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Kapitel 6 Jagd auf die TERRA-ONE

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„Alle Abteilungen und Schiffssysteme klar zum Alarmstart“, meldete Alexander Kranz an diesem unerwartet ereignisreichen Samstag gegen 17:30 Uhr trocken seiner grimmig dreinblickenden Ehefrau, als diese ihn gleich darauf mit ein bisschen vorwurfsvoller Miene anschaute.

„Mein Schatz, ich weiß ja, dass wir fast eine halbe Stunde hinter der von dir befohlenen Startzeit liegen. Aber du, meine durchlauchte Fürstin, weißt doch genauso gut wie ich, dass ich unsere restliche Besatzung erstmal aus ihren Betten raus- und hierherscheuchen musste.

Übrigens sind inzwischen auch mein Bruder Doc Alec MacLeod und deine Cousine Mora-Sher in Professor Steiners Bordlazarett eingetroffen. Sie kommen erst später zu uns rauf in die Zentrale, weil sie ihm erstmal helfen wollen unsere medizinische Einrichtung für alle Eventualitäten vorzubereiten. Übrigens hast du doch wohl nicht geglaubt, dass wir ohne die Eltern von Alec-Robert abfliegen würden?“

„Schon gut, Alex. Ich würde jetzt auch lieber mit unseren Kids feiern oder läge meinetwegen in meinem Bett, anstatt schon wieder auf dieser Schiffsbrücke zu stehen. Aber es geht um unsere auf LUNA verschollenen Kinder und um ihren Cousin sowie unsere Freunde Konrad, Rando und Mary – da kann man doch wohl ein wenig außergewöhnlichen Einsatz erwarten – oder etwa nicht?“

„Jetzt komm mal wieder runter, Fürstin“, herrschte Alexander Kranz seine Ehefrau noch im gleichen Moment mit nur mühsam unterdrücktem Zorn in der Stimme an, während er zugleich Moras Befehl zum Alarmstart an den auf diesem Flug als Piloten fungierenden Bill Carter sowie an den Chefandroiden Oskar 1 weitergab.

„Menschenskind, Mora – so kenne ich dich ja gar nicht. Und deine zornige und zugleich unbeherrschte Stimmung hilft uns in dieser Situation momentan wirklich nicht wirklich weiter. Sieh‘ das doch endlich ein. “

Da die über beide Wangen errötete Mora Kranz sich daraufhin zunächst weiterhin in Schweigen hüllte, fügte ihr Ehemann in einer noch immer angespannten Tonlage hinzu:

„Mora, sieh mir gefälligst in die Augen, wenn ich mit dir rede und hör mit deinem Herumschmollen auf. Mit Panikmache ist hier niemanden gedient. Unsere Zwillinge sind mittlerweile fast erwachsen.

Außerdem sind sie dank ihrer unglaublichen paranormalen Fähigkeiten jederzeit in der Lage sich gegen etwaige Gegner zu wehren. Und Konrad und Rando sind überaus erfahrene JDEF-Offiziere, die mit jeder Situation fertig werden. Das muss ich gerade dir gegenüber doch nicht extra betonen.

Unsere Besatzung an Bord dieses Schiffes weiß inzwischen über Grund und Umstände unseres unplanmäßigen LUNA-Einsatzes Bescheid. Außerdem wird General Janis Raumkreuzer CHROMA in ungefähr einer halben Stunde von der Raumstation TERRA-ALPHA ablegen und uns Begleitschutz geben.“

Als Mora Kranz daraufhin leise zu schluchzen anfing, nahm Alex seine geliebte Ehefrau sofort tröstend in beide Arme und flüsterte ihr unter sanftem Streicheln ihrer Wangen leise ins Ohr:

„Ich verstehe und teile deine Sorgen, mein Schatz. Mir geht es damit doch ebenso wie dir – auch wenn ich das im Moment zu verbergen versuche. Aber sieh‘ doch mal – noch wissen wir ja gar nicht sicher, ob und was beim Zwischenstopp der S1 auf LUNA-PRIME tatsächlich geschehen ist.

Vielleicht ist ja nur der Funk des Shuttles defekt. Immerhin hat dieses Beiboot ja die ANDROMEDA-Exkursion ebenfalls mitgemacht. Deshalb sollte es ja eigentlich auch in der kommenden Woche gemeinsam mit der MHORA-X2 von ihren neuen Kommandanten Rando und Mary Starke nach Nevada in die längst überfällige Grundüberholung überführt werden.

