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Eiskalt erwischt

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„Oh, wie schön – ein Regenbogen.“ Dazu fällt Urte gleich der Song „Over the Rainbow“ von dem ´dicken´ Mann aus Hawaii ein. Sie mag seine angenehme Stimme, die mit der Ukulele untermalt wird.

Summend bereitet sie die Schlittenhunde für das Training vor, indem sie ihnen das Geschirr anlegt und jedem seinen Platz an der Zentralleine zuordnet. Für den Schlitten liegt im Oktober noch zu wenig Schnee, war ihre Überlegung, und so spannt sie die Hunde vor das Quad. Achtzehn Hunde legen sich nach dem „Okay“ in die Leinen und ab geht die Fahrt. Obwohl der Hund Rainer zum ersten Mal vorne läuft, kommt das Gespann prima voran. Vor der ersten Kurve bremst Urte ab und denkt:

‚Hilfe, ich rutsche!‘

Sie versucht noch, durch Gewichtsverlagerung zu korrigieren, aber das Quad kippt in den Graben. Der Schreck schaltet den Schmerz aus.

‚Mein Bein, mein Bein, das Quad ist so schwer.‘

Sie versucht vergeblich ihr Bein hervorzuziehen. Mit „Hoa, seid brav, bleibt stehen“, hofft sie die Hunde zu beruhigen.

Keine Ahnung warum, aber … es funktioniert.

Verzweifelt versucht sie, an das Handy in der Hosentasche zu gelangen.

‚Ich muss das schaffen!‘, spricht sie sich immer wieder Mut zu. Mit viel Mühe gelingt das Vorhaben.

‚Sven ist weit weg auf Montage‘, überlegt sie.

‚Immer, wenn ich meinen Göttergatten brauche, ist er nicht da.‘ Sie haut wütend mit der Faust in den Schnee. ‚Wer kann mir helfen?‘

Sie entschließt sich, Udo, einen Freund der Familie, anzurufen. Die Hände zittern beim Tippen, sie weiß nicht, ob vor Kälte, Aufregung oder Schmerzen. Immer wieder geht das Handy aus und muss neu gestartet werden.

‚Ruhig bleiben, bloß nicht in Panik verfallen.

Muss gerade jetzt schlechter Empfang sein.‘

Die Angst will sich Urtes bemächtigen. Endlich, wie eine Erlösung, hört sie Udos Stimme.

„Hier Urte, komm schnell. Ich liege unterm Quad.“

Er erfasst die Situation sofort: „Ich komme gleich. Wo bist du?“

Zehn Kilometer muss er fahren. Sie spricht immer wieder beruhigend auf die Schlittenhunde ein.

Wie durch ein Wunder bleiben alle ruhig stehen.

Normalerweise wollen sie laufen, sobald sie angeschirrt sind, und sind dann kaum zu halten.

Die beiden freilaufenden Haushunde kommen immer wieder einmal zu ihr. Vor allem Lona leckt ihr oft über das Gesicht, als ob sie sagen wollte: Halte durch. Bald kommt Hilfe.

Für Urte scheint die Wartezeit unendlich. Die Kälte kriecht an ihr hoch. Sie spürt kaum noch ihr Bein.

Endlich. Udo steht mit dem Auto vor den Hunden. Er will sofort helfen und eilt zu Urte in den Graben. Dabei stützt er sich auf das Quad.

„Aua!“, schreit sie vor Schmerzen auf, obwohl sie es nicht will. Erschrocken zieht er die Hand zurück.

„Mach erst die Hunde von der Tugleine los!“, gibt Urte klare Anweisung. Sie befürchtet, dass die Hunde, wenn das Fahrzeug angehoben wird, anziehen, um die Fahrt fortzusetzen. Udo weiß, was zu tun ist, und beeilt sich.

Nach dem zweiten Versuch, das Quad anzuheben, kann Urte ihr Bein hervorziehen. Langsam versucht sie aufzustehen und macht einen Schritt vorwärts. Es gelingt.

Sie macht Bestandsaufnahme: „Gott sei Dank, es ist nichts gebrochen. Der Arm tut etwas weh und mein Knöchel hat auch etwas abbekommen.

Aber alles gut, nichts gebrochen.“

Udo bemerkt noch einen Riss in ihrer Jacke. Mit einem „Egal!“ winkt Urte ab.

„Udo, holst du bitte ein Abschleppseil von der Husky-Farm? Derweil richte ich die Schlittenhunde aus. Ohne Tugleine haben sie sich doch verheddert. Ich werde in der Zeit den Anfänger Rainer mit dem erfahrenen Erwin umspannen, der meine Kommandos versteht, damit wir alle gut den Rückweg antreten können. Nimm bitte die Haushunde mit und sperr sie in den Auslauf.“

Das bleibt ein frommer Wunsch. Die beiden weichen nicht von Frauchens Seite.

Mit Udos Hilfe erreichen alle die Farm. Urte streichelt erst einmal alle Hunde und „zieht sie aus“, entfernt die Geschirre. Sie bleiben im Auslauf, um sich noch bewegen zu können.

Irgendwie muss aber das Quad noch aus dem Graben geborgen werden. Mit Hilfe eines Seiles, eines Baumes und Udos Autos gelingt das Vorhaben nach mehreren Anläufen.

Urte umrundet skeptisch ihr Mobil. „Nichts kaputt, aber ob es noch anspringt? - Ja! Danke, danke, danke!“


Eiskalt erwischt… in Schweden

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