Читать книгу Bikepacking - Justin Lichter - Страница 7
2. BIKEPACKING-TOUREN PLANEN
ОглавлениеDas Planen deines ersten oder eines nächsten Trips mit Übernachtung unter den Sternen kann (und sollte) genauso viel Spaß machen wie die Tour selbst. Mit einer ersten Idee fängt es an, gefolgt von einem intensiven Blick in die Landkarte, sei sie nun aus Papier oder digital. Ob du einer schon bekannten Route folgen oder unbekanntes Gelände durchqueren willst, du sammelst alle möglichen Infos und heizt die Vorfreude dabei immer weiter an. Schließlich kramst du die notwendige Ausrüstung heraus und beginnst zu packen.
Overnighter lassen sich ziemlich spontan arrangieren, wenn du etwas vorbereitet bist. Hier ist die Planung kein behinderndes Element. Aber wenn du länger mit wenig Gepäck unterwegs sein willst, macht die Planung den entscheidenden Unterschied. Erst wenn du einigermaßen weißt, was dich erwartet, kannst du die ganzen »Was mache ich aber, wenn …«-Fragen eliminieren, die so viele Leute vom Losfahren abhalten. Ein bisschen Wissen über die Route, das vorherrschende Wetter und eventuelle Reisekumpels ist die Voraussetzung für ein gelungenes Ultraleicht-Abenteuer.
Eine gute Planung ermöglicht es dir, mit dem richtigen Bike an den Start zu gehen und dabei die passenden Klamotten und die richtige Ausrüstung mitzuführen – und nicht mehr.
Die abenteuerlichsten und schönsten Passagen eines Trips entstehen meist zufällig und stehen vorher nicht auf dem Plan, dennoch ist eine Grundvorstellung von der Route der Rahmen, der dir die Auswahl dessen erlaubt, was du mitnehmen willst und was nicht. Ein Campingkocher kann in Zentralasien eine Notwendigkeit sein. In Südostasien, wo in jedem noch so kleinen Dorf frisch zubereitetes Essen günstig zu bekommen ist, kann man ihn getrost weglassen.
Du weißt nie, welche Übernachtungsmöglichkeiten sich unterwegs ergeben.
Glücklicherweise gibt es unendliche Möglichkeiten der Reiseinspiration und Routenplanung. Neben den eigenen Favoriten (vom Gespräch mit Gleichgesinnten über den Chat in Reiseportalen zu lokalen Tourismus-Infos oder dem Lieblingsblog) lohnen auch die Klassiker wie Google Maps, Strava, Map my Ride, Adventure Cycling Association, bikeovernights.com, bikepacking.net und so weiter immer einen Blick.
In der Trockenzeit lässt es sich zwischen den Reisfeldern Vietnams ausgezeichnet radeln.
In den Bergen ist jeder Kilometer hart erarbeitet – auch bei gutem Wetter.
Wenn du deine Route zusammenstellst, schau dir das Terrain genau an und unterschätze niemals seine Steigungen. In den fruchtbaren Ebenen Südostasiens sind 100 km kein Problem, da kannst du den Nachmittag schon am Strand verbringen; 50 km offroad in den Rocky Mountains oder den Alpen sind dagegen ein ganz anderer Schnack.
Wenn die Route einmal steht, ist es Zeit, sich um das Gefährt zu kümmern, auch wenn sogar der schmallippigste und siegesgierigste aller Radfahrer, Lance Armstrong, zugeben würde: »Es liegt nicht am Rad.« Klar, ein großer Vorteil des Tourens mit leichtem Gepäck ist die Möglichkeit, mit einem leichteren Rad mit vielen Gängen unterwegs zu sein. Aber wir sind Fans der Devise: Nimm, was du hast. Wenn du diverse Räder in der Garage stehen hast, unter denen du wählen kannst, ist das prima.
Aber wenn nicht, sollte dich das niemals von einem Radabenteuer abhalten. Viele der schönsten Radexpeditionen beginnen mit genau dem Rad, das in deinem Schuppen steht, und der Ausrüstung, die eben noch auf deinem Dachboden vor sich hin verstaubt ist. Fast jedes Fahrradmodell taugt für ein Radabenteuer, wenn du es in Fahrt halten kannst.
