Читать книгу Allabendliche Gutenachtgeschichten. Die Holzbuckels 1 - KABAS - Страница 11

Geschichte 3: UNVORHERSEHBARE ERLEBNISSE

Оглавление

Die Höhle der Fledermäuse bietet der Familie Holzbuckel Schutz vor Regen und Kälte. Schon nach kurzer Zeit hat jeder seinen Schlafplatz gefunden und das gleichmäßige Schnarchen der Eltern erfüllt den Höhlenraum. Nur Robbie und Mischka können einfach nicht einschlafen, weil sie diese Tiere eklig, hässlich und unberechenbar finden. So flüstern sie noch ganz leise miteinander: „Ich glaube, ich werde die ganze Nacht kein Auge zudrücken! Allein der Gedanke, dass sich so eine Fledermaus auf mein Gesicht setzt, bringt mich fast um den Verstand“, erklärt Robbie. „Mir geht es genauso“, sagt Mischka. Sie wälzen sich noch lange hin und her, bevor sie endlich in einen tiefen, traumlosen Schlaf fallen.

Als das erste Sonnenlicht in die Höhle fällt, ist es verdächtig ruhig, denn für die Fledermäuse hat nun die Schlafenszeit begonnen. Die Holzbuckels wollen das Volk der Fledermäuse nicht länger belästigen und so begibt sich Vater Alwin ganz leise zu seinen Kindern. „Guten Morgen ihr Süßen, wacht auf. Die Nacht ist um. Die Fledermäuse brauchen ihre Ruhe und wir wollen endlich unser neues Zuhause in Stoppelfelde erreichen.“ Die Kinder räkeln sich hin und her und sind eigentlich noch todmüde. Aber es nützt nichts, wenn es heißt - es geht los, dann geht es los! Und so schleichen sich alle, ohne jeglichen Laut, aus der Höhle. Draußen lacht schon die Sonne und durch die klare Sicht, ist es ihnen möglich, weit in die Ferne zu schauen. „Kinder, Kinder kommt mal her zu mir“, ruft der Papa. „Seht ihr dort drüben den Hügel, wo der Rauch aufsteigt? Dort liegt Stoppelfelde.“ Jetzt wissen alle, dass es nicht mehr weit sein kann und sie ihr Ziel vor Augen haben. Bevor es losgeht, erinnert der Vater an die Worte der Familie Krötenpfennig und sagt: „Denkt jederzeit daran, dass hier die Wegelagerer ihr Unwesen treiben. Sie haben sich darauf spezialisiert, Tiere zu überfallen und auszurauben. Sie kennen keine Gnade. Seid also wachsam, schärft euren Blick und hört auf jedes verdächtige Geräusch.“ Alle versprechen, dies zu tun. Die Sachen sind schnell gepackt und ihr Weg führt sie nun durch ein wunderbares Tal mit unendlich vielen Blumen, an denen sich besonders die Kinder nicht satt sehen können. Aber sie wissen, dass es noch einmal durch ein unwegsames Gelände bergauf geht und das findet keiner so toll. Trotzdem sind alle voller Tatendrang. Sie beschließen deshalb, ihr Lieblingslied zu singen:

„Heute hier morgen dort / bald sind wir an einem fremden Ort / wir wollen allen Freude bringen / deshalb unsere Lieder erklingen / dort, wo es am schönsten ist / da wollen wir uns niederlassen / und uns nur mit uns befassen.“ Durch ihren Gesang haben sie gar nicht mitbekommen, dass es schon geraume Zeit steil nach oben geht. Rechts und links des Weges ragen nun hohe Sträucher und Bäume in den Himmel. Jeder ist mit seinen Gedanken beschäftigt, als urplötzlich ein riesiges Netz von oben auf sie herab fällt.

„Was ist das? Hilfe – Überfall! Was soll das, zeigt euch ihr Feiglinge“, schreit Vater Alwin. „Alwin, ich weiß, wer hier auf uns lauert! Es sind die Wegelagerer vor denen uns die Familie Krötenpfennig ausdrücklich gewarnt hat, flüstert Melli panisch. Und nun haben wir den Salat.“ Robbie und Mischka klammern sich zitternd an ihre Eltern. Furcht und Angst ist in ihren Gesichtern zu lesen, aber dafür ist jetzt keine Zeit, denn das Kreisen riesiger Vögel über ihren Köpfen lässt sie zum Himmel schauen. „Tatsächlich, es sind die gefürchteten Geier! Schwarz, weiße Vögel mit übergroßen Flügelspannen und gelben Hornhakennasen“, bemerkt Alwin. Die Geieraugen blicken jetzt starr und unbarmherzig auf ihre Opfer. Sie lieben es, ihre Beute zuerst in den Hals zu picken, so dass sie kampfunfähig werden, um dann über sie herzufallen. Familie Holzbuckel muss nun reagieren, sonst ist alles zu spät. Alwin schreit: „Alle sofort unter den Wagen, das ist die Rettung in der Not! Und beeilt euch!“ Jeder versucht nun, sich nicht in dem Netz zu verheddern. Sie schaffen es gerade noch rechtzeitig, sich aus dem riesigen Netz zu befreien, bevor die Geier wie Pfeile nach unten schießen. Sie verfehlen die Bären um Haaresbreite. Einer von ihnen hat die Kontrolle verloren und kracht mit voller Wucht auf den Wagen. Er muss sich ganz schön wehgetan haben, denn er jammert in einem fort:„KRAH, KRAH ich kann mich nicht mehr bewegen. Meine Nase und ein Flügel sind gebrochen.“ Den Bären ist das ziemlich egal, sie müssen sehen, wie sie sich aus ihrer misslichen Lage befreien, bevor der nächste Angriff erfolgt. Plötzlich flüstert Vater Alwin: „Ich weiß, wie wir ihnen entkommen. Hört gut zu, jeder von euch krabbelt sofort zu einem Wagenrad und legt seine Tatzen darauf! Auf mein Kommando werden die Wagenräder nach vorn, Richtung Unterholz gedreht. Dort können uns die Geier nicht erspähen, weil die Bäume ihnen die Sicht versperren.“