Und da wir die S1 momentan über Funk nicht erreichen können, wäre ich dir sehr dankbar, wenn du auf telepathisch übermittelte Lebenszeichen von unseren drei Juniorpiloten achten würdest. General Janis und seine telepathisch begabten mandoranischen Landsleute an Bord der CHROMA habe ich übrigens gebeten, dasselbe zu tun.“

„Hast ja recht, mein Herzblatt – bitte guck mich nicht mehr so brummig an. Und danke, dass du mich gerade so eindrücklich an meine Kommandantenpflichten erinnert und alles Nötige in die Wege geleitet hast“, erwiderte Mora Kranz, als sie ihrem überraschten Gatten jetzt einen sanften Kuss auf die Lippen hauchte und sich gleich darauf mit den geflüsterten Worten:

„Ich lausche ab jetzt nur noch auf die telepathischen Sendungen unsere Kids – das bisschen Fliegen kriegen mein geliebter Fürstgemahl und seine Leute an den Steuerkontrollen doch auch ‘ne Weile lang ohne mich hin“ auf ihren in Ruheposition gestellten Kommandantensessel zurückzog.

„Schläft deine erschöpfte Frau etwa? Verdenken kann man es ihr nach der ganzen Aufregung ja nicht. Wir beide haben unterdessen zusammen mit Professor Steiner übrigens schon mal vorsorglich die medizinische Ausrüstung der MHORA-X2 überprüft“, raunte eine halbe Stunde später die gerade mit ihrem Mann und zwei fremden Begleitern in die Schiffszentrale eingetretene larojanische Ärztin Mora-Sher ihrem Schwager ins Ohr.

„Nöh, meine süße Ehefrau pennt nicht – das sieht nur so aus. Meine fürstliche Kommandantin versucht grad nur, unsere Kids und euren Alec-Robert auf telepathischem Weg zu erreichen, wofür sie sich absolut konzentrieren muss. Also lasst sie in Ruhe, wir haben inzwischen ja beinahe den halben Weg zum MOND zurückgelegt. Daher dürfte es nicht mehr allzu lange dauern, bis Mora Verbindung zu unseren Zwillingen und eurem Sohnemann kriegt.

Nur wäre es nett, wenn ihr beide mir mal eure zwei Begleiter vorstellen würdet. Der Uniform und den Rangabzeichen nach, gehören die beiden Fähnriche, die sich da trotz ihrer spürbaren Aufgeregtheit auffallend im Hintergrund halten, anscheinend ebenfalls zur Abschlussklasse der terranischen Raumakademie – hab‘ ich recht?“

„Messerscharf kombiniert, werter Bruder. Aufgeregt sind Kala und Moana nur, weil sie eigentlich – genauso, wie eure Zwillinge – in diesem Augenblick ihre Abschlussurkunden in der Aula der Raumakademie in Empfang nehmen müssten. Sie sind also unerlaubt abwesend, weil sie sich sehr um ihre Freunde Lisa und Maxi sorgen. Mit deiner detektivischen Spürnase lagst du also eben goldrichtig. Da ist wohl mal wieder der ehemalige Polizist in dir zum Vorschein gekommen“, grinste Dr. Alec MacLeod seinen Bruder jetzt an.

„Doch diese beiden Teenager können für sich selbst reden und sich bei dir als augenblicklich amtierendem Schiffskommandanten vorstellen. So, wie ich das sehe, wirst du den beiden eine Entschuldigung schreiben müssen, weil du ihnen nämlich künftig noch viel öfter begegnen wirst, als du dir das im Moment vielleicht noch denkst.“

„Wir können in der Tat selber reden, Sir“, fasste sich in diesem Moment die junge Frau ein Herz, bevor sie mit scheuer Miene fortfuhr: „Ich heiße Kala und der verstockte Kerl, den ich gerade hinter mir her schleife, ist mein älterer Bruder, der auf den schönen Namen Moana hört.

