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Der Morgen danach

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In dieser Nacht schläft Urte sehr unruhig, trotz Tabletten. Immer wieder schweifen ihre Gedanken zum Unfall ab.

‚Was wäre, wenn … ich kein Handy mitgenommen hätte?

Was wäre, wenn … ich nicht an das Handy gekommen wäre?

Was wäre, wenn … das ganze Gespann umgedreht hätte?

Was wäre, wenn … sie sich verheddert und gebissen hätten und, und, und …

Wir haben tolle Hunde! Danke auch an meinen Schutzengel!

Und soo viel Glück … Alles ist gut gegangen. Ich kann mich wieder etwas schneller bewegen, aber heute werde ich eine Pause einlegen und noch nicht mit den Hunden raus-fahren.‘

Beim Morgenkaffee kommt Urte ins Grübeln: ‚Nun wohnen wir schon über zehn Jahre in Schweden, aber stand unsere Auswanderung nicht von Anfang an unter keinem guten Stern?‘

Sie nimmt seit langem einmal wieder ihr Tagebuch in die Hand und erinnert sich zurück:

Wir folgten dem Ruf der Wildnis und haben uns den Traum von einer Husky-Farm in Lappland erfüllt. Es galt, viele Hindernisse und Rückschläge zu überwinden.

Es fing bereits in Deutschland auf dem Weg zur Fähre an: Achsenbruch an einem Anhänger, mitten in der Nacht. Mit Mühe haben wir eine Unterstellmöglichkeit gefunden. In Schweden fuhren wir an der Högaküste der neuen Heimat entgegen. Auf einer Brücke beschloss mein Transporter, der mich immer treu und brav mit all meinen Schlittenhunden zu den Rennen gebracht hatte, seinen Dienst zu verweigern – und das 300 km vor dem Ziel. Stau auf beiden Seiten! Kein Gehupe! Alle warteten geduldig, bis unser PKW das größere Auto in eine Parkbucht geschleppt hatte. Mit dem Personenwagen fuhren meine Schwiegereltern, mein Sohn Torben und Kater Andy zum Bestimmungsort weiter, zu meinem Mann. Er war bereits sechs Wochen vor uns in Schweden angekommen. Sven war einer schwedischen Werbung gefolgt. Er hatte in Deutschland eine Sprachausbildung erhalten sowie einen Termin für ein Bewerbungsgespräch für einen Praktikumsplatz in seinem Beruf als Zimmermann. Aber als er in Schweden ankam, war der Platz bereits anderweitig vergeben.

Meine Freundin und ich blieben, tierisch beschützt, im defekten Auto, das eine Kreuzung zwischen Tiertransporter und Wohnmobil ist. Es wurde dunkel und kalt. Es war erst Oktober, aber es fing leicht an zu schneien. Ich muss heute noch schmunzeln, wenn ich daran denke, dass wir Opas Reserve an Kümmelschnaps gefunden und gekillt hatten. Wir sind nicht erfroren.

Am nächsten Tag schleppte mein Mann uns ab.


Eiskalt erwischt… in Schweden

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