Читать книгу Das Tagebuch der Jenna Blue - Julia Adrian - Страница 11

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»Was schreibst du?«

Maria linst über meine Schulter. Das Buch schnappt vor ihrer Nase zu. Beleidigt richtet sie ihre Aufmerksamkeit auf Scarlett. Die sitzt in der ersten Reihe; ihr Stuhl kippt, als sie sich zu ihrem Freund neigt. Wagt sie sich bewusst weit hinüber? Genießt sie den Kitzel des möglichen Sturzes? Spürt sie, dass nicht nur Marias Blick, sondern der aller auf ihrem Rücken ruht und von dort zu den Beinen des Stuhls und ihren wandert? Ich behaupte, dass es so ist. Dass jede ihrer Bewegungen auf eine Wirkung abzielt. Dieses Klassenzimmer ist ihre Bühne und wir sind ihr Publikum.

Zu gern würde ich aufstehen, nach vorn gehen und ihr den Stuhl wegtreten. Zack, läge sie da. Auf dem Rücken. Die Augen weit, das Haar scharlachrot. Zu gern täte ich es.

Doch ich bleibe, wo ich bin.

Scarletts Stuhl kippt zurück. Sie erhebt sich. Selbst das ist inszeniert, der Hüftschwung zu ausladend, die Dehnung des Oberkörpers zu gewollt. Jeder kann ihre Brüste sehen. Rund und fest zeichnen sie sich unter dem dünnen Baumwollstoff ab. Sie trägt keinen BH, sie behauptet, er enge sie ein. Sie nennt es feministisch, dabei bin ich mir sicher, dass sie es einzig und allein deswegen tut, weil es ihr Gegenüber irritiert. Sie hat gern die Kontrolle – und jemand, der ständig auf ihren Busen schielt, ist ihr per se unterlegen.

»Aufgepasst«, ruft sie, dabei ist ihr jegliche Aufmerksamkeit gewiss. »Die Party beginnt um acht. Ihr seid alle willkommen! Bringt mit, was ihr tragen könnt.«

Natürlich meint sie Alkohol – und natürlich lädt sie weder mich noch zu uns nach Hause ein. Die Party findet wie üblich im Bootshaus statt, nur dass diesmal alle willkommen sind. Wirklich alle? Ich erwarte Protest. Von irgendjemandem. Doch was folgt, ist tosender Applaus. Maria hat es längst vom Stuhl gerissen.

»Hast du gehört, Jenna? Eine Party im Bootshaus! Wie abgefahren ist das denn?«

»Abgefahren«, echoe ich dumpf – da trifft mich Scarletts Blick. Instinktiv sehe ich über die Schulter, doch da ist niemand. Ihr Lächeln wirkt anders, als ich zurückblicke, irgendwie fragil; ein Wort, das so gar nicht zu ihr passen will.


Das Tagebuch der Jenna Blue

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