Читать книгу DNA - K. Krista - Страница 13
ELF
ОглавлениеImmer wieder muss ich darüber nachdenken, warum mir die Situation der Beobachtung eines Geländes bei Tageslicht so bekannt vor kam. Es fühlte sich an wie ein Déjà-vu, ein gegenwärtiges Ereignis bereits einmal erlebt zu haben. Kann ich mich so täuschen, oder war dies eine reale Erinnerung? Es frustriert mich zunehmend, dass ich mit niemandem darüber sprechen kann. Etwas, das ich nicht näher benennen kann, hält mich davon ab, mich Olga oder Nikolai anzuvertrauen und auch dies ärgert mich zunehmend, denn ich mag die Beiden, sehr sogar.
Was also hält mich zurück?
Und es ist nicht nur dieses Erlebnis, in letzter Zeit fällt mir immer wieder auf, dass ich sehr viel träume. Auch kann ich mich meist sehr gut an meine Träume erinnern und im Grunde sind es ganz banale Dinge, doch eines macht mich stutzig und lässt mich immer wieder darüber nachdenken. Ich träume auf Deutsch.
Olga und Nikolai haben mir erklärt, ich wäre Russin, ich spreche diese Sprache auch fließend, des Weiteren hat Nikolai erklärt, dass ich Sprachen studiert hätte, neben meiner Muttersprache russisch, würde ich auch fließend Deutsch und mindestens einen chinesischen Dialekt sprechen.
Doch träumt man nicht in seiner Muttersprache?
Den Gedanken, dass mir nicht die ganze Wahrheit über mich erzählt wird, habe ich bis jetzt noch nicht zugelassen, doch spüre ich, dass mir immer mehr Zweifel kommen. Sind die Beiden nicht ehrlich zu mir? Doch was für einen Grund sollten sie haben, mich anzulügen? Es ist einfach nur anstrengend und frustrierend. Je besser sich mein Körper von der Operation und dem darauffolgenden Koma erholt, um so fitter wird auch mein Kopf und ich ertappe mich immer häufiger dabei, die Dinge, die mir erzählt werden zu hinterfragen.
Olga und ich sind bereits unterwegs zum Anwesen des Majors und erst jetzt kommen mir Bedenken, warum Nikolai so unbedingt wollte, dass Olga mit dabei ist. Ich habe vor, den Major zu töten und das weiß Nikolai. Das Mädchen ist für so etwas noch viel zu jung, warum hält Nikolai sie da nicht raus, was bezweckt er damit?
Ich ärgere mich sehr darüber, dass mir diese Bedenken nicht schon früher gekommen sind, jetzt ist es zu spät. Ich kenne Olga inzwischen gut genug, um zu wissen, dass ich sie jetzt nicht mehr davon abbringen werde, nicht mit auf das Gelände zu kommen. Die Kleine kann verdammt stur sein.
So in Gedanken vertieft kommen wir in den frühen Morgenstunden beim Anwesen des Majors an und obwohl ich weiß, es ist sinnlos, wende ich mich an das Mädchen.
>>Mir wäre es wirklich lieber, du würdest mir hier draußen den Rücken decken.<<
>>So ein Schmarrn, was soll, das? Wir habe in allen Einzelheiten abgesprochen, wie wir vorgehen wollen, wir gehen Beide hinein. Was soll ich hier draußen decken?
Ich kann dir nur dann deinen Rücken decken, wenn ich ihn auch sehe, findest du nicht? Du willst mich nicht dabei haben, doch ich lasse dich nicht allein. Du hast mich einmal vor dem Major gerettet, jetzt bin ich dran.<<
Resigniert aufseufzend gibt Nicole sich geschlagen. Sie hatte es vorher gewusst, musst jedoch diesen letzten Versuch, so kläglich er auch war, starten.
