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Einbildung oder Erinnerung?

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Die dunklen Wolken am Himmel zogen sich immer weiter zusammen, der Wind zerrte an den Bäumen und der Regen lief in kleinen Bächen über die Straßen der Stadt. In einem Krankenhaus mitten in der Stadt lag Vivi. Sie lag dort seit 3 Monaten im Koma. Doch in dieser Nacht sollte sie endlich wieder zu sich kommen. Vivi machte langsam und flatternd ihre Augen auf und blinzelte noch etwas benommen. Sie sah ihre Eltern die an ihrem Krankenbett saßen und sehr traurig und verzweifelt aussahen. „Mama? Papa?“, flüsterte sie.

Ihre Stimme war ganz heiser da sie sie lange nicht benutzt hatte. Ihre Eltern erschraken, beinahe hätten sie die Hoffnung auf Heilung schon aufgegeben. Sie sahen ihre Tochter, die sich vorsichtig aufgerichtet hatte und in ihrem Bett saß an. Ihre Eltern wollten erst gar nicht glauben, dass sie wieder bei Bewusstsein war. Doch dann fielen sie ihr um den Hals, umarmten sie, streichelten sie und küssten sie sanft auf die Stirn.

„Sag mir, dass das kein Traum ist!“, flüsterte ihre Mutter Vivi zu „Sag es mir! Das kann doch kein Traum sein?“

Ihr lief eine Träne über die Wange.

Vivi legte ihre Hand auf den Kopf ihrer Mutter, die voll Erleichterung weinte sagte: „Das ist kein Traum! Was ist denn passiert? Ich kann mich an nichts erinnern!“

Ihre Eltern fingen jetzt beide an zu weinen und schluchzten: „Du… du bist wieder wach!“

Ihr Vater holte die Krankenschwester, diese holte den Arzt, der sich nicht erklären konnte, wieso sie so plötzlich wieder wach war. Doch alle waren glücklich, dass es Vivi wieder gut ging. Vivi musste noch ein paar Tage im Krankenhaus bleiben. Ihre Eltern besuchten sie jeden Tag. Vivi hatte alles vergessen was passiert war. Sie wusste auch immer noch nicht wieso sie im Krankenhaus war.

„Mama? Was ist eigentlich passiert? Wieso bin ich denn im Krankenhaus?“

Ihre Mutter schaute sie an und sagte: „Ich wüsste auch gerne was passiert ist, aber leider weiß ich das nicht. Weshalb du im Krankenhaus bist kann ich dir sagen. Eine Spaziergängerin hatte dich, Benjamin Nima und einen fremden Mann mitten auf der Wiese gesehen. Ihr habt euch nicht bewegt und deswegen hat sie einen Rettungswagen gerufen, der hat euch dann ins Krankenhaus gebracht. Du warst 3 Monate lang im Koma und der Arzt hatte dich schon fast aufgegeben. Doch jetzt geht es dir wieder gut und nur das zählt!“

„Ich habe noch eine Frage: Was ist eigentlich aus Benjamin geworden?“ „Er lag auch in diesem Krankenhaus, doch er wurde schon vor mehr als einem Monat entlassen. Er ist, glaub ich, in ein Kinderheim gegangen weil die Angaben in der Schule falsch waren und sein Vater oder seine Mutter nicht auffindbar waren.“

„Ach so!“

Nachdem ihre Mutter wieder nach Hause gegangen war, ging Vivi zur Rezeption und fragte die Krankenschwester: „Kennen Sie noch einen Benjamin Nima, er lag auch vor etwa einem Monat in diesem Krankenhaus?“

„Ja aber er war nicht lange hier. Wieso willst du das denn wissen?“

„Er war ein Freund von mir. Könnten Sie mir vielleicht sagen in welchem Kinderheim er jetzt wohnt?“

Vivi schaute sie fragend an.

„Na gut! Eigentlich darf ich das nicht, aber ich sag es dir, aber du darfst niemanden sagen, dass ich dir das verraten habe. OK? Das ist ein Geheimnis zwischen uns beiden!“

Vivi nickte. Die Krankenschwester schaute in ihrem Computer nach und verriet Vivi das Ben im Sakura no okosama wohnte. Eine Woche später wurde Vivi aus dem Krankenhaus entlassen und konnte zurück zu ihrer Familie. Ihr hellbrauner Labrador Kiki sprang sie vor Freude an und Vivi fiel fast hin. Ihre ganze Familie feierte ein großes Fest, nur für Vivi, weil es ihr endlich wieder gut ging. Einige Tage später ging Vivi zu Bens Heim. Von außen sah das Gebäude riesig aus. Es war ein sehr vornehmes und luxuriöses Haus. Ben sah aus seinem Zimmer und entdeckte Vivi. Er rannte zu ihr und umarmte sie. Sie war unter Schock und bewegte sich nicht.

