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4. KAPITEL

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Ich schrak aus meinem Traum auf und konnte sie noch immer vor mir sehen – die Elfenmutter mit der Rose und ihre Tochter, die mit ansehen musste, wie die Mutter von den Männern verstümmelt wurde. Nun hatte ich erneut diesen Traum gehabt.

Ich schlug die Decke zurück und stieg nackt aus dem Bett. Da es kein Licht gab, tastete ich mich bis zur Waschschüssel vor, wo ich Hände, Gesicht und Haare wusch. Ich fragte mich, was ich wohl anziehen könnte, da ertastete ich mit den Fingern ein Bündel. Es war ein Leinengewand, wie es die Elfen trugen.

Sobald ich mich in der Finsternis angekleidet und das Breitschwert um die Hüfte geschnallt hatte, stieg ich die Stufen empor, bis ich zu der Tür gelangte. Kaum hatte ich die Hände dagegen gelegt, ging sie mit leisem Knarren auf und ließ das grelle Licht der Morgensonne hereinströmen.

»Ich wollte eben nach Euch sehen.« Ein Schatten schob sich vor die Sonne. »Die Kleidung meines Volkes steht Euch gut.«

Meine Augen hatten sich nun an das helle Licht gewöhnt und der Schatten entpuppte sich als die schöne Elfe.

»Ich hatte schon befürchtet, Ihr würdet die Kleidung nicht finden und in der Kammer bleiben, um nicht nackt ins Sonnenlicht treten zu müssen«, neckte die Elfe und wandte sich dann zu ihrem Einhorn um, das neben Nothon stand.

»Wann habt Ihr mir die Kleidung gebracht? Ich habe Euch nicht bemerkt!«

»Ihr habt noch fest geschlafen und ich wollte Euch nicht wecken.« Die Elfe hatte sich in den Sattel ihres Reittieres gesetzt und deutete mir, ebenfalls aufzusitzen. »Kommt, ich werde Euch zu einem Freund bringen.«

»Einem weiteren Offizier?«

»Er war einst ein Krieger, doch nun ist er zu alt für Kämpfe.« Sie schenkte mir ein Lächeln und ritt dann los.

Auf der langen Reise, die ich mit dem Hexenweib angetreten war, hatten wir unzählige Städte aufgesucht, die meisten davon hatten jedoch weniger als tausend Einwohner. Hesana zählte zu den größten Städten, in denen ich je war, denn das Hexenweib hatte mich vor den großen Städten gewarnt, besonders vor jenen im Süden, wo auch die kaiserliche Hauptstadt Elena lag.

Dagorra hatte mit jenen Siedlungen kaum etwas gemeinsam. Wir schienen endlos lang zu reiten, ständig in dieselbe Richtung – und dennoch war das andere Ende der Stadt noch nicht zu sehen. Zugleich fragte ich mich, wie es den Elfenmagiern gelungen sein konnte, eine so riesige Stadt verborgen zu halten.

Wir erreichten einen Bezirk, in dem die Häuser kleiner waren und in größeren Abständen zueinander standen. Auch schienen hier hauptsächlich alte Elfen zu wohnen, viele gingen in gekrümmter Haltung. Kaum ein Kind huschte von Haus zu Haus, es waren keine Jugendlichen zu sehen.

»Die ist einer der älteren Bezirke unserer Stadt. Unsere Ältesten ziehen sich hierher zurück, wo es keine lärmenden Kinder gibt oder das Gebrüll der Soldaten stört. Hier legt man besonderen Wert auf ein gepflegtes Leben und vor allem auf Ruhe«, erklärte die Elfe. »Könntet Ihr Euch vorstellen, hier zu leben? An einem solch… ruhigen Ort?«

Verständnislos sah ich die Elfe an. Bevor ich etwas erwidern konnte, hatte die Elfe schon begriffen: Ich war ein Einsiedler und als solcher verbrachte ich die meiste Zeit meines Lebens in einsamen Wäldern und an anderen menschenleeren Orten.

»Würde ich in einer Stadt leben, so würde ich aber einen anderen Bezirk bevorzugen. Andererseits wäre ein Zuhause in der Nähe des Marktplatzes oder der Stadtmauern für mich auch unvorstellbar.«

»Ihr habt Euch also schon einmal vorgestellt, wie es wäre, in einer Stadt zu leben?«, fragte die Elfe interessiert.

»Ja, doch habe ich diese Gedanken verworfen, kaum dass sie mir gekommen waren. Die stinkenden Gassen, die hohen Steuern, das Geschrei der Händler, die strenge Kontrolle durch die Stadtwachen, ständig zwischen kaltem Stein und Bretterverschlägen zu leben, das alles wäre nichts für mich.«

»Wartet ab, bis Ihr Euch erst einmal in einer Stadt eingelebt habt!« Die Elfe hielt ihr Einhorn an und stieg aus dem Sattel. Wir banden die Tiere an einem Torpfosten an und durchquerten einen kleinen Kräutergarten vor einer kleinen Hütte.

Die Elfe klopfte an und sogleich wurde die Tür einen kleinen Spalt geöffnet. Nach einem kurzen Wortwechsel in einer mir fremden Sprache wurde der Spalt etwas breiter und die Elfe deutete mir einzutreten.

Wir betraten ein kleines, schmuckloses Zimmer. In einer Ecke stand ein Tisch, an der Wand gegenüber war eine kleine Feuerstelle, und an der anderen Wand hingen mehrere Waffen: Schwerter, Messer, Speere und noch ein weiteres, offensichtlich kostbares Stück. Langsam trat ich näher und begutachtete diese Waffe. Sie hatte den Griff in der Mitte und Schwertklingen zu beiden Seiten.

»Ihr habt noch nie zuvor ein Doppelschwert zu Gesicht bekommen?« Erschrocken wandte ich mich um. Hinter der Tür kam ein alter Elf zum Vorschein. Sein Haar war ergraut, das Gesicht voller Falten, der Rücken gekrümmt. Sich auf einen Stab stützend, trat er näher. »Ein Mensch, ein junger Einsiedler«, sprach er mit Flüsterstimme, als er mich mit seinen schmalen Augen musterte. »Ein Mann von starker Statur, ein Magier noch dazu… Ihr seid wahrlich der Preston, von dem das Hexenweib gesprochen hat.«

»Ihr kanntet meine Mutter?«, fragte ich überrascht.

»Eure Mutter?«

»Sie war meine Ziehmutter, hat mich aufgenommen, da sie ihr eigenes Kind wenige Tage zuvor verloren hatte. Ihr habt sie gesprochen? Wann?«

»Diese Waffe wird kaum noch angefertigt«, sagte der Elf, als hätte er meine Fragen nicht gehört. Er betrachtete das Doppelschwert ehrfürchtig und in seine Augen trat ein Glanz, als erinnere er sich an alte Zeiten mit dem Schwert. »In einer Schlacht war die Doppelklinge ausgesprochen hilfreich, doch im Zweikampf nicht zu gebrauchen. Viele Krieger haben sich damit selbst größere Wunden zugefügt als dem Feind, und so verzichteten die Lehrmeister darauf, unsere jungen Krieger in die Kunst dieses Schwertkampfes einzuweihen. Ein Jammer, wenn man mich fragt.« Der Elf seufzte und fuhr sich mit den Händen über die Brust. Langsam wandte er den Kopf zu mir um und zuckte überrascht zusammen, gerade so, als hätte er meine Anwesenheit erst jetzt bemerkt.