Wir beide sind nicht nur Geschwister, sondern auch die engsten Freunde von Mora-Lisa und Alex-Max, den ich jedoch gegen seinen Willen noch immer Maxi nenne, auch wenn er diesen Kosenamen nicht so gern hört. Und entschuldigen Sie bitte unser Eindringen, denn eigentlich wollten wir Sie und ihre Gattin erst zu einer passenderen Gelegenheit kennenlernen.“

„Deshalb, Sir ... ach, was soll’s. Wird sowieso nicht mehr lange dauern, bis unsere Direktorin Nora Kirschner mitsamt der JDEF-Führungsriege vor Ort in Fürstenfeldbruck merkt, dass wir uns mit Hilfe des Ehepaars MacLeod an Bord Ihres Schiffes geschlichen haben.

Da wir deswegen die in diesem Augenblick beginnende Zeugnisausgabe in der Aula der Akademie und die anschließende Gradierungszeremonie verpassen, müssen wir wohl auch die Konsequenzen für unser unbotmäßiges Handeln tragen“, ergänzte in diesem Moment der junge Fähnrich Moana die Rede seiner Schwester.

„Wir beide haben das nur getan, weil wir uns inzwischen große Sorgen um unsere seit heute Mittag vermissten Kameraden machen. Falls wir mit unserer eigenmächtigen Tat also gerade unseren Akademieabschluss versemmelt haben, so ist uns das momentan völlig schnuppe. Denn Ihr Sohn und Ihre Tochter sind für uns beide bereits seit gut zwei Jahren sehr viel mehr als nur akademische Freunde“, ergriff jetzt wieder die ein wenig traurig und nervös um sich blickende Aquanautin Kala das Wort.

Da ihr das versonnene Lächeln der bis dahin schweigenden Mora Kranz nicht entgangen war, setzte sie gleich darauf noch einmal mit viel selbstbewussterer Stimme in Richtung von Alexander Kranz fort:

„Sir, da wäre noch etwas – und ehe Ihnen das irgendjemand anderes zuträgt, muss ich Ihnen ganz offen beichten, dass mein Bruder und ich uns in den vergangenen Monaten immer mehr in Ihre Zwillinge verliebt haben, was übrigens auf Gegenseitigkeit beruht. Außerdem sollten Sie wissen, dass wir dem Volk der Aquanauten von ENCELADUS angehören und die Kinder von Präsidentin Alami sind.

Und obwohl tiefere Beziehungen mit uns Aquanauten seitens hochgestellter terranischer Eltern wahrscheinlich nicht so gerne gesehen werden, werden wir an unserer Verbindung zu Ihrer Tochter und Ihrem Sohn festhalten. Umgekehrt wird vermutlich auch unsere verehrte Mutter Alami der Schlag treffen, wenn sie von unserer doppelten Liaison und unseren Zukunftsabsichten erfährt. Bisher weiß sie nämlich davon ebenfalls noch nichts.

Jedoch sollten wir das alles meines Erachtens zunächst mal hintanstellen und stattdessen lieber Ihrer Fürstin Mora bei der Ortung von Lisa und Maxi helfen. Wir zwei sind nämlich ebenfalls ganz brauchbare Telepathen und könnten mit ihr zusammen einen PSI-Kreis bilden, um unsere psionischen Kräfte zu bündeln.“

Mora Kranz, die der Rede der jungen Aquanautin mit halbem Ohr und zunehmend belustigter Miene zugehört hatte, meinte daraufhin trocken: „Ich danke dir für deine ehrlichen Worte, liebe Kala. Du bist ein ausgesprochen hübsches und offensichtlich ziemlich kluges Mädchen. Du und dein Bruder seid beide sehr sympathische Menschen, das kann ich sehr gut spüren.

Auch wenn wir uns über eure Beziehung zu unseren Kindern später sicher noch unterhalten müssen, kann ich euch zunächst mal beruhigen – mein Mann und ich würden dem Glück unserer Kinder niemals im Weg stehen. Damit meine ich, dass nicht alle terranischen Eltern so ticken, wie du es eben beschrieben hast. Und deshalb lasst ihr ab sofort auch die formellen Anreden bleiben.

Ihr müsst begreifen, dass wir uns nicht als hochgestellte Leute betrachten, was genauso für unsere Kinder gilt. Dieses Adjektiv trifft da wohl schon eher für eure Mutter Alami zu, die ja zugleich die Präsidentin aller Aquanauten auf KRONOS AQUA ist. Mit der solltet ihr also zunächst mal ein Gespräch über eure zukünftige Lebensplanung führen. Wobei mir einfällt – ihr habt noch gar nichts über euren Vater erzählt.

