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Kapitel 4
Оглавление„Jetzt halt‘ doch endlich die Klappe!“ war der einzige Gedanke, an den Nora sich später noch erinnern konnte.
Man hatte sie operiert.
Aufgeschlitzt und wieder zugenäht.
Es war nun Noras Hauptaufgabe, diese Tatsache zu akzeptieren.
Eigentlich war Nora eine Meisterin darin, Tatsachen zu akzeptieren, um sie danach ganz schnell komplett zu verdrängen. Doch in diesem Fall stieß sie, aus unerklärlichen Gründen, an ihre Grenzen.
Plötzlich hatte Nora nur noch einen Wunsch: wieder gesund sein!
So wie früher!
Seltsam, als sie noch einigermaßen fit war, hatte sie so viele unerfüllte Wünsche. Und nun waren diese vielen, vielen kleinen Wünsche zusammengeschrumpft auf einen einzigen, übergroßen und sehr mächtigen Wunsch.
Sollte ihr Leben etwa gar nicht so schlimm gewesen sein, wie sie es immer befürchtet hatte?
Es tat sehr weh, zu lachen.
Das Lachen schmeckte bitter und blieb ihr im Halse stecken.
Sie würde nie wieder so gesund sein, wie damals, als sie die Treppen hinunter in die Waschküche gegangen war, um nach der Waschmaschine zu schauen, die da so laut und penetrant piepste.
„Sie haben Glück gehabt! Wir konnten Sie gerade noch retten! Der Eingriff war ganz klein und Sie können schon bald wieder nach Hause!“ War das der Weihnachtsmann, der mit dieser lustigen Micky Maus Stimme mit ihr sprach? Wieso hatte er einen weißen Kittel und keinen roten Mantel an?
Erst langsam registrierte Nora, dass nicht sie die komplizierte Herz-Operation über sich hatte ergehen lassen müssen, sondern die arme Patientin, die kurz zuvor zur Türe herein geschoben wurde, frisch von der Intensivstation.
Nora schielte immer wieder heimlich rüber zu ihr.
Das bleiche Gesicht wirkte sehr abwesend, während ihr Besucher verzweifelt um Fassung rang.
„Steht unter Drogen – bestimmt Morphium!“, flüsterte Luisa ihrer Mutter zu.
Als sie den Blick ihrer Mutter sah, musste sie lachen.
„Jetzt schau‘ nicht so neidisch drein! Dir haben sie bestimmt auch irgendein Medikament verpasst. Sonst würdest du nicht so brav im Bett liegen bleiben!“