»Oh, entschuldigt meine Unhöflichkeit.« Er kicherte und deutete zum Tisch. »Bitte, nehmt Platz, nehmt Platz! Shania, meine Liebe, es müsste noch etwas Wasser da sein.« Die Elfe nahm den Wasserkessel und stellte ihn auf die Steinplatte über der Feuerstelle, dann setzte sie sich zu uns an den Tisch.

»Shania, meine Liebe, wer ist dieser junger Mann?« Der Elf deutete mit seinem krummen Finger auf mich, als hätte er mich noch nie zuvor gesehen.

Verwirrt legte ich den Kopf schief: Hatte er mich nicht eben erst bei meinem Namen genannt und gar über das Hexenweib gesprochen?

»Sein Name ist Preston, er ist der Auserwählte«, klärte ihn die Elfe auf.

»Ah, gewiss, der Auserwählte. Dann hat man ihn bereits zum König gewählt? Ich fragte mich schon, wann unsere Stadt endlich wieder ihren eigenen König haben würde.«

Als er kurz wegsah, sah ich die Elfe an und deutete mit der Hand, ob der Alte denn nicht gar zu sehr unter seinem Alter und dem Verschwinden seines klaren Geistes leiden würde.

»Nur weil ich alt bin, braucht Ihr nicht zu glauben, ich sei schwer von Begriff!«, schrie mich der Elf empört an, als hätte er meine Gesten gesehen. »Ihr solltet Euch vorsehen, Mensch! Macht Euch nicht auch noch die wenigen Freunde, die Ihr habt, zum Feind!«

»Ihr spracht von dem Hexenweib – kanntet Ihr denn diese Frau?«, versuchte ich das Thema zu wechseln.

»Ich wette, Haren hat sie als Hure bezeichnet!« Der Elf kicherte amüsiert. »Ja, ich kenne sie. Sie ist eine ungewöhnlich kluge Frau – und eine Schönheit noch dazu. Sie war vor etlichen Jahren hier, damals war auch ich noch ganz ansehnlich. Wie geht es ihr?«

»Sie ist tot.«

»Das tut mir leid. Vermutlich hatte sie wieder einmal den Mund zu weit aufgemacht! Ich nehme an, sie wurde von Soldaten ermordet? Oder hat sie sich gar eine dieser Krankheiten geholt… Ihr wisst schon, bei ihrer Arbeit.«

»Ja, sie wurde ermordet, doch es waren die Rejèss.« Nun würde mich nichts mehr überraschen können. Woher wusste der Alte all das?

Plötzlich wurde der Elf ganz ernst. Er legte die Stirn in Falten – sofern dies noch weiter möglich war – und starrte mir in die Augen.

»Mir scheint, Ihr wisst mehr über ihren Tod als ich.«

»Sie war ein wunderbares Geschöpf.« Er seufzte schwer, ehe er fortfuhr. »Doch andauernd musste sie diese Geschichte mit dem Auserwählten erzählen. Der Kaiser werde nach immer mehr Macht streben, sagte sie, und eines Tages werde er in der Lage sein, die Arasien und das Elfenvolk zu vernichten – ein Glück, dass ich dies nicht mehr erleben werde.«

»Der Kaiser ist inzwischen bereits stark genug, um gegen euch vorgehen zu können. Die Arasien hat er im Westlichen Reich nahezu ausgerottet, einzig eure Stadt ist ihm noch ein Dorn im Auge.«

»Oh, dann hat sie also tatsächlich recht gehabt«, bemerkte der Alte trocken.

»Womit hatte sie recht?« Allmählich verlor ich die Geduld.

»Sie sagte, Mandossar hätte sich von seinem ursprünglichen Weg abgewandt.«

»Seinem Weg? Welchem Weg?«

Diesmal war es die Elfe, die antwortete. »Mandossar war bereits in jungen Jahren zum Kaiser gekrönt worden. Anders als seine Vorgänger strebte er nicht nach Macht und Ruhm. Er war ein ausgesprochen gebildeter Herrscher, der nach Gerechtigkeit und Frieden strebte, doch eines Tages – keiner weiß, was in seinem Inneren geschehen war – wandte er sich von diesem Weg ab. Er wurde immer machthungriger. Es kam sogar zu einem Konflikt mit den Blutigen Schneiden, und so schuf er sich eine neue Leibgarde: die Rejèss. Anders als die Blutigen Schneiden wenden die Rejèss auch Foltermethoden an. Sie wurden zu gefürchteten Jägern und sind ihrem Kaiser bedingungslos ergeben. Mit den Gesetzen, die Mandossar erließ, wurden die Bürger geknechtet und dazu angetrieben, sich gegenseitig Gewalt anzutun. Ihr wisst selbst, wie es in den Städten zugeht! Die Menschen sind unter seiner Herrschaft verkommen und zu unseren erbitterten Feinden geworden.«

»Aber Elfen und Menschen waren einander noch nie freundlich gesinnt.«

»Man hat einander zwar gehasst, ja, doch auch als ebenbürtig eingeschätzt und toleriert. Niemand hat je zuvor versucht, unsere Stadt gezielt anzugreifen. Wie es scheint, ist Mandossar dies nun jedoch gelungen.«

»Der Kaiser hat unsere Stadt angegriffen?«, fuhr der Alte erschrocken dazwischen.

»Noch nicht«, antwortete ich. »Was hat das Hexenweib noch erzählt – abgesehen von dem Auserwählten.«

»Es ist unmöglich, Mandossar zu überwältigen. Er ist ein starker Krieger, von starken Kriegern umgeben. Einen Kampf gegen den Kaiser würde man nicht gewinnen, denn seine treuen Diener sind teils magischer Herkunft und es ist nicht möglich, sie alle zu vernichten. Es gibt keinen Krieger im Volk der Elfen, der den Kaiser zu einem Schwertkampf herausfordern könnte. Denn der Kaiser würde sich nicht auf den Kampf mit einem bedeutungslosen Krieger einlassen.«

»Abgesehen vom Auserwählten – der nicht aus eurem Volk stammt.«

»Sofern man an ihn glaubt!«

»Das Hexenweib tat es.«

»Das Hexenweib ist aber tot«, warf der Elf trotzig ein. In dem Moment pfiff der Wasserkessel und Shania erhob sich, um Tee aufzugießen. Anschließend stellte sie den Krug, in dem einige Kräuter und Blätter schwammen, zusammen mit drei Holzbechern auf den Tisch.

»Ja, sie sprach von dem Auserwählten. Von einem König, der fähig sein würde, die Völker zu vereinen. Um uns das mitzuteilen, war sie zu uns gekommen.«

»Warum sollte sie ausgerechnet zu euch kommen? Sie hätte genauso gut die Arasien aufsuchen können.«

»Einzig das Elfenvolk hat das Recht, einen König zu krönen. Die Menschen haben sich dieses Recht herausgenommen, ohne dass es ihnen zusteht. Der einzig rechtmäßige König ist jedoch der König der Elfen.«

»Anfangs waren sie Könige, nun sind sie Kaiser – und stehen damit über eurem Oberhaupt«, widersprach ich.

