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Kapitel 2

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Während Helena durch Costa Rica streifte, in bunten Farben schwelgte und sich den Geräuschen und den Düften des Regenwaldes hingab, schreckte Leopold aus seinen wirren Träumen hoch. Er war vor dem Fernseher eingeschlafen.

Während er langsam zu sich kam, dachte Leopold an das Chaos der vergangenen Tage und Wochen. Sein Körper schmerzte durch die seltsam gekrümmte Schlafposition und er hatte großen Durst. Seine linke Hand war eingeschlafen. Wahrscheinlich hatte er die ganze Zeit darauf gesessen.

Wie lange mochte er schon geschlafen haben?

Leopold hob die Hand und betrachtete seine Finger, die sich wie ein ausgelagerter Fleischklumpen anfühlten. Die Naht seiner Hosentasche hatte sich darin tief eingeprägt. Er stöhnte, schüttelte die Hand und ließ sie nach unten sinken. Das Kribbeln setzte langsam ein. Als die Nadelstiche immer heftiger wurden, bewegte Leopold vorsichtig seine Finger. Er massierte die Handballen mit den Fingerspitzen und war froh, zumindest wieder Herr seiner linken Hand zu sein. Erschöpft ließ er sich wieder auf den Stuhl sinken.

„Du solltest ins Bett gehen, alter Mann“, murmelte Leopold, gehorchte seinem Befehl jedoch nicht.

Im Zimmer war es eiskalt und die Nachrichtensprecherin berichtete von Toten und Verletzten. Leopold angelte sich die Fernbedienung vom Tisch und mit einem geübten Tastendruck blendete er das Elend auf dieser Welt aus.

Normalerweise mochte er den Frühling.

Doch dieses Jahr war es Anfang Mai noch immer ungewöhnlich kalt, regnerisch und wolkenverhangen. Der Klimawandel schien schneller voranzuschreiten, als erwartet. Vor allem entwickelte er sich ganz anders, als Leopold sich das vorgestellt hatte. Er hatte nichts gegen wärmere Temperaturen, aber die kräftigen Stürme und die sintflutartigen Regenfälle gaben einen kleinen Vorgeschmack auf das, was sich da zusammen braute.

Leopolds Durst wurde unerträglich. Sein Hals war wie ausgetrocknet und das Schlucken bereitete ihm Schmerzen. Er füllte sich Wasser in ein Glas und trat damit ans Fenster, um seinen Blick wieder von innen nach außen zu lenken und nach vorne zu schauen.

Draußen war alles friedlich und still. Es war bereits weit nach Mitternacht und die kalte Nacht war sternenklar. Leopold setzte sich in seinen bequemen Fernsehsessel und vertiefte sich in das dicke Buch, das Anna ihm zum Geburtstag geschenkt hatte.

Marsmonde

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