>>Na dann los<<, fordert sie Olga auf. >>Halte dich dicht hinter mir und versuch kein Geräusch zu machen.<< Ohne darauf zu achten, ob Olga ihr folgt, schwingt sich Nicole auf die, das Grundstück umgebende Mauer, lässt ihren Blick kurz über das Gelände schweifen und legt sich dann flach hin um Olga die Hand zu reichen und ihr so auf die Mauer zu helfen. Mit Handzeichen gibt Nicole dem Mädchen zu verstehen, dass sie ihr folgen soll. Zügig, aber immer darauf bedacht kein Geräusch zu verursachen schleichen sich die Zwei an das Gebäude heran, in dem sie den Major vermuten. Da zieht Olga plötzlich an Nicoles Hand und zerrt sie hinter ein Gebüsch. Nur einen kurzen Moment später laufen zwei Soldaten, nur einige Zentimeter entfernt, an ihnen vorbei und verlassen das Grundstück.
Nicole hat die Männer nicht gehört. Olgas Gehör muss um ein Vielfaches besser sein als das ihre – unglaublich. Lächelnd streicht sie dem Mädchen übers Haar und macht die Daumen hoch Geste. Als sie sicher sein können, dass die Soldaten das Anwesen verlassen haben, setzen sie ihren Weg fort.
Konzentriert lauschen Beide darauf, wieviel Stimmen im Haus zu vernehmen sind. Wie es scheint schlafen alle Bewohner. Es sind nur Atemgeräusche zu hören, was es sehr erschwert, die Anzahl der Personen, die sich im Gebäude befinden, auszumachen. Die Eingangstüre ist verschlossen, doch Nicole zieht das Mädchen mit sich auf die Rückseite des Gebäudes und wird fündig. Ein Fenster, noch dazu im Erdgeschoß ist gekippt, ein Leichtes für Nicole dieses zu öffnen. Und wieder fühlt es sich so an, als ob sie dies nicht zum ersten Mal macht. Ohne darüber nachdenken zu müssen weiß Nicole instinktiv, wie das Fenster zu öffnen ist und nur eine Sekunde später stehen die Zwei im Haus.
Da Beide bei Nacht ebenso gut sehen, wie bei Tag ist es ein Leichtes für sie, geräuschlos durch das Haus zu schleichen. Schnell sind die Schlafräume ausgemacht und ein kurzer Blick in beide Räume zeigt ihnen, dass sie es mit vier Gegner zu tun haben. Wie vorher besprochen schaltet Nicole zwei Soldaten mit dem Shaolin-Griff aus, der die Männer über Stunden in das Reich der Träume schickt. Da sie schlafen bemerken sie nicht einmal etwas davon. Als sich Nicole jedoch dem dritten Mann zuwenden möchte, sieht sie zu ihrem Entsetzen, dass dieser, warum auch immer, denn die beiden Frauen haben kein einziges Geräusch verursacht, aufgewacht ist.
Nicole sieht, wie der Soldat nach seiner Waffe greift und will sich auf ihn stürzen, doch Olga ist schneller. Wie ein Schatten springt sie den Mann an und reißt ihn mit ihrem Eigengewicht zu Boden. Ein kurzer aber heftiger Kampf entbrennt, der mit einem kurzen, lauten Schrei endet. Olga hat sich in die Waffenhand des Mannes verbissen, die Pistole fällt laut knallend auf den Boden und nach einem kurzen Schockmoment beginnt der Mann vor Schmerzen zu brüllen. Olga hat ihm mit ihrem Biss fast die gesamte Hand abgetrennt.
Schnell springe ich dazu und schicke den Mann mit einem Griff in den Nacken in die Bewusstlosigkeit. Wir müssen hier raus. Der Krach kann nicht unbemerkt geblieben sein und im Nebenraum befindet sich unser Zielobjekt.
Major Rashkolnykow.