»Worte, alles nur Worte! Damit versuchten sie bloß ihren Betrug zu verschleiern.«

»Wenn es also einen Mann gäbe, der von den Elfen zum König der Vereinten Völker gekrönt würde, dann hätte dieser also genügend Ansehen, um den Kaiser herauszufordern?«

»Ja.« Der Elf verfiel in einen Flüsterton und starrte in den leeren Becher, der vor ihm stand. »Jeden anderen König würde der Kaiser schlagen, einzig der Auserwählte wäre in der Lage, Mandossar zu stürzen. Er allein könne die Macht des Kaisers brechen.«

»Warum? Was macht diesen Mann so besonders?«

»Sein Schwert. Ein Schwert, wie Ihr es tragt.« Der Alte hob den Kopf und sah mich von der Seite an.

»Wie kann ein Schwert darüber bestimmen, ob man dazu fähig ist, den Kaiser zu bezwingen?«

»Darüber schwieg das Hexenweib. Sie hütete dieses Geheimnis wie ihren Augapfel. Doch vermutlich war jemand dahinter gekommen, denn sonst hätten die Rejèss sie nicht ermordet.«

»Ihr meint, jemand ganz Bestimmter sei dahinter gekommen?«

»Kaiser Mandossar.«

Seufzend lehnte ich mich gegen die Stuhllehne. Erstmals schien die Prophezeiung einen Sinn zu ergeben. Laut dem Hexenweib gibt es nur einen Mann – mich –, der den Kaiser in einem Zweikampf besiegen könnte, doch müsste ich davor zum König der Vereinten Völker gekrönt werden, um über genügend Ansehen, Macht und Einfluss zu verfügen. Doch warum König der Vereinten Völker? Die Antwort dämmerte mir bereits, als der alte Elf zur Erklärung ansetzte.

»Der Kaiser hat also seinen Schlachtzug gegen Arasien und Elfen begonnen, nachdem er die vergangenen Jahre damit zugebracht hat, ein gewaltiges Heer aufzustellen. Nur wenn wir uns vereinen, könnte es uns gelingen, ihm zu trotzen.«

»Ein Völkerkrieg wird ausbrechen! Und es braucht einen Führer, der weder den Arasien noch den Elfen angehört«, schlussfolgerte ich.

»Ihr seht, junger Mann, Ihr seid der Auserwählte. Und nicht nur, dass Ihr zur rechten Zeit am rechten Ort seid, Ihr seid auch ein Krieger! Und ein Magier, und glaubt mir, ich spüre die Kraft in Euch, und die ist ungewöhnlich stark für einen Menschen. Man wird Euch nach Alphradon schicken müssen.«

Es herrschte Stille, während wir Tee tranken und das Gesagte überdachten. Wenn das alles stimmte, so war meine Bestimmung tatsächlich schon vor meiner Geburt festgestanden. Doch wie konnte das Hexenweib die Zukunft vorausgesehen haben, denn dies übertrifft alle Magie- und Hexenkünste? Hier ging es nicht um das Schicksal einzelner Seelen, sondern um das Schicksal der großen Völker.

»Wie konntet ihr alle nur so blind sein?«, fragte ich vorwurfsvoll. »Wieso habt ihr nicht längst schon ein Heer gebildet, das einen Angriff auf eure Stadt abwehren kann?«

Der Alte lachte laut auf, ehe er antwortete. »Preston, mein Guter. Ihr seid jung und kennt das Elfenvolk nicht, doch sagt mir, wie hätten wir handeln sollen? Ein Weib kam einst in unsere Stadt. Sie war von niederem Stand, eine Hure, und sie sprach vom Untergang unseres Volkes. Mandossar, ein zwar mächtiger, aber friedlicher Kaiser, würde uns vernichten wollen. Das klang nach einem lächerlichen Märchen! Natürlich waren wir schockiert, als dann die ersten Elfenverfolgungen einsetzten. Der Kaiser hatte sich tatsächlich gewandelt und machte eine Politik, mit der wir nicht mitgehen wollten! Doch reicht dies aus, um den Worten einer Hure Glauben zu schenken? Wir sollten uns jemandem aus einem anderen Volk unterwerfen? Einen König krönen, dessen Wort über dem unseres eigenen Königs steht?« Er schüttelte den Kopf und erhob sich von seinem Sessel. Als er zum Fenster ging und ins Licht trat, sah ich mit Erstaunen, dass die vielen tiefen Falten in seinem Gesicht wie weggezaubert waren. Auch war seine gebückte Haltung in eine aufrechte übergegangen, das lichte Haar schien an Dichte zugenommen zu haben. Es schien, als sei er innerhalb kürzester Zeit um Jahre jünger geworden.

»Shania, meine Liebe, führe unseren Freund durch die Stadt, zeige ihm die Kasernen und alten Gebäude – in der Bibliothek wart ihr ja bereits, vermute ich. Ich habe etwas mit dem Offizierstisch zu besprechen.«

»Sollte ich dann nicht…«

»Nein Shania, ich bitte dich, kümmere dich um unseren Freund. Ich werde als ehemaliger Sprecher deine Funktion übernehmen.« Man sah ihm an, dass er voller Tatendrang war.

»Wenn dies dein Wunsch ist, dann kommt.« Die Elfe deutete mir, ihr zu folgen, und trat vor die kleine Hütte. Als wir uns verabschiedeten, fiel mir ein, dass wir einander gar nie vorgestellt worden waren. »Verzeiht die Frage, Ihr kennt nun meinen Namen, doch wer seid Ihr?«

»Ich bin Aran. Aran, der Magier.« Der Elf lächelte und schob die Türe zu, ehe ich weitere Fragen stellen konnte.

»Ihr seht hungrig aus«, stellte die Elfe fest und ging zu ihrem Einhorn. »Kommt, suchen wir die Gemeinschaftsküchen auf.«

Jene Gemeinschaftsküche – es gab mehrere in der Stadt –, die wir aufsuchten, grenzte an eine der größten Kasernen. Shania trug einem Soldaten auf, sich um unsere Reittiere zu kümmern, während wir speisen wollten.

»Ihr scheint sehr viel Einfluss auf die Soldaten zu haben.«

»Ich bin Sprecherin des Offizierstisches. Man hat mir Gehorsam zu leisten.«

»Für einen Moment dachte ich, es sei Eure Schönheit, die die Männer bändigt und es unmöglich macht, Euch zu widersprechen.«

Erstmals sah ich die Elfe an diesem Tag lächeln. Sie biss sich verlegen auf die Lippen und zog die Augenbrauen hoch. »Ihr solltet das nicht zu laut sagen, sonst werdet ihr euch bei meinem Volk wohl nie beliebt machen.«

»Ihr seid vergeben? Verzeiht, ich wollte nicht… Natürlich, ich war töricht anzunehmen, eine Frau wie Ihr sei ohne Mann.«

Die Elfe lachte laut auf, woraufhin sich die Köpfe mehrerer Soldaten und Offiziere zu uns umwandten. Vor allem die Offiziere schienen mir nur hasserfüllte Blicke zuwerfen zu können. »Nein, ich bin nicht vergeben.«

»Warum sieht man mich dann so wütend an?«

»Schon mehrere hohe Offiziere und Edelmänner haben sich um mich bemüht, doch kaum einer von ihnen… brachte mich zum Lachen.«

»Ah, demnach sieht man es nicht gerne, wenn eine Frau lacht?« Die Elfe sah mich an, als hätte ich nicht begriffen, was sie mir gerade zu erklären versucht hatte.

