der silurischen Epoche befanden sich in den Meeren über fünfzehnhundert Arten von Pflanzen oder Tieren. Meine Füße, die bisher harten Lavaboden unter sich gehabt, traten nun plötzlich auf einen Staub aus Pflanzenresten und Muscheln. An den Wänden sah man deutlich Abdrücke von Meergräsern und Lykopodien. Der Professor Lidenbrock konnte nun unmöglich mehr irren; aber er schloß die Augen, denk’ ich, und schritt unabänderlich weiter.
Es war das ein Eigensinn über alle Grenzen. Jetzt hielt ich mich nicht länger zurück. Ich nahm eine vollkommen wohl erhaltene Muschel, die einem Tier angehört hatte, das ungefähr einer jetzigen Assel glich; darauf ging ich zu meinem Oheim und sagte zu ihm:
»Sehen Sie!
– Nun! erwiderte er ruhig, es ist die Muschel eines Tiers von der jetzt verschwundenen Gattung der Trilobiten. Weiter nichts.
– Aber folgern Sie nicht daraus? …
– Was Du folgerst? Ja wohl. Wir sind aus der Schichte des Granits und der Lava herausgekommen. Möglich, daß ich irre; aber ich bin nicht eher von meinem Irrtum überzeugt, als bis wir ans Ende dieser Galerie gekommen sind.
– Sie verfahren mit Recht so, lieber Oheim, und ich würde Ihnen Beifall geben, hätten wir nicht eine immer mehr drohende Gefahr zu fürchten gehabt.
– Und welche?
– Wassermangel.
– Nun! Wir werden uns auf Rationen setzen, Axel.«