Da eure Mutter aufgrund eurer morgigen Abschlussfeier ja bereits auf dem Weg nach TERRA ist, bietet sich für ein Gespräch ja auch schon in allernächster Zeit dafür die Gelegenheit. Wobei, neben unseren Kindern, auch mein liebreizender Ehemann und ich euch natürlich gerne zur Seite stehen und helfen werden.

Übrigens – was eure Graduierung betrifft, so kann ich euch schon mal beruhigen. Die und auch die anschließende Feier morgen wurden nämlich schon kurz nach unserem Start bis auf Weiteres verschoben. Eine Entschuldigung muss euch mein Alex deshalb also auch nicht schreiben, weil ihr außerdem ab sofort auf meinem Schiff offiziell im PSI-Einsatz seid. Das terranische Flottenkommando hat nämlich gerade ganz andere Sorgen, weil es gilt, den Vorfall auf LUNA-PRIME aufzuklären.

So, und jetzt setzt ihr beide euch mal neben mich hin und fasst mich bei der Hand. Umarmen machen wir später. Deine Idee mit dem PSI-Kreis, liebe Kala, die ist ganz vortrefflich. Und bis wir unsere Kids aufgespürt haben, wird auch mein kariert guckender Ehemann seine augenblickliche Schockstarre überwunden haben.“

Gerade als Moras Kommentar verklungen war, tönte die unverkennbare Stimme von Oberstleutnant Wolfgang Ries aus der Navigations- und Ortungsabteilung über die Bordsprechanlage:

„Ortung an Brücke. Wir messen gerade den unberechtigten Start eines 100-Meter Raumers auf LUNA-PRIME an. So, wie’s aussieht, handelt es sich um einen Kugelraumer der ODIN-Klasse, der sich gerade mit hohem Tempo aus dem lunaren Orbit entfernt. Was ich jedoch nicht verstehe, ist, warum dieses getarnt fliegende Schiff schon seit seinem Start andauernd die Modulationsfrequenz seines Heckschutzschirms ändert – da macht doch der Tarnkappenmodus dann überhaupt keinen Sinn.“

„Aber ich verstehe das, Wolfgang. Danke, dass du so gut aufgepasst hast. Was glaubst du denn wohl, wer diese Kiste fliegt? Diejenigen, die dieses Kugelschiff steuern, sind unsere Leute – und die wollen schlicht auf sich aufmerksam machen“, erwiderte Alex Kranz prompt. Doch noch ehe jemand etwas darauf erwidern konnte, schrie Mora Kranz erregt in die Runde:

„Haltet mal alle ‘nen Moment lang die Klappe. Dank meiner beiden Assistenten erfasse ich gerade meine Mora-Lisa. Sie sitzt scheinbar zusammen mit Mary Starke in der ziemlich beschädigten MHORA-X2-S1 fest. Wie lange noch bis nach LUNA-PRIME?“

„Schätzungsweise noch 5 Minuten“, entgegnete Alex Kranz spontan, wobei er zugleich eine überaus ernste Miene aufsetzte. „Planst du die Verfolgung des Kugelraumers abzubrechen und erstmal Mary sowie unsere Tochter zu bergen?“

„Yep, genau das habe ich vor. Den beiden geht in ihrem beschädigten Beiboot nämlich allmählich die Atemluft aus. Alex, mach dich schon mal für einen Teleportersprung bereit. Das muss jetzt ein bisschen schneller gehen, als sonst – denn es eilt gewaltig. Um das geflohene Kugelschiff kümmern wir uns später.“

„Verstanden, mein Schatz – bin in wenigen Sekunden weg und hole die beiden dort unten raus. Geh du inzwischen in einen stabilen geostationären Orbit über der Station“, erwiderte Alexander Kranz jetzt mit eiskalter Ruhe, während er sich eilig seinen Raumanzug überstreifte.

„Sofern die Kommandantin einverstanden ist, würde ich dich gerne begleiten, Fürst Alex“, meldete sich an dieser Stelle Lisas aquanautischer Freund Moana zu Wort, bevor er noch hinzufügte:

„Beim Teleportieren bin ich nämlich bislang immer noch ein bisschen besser als meine kleine Schwester. Außerdem kenne ich dank der telepathischen Verbindung zu Lisa, die exakte Position, zu der wir beide springen müssen. Alles was ich dafür jetzt noch benötige, ist ein zweiter Raumanzug.“

„Dort im Schrank – und beeil dich ein bisschen, Moana. Soweit ich das aus Lisas und Marys Gedanken lesen kann, ist dort unten auf LUNA-PRIME tatsächlich etwas Schreckliches passiert“, knurrte Mora Kranz prompt mit zorniger Stimme, als die beiden Teleporter auch bereits mit dem gewohnten Vakuumknall aus der MHORA-X2 verschwanden.