Wir betraten eine große Halle, in der mehrere Bänke und Tische aneinandergereiht waren. Es war noch zu früh für das Mittagessen, doch die Halle begann sich allmählich zu füllen.

Nachdem wir bestellt hatten – ich ein gebratenes Stück Fleisch mit Kartoffeln und Bohnen, die Elfe zwei Äpfel und ein Stück Brot – setzten wir uns an einen der hinteren Tische. Während des Essens sprachen wir nicht miteinander, die Elfe war in Gedanken versunken und ich machte mich gierig über die köstliche Speisen her, denn es waren schon Monate vergangen, seit ich etwas so Schmackhaftes wie gebratene Kartoffeln und Bohnen zu mir genommen hatte.

Die dumpfen, schweren Schritte der Männer, die sich langsam näherten, nahm ich nur am Rande wahr.

»Was macht ein Menschenwesen im Herzen unserer Stadt?«, fragte eine raue Stimme.

Gut gelaunt hob ich den Kopf und blickte in ein finsteres Augenpaar. Ich wollte etwas erwidern, doch mein Mund war so voll, dass ich zuerst schlucken musste.

»Es stopft sich mit unseren Speisen den Bauch voll!« Der Elf, ein kräftiger junger Mann in Offiziersgewand, mit breiten Schultern, einer Narbe im Gesicht und rötlichem Haar, lachte laut auf und deutete seinen Männern, sich rings um uns aufzustellen.

»Ich hoffe doch sehr, das Fleisch hat Euch geschmeckt?«

Endlich hatte ich den Bissen hinuntergeschluckt, spülte mit einem Schluck Met nach und konnte antworten. »Ausgezeichnet, ihr Elfen versteht euch auf das Kochen!« Tatsächlich war dies als Kompliment gemeint und ich war auch zu gut gelaunt, um mich von dem Auftritt des Offiziers einschüchtern zu lassen.

Die Elfe hob kurz den Kopf, sah mich an und wandte sich dann wieder ihrem Apfel und ihren Gedanken zu.

Mit einer schnellen Bewegung warf der Offizier ein Messer, das im Fleisch, das auf dem Holzteller lag, stecken blieb. Mir spritzte Soße ins Gesicht, und während die Soldaten johlend aufbrüllten, wischte ich mir sorgfältig das Gesicht ab und zog das Messer aus dem Fleisch. Ruhig und gelassenen säuberte ich die Klinge mit einem Tuch, stand auf und hielt dem Offizier sein Messer hin. »Ich glaube, das gehört Euch. Es muss Euren Fingern entglitten sein. Bestimmt ein Versehen, doch es hätte jemanden verletzen können!« Ich schenkte ihm ein Lächeln, nahm den Teller, um ihn zur Speisenausgabe zurückzutragen, und wandte mich zum Gehen, als der Offizier mich grob von hinten packte und mir gewaltsam seinen kräftigen Arm um den Hals legte.

Ich schleuderte ihm mit aller Kraft den Teller in das Gesicht und befreite mich aus seinem Griff. Er schrie wütend auf, und ich versetzte ihm noch einen Schlag mit der Faust, sodass er zurücktaumelte.

Die Soldaten, die mich umringten, zogen ihre Schwerter, doch waren sie so verunsichert, dass es mir ein Leichtes war, den ersten beiden die Klinge aus der Hand zu treten.

Schnell sprang ich auf den Tisch und wich den Hieben jener Männer aus, die mich nun umzingelten.

Ich zog mein Schwert, und es stellte sich bald heraus, dass die Soldaten im Schwertkampf nicht sehr geübt waren.

Der Offizier war inzwischen wieder auf die Beine gekommen und stieß wüste Beschimpfungen aus. Er sprang auf den Tisch und schlug mit dem Schwert auf mich ein.

Zweifellos war dieser Elf ein geübter Kämpfer. Seine Schläge waren präzise ausgeführt und mir gelang kein einziger Gegenangriff. Es schien, als wären wir einander ebenbürtig, doch während mich der Kampf nur wenig Kraft kostete, tropfte von der Stirn des Soldaten bald der Schweiß.

Mit ein paar schnellen Hieben lockte ich ihn schließlich aus der Deckung und trat ihm in einem günstigen Moment kräftig gegen die Brust, sodass er mit dem Rücken gegen die Tischplatte prallte. Noch bevor ihm jemand zu Hilfe kommen konnte, war ich über ihn hinweggesprungen und hatte sein Schwert beiseite geworfen. Schließlich drückte ich ihm die Klinge meines Breitschwertes an den Hals. »Wagt es nicht noch einmal, einen Mann von hinten anzugreifen!«, schrie ich ihn wütend an.

Den herbeieilenden Soldaten gab der Offizier Anweisung zurückzubleiben. »Wer seid Ihr? Was wollt Ihr?«, fragte er mich dann.

»Mein Name ist Preston, ich bin ein Einsiedler und komme aus den Wäldern des Nordens. Ich war hier, um Fleisch mit Bohnen und Kartoffeln zu essen, doch Ihr habt mir dies verwehrt!« Bei dem Gedanken, dass der Offizier mich um mein Mittagsmahl gebracht hatte, stieg erneut Wut in mir auf.

»Spürt Ihr die Klinge?« Meine Stimme war ruhig und bedrohlich geworden.

»Ich fühle Magie in dem Schwert…«, stellte der Mann entsetzt fest. Es kam zwar nicht selten vor, dass Gegenstände voller Magie waren, doch wenn es sich dabei um eine Waffe handelte, war das besonders beängstigend.

»Fühlt Ihr die Kälte des Stahls?« Ich drückte die flache Seite der Klinge gegen seinen Hals. Zuerst geschah nichts, doch plötzlich zuckte der Mann mehrmals zusammen und begann zu schreien.

»Was, bei all den Gottheiten, geht hier vor?«, polterte eine vertraute Stimme. Offizier Haren hatte soeben in Begleitung mehrerer Männer den Saal betreten.

Langsam nahm ich die Klinge vom Hals des Elfs und stieg vom Tisch, während Haren auf den Offizier zueilte und die Narbe begutachtete. »Bringt ihn zu einem Heiler. Sagt ihm, die Wunde ist durch Magie entstanden, nicht durch erhitztes Metall!«

Als die jungen Soldaten den besinnungslosen Offizier hinausgetragen hatten, wandte sich Haren mit funkelnden Augen mir zu. »Wie könnt Ihr es wagen, einen Offizier unseres Volkes anzugreifen?«

»Wie könnt Ihr es wagen, Euren Männer nicht zu sagen, wer ich bin? Oder ist dies ein Teil Eurer Gastfreundschaft. Ich bin gegen meinen Willen in diese Stadt gekommen, und wie es scheint, werdet Ihr jeden Krieger brauchen, der sich bereit erklärt, für Euer Volk zu kämpfen. Ich habe diesen Treueschwur geleistet und werde ihn auch nicht brechen – doch wagt es nicht, Euch mir in den Weg zu stellen! Wagt es nicht, eine Klinge gegen mich zu erheben, Elfenmann!« Nun war ich es, der den Offizier wütend anfunkelte. Meine Hand hielt den Griff des Breitschwertes fest umschlossen.