Der Major und ich betreten gleichzeitig den Flur. Ich sehe das Entsetzen in seinen Augen, als er erkennt, wen er vor sich hat. Er schafft es nicht mehr, die Waffe in seiner Hand auf mich zu richten, da bin ich bereits bei ihm. Eigentlich hatte ich vor, ihm zu sagen wieso er sterben muss, bevor ich ihn töte, doch plötzlich, ganz unerwartet steigt eine solch mörderische Wut in mir auf, die all mein Denken und Handeln übernimmt. Ich höre ein wütendes, unmenschliches Fauchen, welches sich eher nach einem Tier, als nach einem Mensch anhört und das ich im ersten Moment nicht mit mir in Verbindung bringen kann.
Ich kann direkt spüren, wie mein menschliches Denken zurückgedrängt wird, das Tier in mir übernimmt. Den Kopf des Majors in meinen Händen spüre ich, wie ich ihn mit einem einzigen Ruck vom Körper trenne. Fassungslos ob meiner Tat stehe ich einige Sekunden völlig starr, bis ich eine Hand an meinem Arm spüre. Olga sieht mich entsetzt an, ihr laufen Tränen über das Gesicht. Ich sehe wie sich ihre Lippen bewegen, doch ihre Stimme dringt nicht an mein Ohr. Ich bin gefangen in der Brutalität der Situation, einer Schockstarre gleich.
Olga beginnt mich verzweifelt zu schütteln und endlich kann ich sie wieder hören.
>>Wir müssen hier raus<<, fleht das Mädchen mich an.
Angeekelt werfe ich den Kopf des Major von mir und laufe mit Olga um unser Leben, denn was ich erst jetzt realisiere, die Kampfgeräusche sind nicht unbemerkt geblieben. Auf dem gesamten Gelände gehen die Lichter an und ich höre aus verschieden Gebäuden Männerstimmen und laute Geräusche von festen Stiefeln.
Als wir das Haus betreten haben ist mir eine Türe, vielleicht ein Hinterausgang, aufgefallen. Schnell greife ich nach Olgas Hand und laufe mit ihr auf diese Türe zu. Sie ist verschlossen, doch auch hier muss ich nicht nachdenken, instinktiv weiß ich, wie eine verschlossene Türe zu öffnen ist und wenige Sekunden später stehen wir nur wenige Meter von einer Mauer entfernt. Wir müssen es nur über die Mauer schaffen und sind in Sicherheit. Wladimir, einer der modifizierten Soldaten hat uns hergebracht und wartet auf der anderen Seite der Mauer in einem Wagen auf uns.
Ich habe die Hand von Olga immer noch fest umklammert, als sie sich energisch daraus befreit und mit ihrem Kopf in eine Richtung hinter mir weist.
>>Geh ganz langsam auf die Mauer zu, ich kümmere mich um sie<<, erklärt das Mädchen leise und ich sehe ihr an, dass sie es verdammt erst meint.
Während ich mich langsam, wie von Olga angeraten auf die Mauer zubewege, nehme ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr. Zwei Schäferhunde mit gefährlich gefletschten Zähnen bewegen sich langsam und immer lauter knurrend auf uns zu. Olga befielt mir weiter zu laufen und ich sehe zu meinem Entsetzen, dass sich das Mädchen langsam auf die Tiere zu bewegt. Olga macht Geräusche, die ich nicht einordnen kann, sie hören sich an wie knurren, murmeln oder winseln. Abwechselnd dringen diese Geräusche an mein Ohr und ich kann nicht mehr auseinander halten, wer sie von sich gibt, Olga oder die Hunde.
Ich habe die Mauer erreicht und schwinge mich mit einem einzigen Sprung hinauf, lege mich flach hin und sehe zu Olga zurück. Sie kniet vor den Hunden und krault sie hinter dem Ohr. Die Tiere stöhnen wohlig auf und lassen sich diese Behandlung nur allzu gern gefallen.
Leise lachend erhebt sich Olga und springt schnell auf die Mauer zu, ich reiche ihr die Hand und wenige Minuten später springen wir in den bereit stehenden Wagen.