Es dauerte nicht besonders lange, bis sich der laute Knall wiederholte, mit dem die beiden Teleporter mit Lisa und Marianne Starke an der Hand aus einem nebligen Gebilde heraus in der Zentrale der MHORA-X2 auftauchten. Aus den Augenwinkeln konnte Mora Kranz erkennen, wie ihre Tochter Lisa ihren Freund Moana überglücklich anlächelte und küssend umarmte, bevor sie ihrer Mutter spontan um den Hals fiel und ihr sowie ihrem Vater zuflüsterte:

„Bitte nicht böse sein, liebe Eltern. Maxi und ich hatten nämlich eigentlich vor, euch unsere aquanautischen Freunde bei unserer heutigen Graduierungsfeier offiziell vorzustellen. Verzeiht uns bitte, dass wir euch nicht schon früher über unsere Beziehung zu den beiden informiert haben. Wir wollten halt erst mal sichergehen, dass es zwischen uns Vieren auch passt.“

„Nicht schlimm, Lisa – du brauchst dich nicht bei uns zu entschuldigen. Ich kann bei dir und Moana sehen und fühlen, wie ernst es euch mit eurer Verbindung ist. Und ich denke, dass es bei Maxi und seiner Freundin Kala nicht sehr viel anders ist. Deshalb freuen wir uns, dass ihr euch solch liebenswerte Gefährten ausgesucht habt. Jedoch reden wir darüber später weiter – denn natürlich interessiert es uns, wie ihr euch kennen und lieben gelernt habt. Doch jetzt will ich von Mary und dir erstmal ganz genau erfahren, was dort unten auf LUNA nach eurer Landung vorgefallen ist.“

„Danke Leute, das war wirklich Rettung auf den letzten Drücker“, schnaufte jetzt auch die sichtbar angeschlagene Oberstleutnant Mary Starke, ehe sie sich neben Moras Tochter in einen freien Kontursessel setzte. Gleich darauf berichtete sie weiter:

„Leider ging uns nach Lisas überraschender Rückkehr auf die S1 allmählich die Atemluft im Kommandostand aus. Wie’s scheint, war selbst dieser gehärtete Raum nach dem vorangegangenen Strahlkanonenbeschuss nicht mehr ganz so hermetisch dicht, wie wir eigentlich dachten – und unser Funk ging zuvor ebenfalls in die Binsen, nachdem er zudem durch einen leistungsstarken Störsender überlagert wurde. Und das alles, weil ich nach dem Verlassen der restlichen Crew die Schutzschirme des Shuttles nicht wieder eingeschaltet hatte. War wohl mein Fehler, für den ich dich später um Bestrafung bitte, Boss.“

„Das ist, gelinde gesagt Quatsch, Oberstleutnant Mary – und das weißt du auch. Immerhin war die Crew der Station zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr am Leben und gegen den startenden Kugelraumer hätten wir bei einer Verfolgung mit der S1 nicht die geringste Chance gehabt, selbst wenn unser Shuttle noch in unbeschädigtem Zustand gewesen wäre“, warf Mora-Lisa sofort ein.

„Lisa hat recht – also mach dir keine Vorwürfe – schließlich hätte das jedem von uns passieren können. Das bedeutet jedoch auch, dass die Mörder unserer JDEF-Mannschaft auf LUNA-PRIME nichts von Lisas Teleportersprung mitbekommen haben – oder?“, fragte Alex Kranz sofort zurück.

„Nöh – haben sie nicht. Und von Maxis und Alecs besonderen Fähigkeiten haben sie ebenfalls keine Ahnung“, erwiderte jetzt Lisa mit erschöpft klingender Stimme.

Noch während die beiden ziemlich geschafft wirkenden Frauen gleich im Anschluss bei eingeschalteter Flottenwelle zu den JDEF-Hauptquartieren über die bekannten Details des auf LUNA-PRIME Geschehenen berichteten, hatte Mora Kranz bereits parallel dazu über eine der Bord-zu-Bord Alarmfrequenzen einen permanenten Videokontakt zu General Janis Ringkreuzer CHROMA aufgebaut.