Er schaute sie an und rief: „Ich bin so froh das es dir wieder gut geht, ich habe dich so vermisst!“

„Ja, ich bin auch froh, dass es mir wieder gut geht!“

Ben war total glücklich und hatte etwas von einem Gummiball.

„Komm ich zeige dir mein Zimmer!“

Er nahm sie an der Hand und beide gingen durch die große Eingangstür in das riesige Haus hinein.

Sie staunte: „Das ist ja riesig und alles so elegant! Das war bestimmt teuer!“

„Ja ist schon nicht schlecht. Aber oft auch ziemlich einsam, weil hier alle so eingebildet sind!“

„Eingebildet? Ich dachte das wäre ein Kinderheim, für Kinder die ihre Eltern verloren haben. Man müsste doch eigentlich glücklich sein, wenn man wenigstens ein Dach über den Kopf hat! Das ist doch ein Waisenhaus oder?“

„Ja, aber nur für die reichen Waisen.“

„Reich? Seit wann bist du reich?“

„Seit ungefähr zwei Monaten. Auf meinem Konto hab ich Unmengen von Geld, von denen ich nichts wusste. Aber ich bin zu jung um mir eine eigene Wohnung nehmen zu dürfen. Deswegen bin ich jetzt hier!“

Sein Zimmer war mit lauter wertvollen Gegenständen eingerichtet. Er hatte sogar eine Ecke, in der ein Sofa und ein riesiger Flachbildfernseher standen. Sie setzten sich auf sein Sofa. Vivi fühlte sich unwohl, weil Ben für sie ein Fremder war. Sie hatte ja vergessen was in Fadalia passiert war. Doch Ben erinnerte sich noch genau an alles, auch an den Kuss zwischen Vivi und Danny.

Sie schaute ihn an und fragte ihn: „Weißt du noch, was vor drei Monaten passiert ist?“

Er schaute auf seinen Teppich und log: „Nein, das weiß ich auch nicht mehr! Keine Ahnung!“

„Ach so! Ich hatte gehofft, dass du mir sagen kannst was damals passiert ist! Naja was soll´s!“

„Hättest du eigentlich mal Lust, mit mir was zu unternehmen? Wir könnten ja ins Kino gehen oder ins Schwimmbad?“, fragte er sie.

Sie schaute ihn an, fing an zu lächeln und antwortete: „Gerne! Wir haben ja jetzt Sommerferien!“

Sie redeten noch bis es dunkel wurde. Der Weg von Bens Heim bis zu Vivis Haus dauerte ungefähr eine halbe Stunde.

„Ich muss jetzt los! Es ist schon dunkel!“, sagte Vivi.

„Darf ich dich nach Hause bringen?“

Vivi nickte. Beide machten sich auf den Weg. Sie liefen einen Fluss entlang. Als Ben Vivis Hand nehmen wollte zuckte diese zusammen und zog ihre Hand weg.

Er entschuldigte sich: „Tut mir leid!“

Sie schaute den Fluss an und gestand: „Ich kenn dich eigentlich gar nicht! Ich sehe dich heute zum zweiten Mal, in meinem Leben!“

Das hatte Ben für einen kurzen Moment ganz vergessen!

Plötzlich erstarrte sie auf einmal und stotterte: „Da, da ist jemand! Mein Herz tut so weh!“ Sie fiel auf den Boden und wurde sofort Ohnmächtig. Nach wenigen Sekunden wachte sie jedoch wieder auf, stand auf und ging leicht benommen weiter. Ben wollte wissen ob sie sich schon wieder auf den Weg machen sollten und fragte was passiert sei. Vivi erzählte ihm, dass sie eine schwarze Gestalt gesehen hatte und die Gestalt auf sie gezeigt hat. Danach hat ihr Herz auf einmal angefangen zu schmerzen und sie verlor ihr Bewusstsein. Ben hatte keine Gestalt gesehen, doch er wollte Vivi nicht zu sehr verunsichern oder noch mehr verwirren, also erzählte er ihr, dass er auch jemanden gesehen habe, aber derjenige weggerannt sei als sie auf den Boden fiel.

Vor Vivis Haustür sagte Ben zu ihr: „Wir sehen uns dann Morgen! Ich hol dich um 15.00 Uhr ab und ich hoffe dir geht’s dann wieder besser.“ „Tschüss!“

Sie konnte in dieser Nacht nicht schlafen sondern musste immer wieder an den Fremden denken, der ihr solche Herzschmerzen verursacht hatte. Am nächsten Tag gingen Vivi und Ben ins Schwimmbad. Ben holte ein Eis für Vivi und sich und Vivi schwamm in der zwischen Zeit einige Bahnen. Schon wieder verlor sie schlagartig das Bewusstsein und tauchte langsam in das zwei Meter tiefe Becken ab. Die Leute die im selben Becken um sie herum schwammen, bemerkten nicht, dass Vivi zu ertrinken drohte. Sie bekam alles mit, aber konnte sich aus irgendeinem Grund nicht bewegen. Jemand packte sie, schwamm mit ihr zur Oberfläche und brachte sie an den Beckenrand.

