Читать книгу Florens Abentheuer in Afrika, und ihre Heimkehr nach Paris. Zweiter Band - Julius von Voss - Страница 5

Fünftes Buch
Fünftes Kapitel.
Die schlimme Gefahr naht

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Eben wollte man weiter reden, als ein Darkullaner athemlos hereingestürzt kam. Sultanin, rief er, ich bin dir treu, und will, wie Tausend andere, mein Leben in deiner Vertheidigung opfern. – Du sollst deiner Macht entsetzt, getödtet werden. So will es der Sultan.

Alles rief bestürzt: der Sultan?

Ja, fuhr der Darkullaner fort, und schon ist sein Bruder Tata zum Felsenweg herein. Allen die in den Dörfern wohnen, verkündigt er Kukus Befehl. Hoher Lohn erwartet den, der dich lebend oder todt liefert. Viele Mächtigen jubeln, aber die Knechte weinen, und berathen, ob sie sich dir zur Seite stellen sollen? Denn du warst ihnen mild, und sahen sie es nicht gleich ein, daß sie in dir ihre Beschützerin lieben mußten, so sind sie nun von ihrem Irrthum zurückgekommen. Viele haben sich im großen Dattelwald gesammelt. Schicke ihnen einen Anführer, und ihr Entschluß wird genommen sein. Noch weiß Niemand in der Stadt davon, denn ich ritt das schnellfüßigste Dromedar todt, um dir noch zu guter Zeit die Kunde zu bringen.

Mir ziemt Ergebung, sprach Flore gefaßt, der Sultan gab mir diese Macht, er nehme sie wieder hin, er ist Herr über mein Leben, mir bleibt nichts, als mit Ruhe zu sterben. Schändliche Verläumdung hat seinen Zorn entflammt, vielleicht werde ich gehört, kann meine Unschuld darthun.

Hören wird man dich nicht, rief der Darkullaner.

Dies fordert das Recht, versetzte die Sultanin, und ich kenne Kuku. Aufbrausen kann er, aber leicht erwacht neue Großmuth in seinem Busen.

Perotti wimmerte: Gewiß läßt der Sultan erst deinen Kopf holen, der verwünschte Gebrauch in Afrika, dann wird man einen Prozeß anstellen. Sinne auf List, auf Trug, auf Ränke, hintergehe die Gegner.

Greife zum Schwerdt mit deinen Getreuen, rief Alonzo.

Wie, ich sollte das Schwerdt gegen meinen Wohlthäter erheben?

„Ist er es denn auch noch, wenn er elender Afterrede Gehör giebt, und dich, die Unschuldige, zu verderben denkt. Unter den Waffen laß die Gründe gegen deine Anklage hören, sonst bist du verloren.“

Flore war tief erschüttert. Wohl bin ichs mir schuldig, sprach sie, auf meine Rettung zu sinnen, aber wie viele werden mir beistehn, wenn sie des Sultans Gebot hören?

Durch Gaukelkünste muß das Volk an dich gekettet werden, fiel Perotti ein.

„Freilich ist alles hier recht, was die Klugheit empfiehlt, doch wollen wir edle Mittel gebrauchen. Der Sultanin Schönheit, die Anmuth ihrer Rede, werden, müssen ihr die Herzen gewinnen, wenn sie sich öffentlich zeigt.“

Perotti billigte diesen Ausspruch, doch setzte er hinzu, ich werde dann sorgen, daß ihr Eindruck alle Gegenpartheien zermalmet.

Musa wurde gefragt, was er meinte, daß jetzt anzufangen sei? Er gab zur Antwort: Ich trete nicht auf eine, noch auf die andere Seite, und entfernte sich.

Flore rief den Obersten der Leibwache. Einen Eid, sprach sie, fordre ich von dir und deinen Leuten, daß ihr in einer nahen Gefahr, die mich bedrohen wird, mir beisteht, ohne zu fragen von wannen sie naht.

Was ist da ein Eid nöthig, sagte der Offizier. Das müssen wir ja so, da wir schon schwuren, dich mit unserm Leben zu vertheidigen.

Wohlan, versetzte Flore, befiehl, daß alles Volk der Stadt sich vor dem Pallaste sammle. – Der Eunuche ging ab.

Alonzo entfernte sich einige Minuten. Während dessen trug Perotti einen Plan nach dem andern vor. Die Soldaten werden dir nicht ergeben bleiben, sprach er unter andern, wenn des Sultans Gebot ihnen zu Ohren kömmt; wäre ich wie du, ich ließ ihre Gehörwerkzeuge mit erhitzten Eisen zerstören, so vernähmen sie nicht, was ausgerufen oder vorgelesen wird.