„General Janis, ihr habt den ganzen Bullshit mitgehört, den Oberstleutnant Mary Starke und meine Tochter gerade zum Besten gegeben haben.

Es ist kaum zu fassen – zwölf ermordete JDEF-Angehörige, ein beschädigtes Raumboot plus eine verwüstete Mondstation. Das Allerschlimmste aber ist, dass es diesen nationalistischen Drecksterroristen gelungen ist, ein Schiff der ODIN-Klasse und vier unserer Leute in ihre Gewalt zu bringen, mit denen sie sich danach aus dem Staub machen konnten.

Ich darf gar nicht daran denken, was diese Schweine alles mit diesem antiken lemurischen Raumschiff anstellen könnten, sonst platze ich gleich vor Wut. Das einzig Gute dabei ist, dass diese Schweinepriester nicht wissen, wen sie sich mit der Entführung unserer Leute als Interimspiloten an Bord geholt haben.

Könnt wenigstens ihr noch die von Maxi und Alec-Robert unbemerkt aktivierte Heckschirmfluktuation dieser Kiste ausmachen? Bei uns ist dieses Kugelschiff nämlich schon vor etlichen Minuten aus der Ortung verschwunden – und außerdem scheint diese Mistkugel unterdessen mit Überlichttempo unterwegs zu sein.“

„Bleib cool Mora – die TERRA-ONE entkommt uns nicht. Du weißt doch, wie gut die Langstreckenscanner meiner CHROMA funktionieren.

Also ja, wir haben sie einwandfrei in der Ortung, obwohl sie unter Volltarnung fliegt. Meine bessere Hälfte Lara Bint Tabari übermittelt euch in diesem Moment die aktuellen Positionsdaten. Der angemessenen Flugspur nach scheinen diese Kerle tatsächlich eine Befreiungsaktion auf dem Asteroiden CERES vorzuhaben.

Darüber hinaus stehe ich bereits mit deinem Sohn Alexander-Max und seinem Cousin Bobby in telepathischer Verbindung, damit sie die Tarn- und Schirmgeneratoren nachher bei unserer Annäherung rechtzeitig telekinetisch zu Bruch gehen lassen. Auch wenn ich die beiden noch nicht persönlich kenne, scheinen sie aus meiner Sicht ja über ziemlich beachtenswerte Parafähigkeiten zu verfügen.

Ach so – eines hätte ich beinahe noch vergessen: Deine Freundin Kommodore Brigid-Thor und Oberst Thure-Pan sind mit der SOL und der ODIN kurz nach unserem Ablegen aus dem Raumdock von Nevada aus gestartet. Die beiden hören uns gewiss schon die ganze Zeit über zu und sie werden wahrscheinlich noch vor dir an meiner Flanke sein.

Meine CHROMA geht jetzt auf direkten Abfangkurs, aber ich hätte zur Sicherheit gerne auch deine Teleporter in meiner Nähe, wenn wir nachher alle gemeinsam diese sogenannte TERRA-ONE aufbringen.

Ich zweifle zwar nicht daran, dass dein Sohn und sein Cousin eure beiden Seniorpiloten ganz alleine per Teleportation auf mein Schiff evakuieren könnten – jedoch wäre es mir lieber, wenn wir auch deren Entführer gleich mit einkassieren würden.

Und daher wäre es schick, wenn dein Teleporter-Fürst und sein ärztlicher Bruder mit ein paar deiner Spezialkräfte und ihren kampfkräftigen K-100 Robotern auf dieser TERRA-ONE aufräumen würden.“

„Uns zwei Pappnasen bleibt auch nichts erspart“, grinste Alex Kranz seinen Halbbruder Alec noch im gleichen Moment an. Und an seine Kommandantin und Ehefrau gewandt fügte er gleich noch hinzu:

„Mora, sag Janis bitte, dass wir hier mit den Fähnrichen Kala und Moana inzwischen noch zwei weitere äußerst fähige Teleporter zu Verfügung haben, die uns beim Transport von vier K-100 und General Hubert Langes Kommandosoldaten helfen werden. Unsere Lisa zähle ich da im Augenblick bewusst noch nicht dazu, weil sie erstmal ihre Entkräftung überwinden muss.“

