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Kapitel 5
Оглавление„Ich will die Hütte verkaufen!“
„Und was wird dann aus uns?“
Nora blickte in ratlose, panisch dreinschauende Gesichter.
„Keine Ahnung …!“
„Aber was willst du denn dann machen? Du brauchst doch jemand, der sich um dich kümmert!“
„Ich war noch niemals in Alaska!“
Die Gesichtszüge von Luisa und Arno entglitten ihnen immer mehr.
„Mutter, was willst du denn in Alaska? Da ist es arschkalt!“
Nora tat so, als würde sie angestrengt nachdenken. Dann stellte sie fest, dass sie tatsächlich ins Grübeln kann. Wieso eigentlich war ihr Alaska so spontan in den Sinn gekommen? Sie hatte nicht wirklich vorgehabt, nach Alaska zu reisen. Doch plötzlich verspürte sie den Wunsch, diese Idee eiskalt in die Tat umzusetzen.
„Um das herauszufinden, werde ich so schnell wie möglich hinfahren müssen, fürchte ich!“, antwortete sie grinsend.
Nora machte eine lange Pause.
Die Blicke ihrer Kinder waren unbezahlbar.
Nora triumphierte.
„Und dann baue ich mir dort ein schnuckeliges, kleines Iglu, kaufe mir ein paar Schlittenhunde und schaue mir die Gegend an.“
„Und wie lange willst du dir dort die Gegend anschauen?“
„Bis mein Iglu geschmolzen ist und die Hunde mir die ganze Gegend gezeigt haben … vielleicht.“
Nora seufzte und senkte ihre Stimme.
„Wie lange ist es jetzt her, dass Papa tot ist?“ flüsterte sie, kaum hörbar.
Betretenes Schweigen, Verwirrung und Trauer.
„Ein Jahr, vier Monate und 13 Tage – höchste Zeit für mich, ein neues Leben zu beginnen, bevor auch mein Leben zu Ende ist!“
„Mit 55 – spinnst du?!“ Luisa war gerade mal 24 – was wusste sie schon vom Leben?
„Als Mutter bin ich längst arbeitslos – ich brauche eine neue Herausforderung. Auch wenn ihr meint, mich noch immer beschäftigen zu müssen. Wenn ich das Haus verkaufe, habe ich genug Geld, um mir in Alaska ein neues Leben aufzubauen!“
„Wieso ausgerechnet Alaska?“
„Ja, Luisa hat recht! Wieso nicht Australien? Da könnte ich den ganzen Tag surfen!“
„Genau! Oder nach Neuseeland! Dort könnte ich dann Tiermedizin studieren!“ Die Geschwister waren sich einig – wie immer, wenn demokratische Entscheidungen getroffen werden mussten.
Doch dieses Mal musste gar keine demokratische Entscheidung getroffen werden. Nora hatte ein Schlupfloch aus ihrem bisherigen Hamsterrad entdeckt. Dieses Schlupfloch war so überdimensional groß, dass sie es bisher völlig übersehen hatte.
„Ihr könnt sehr gerne und wann immer ihr wollt, nach Australien oder nach Neuseeland reisen und von mir aus auch bleiben. Ich ziehe nach Alaska. Und zwar alleine! Alles andere kommt mir nicht in die Tüte - ist viel zu langweilig!“ Nora schaute freundlich lächelnd in die Runde.
„Will noch jemand Tee?“