Weniger Gepäck, leichteres Bike
So lassen sich sogar die abgelegenen Regionen Zentralasiens bereisen. Ein Paar russische Stiefel für die häufigen Schneefeld- und Flussquerungen kamen noch dazu.
Mit kompaktem Gepäck sind auch Langstreckentouren nicht mehr auf speziell ausgerüstete Reiseräder beschränkt. Zentralasien ist nicht unbedingt der Ort, an dem man ein vollgefedertes Carbon Cross-Country-World-Cup-Rad erwarten würde, aber mit minimalem Gepäck und maximalem Interesse an Off-road-Streckenanteilen – warum nicht?
Natürlich ist das Fahren etwas leichter, wenn das Bike für den entsprechenden Untergrund ausgestattet ist, aber das Überschreiten der Grenzen dessen, was dein Bike ursprünglich bringen sollte, führt direkt zu ganz neuen Erfahrungen. Asphalt, Schotter, Kopfsteinpflaster, Radspuren, Singletrails – alles Tore zu neuen Abenteuern.
Einer der wichtigsten Vorteile einer gewissen Routenkenntnis im Vorfeld ist das Wissen über die Versorgungsmöglichkeiten unterwegs. Mit 1 kg Gewicht pro Liter ist Wasser vermutlich einer der schwersten Bestandteile deines Gepäcks. Wassernachschubmöglichkeiten unterwegs sind damit leistungsstarke Gewichtssparer. Ladengeschäfte, Waschräume an öffentlichen Gebäuden (Bahnhöfe, Busstops etc.), Bäche, Seen und Flüsse sind derartige Orte, besonders, wenn du Wasserentkeimungsmittel dabeihast. Die Wassermenge, mit der du startest, hängt natürlich stark von der Länge der Etappe, dem Nachschub und der Frage des Kochens unterwegs ab.
Nachschubmöglichkeiten können ganz unterschiedlich aussehen. Es gibt sie häufiger, als du denkst; alle Menschen brauchen Wasser und Lebensmittel.
Wie das Trinkwasser, so sind auch Essensvorräte zwar meist ein recht gewichtiger Bestandteil des Reisegepäckes, aber fast überall recht einfach zu ersetzen. Da lassen sich also einige Pfund sparen, ohne dass man unterwegs darben muss. Lebensmittelgeschäfte, Bäckereien, Marktstände und Hofläden bieten Nachschub. Auch ein Essen im Restaurant unterwegs kann deinen Bedarf an mitgeführten Vorräten verringern. Dazu bietet es eine Gelegenheit zum Ausruhen; Reste kannst du mitnehmen. Mit etwas Erfahrung in Sachen Wetter, Route und eigenem Verbrauch weißt du, was du an Nahrung an Bord haben musst, um damit gut ins Ziel zu kommen. Plus die kleine Reserve für das falsche Abbiegen … Es ist ziemlich spannend und oft auch sehr lohnend, sich ganz auf das Nahrungsangebot unterwegs zu verlassen. Dann sollte man aber möglichst nicht allzu viele Einschränkungen mitbringen (Veganismus, Laktoseintoleranz etc.) Die Entscheidung, den Kocher ganz zu Hause zu lassen, spart jedenfalls viel Gewicht beim Gepäck.
Das zu erwartende Wetter in deinem Reisegebiet und zu deiner Reisezeit ist ebenfalls ein wichtiger Planungsbereich. Auch dabei geht es unter anderem um Gewicht. Nichts ist leichter, als genug Klamotten für alle Eventualitäten vom Schneesturm bis zur Tropenhitze einzupacken. Aber wenn du die zu erwartenden Höchst- und Tiefsttemperaturen und Niederschlagsmengen kennst, zudem noch eine Idee von den Bedingungen bei Routenvarianten (um den Berg herum statt oben drüber) hast, kannst du wesentlich gezielter vorgehen. Neben der kurzfristigen Wettervorhersage solltest du also auch immer die klimatischen Grunddaten deines Reisezieles berücksichtigen: Tag/Nacht-Temperaturen, Niederschlag, vorherrschende Winde, UV-Belastung …
Hochgelegene Regionen erfordern zusätzliche Bekleidungsschichten, mit denen du dich über Nacht und in den kühlen Morgenstunden warmhalten kannst. Und auf längeren Abfahrten natürlich.
