Читать книгу Gesammelte Erzählungen - Jules Verne - Страница 79
Оглавление»Das Wasser ist hundert Grad heiß! rief ich.
– Nun, es wird schon kalt werden«, erwiderte mein Oheim.
Der Gang füllte sich mit Dämpfen, und es entstand ein Bach, der sich in Krümmungen verlief; wir konnten bald unsern Trunk daraus schöpfen.
Ach! Welche Lust! Welch’ unvergleichliche Erquickung! Woher kam das Wasser? Daran lag wenig. Es war Wasser, das, wenn auch warm, das schon entschwindende Leben doch dem Herzen wieder zuführte. Ich trank ohne einzuhalten, ohne nur zu kosten.
Erst nachdem ich mich eine Minute erquickt, rief ich aus: »Aber das Wasser ist eisenhaltig!
– Das ist für den Magen vortrefflich, versetzte mein Oheim; und es hat viel Mineralgehalt! Es könnte eine Reise nach Spaa oder Teplitz sparen!
– Und wie gut schmeckt’s!
– Ich glaub’s wohl, ein Wasser, das man zwei Lieues unter der Erde schöpft. Es hat einen Tintengeschmack, doch nichts Unangenehmes. Hans hat uns da eine famose Erquickungsquelle verschafft. Darum schlag ich auch vor, dem heilsamen Bach seinen Namen zu geben.
– Gut!« rief ich aus.
Und der Name »Hansbach« wurde gleich angenommen.
Hans ward dadurch nicht stolzer. Nachdem er sich ein wenig erquickt, setzte er sich mit gewohnter Ruhe in einen Winkel.
»Jetzt, sagte ich, sollte man dies Wasser nicht sich verlaufen lassen?
– Zu welchem Zweck? erwiderte mein Oheim, ich vermute, die Quelle ist unerschöpflich.
– Gleichviel! Füllen wir unseren Schlauch und die Flaschen, und versuchen dann die Öffnung zu stopfen.«
Man folgte meinem Rat. Hans versuchte mit Granitsplittern und Werch die gehauene Öffnung zu stopfen. Das war nicht leicht, weil man sich die Hände verbrannte, ohne den Zweck zu erreichen. Der Druck war zu stark und die Versuche mißglückten.
»Offenbar liegt die Quelle dieses Stromes sehr hoch.
– Ohne Zweifel, versetzte mein Oheim. Wenn dieser Wasserstrahl aus einer Höhe von zweiunddreißigtausend Fuß kommt, so ist’s ein Druck von tausend Atmosphären. Aber es fällt mir etwas ein.
– Was?
– Warum setzen wir uns in den Kopf die Öffnung zu verstopfen?
– Weil …«
Ich war in Verlegenheit, einen Grund zu finden.
»Wenn unsere Flaschen leer sind, werden wir sie wieder füllen können?
– Nein, offenbar.
– Nun, so lassen wir dies Wasser fließen! Es wird seinen natürlichen Lauf abwärts nehmen, uns den Weg zeigen und zugleich erfrischen!
– Ein guter Gedanke! rief ich aus, und in Begleitung dieses Baches haben wir um so mehr Grund für das Gelingen unsers Vorhabens.
– Ah! Jetzt kommst Du darauf, lieber Junge, sagte der Professor lachend.
– Noch besser, ich bin schon darauf.
– Einen Augenblick! Ruhen wir erst einige Stunden aus.«
Ich hatte wirklich vergessen, daß es Nacht war. Der Chronometer zeigte mir’s. Bald verfielen wir, hinlänglich gestärkt und erquickt, in tiefen Schlummer.