Ein Junge hatte sie gerettet und sagte, mit einer sanften und irgendwie vertrauten Stimme zu ihr: „Sei vorsichtig, ich kann ja nicht immer da sein um dir zu helfen!“

Als Vivi sich umdrehte um ihren Retter zu sehen war niemand da.

„Wo ist er denn hin? Er war doch gerade noch da und wieso kam mir seine Stimme so vertraut vor? Wer war das?“, dachte sie.

Ben stürmte zu ihr an den Beckenrand und fragte: „Ist alles in Ordnung? Du wärst ja fast ertrunken, nur gut das nichts passiert ist!“

„Ja. Der Junge der gerade da war hat mir ja geholfen!“

Ben schaute sie fragend an: „Da war niemand, du wärst zwar fast ertrunken aber du bist dann alleine zum Beckenrand hingeschwommen! Ich hätte es doch gesehen wenn dir jemand geholfen hätte! Leider können wir jetzt unser Eis vergessen, weil ich dir helfen wollte habe ich das Eis einfach auf den Boden fallen lassen! Tut mir leid!“

„Das macht nix! Ich habe jetzt eh keinen Appetit mehr auf Eis!“, meinte sie.

Sie verabredeten sich jetzt fast täglich und befreundeten sich immer mehr. So waren in kurzer Zeit die Sommerferien vorbei und das neue Schuljahr begann. Weil Vivi und Ben die Abschlussprüfung in der neunten Klasse nicht mitschreiben konnten, mussten sie die neunte Klasse wiederholen und waren wieder zusammen in einer Klasse. Doch egal ob Schule oder nicht, Vivi und Ben verabredeten sich trotzdem weiterhin jeden Tag. Vivi bekam eines Abends einen Anruf von einer Freundin, namens Misa, die mit ihr letztes Jahr in derselben Klasse war.

„Und wie ist es so die Neunte zu wiederholen? Ist es schwer?“

Vivi antwortete: „Nee, ich kenne das meiste ja schon. Ich kann leider nicht so lange mit dir reden, ich hab mich heute wieder mit Ben verabredet!“

„Ben? Der letztes Jahr neu an unsere Schule kam?“

„Ja, genau der!“

„Und was ist dann aus deinem Sandkastenfreund Daniel Suktei geworden?“

„D.. Da.. Daniel? Danny! Weißt du etwas von ihm?“

„Nein! Du bist doch seine Sandkastenfreundin! Weißt du den nicht was mit ihm ist? Ihr habt euch doch immer so gut verstanden!“

„Ben ist da, ich muss jetzt auflegen. Tschüss!“

„Ja, ok tschau!“

Ben und Vivi wollten eigentlich ins Kino gehen. Doch Vivi wollte heraus finden was mit Danny passiert ist.

„Du können wir heute vielleicht doch nicht ins Kino gehen?“

„In Ordnung. Was willst du denn dann machen?“

„Ich.. ich wollte in den Park gehen!“

„OK! Gehen wir in den Park!“

Sie gingen langsam durch den dunklen und gruselig wirkenden Park. Da bekam Vivi auf einmal ganz schlimme Kopfschmerzen, die umso schlimmer wurden umso weiter sie gingen. Als ob etwas nicht wollte, dass sie weitergingen. Aber Vivi wollte auf jeden Fall heraus finden wo Danny war. Auf einmal standen die beiden vor einer zugeschütteten Höhle. Vivi verspürte den ganz starken Drang in die Höhle zu gehen, egal ob ihr Kopf dann vor Schmerzen zerbrechen würde.

Ben nahm ihre Hand und sagte zu ihr: „Es tut mir leid! Ich habe dich angelogen!“

Ihm staden die Tränen in den Augen: „Ich weiß was damals passiert ist! Es tut mir Leid, dass ich dich angelogen habe! Aber ich wusste nicht wie du darauf reagieren würdest! Doch das deine Erinnerungen so stark sind, dass sie dich hierher führen, hätte ich nicht gedacht!“

Vivi schaute ihn fragend an und sagte: „Ich habe keine Ahnung wovon du redest! Aber wenn du weißt was passiert ist und wo Danny ist, will ich, dass du mir alles erzählst!“

„In Ordnung!“


Fadalia 2

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