»Er ist wahrlich ein starker Krieger, nicht wahr?« Aran, der Magier, war neben Haren getreten. Die dunklen Ringe unter seinen Augen waren völlig verschwunden. Das Haar hatte eine braune Färbung angenommen und die Finger umschlossen den Stab, den der Magier nun wie eine Waffe, nicht wie eine Krücke hielt. »Ich kann mich nicht erinnern, dass je zuvor jemand unseren Feldherrn in einem Zweikampf bezwungen hätte.«

»Ob Auserwählter oder nicht, Ihr habt Euch an unsere Gesetze zu halten!« Haren seufzte und deutete mir, das Schwert sinken zu lassen. »Dagara ist ein hitzköpfiger Offizier, er täte gut daran, sich zurückzuhalten, richtet ihm das aus«, wandte er sich an einen der Offiziere von niederem Rang, die neben Aran standen. Dann stieg er auf den Tisch und sah sich in der Halle um. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. »Ihr Soldaten, eine düstere Zeit steht uns bevor!«, rief er über die Köpfe hinweg. »All jene, die noch keine bestimmte Aufgabe zugewiesen bekommen haben, sollen sich in den Kasernen versammeln. Die Offiziere werden euch neue Anweisungen geben.«

Gemurmel hob an. Die Männer sprachen verwirrt durcheinander, bis Haren die Arme hob und sie alle verstummten. »Es wird euch alles erklärt werden, jedoch in den Kasernen. Nun aber geht. Eines noch, ehe ich es vergesse: Preston, der Mensch, steht fortan unter dem Schutz von König Rafra, dem König von Alphradon und des Elfenvolks.«

Mit einem Schlag verstummten die Stimmen der Soldaten, die nun in Scharen zu den Eingangstoren eilten. Man würde mich also zum König der Elfen schicken! Obwohl es mich ehrte, stieg auch Furcht in mir auf. Was jedoch fürchtete ich? Wovor erzitterte selbst ich? Vielleicht, weil nun endgültig klar war, dass der Kaiser seinen Feldzug gegen das Elfenvolk begonnen hatte. Doch warum berührte mich das so sehr? Die Elfen konnten mich nicht ausstehen, und zugegebenermaßen empfand ich genauso wenig Zuneigung zu ihnen – mit wenigen Ausnahmen. Es war etwas anderes, das nun so schwer auf meinen Schultern lastete. Vielleicht war es die Verantwortung, die ich nun hatte. Wie sehr hatte ich mich früher danach gesehnt, kein Ausgestoßener mehr zu sein, sondern geschätzt zu werden wie jene, die den Namen ihrer Vorväter kennen. Es war, als sei mir plötzlich eine Vergangenheit gegeben worden.

Was war es nun also, das mich so erdrückte? War es die Erkenntnis, dass das Hexenweib nicht aus Versehen oder einem nichtigen Grund getötet worden war, sondern dass dahinter eine Verschwörung steckte, eine wirre Geschichte, die selbst den weisesten Elfen ein Rätsel war? Die Bestimmung, von der das Hexenweib sprach, holte mich aus meinem bedeutungslosen Dasein heraus und ich fand mich in der Rolle eines Auserwählten wieder. Ein Auserwählter, der zum König der Vereinten Völker gekrönt werden sollte. Was aber unterschied mich von allen anderen Kriegern und Magiern? War es, dass die Gottheiten über mich wachten?

»Preston!« Die eindringliche Stimme des alten Magiers riss mich aus meinen Gedanken.

»Verzeiht, ich war…« Ich presste die Hände gegen meine Stirn, als mich ein Schwindelgefühl überkam. Ich kippte zur Seite, wurde jedoch aufgefangen und von den Armen meiner wunderschönen Elfe gehalten. »Ihr seht erschöpft aus«, bemerkte Shania besorgt und half mir auf die Beine.

»Mir geht es gut, ich war nur…«

»Preston«, unterbrach mich Aran. »Ihr solltet Euch hinlegen.«

»Nein, es geht mir gut.« Ich amtete tief durch und sah den Magier eindringlich an. »Dann ist es also wirklich wahr? Mandossar wird Dagorra angreifen?«

Aran wechselte einen schnellen Blick mit Haren, der sich umdrehte und den Männer befahl, ihm zu folgen. Als wir alleine waren, fuhr der Magier fort. »Es ist zu früh, dies zu bestätigen, doch haben die Hohen Offiziere eingesehen, dass die Dinge sich… nicht zufällig ergeben haben. Unser König soll über Euer Schicksal entscheiden. Wir haben bereits einen Boten vorausgeschickt. Ihr werdet in den nächsten Tagen ebenfalls aufbrechen, egal was geschieht.«

»Was aber geschieht mit mir, wenn diese Prophezeiung nicht eintrifft und der Kaiser gar nicht am Elfenvolk interessiert ist?«

»Ihr habt uns bewiesen, dass Ihr ein erfahrener Krieger seid. Nur ungern würden wir jemanden wie Euch verlieren wollen. Ihr eignet Euch etwa für die Braunen Kutten, die Leibgarde unseres Königs. Vielleicht werdet Ihr in die Leibgarde aufgenommen und könnt in Alphradon verschiedene Schwertkünste erlernen. Oder Ihr erforscht die Hintergründe der Ermordung des Hexenweibs. Doch auch dafür müsst Ihr in unsere Hauptstadt reisen, denn auch sie war einst in Alphradon.

Was auch geschieht, Eure Zukunft beginnt mit der Reise nach Alphradon – wo die Reise enden soll, ist Eure Entscheidung, wir werden Euch zu nichts zwingen.« Der Magier sah mir forschend in die Augen. »Und nun geht, Shania soll sich um Euch kümmern. Ihr habt eine Menge erfahren und braucht Zeit, um darüber nachdenken zu können!«

»Die Bürger wirken beunruhigt.« Ich hielt die Zügel des Einhorns und meines Pferdes in den Händen, während Shania Vahn versuchte, die Tür einer Scheune zu öffnen. Schließlich schob sie das Tor zur Seite und nahm mir die Zügel ihres Reittieres wieder ab.

»Haren beruft die Soldaten ein. Von einem Angriff ist derzeit noch keine Rede, doch hat sich schnell herumgesprochen, dass ein fremder Mann in unsere Stadt gekommen ist und die Hohen Offiziere seitdem ungewöhnlich angespannt sind. Auch wenn sie es nicht wirklich glauben – oder glauben wollen –, so weiß insgeheim doch jeder, dass uns ein Angriff bevorsteht.« Shania holte tief Luft, ehe sie ihr Einhorn in die Scheune hineinführte.