„Mach ich, mein fürstlicher Schatz – doch zuerst mal müssen wir die CHROMA einholen, also setz dich zuvor nochmal neben Bill Carter in den Pilotensitz und drück auf die Tube. Unser Chefandroide Oskar 1 muss nämlich nochmal zu Hubert Lange und seinen Männern in unseren Laderaum runter, um die Einsatzfähigkeit seiner K-100 zu checken“, erwiderte Mora Kranz jetzt wieder in gewohnt angriffslustiger Manier, ehe sie gleich noch breit grinsend hinzufügte:

„Mann oh Mann, wird das ein Spaß, wenn wir diesen arroganten TFN-Blödmännern gleich mal so richtig in den Hintern treten können.“ Sofort nach diesen Worten setzte die Kommandantin der MHORA-X2 ihre Befehlsausgabe über die Bordsprechanlage fort:

„Ihr habt‘s alle gehört. Und du, verehrter General Lange, musst mit deinen Spezialisten in erster Priorität diese verkommenen Schweinhunde solange in Schach halten, bis die vier Teleporter unsere Männer von Bord dieses gekaperten Kugelraumers gerettet haben. Ich zähle auf euch, Hubert. Wenn ihr mit euren Vorbereitungen fertig seid, kommt bitte nochmal kurz zu einer letzten Missionsbesprechung auf die Brücke.

Zweitens – und das geht an die gesamte Besatzung – wir müssen alle gemeinsam mit den herbeieilenden Verstärkungsschiffen dafür sorgen, dass die TERRA-ONE den Asteroiden CERES unter gar keinen Umständen erreicht.

Notfalls werden wir diesen Scheißraumer abschießen, auch wenn es mir lieber wäre, die überheblichen Terroristen einschließlich ihres verblendeten Barons festzunehmen, damit sie ihr Ziel CERES erst nach ihrer Aburteilung auf TERRA später mal als Strafgefangene besichtigen und als lebenslange Wohnstatt beziehen können.

Wolfgang, dass mit dem Bordwaffeneinsatz wird dein Job werden, denn mein Mann wird ja als Teleporter gebraucht und Bill Carter und Oskar 1 müssen derweil unser Schiff fliegen. Denk aber bitte daran, dass deine Leute an den Feuerknöpfen zuerst die Hyperblaster-Abschussvorrichtungen des Kugelschiffs aufs Korn nehmen. Ich möchte nämlich nur ungern als Leuchtspirale im Hyperraum enden.“

„Keine Sorge, Fürstin Mora – das wird nicht passieren. Dein schlauer Herr Sohn hat nämlich bereits die Stromversorgung dieser unheimlichen Hyperfeldwaffen auf allen Ebenen dieses Kugelraumers telekinetisch unterbrochen. Von daher droht uns davon also gewiss keine Gefahr mehr“, meldete sich jetzt General Janis über die verschlüsselte Videoverbindung erneut zu Wort.

„Übrigens hat euch meine überaus befähigte Ehefrau und Spezialistin Lara Bint Tabari auch bereits in der Ortung. Und die Kugelraumer ODIN und die SOL treffen in wenigen Minuten ebenfalls ein. Du hast Lara in ihrer Zeit auf deiner MHORA-X2 wirklich ganz exzellent ausgebildet, wofür ich dir gar nicht genug danken kann.“

„Jaja, Janis – verarsch mich nur. Wie du weißt, hab‘ ich Lara nur äußerst ungern von Bord meines Schiffes ziehen lassen. Nur kam mir dann bekanntermaßen leider eure Liebe in die Quere. Jetzt ist sie deine Frau und zudem die Mutter eures Kindes – du brauchst also keine Angst zu haben, dass ich sie mir zurückhole. Zumal ich strenggenommen schon gar nicht mehr die Kommandantin der MHORA-X 2 bin.

Dennoch danke ich dir sehr für deine beruhigende Botschaft. Bis zum Rendezvous mit deiner CHROMA bleibt uns bei Höchstgeschwindigkeit ab jetzt noch eine knappe Viertelstunde. Danach wird es nicht mehr lange dauern, bis wir diesen skrupellosen Mördern einen überraschenden Besuch abstatten können. Also Leute, legen wir mit der Jagd auf die TERRA-ONE los und geben diesen verdammten Piraten Saures.“

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