Die Kammerherrn erschienen. Sie hatten erfahren, daß Nene Sorge umschwebe. Welche? wußten sie aber nicht, und waren doch unsäglich neugierig. Zugleich versicherten sie, wie sie außer sich vor Verdruß wären, nicht jeder Zehntausend Leben und Zwanzigtausend Arme zu besitzen, um sie in Nenes Vertheidigung lächelnd hinzuopfern. Gleich aber folgte die Frage wieder: welche Gefahr doch die Sultanin umschwebe?

Da sie mit der Antwort zauderte, fiel Perotti darauf, ihnen gleichsam im Vertrauen zu eröffnen, daß Sultan Kuku mit der Ergebung, welche das Volk der Sultanin bezeigte, nicht zufrieden genug sei. Er wolle durchaus, ihr solle unterwürfiger wie ihm selbst gehorcht werden, sogar gegen sein Gebot solle man ihr treu bleiben. Um zu prüfen, ob auch dieser strenge Wille befolgt sei, würde Tata mit Kriegern erscheinen, und das Volk aufrufen, der Sultanin nicht mehr gehorsam zu sein, ja sie gefangen auszuliefern; wer nun gehorchte, dessen Kopf würde in Kukus Lager gebracht.

Die Kammerherren eilten was sie konnten, das auszustreuen, und von Mund zu Mund lief die Warnung, ja nicht nach Tata zu hören.

Alonzo kam zurück. Heitrer wie zuvor suchte er Nene Muth einzusprechen, und setzte hinzu: Es wird jemand, von dem du es gar nicht hoffest, zu deiner Hülfe eilen.

Das Volk fing jetzt an, sich in dem Pallasthofe zu sammeln. Man hörte sein dumpfes Murmeln, sahe die Bewegungen, welche den lebendigsten Antheil, und verschiedne Partheinahme ausdrückten. Der treue Schwarze mußte hinunter, und die Gespräche näher hören. Er kam bald zurück, und berichtete: wie das listige Vorgeben wenig Glauben gewinne, vielmehr sagte man sich: wenn Kuku seinen Bruder schicke, die Sultanin abzusetzen, geschehe es, weil sie so manche ehrwürdige Einrichtung über den Haufen geworfen habe.

So weiß ich noch eine andere List, rief Perotti, und diese wird gelingen. Er rannte bei diesen Worten hinaus.

Welche List steht uns zu Gebote? sprach Alonzo. Ja, hätten wir mancherlei Gegenstände aus Europa, so sollte sich Nene wie eine Wunderthäterin, wie eine Gottgesandte zeigen. Eine große Elektrisirmaschiene im Pallast verborgen, einen Draht unbemerkt hinausgeführt, und so dem ganzen zusammengedrängten Volke einen Schlag versetzt, während auch noch ein künstlicher Donner ertönte; eine Engelgestalt aus Wachstaffent mit ärostatischem Gas gefüllt, in der Nacht an einem dünnen Faden zur Höhe gelassen, und dann vor dem Angesichte des Volks majestätisch in den Pallast herabgezogen, daß jeder wähnte, ein Himmelsbote brächte der Sultanin Gottes Befehl, das könnte mächtig wirken. Aber woher nähmen wir das alles?

Man sieht, daß ihr ein Spanier seid, versetzte Flore, auch eure List trägt den poetischen Stempel. Mag es seyn wie es wolle, ich muß versuchen, was mein Anblick, meine Rede auf den rohen Haufen wirken.

Sie trat nach diesen Worten auf eine Art Balkon hinaus, machte eine grüßende Bewegung, und hub dann an mit Würde zu sprechen.

Doch ein geringer Theil empfing sie nur mit Freudengeschrei, ein anderer mißbilligte das Stille gebietend, so entstand ein unordentliches doppeltes Geräusch, das Florens Rede ungehört machte. Die unzufriedene Parthei unterhielt den Lärmen absichtlich, und verletzte die Ehrerbietung mit Frechheit. Flore eilte endlich zurück in den Saal, rief erzürnt ihre Wache, und befahl ihr, muthig die Unverschämtheit zu strafen.

Indem hörte man die Ankunft eines Herolds, der sich auf einem darkullanischen Instrumente hören ließ. Vielleicht kömmt er zu mir, dachte Flore, allein er hielt im Hofe, gebot Aufmerksamkeit, und rief das Volk auf.