Das klingt logisch und schon warten alle auf die Anweisung des Vaters. „Hauruck, Hauruck, nicht zu schnell, Mischka – und jetzt noch einmal – Hauruck - alle Räder nach rechts drehen und ab ins Unterholz!“ Der Wagen ist bereits in Fahrt, als noch einmal zwei Riesengeier Kurs auf die Bären nehmen. Ihr Ziel ist diesmal zum Glück ihr verletzter Kamerad, den sie mit ihren scharfen Krallen packen, obwohl dieser vor Schmerzen aufschreit. „Halt die Klappe, du Versager sonst lassen wir dich fallen! Unseren Plan hast du gründlich verdorben. Zartes Bärenfleisch ist uns durch die Lappen gegangen und jetzt müssen wir uns auch noch um dich kümmern“, rufen die Geier ihrem Artgenossen zu. Derweil verheddert sich der Wagen immer mehr im Netz – schafft es aber gerade noch – unter Aufbietung aller Bärenkräfte im Gestrüpp der Bäume für die restlichen Geier unsichtbar zu werden. „Das war knapp! Wir müssen uns schnell aus dem Netz befreien und sehen, dass wir von hier fort kommen“, flüstert Vater Alwin leise. „Werden die Geier wiederkommen?“, fragt Mischka ängstlich. „Ich glaube eher nicht, weil sie sich erst einmal um ihren verletzten Kameraden kümmern müssen und diese Zeit werden wir jetzt nutzen! Also auf gehts! Melli zieh doch schnell das Jagdmesser aus meiner hinteren Gürtelschlaufe! Ja, gut so und nun spannt alle das Netz, so dass ich ein Loch hinein schneiden kann.“

Jeder befolgt die Anweisungen des Vaters und im Nu sind alle frei. Der Wagen ist ruck zuck vom Netz befreit und los geht‘s, Richtung Stoppelfelde. Zum Glück verläuft exakt neben dem Hauptweg ein kleiner Wanderweg, den sie jetzt benutzen, um voran zu kommen. Dieser Pfad ist von oben nicht zu einzusehen, weil das dichte Blattwerk der Bäume ihnen einen prima Sichtschutz vor den Geiern bietet.

Mittlerweile haben sich die Holzbuckels ein wenig vom ersten Schrecken erholt, aber die gute Stimmung ist erst einmal dahin. Vater Alwin versucht alle zu trösten, indem er sagt: „Wisst ihr, dass es nicht mehr weit ist? Wir haben es bald geschafft!“ Und tatsächlich dringen auf einmal Stimmen an ihr Ohr, die noch weit entfernt sind. Robbie und Mischka sehen sich freudestrahlend an und rufen gleichzeitig: „Hurra, hurra wir sind gleich da!“

Nachdem sie eine weitere Kurve passiert haben, sehen sie endlich Stoppelfelde vor sich. Ein traumhaftes Dorf mit wunderschönen Häusern, umgeben von einer hohen und dichten Dornenhecke, die allen Bewohnern Schutz vor Neugierigen und Fremden bietet. „Ist das wirklich unser neues Zuhause?“, fragt Mischka begeistert. „Ja, natürlich. Es ist so schön wie im Märchen! Seht nur die vielen Bären, wie sie uns mit ihren bunten Tüchern zuwinken“, ereifert sich Mutter Melli. „Ja, ja, das sehe ich auch“, entgegnet Robbie aufgeregt. „Aber hört nur, jetzt ertönen die Fanfaren. Drei Bläser stehen dort drüben auf dem Wachturm und ihre Musik durchdringt das weite Land. Ist das nicht schön? Diesen Empfang werden wir niemals vergessen!“, verkündet Mama Melli.

UND MORGEN GEHTS WEITER …


Allabendliche Gutenachtgeschichten. Die Holzbuckels 1

Подняться наверх