Eine Weile stand ich noch auf der Straße und betrachtete die Bürger. Die Frauen eilten mit vollen Körben von den Märkten nachhause zurück. Händler, die Schuhwerk, Kleidung, Taschen oder Waffen verkauften, schienen ungewöhnlich viel Kundschaft zu haben. Jeder fühlte anscheinend instinktiv, dass eine Bedrohung in der Luft lag. In den nächsten Tagen würde etwas Ungewöhnliches, vielleicht etwas Schreckliches geschehen. Was mochte es wohl sein? Eine Schlacht? Oder eine Reise? Packtiere wurden beladen, Karren bespannt, viele rüsteten sich, die Stadt zu verlassen. Vermutlich würden sie Verwandte in den anderen Elfenstädten aufsuchen, wo es sicherer war, bis sich die Lage beruhigt hatte und Gewissheit herrschte. Gewissheit darüber, ob die Stadt Dagorra in Gefahr sei oder dem Elfenvolk etwas anderes drohe. Doch zweifellos war dieser Ort nicht mehr sicher. Wer nicht als Soldat bei den Wachen eingeteilt war oder bei der Aufrüstung der Stadtmauern und der Waffenkammern mithelfen musste, tat gut daran, seine Abreise vorzubereiten.

Als ich Nothon in den Stall brachte, wo ich ihm den Sattel abschnallte und er frisches Heu fressen konnte, wartete die Elfe neben ihrem Einhorn. Auch sie war von der Furcht ergriffen worden, die sich in der Stadt ausgebreitet hatte.

»Bestimmt schenken wir dieser Prophezeiung bloß zu viel Beachtung!«, versuchte ich sie zu beruhigen und trat näher an sie heran. »Wer weiß, vielleicht hat das Hexenweib alles nur erfunden, um mir ein Leben bei den Elfen zu ermöglichen? Wie sonst hättet Ihr mich in Eurer Stadt aufgenommen oder wie sonst wäre ich Euch begegnet?« Als sie mich ansah, war ich sofort wieder von ihrer überirdischen Schönheit gebannt. Wie konnte eine so wundervolle Frau ohne Mann sein?

»Schweigt«, sagte sie leise und trat gleichzeitig etwas näher. Sie berührte den Stoff meines Gewandes und lehnte ihren Kopf gegen meine Brust. »Nicht der Zufall hat über Euer Schicksal bestimmt! Ihr seid hier, weil es der Wille der Gottheiten ist.«

»Doch wie kann es der Wille der Gottheiten sein, dass ein Kaiser, von Macht besessen, das Elfenvolk vernichtet?«

»Dagorra ist nur eine Stadt.« Sie hob den Kopf und sah mich an. Unsere Gesichter waren nur wenige Finger breit voneinander entfernt. »Ein Krieg der Völker würde Jahre dauern. Das ganze Land, das Westliche Reich und auch der Osten, wäre ein einziges Schlachtfeld. Doch dies würde erst der Anfang sein.«

»Mandossar hat nicht genügend Soldaten für einen solchen Krieg!«, versuchte ich ihre trüben Gedanken zu verscheuchen.

»Doch sein Heer ist groß genug, um unsere Stadt dem Erdboden gleichzumachen. Ist erst einmal das gesamte Westliche Reich erobert, sind dem Machthunger des Kaiser keine Grenzen mehr gesetzt.«

»Noch ist nichts geschehen!« Ich umfasste sanft Shanias Schultern. »Wir beide können den Lauf der Geschichte nicht verändern. Wir können nur leben und kämpfen, hier und jetzt.« Ich bemerkte, dass ihr Körper leicht zitterte. »Euch ist kalt, kommt, wir sollten ins Warme gehen.«

Die Wohnstube der Elfe war direkt über dem Stall. Durch die kleinen Risse im Holzboden stieg an den kalten Wintertagen die Wärme aus dem Stall empor, wo neben dem Einhorn auch Schweine, Hühner und Rinder untergebracht waren. Die Wände waren schmucklos, aber sauber. Auch war der Boden gründlich gefegt worden. Von der Treppe führte ein Gang bis ans andere Ende des Hauses.

»Ich habe dieses Haus von meinem Großvater geerbt. Einst wohnten hier mehrere Familien, doch da ich alleine bin und es keine weiteren Nachkommen gibt, habe ich die Hälfte des Hauses den Dienstboten überlassen. Sie kümmern sich im Gegenzug dafür um die Stalltiere und um das Haus, während ich meinen Arbeiten als Sprecherin des Offizierstisches nachkomme«, erklärte die Elfe, während wir den Gang entlanggingen. Wir kamen an einer Kammer vorbei, die direkt über der Güllegrube lag, was einen unangenehmen Gestank zur Folge hatte. »Es riecht zwar nicht sonderlich angenehm, doch ist dies eines der wenigen warmen Häuser, und es gibt sogar einen eigenen Raum zum Verrichten der Notdurft. In unseren Städten gibt es dafür gemeinschaftliche Räume und eine Kanalisation führt die Kloake zu großen Gruben außerhalb unserer Stadt, aber in der kalten Jahreszeit ist man dankbar, wenn man dafür das eigene Haus nicht zu verlassen braucht. Kommt, ich stelle uns einen Tee auf.«

Wir saßen in der großen Wohnstube. Der Boden und die Wände waren mit dicken Teppichen und Tierfellen ausgelegt, der große Tisch, an dem wir unseren Tee tranken, stand neben einer gemauerten Feuerstelle, über der ein großes Bettgestell angebracht war.

»Euer Schlafgemach?«, fragte ich und deutete über den Kamin.

Die Elfe hob kaum die Augen und nickte. »Auch eine Idee meines Großvaters.«

»Manche Bürger bevorzugen die Wärme eines anderen Körpers – Ihr etwa nicht?«

»Ein Mann würde mich meiner Freiheit berauben.«

»Er würde Schutz bieten.«

»Innerhalb der Stadtmauern habe ich genügend Schutz. Was ist mit Euch, warum seid Ihr ohne Weib?«

»Ich bin ein Ausgestoßener. Keine Frau würde sich freiwillig einem Mann wie mir anvertrauen wollen.«

»Wir Elfen urteilen anders. In Dagorra werden keine Kinder ausgestoßen.«

Ihre Antwort brachte mich zum Lachen. »Das ist der Fluch der Armut, und Armut trifft Euer Volk genauso wie das meine!«

Wir saßen noch bis zum späten Abend in der gemütlichen Stube beisammen. Als es draußen dämmerte und sich alle in ihre eigenen Häuser begaben, machte auch ich mich daran aufzubrechen. Zwar bot mir die Elfe an, an ihrer Seite zu nächtigen, doch lehnte ich ab. Zum einen könnte es Schande über sie bringen, wenn ein fremder Mann bei ihr nächtigte, zum anderen fühlte ich mich unwohl bei dem Gedanken, nackt neben einem fremden Körper zu liegen.

Nach ein paar Stunden Schlaf warf ich mir am nächsten Morgen nach einem kurzen Reinigungsritual wieder die Elfenkleidung über und stieg die Treppen empor. Die Pforte in der Baumrinde, welche in der ersten Nacht für mich noch geschlossen gewesen war, ließ sich diesmal mühelos öffnen.

Dichter Nebel hatte sich über die Stadt gelegt. Es war kalt und trüb. Wie sehr sehnte ich mich nun nach meinem dicken Mantel.

Ich durchschritt den verlassenen Garten und gelangte zur breiten Straße, welche wie ein Burggraben um den Park herum angelegt war. Noch immer war – bis auf wenige Wächter, die mit Laternen den Weg beleuchteten – niemand auf den Straßen unterwegs.