Die eben hinausgestürzten Eunuchen hörten auch auf den Herold, der nun in Tatas Namen verkündigte: das Volk solle der Cafferin Nene Kopf, die nicht mehr Eselin der Eselinnen sey, an Tata liefern. Weigerte man sich, so würde er, schon nach zwei Tagen hier, die Stadt in Brand setzen, und alles ermorden lassen.

Unentschlossen zauderte das Volk, doch einige Glieder des Divan, die sonst immer noch treulich auf Nenes Seite gestanden hatten, riefen furchtbar: Wir müssen gehorsamen!

Sogleich wälzte sich der rebellische Haufe dem Pallaste zu, selbst die Eunuchen widerstanden nicht.

Jetzt war Perotti wieder ins Zimmer der Sultanin gekommen, die in der That an ihrer Sache verzweifelte. Hinaus, rief er, noch einmal hinaus, in diesem Augenblicke wird es gelten. Dabei änderte er einiges an ihrem Haarschmuck, was sie kaum bemerkte.

Sie trat wieder auf den Balkon, und mußte den letzten Rest ihres Muthes aufrufen, um nicht vor Schrecken über die unbändige auf ihr Leben herandringende Masse niederzusinken.

Aber o Wunder! Plötzlich stand die Menge, das Wuthgeheul schwieg, die mordlustigen Blicke waren erheitert. Ein kurzer Freudenruf, dann allgemeines Verstummen.

Flore begriff diese schnelle Veränderung durchaus nicht, nützte sie aber mit voller Geistesgegenwart, und hielt eine Rede voll Hoheit und Rührung. Jedes Wort drang ein, alles rief: wir haben unsere Eselin wieder! Heil der Eselin aller Eselinnen!

Der Divan rief am lautesten, die Eunuchen der Wache drohten niederzubohren, was noch einen Schritt gegen den Pallast wagte.

Schwört mir, rief Flore, bei dem Propheten, neue Treue! – Sie schwuren alle. So nur könnt ihr eurem Sultan gefallen, setzte sie hinzu. Ich weiß besser wie ich mit ihm stehe, wie selbst sein Bruder. Und nun auseinander, zu euren Wohnungen!

Alles zerstreute sich sogleich, und Flore kehrte zurück.

Seht ihr, rief Perotti aus, indem er den Angstschweis von der Stirn tilgte, seht ihr, es war wohlgethan, mich in euren Dienst zu nehmen. Euer Leben rettete ich. Er faßte hierauf wieder nach ihrem Haupte, und nahm die zwei Ohren der Leibeselin herunter, die er vorhin ihr unbemerkt aufgesteckt hatte.

Nicht wahr, ein gescheuter Einfall, daß ich vorhin in den Marstall schlich, und die Ohren holte? Sie haben das ganze Wunderwerk vollbracht.

Floren mischte sich Verdruß in die Freude, doch hatte sie einmal mit den Eselsohren dagestanden.

Ich rathe, sprach nun Alonzo, die Stadt in Vertheidigungsstand zu setzen. Tata und seine Krieger dürften nicht so bald zu umwandeln seyn.

Flore war das zufrieden. Das Volk mußte einen Wall und einen Graben aufwerfen, spitze Pfähle erschwerten den Zugang. Alonzo leitete diese Arbeiten, und als Tata erschien, war man schon zu einer Belagerung vorbereitet.

Der treue Schwarze war auch thätig, und versicherte Floren, nun die Städter ihr bei Mahomeds Namen Treue geschworen hätten, könne sie auch darauf bauen, daß sie ihr Leben für sie wagten, und nichts sie erschüttere.

Wohin soll das aber führen? rief Flore. Ich will keinen inneren Krieg, Blut soll um mich nicht strömen. Alonzo entgegnete: und doch wird es nicht mehr zu vermeiden seyn, es wäre denn, Tata ließe mit sich unterhandeln, und berichtete an den Sultan zurück. Unter den Waffen aber unterhandelt es sich am nachdrücklichsten.

Flore erließ Proklamationen an das Volk, die Alonzo aufgesetzt hatte, und prächtig klangen. Neben aller Würde, vergaß man doch nicht, der Menge darin zu schmeicheln. So gering auch die Portion ist, die bei solcher Gelegenheit auf den Einzelnen fällt, so wachsen doch die kleinen Theile von Erkenntlichkeit wieder zu einem namhaften Ganzen an.