Die reine Dauer deiner Reise hat dagegen eher wenig Einfluss auf die Menge der Kleidungsstücke, die du mitführst. Ob du zwei Tage, zwei Wochen oder zwei Jahre unterwegs sein willst: Doppelungen in der Garderobe sind nicht sinnvoll.
Die geplante Route bestimmt auch, wo und wie du die Nächte verbringen kannst. Wenn du nicht allzu weit von der Zivilisation entfernt unterwegs bist, kannst du eventuell komplett auf mitgeführtes »Nachtmobiliar« verzichten und Hotels, Gasthäuser, Fremdenzimmer, Hostels, Wanderherbergen und Schutzhütten nutzen. Auch Couchsurfing kann eine prima Sache sein, bei der man auch noch interessante Menschen kennenlernen kann. Dennoch: Lass dich von einem 2-Sterne-Hotel nicht von einer Nacht unter Tausenden von Sternen abhalten. Nirgendwo ist die Nacht schöner als unter freiem Himmel.
Geschützte Plätze zum Schlafen entlang deiner Route geben dir Ruhemöglichkeiten, ohne dass du Zelt, Biwak und Isomatte mitführen musst.
Wenn du die Fragen der Versorgung mit Wasser und Nahrung sowie das Bekleidungsthema grundsätzlich geklärt hast, stellt sich die Frage nach dem oder den Reisepartner(n). Mit anderen unterwegs zu sein ist nicht nur eine sehr verbindende Erfahrung, es ermöglicht auch das Aufteilen von mancherlei nicht-persönlichen Gepäckbestandteilen. Wasser, Essen und Kleidung wird üblicherweise jeder für sich selbst transportieren. Kochutensilien, Zelt, Reparaturwerkzeug, Luftpumpe, Ersthilfepäckchen etc. werden dagegen nur einmal für alle benötigt und können daher zum Transport gut verteilt werden. Das vermeidet Doppelungen und spart selbstverständlich Gewicht.
Die Aufteilung von Gepäck ist auch eine Möglichkeit, unterschiedliche Reisegeschwindigkeiten anzugleichen. Ob generelle Fitnessunterschiede, Abstimmungsprobleme am Bike oder akutes Unwohlsein – manchmal ist es gut, ein bisschen Last abgeben zu können.
Reisende Pärchen oder Kleinfamilien finden es vielleicht sowohl leichter als auch wärmer, unter einer gemeinsamen Daunendecke zu schlafen, statt diverse Schlafsäcke mit sich zu führen.
In manchen Ländern ist es möglich, Pakete mit Reiseutensilien oder Nachschub mit dem Vermerk »Postlagernd« (international: Poste restante/General Delivery) an Postämter (in den USA auch an Greyhound-Stationen) entlang der geplanten Route zu senden. Üblicherweise werden die Pakte für 30 Tage gelagert und gegen Vorlage des Ausweises ausgehändigt. Diese früher auch für schriftliche Nachrichten (Briefe, Postkarten) bei Rucksackreisenden sehr verbreitete Möglichkeit ist heute stark auf dem Rückzug, daher unbedingt aktuelle Informationen für dein Reiseziel einholen.
Auf diese Weise lassen sich Gepäckbestandteile passend erreichbar machen: der warme Schlafsack und die Daunenjacke für die Gebirgspassage, Kartenmaterial für das nächste Reiseland und so weiter. Und natürlich eignet sich ein solcher Besuch beim Postamt auch dazu, nicht mehr benötigtes Gepäck und/oder ein Reiseandenken in Richtung Heimat zu senden – am besten im gerade geöffneten Karton.