Bei einem der Ställe, die nahe dem Garten standen, traf ich dann endlich auf einen Elfenjungen, der damit beschäftigt war, den untergestellten Pferden frisches Heu zu richten.

Kaum hatte der Junge mich wahrgenommen, stellte er die Heugabel beiseite und sattelte meinen schwarzen Hengst. Ich bedankte mich und gab ihm ein Kupferstück.

Bei den Kasernen herrschte hektische Aufregung. Soldaten eilten umher, Schmiede, die auch während der Nacht gearbeitet haben mussten, brachten neu angefertigte Waffen, Frauen kamen mit geflickten und frisch gewaschenen Uniformen und Bäcker verteilten Brot.

Als ich vom Pferd stieg, eilte ein jüngerer Soldat herbei und bat um die Zügel, während ich die große Halle der Gemeinschaftsküchen betrat. Anders als an den Tagen zuvor nickte man mir nun respektvoll zu. Natürlich gab es auch noch den einen oder anderen feindseligen Blick in meine Richtung, doch kaum blickte ich zurück, wurden die Köpfe abgewandt. Demnach hatte Haren das Elfenvolk über mich unterrichtet. Ich war nicht länger ein fremder Mensch, ich war zumindest ein geachteter Gast.

Vielleicht war es auch der Kampf mit dem Feldherrn Dagara gewesen, der mir diesen Respekt verschaffte.

Nachdem ich mir ein paar Scheiben Roggenbrot und Äpfel genommen hatte, setzte ich mich auf eine der freien Bänke und begann zu essen. Kurz darauf erschien ein Soldat, der mich zögerlich anredete. »Verzeiht Herr, gestattet Ihr, dass ich mich zu Euch geselle?«

Mir war zwar nicht nach Gesellschaft, doch fand ich es unhöflich, dem Mann den Wunsch abzuschlagen, und so willigte ich mit einem knappen Kopfnicken ein.

»Ich habe Euch gestern gesehen.« Er klang schüchtern, als befürchtete er, ein falsches Wort könne meinen Zorn erwecken. Da ich nichts erwiderte, fuhr der Mann fort. »Ihr habt gegen den Feldherrn Dagara gekämpft.«

»Er ist ein erfahrener Kämpfer«, sagte ich zustimmend. »Dennoch hätte er gut daran getan, einen Fremden nicht herauszufordern.«

»Oh, die ganze Stadt spricht davon! Dagara zählt zu unseren stärksten Kriegern, es war… noch nie zuvor wurde einer unserer Feldherrn von einem Menschen bezwungen.«

»In einer Schlacht sind solche Kämpfe keine Seltenheit.«

»Natürlich, doch war dies keine Schlacht. Dagara hatte seine Soldaten bei sich und dennoch ist es Euch gelungen, ihn zu überwältigen.«

»Ich hatte die Magie als meinen Verbündeten und konnte ihn überraschen. Es war ein Kampf mit ungleichen Mitteln. Völlig gleichgültig, wer den anderen bezwungen hat, gesiegt hat keiner!«

»Und dennoch seid Ihr in aller Munde!«

Ich schüttelte abwehrend den Kopf.

Der Soldat sah sich nach allen Seiten um und beugte sich flüsternd vor. »Ist es wahr, was man munkelt?«

»Was munkelt man denn?«

»Die Hohen Offiziere haben Späher ausgeschickt. Man sagt, wir müssen uns auf eine Schlacht vorbereiten.«

»Auf eine Schlacht sollte man immer vorbereitet sein – ganz besonders, wenn man inmitten eines feindlichen Reichs lebt.«

»Seid Ihr der Auserwählte, von dem die Männer sprechen?«

»Wie ich sehe, seid Ihr bereits in Gesellschaft. Schade, ich hätte Euch gerne auf ein Wort gesprochen!« Der Offizier Marth war zu uns gestoßen und gab dem Soldaten mit einem Wink zu verstehen, den Platz zu räumen, was dieser auch sofort tat.

»Ich bin Euch etwas schuldig – Ihr habt mich vor diesem geschwätzigen Soldaten gerettet.«

»Das freut mich zu hören. Begleitet mich ein Stück.«

Fragend hob ich den Blick. Marth hatte einen Brotkorb und einen Holzteller mit Wurst und Käse in der Hand.

»Wir Offiziere speisen nicht mit den gewöhnlichen Soldaten«, erklärte er und deutete zu einer Treppe am Ende der Halle, die zu einem Balkon hinaufführte, von dem man den Saal überblicken konnte.

Als wir oben waren, nahmen wir an einem schmucken Holztisch Platz. Die Bänke waren mit roten Samtkissen gepolstert und selbst die Stühle hatten einen weichen Überzug.

»Ich wollte Euren persönlichen Rat einholen«, begann der Elf und biss von einer Brotscheibe ab.

»Meinen persönlichen Rat? Da seid Ihr wohl der einzige Elf, der sich dafür interessiert.«

»Sagt dies nicht! Soweit ich weiß, scheint Ihr bereits lange Gespräche mit Shania und Aran geführt zu haben.«

»Zugegeben, das sind zwei Ausnahmen.«

»Ihr sagtet, Ihr seid aus Hesana geflohen. Mich würde interessieren, ist dort etwas vorgefallen? Wie war die Stimmung in der Stadt?«

»Es soll Angriffe von Arasien gegeben haben. Auch habe der Kaiser unlängst einen weiteren Stamm gefangen nehmen können.«

»Konntet Ihr Genaueres in Erfahrung bringen?«

Nachdenklich schüttelte ich den Kopf. »Die Boten des Kaisers scheinen bewusst Falschmeldungen zu verkünden. Demnach wünscht Mandossar nicht, dass die Bürger der Städte von seinen Plänen erfahren.«

»Wenn er einen Angriff auf unsere Stadt plant, ist ihm dies nicht zu verdenken. Er weiß, dass wir Spione unter seinen Leuten haben. Ist Euch sonst noch etwas von Bedeutung aufgefallen?«

»Nein, abgesehen davon, dass der Hass auf die Arasien deutlich stärker ist als der Hass auf die Elfen. Niemand redet über Euer Volk, es ist, als würden die Elfen die Menschen nicht interessieren.«

»Wie ist die Stimmung?«

»Hesana ist vielleicht nicht gerade der geeignetste Ort, um auf das restliche Reich zu schließen. Die Bürger sind verschlagen und hinterhältig wie eh. Aber es fällt doch auf, dass es mehr gezielte Anschläge und verdeckte Morde zu geben scheint. Irgendjemand, der sehr reich und einflussreich ist, beginnt ein Spiel zu spielen. Keiner weiß, wohin das führen soll, doch ich befürchte, dass eure Soldaten recht bald erfahrenen Söldnern gegenüberstehen werden, die nicht so leicht zu bezwingen sind wie die Miliz des Kaisers.«

»Ihr meint, es bildet sich so etwas wie eine neue Eliteeinheit?«

»Weniger eine Einheit als vielmehr eine gewaltige Ansammlung verbitterter Krieger. Die Armut treibt die Menschen in die Verzweiflung und macht viele von ihnen unberechenbar. Mandossar braucht diese Männer nicht ausbilden zu lassen, denn ein von Verzweiflung getriebener Krieger ist viel gefährlicher als jeder kampferprobte Soldat.«