Tata dagegen, wie er mit seinen Kriegern, und dem an sich gezogenen Landvolk die Verschanzung umzingelt hatte, sprach in wüthenden Manifesten, die bei furchtsamen Nationen vortrefflich seyn mögen, bei andern aber, wohin hier unsre Darkullaner gezählt werden können, ganz an der unrechten Stelle sind.

Doch nahm beinahe ein gewisser Umstand eine günstige Wendung für Kukus Bruder. Die Eselin nämlich, welche durch Perotti um ihre wohlgeformte Ohren gekommen war, die Leibeselin in den Hofmarställen, hatte in Darkulla eine gewisse Weihe, einen Mysticismus aus den Zeiten der Abgötterei her, und noch hatte der Islamismus, wie wir schon oben bemerkten, diese Spuren nicht verdrängen können. Ueberhaupt ist die Ideenmengung bei den Religionen so gar ungewöhnlich nicht, und es dürfte keine einzige geben, die nicht mehrere Grundzüge einer anderen in sich aufnähme. Darüber ließe sich hier der Schein tiefer Gelehrsamkeit annehmen, wenn man berühmte aber dennoch nicht sehr gekannte Schriftsteller ausschreiben wollte. Ohne aber mit einem Bailli oder Volnei zu untersuchen: ob der Esel von Darkulla, mit einem äthiopischen Mythos zusammenhängen mögte, sei es genug, zu melden, daß sein Stall eine Art Tempel war, und daß dieser nach Ahnen, Tugend und Anmuth gewählte Erzesel, sogar Priester zu seinem Cultus hatte. Nur an hohen Festen durfte ihn der Sultan besteigen. Krankheit und Tod dieses Thieres galten unglückliche Zeichen dem Lande; sein Wohlsein, muntrer Appetit, sein muthiges Hintenausschlagen frohe Verkündigung.

Wenn nun unser Italiener im Augenblicke der Noth auf den Einfall kam, der Sultanin des Landes edles Simbol in das Haar zu pflanzen, so enthielt er die Genialität glücklicher Erfindung, denn der Gradsinn sah reuiges Hinwenden zu dem Ehrwürdigen, der Aberglaube vielleicht gar den Arm des Himmels in dieser Erscheinung. Allein Florens Unstern führte den Italiener grade zu dem heiligen Thiere, ein unerhört schrecklicher Umstand. Der Stall war eben ledig, und so wurden die Ohren schnell genug und unbemerkt abgelöst. Nach einer Stunde etwa sprach Perotti mit dem Spanier über die vollbrachte List, und dieser fragte: wie er doch so geschwind zu den Ohren gekommen sei? Jener zeigte auf den Stall.

Alonzo schlug die Hände über dem Haupte zusammen. Wir sind alle verloren, wenn das kein Geheimniß bleibt, rief er aus, und erklärte dem Italiener, was er, bei längerem Aufenthalt in Darkulla, genauer, wie dieser kannte.

Dieser lief in der Angst mit den Ohren wieder hinunter, bediente sich eines Baumharzes aus dem Pallastgarten, und klebte sie so gut wieder an, als es sich im ersten Augenblicke thun ließ. Zum Glück waren die Priester und Knechte, des Auflaufs wegen, nicht in der Nähe.

Unentdeckt konnte aber die Sache nicht bleiben, und es war höchst gefährlich, irgend jemand in die Mitwissenschaft zu ziehn. Es wurden daher die gewöhnlichen Knechte des Esels entfernt und Perotti fütterte und putzte ihn an ihrer Stelle, wodurch man der Entdeckung auswich. Auch mußte Flore vorgeben, ein besonderes Gefühl der Verehrung des heiligen Esels sei über sie gekommen, und sie wollte ihn huldigend mit einer köstlichen Krone schmücken. Diese wurde in Eile aus Gefieder und Juweelen gemacht, und sie bedeckte den Oberkopf so, daß weder ein Organ daran vermißt wurde, noch sein defekter Zustand in die Augen fiel.

Perotti ließ sich sogar die priesterliche Würde geben, um bei Aufzügen das Thier zu führen. So wurde jedermann davon entfernt.

Das alles aber reizte die Neugier eines andern Priesters, der gleich vermuthete, es müsse hier eine Heimlichkeit verborgen sein, die man zu offenbaren fürchtete. Er versteckte sich also eine Nacht hindurch in dem Tempel, untersuchte das Thier, und fand die Verstümmlung auf.