»Glaubt Ihr, er wird mit diesen Männern gegen uns vorgehen?«

»Mandossar braucht nur wenige Tage vor einem Angriff in eine Stadt wie Hesana zu kommen und zu verkünden, dass jeder Mann berechtig ist, sich nach dem Fall der Elfenstadt alles zu nehmen, was er unter den Armen tragen kann. Allein schon deswegen werden Hunderte seinem Ruf folgen. Also ja, Ihr habt allen Grund zur Sorge.«

Marth schob den Rest seines Frühstücks beiseite und musterte mich nachdenklich. »Ihr habt zwar den Schwur geleistet, doch werdet Ihr uns bei einem Angriff tatsächlich anführen können – und wollen?«

»Die Menschen haben mir das Hexenweib genommen! Sie war mir wie eine Mutter. Mir scheint, sie ist gestorben, weil sie Euch unterstützen wollte und etwas gegen das Kaiserreich in der Hand hatte. Mag sein, dass Mandossar sie zum Schweigen bringen konnte, doch durch ihren Tod hat er sich einen weitaus gefährlicheren Feind geschaffen!«

Am Eingang der Halle trat mir ein Wächter entgegen und reichte mir ein Stück Pergament, auf dem ein Wachssiegel war. »Die Sprecherin des Offizierstisches gab mir dies und lässt ausrichten, dass sie Euch bei der Bibliothek erwartet.«

»Habt Dank!« Ich ließ meinen Hengst kommen und erkundigte mich bei einem Wächter nach dem Weg zur Bibliothek. Dort angekommen, war ich überrascht über die Betriebsamkeit der Gelehrten, die die Treppen auf und ab huschten oder mit Schriftrollen unter dem Arm kleine Wagen beluden, die am Fuße der Stufen warteten.

Als ich durch die großen Flügeltüren trat, musste ich schnell ausweichen, um nicht mit Gehilfen der Gelehrten zusammenzustoßen.

»Ihr müsst Preston sein, nicht wahr?«, wandte sich ein junger Elfengelehrter an mich. »Habt Ihr das Siegel?«

Überrascht zog ich das Stück Pergament aus meiner Tasche und zeigte es dem Elf. Dieser nickte zufrieden und deutete mir, ihm zu folgen. »Der Einsiedler Preston ist eben eingetroffen!«, rief er in einen der Gänge hinein, die von der großen Halle, an den Bücherregalen vorbei, zu den Lesepulten führten. »Der Magier Aran wird Euch sogleich empfangen«, sagte er mit gedämpfter Stimme und eilte wieder davon.

»Ah, Preston, gut dass Ihr gekommen seid!« Aran kam hinter einem Stoß alter Bücher und Schriftrollen zum Vorschein. Er schien abermals jünger geworden zu sein. Seine Haltung war aufrecht und nichts erinnerte mehr an den gebrechlichen alten Mann, als den ich ihn kennengelernt hatte.

»Shania hat nach mir geschickt?«

»Ja, sie ist in einer der Nebenkammern.«

»Mir scheint, als haben die Stadtbewohner das Interesse an Büchern neu entdeckt«, sprach ich mit Ironie und deutete auf die vielen Elfengelehrten, welche eiligst von Regal zu Regal huschten.

»Ich befürchte, dem ist nicht so.« Der Magier seufzte schwer. »Wir rechnen nun ernsthaft mit einem Angriff, und in dieser Bibliothek befinden sich die kostbarsten Schätze unserer Stadt. Vollkommen gleichgültig, wie es enden wird, ich fand es ratsam, die wertvollsten Schriften mit Schiffen nach Alphradon zu verfrachten. Aber nun kommt, ich geleite Euch zur Sprecherin.«

Nachdem wir Shania in einer der kleinen Kammern angefunden hatten, widmete sich Aran wieder seiner Arbeit, während ich die Elfe musterte, wie sie mit konzentriertem Blick eine Schrift studierte. Ich stand still da, um sie in Ruhe länger beobachten zu können.

Plötzlich hob sie den Kopf und schreckte bei meinem Anblick zurück. »Oh, ich hatte Euch nicht bemerkt. Wie lange steht Ihr schon hier?«

»Ich bin gerade erst gekommen«, log ich. »Die anderen Gelehrten scheinen damit beschäftigt zu sein, Schriften zu verschiffen – ihr hingegen nehmt Euch die Zeit, sie zu studieren. Wollt ihr herausfinden, ob es die Mühe wert ist, dieses Schriftstück nach Alphradon bringen zu lassen?«

»Spottet nur, Mensch!«, gab sie mit gespielter Kränkung zurück. »Nein, ich studiere Aufzeichnungen über verschiedene Verteidigungsstrategien in den vergangenen Jahrhunderten, in denen unsere Stadt angegriffen wurde. Ihr könntet mir Gesellschaft leisten.« Sie deutete auf den Sitzplatz auf der anderen Seite ihres Pultes und auf den Stapel verschiedener Schriften. »Beherrscht Ihr die Kunst des Lesens?«, fragte sie, als ich mich gesetzt hatte und etwas verzweifelt die Schriften betrachtete.

»Ihr unterschätzt mich! Ich beherrsche sogar die Schrift der Arasien.«

»Die Arasien haben eine eigene Schrift? Das ist mir neu. Ich dachte, sie hätten sich ursprünglich nur durch Laute verständigt und erst in späterer Zeit die Sprache der Menschen erlernt.«

»Deshalb beherrsche ich ja auch ihre Schrift!«, neckte ich die Elfe und griff nach dem ersten Schriftstück. »Ehe ich es vergesse, was hat es mit dem Siegel, das Ihr dem Wächter gegeben habt, auf sich?«

»Das Siegel macht selbst einen Stallburschen zum Botschafter und verschafft ihm somit Zugang zu allen Räumen der Stadt – selbst dem Versammlungsraum der Hohen Offiziere. Zugleich kann sich ein Fremder – wie Ihr etwa – mit dem Siegelzeichen ausweisen. Ihr habt es noch bei Euch?«

Ich gab ihr das Pergamentstück und zuckte zusammen, als sie es in die Flamme der Kerze hielt, die neben dem Pult stand. »Jedes Siegelzeichen muss sofort vernichtet werden, sobald es zu dem Siegelträger zurückgefunden hat.«

»Schade, ich hatte mir erhofft, ein Erinnerungsstück an Euch behalten zu können.«

»Ich wollt uns verlassen?«

»Wie kommt Ihr darauf?«

»Dann gibt es auch keinen Grund, warum Ihr Euch an mich erinnern müsst – ich werde dicht an Eurer Seite bleiben, sofern Ihr das wünscht.«

Bis spät in die Nacht hinein studierten wir gemeinsam die Aufzeichnungen bei Kerzenschein. Einige der Schriften waren in der Sprache der Elfen verfasst und für mich unmöglich zu lesen, andere wiederum waren derart fesselnd geschrieben, dass es mir schwer fiel, sie wieder beiseite zu legen – mitunter handelte es sich sogar um Schriften des Schreibers Romanus.

Irgendwann waren die Kerzen herabgebrannt, die Augenlieder schwer vor Müdigkeit und wir waren kaum noch in der Lage, das Gelesene aufzunehmen. Der Elfe waren bereits die Augen zugefallen und auch mich übermannte der Schlaf…

Klangvolle Stille

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