Er war außer sich vor Freude, und das aus folgenden Gründen: Die Eselspriester hatten ewige Controversen mit den Mahomedspriestern zu bestehn, denn diese wollten jene, wie die ganze Eselsverehrung, als unrein und unerlaubt austilgen. Bei den Controversen übt sich der Verstand und nimmt einen ungewöhnlichen Flug, während die Vorurtheile sinken. Der Mann, von welchem wir gegenwärtig reden, war jung, feurig, der Priesterschaft gram, und hatte sich in Floren, die er oft sah, heftig verliebt. Augenblicklich durchschaute er den Plan mit jenen Ohren, und baute darauf einen Plan für das Glück seiner Liebe, oder noch wohl höherer Wünsche. Er ließ sich kurz nach seinem Auffund bei Floren melden.

Sie nahm ihn, umringt von einigen Staatsbeamten, an. Er bat um Gehör unter vier Augen. Dem Priester versagte sich das nicht wohl. Nun warf er sich nieder, und bekannte unverschämt und ohne Hehl seine Leidenschaft.

Flore fühlte sich heftig entrüstet. Schon der Akt an und für sich mußte sie empören, und ihr war auch bekannt, daß die Eselspriester zum ehelosen Stand, zur strengsten Enthaltsamkeit der Liebe verbunden waren.

Und du erfrechst dich – hub sie mit strafendem Eifer an, aber der Neger ließ sie nicht weiter reden, sondern fiel ein:

Erhabne weise Sultanin, oder vielmehr schönste der Weiber im Menschengeschlecht, du herrschest hier durch die Kraft der Gesetze, auch meine Macht ist nicht geringe, sie ward auf die Gewalt des Wahnes gegründet, und diese überbietet oft sogar jene.

„Und du erdreistest dich, die Religion Wahn zu nennen?“

Schöne Königin, du glaubst an die Göttlichkeit der Esel nicht, nur das Volk sichrer zu lenken, erzeigst du ihnen Verehrung. Noch mehr wie du, lache ich, der Priester, über die Gaukelei. Aber wenn wir uns im Zutrauen begegneten, welche Ketten, dauernd, und fest, würde unser Verein den vornehmen und niederen Sklaven schmieden können. Die, woran du das Volk lenkest, droht zu brechen, weil du die meinige zertrümmern willst. Ich kann dir ersprießlicher als irgend ein Darkullaner oder Caffer sein. Ich will die Herzen gewinnen, die Ueberzeugung fesseln. Nicht nur gemeinschaftlicher Vortheil, auch Liebe, die heißeste, die je im heißen Afrika einen Busen durchglühte, Liebe, Liebe betet dich an. Verwirf sie nicht, und ich lehre dir, dem Zorn des Sultans Trotz zu bieten.

Verruchter, rief Flore, ich höre auf, deinen Stand zu achten, und strafe nur den Frevel.

Stolz erwiederte jener: Das würdest du vor dem Volke verantworten müssen.

„Für niemand wird es sich einlegen, der seine hohe Würde entheiligte. Ich rede schon zuviel mit dir. Wache!“

Noch Eins! Ich kann dich verderben. Das Geheimniß ist mir bekannt, wie neulich die wüthende Menge beruhigt wurde.

Flore erschrack.

Der Priester bemerkte es schadenfroh, und setzte hinzu: Verwirfst du mich, schreie ich der mich verhaftenden Wache zu: die heilige Eselin ist der Ohren beraubt, geschändet, Weh über Darkulla, wenn sie nicht gerächt wird! Preise dein Geschick, daß ich über die Eselin lache, daß Liebe mir höher gilt, wie Possen, sonst wärst du schon verloren.

Flore sah den Abgrund, der vor ihr gähnte, sie dachte: Besonnenheit allein kann mich retten, zog einen unter dem Kleide verborgenen Dolch hervor, und stieß ihn dem Priester in die Brust. Eine That, welche die grausam dringende Nothwendigkeit, und das nichtswürdige Betragen des Bonzen ihr erleichterten.

Er sank hin, sagte aber sterbend: Es wird dich reuen, schöne Tyrannin.

Kein Eingeborner durfte ins Zimmer. Alonzo und Perotti wurden schnell gerufen. Verbergt den Leichnam, schnell, schnell!

Die Beiden erschracken heftig.

„Es mußte sein, das Weitere ein Andermal.“

Florens Abentheuer in Afrika, und ihre Heimkehr nach Paris. Zweiter Band

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