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Geschichte 2: KLEINE BÄREN LEBEN GEFÄHRLICH

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Robbie ist so begeistert von Kikis Gesang, dass er sogar aufhört zu zittern. Er kommt ganz langsam zur Ruhe und hat sogar Zeit, einen Blick auf Kiki zu werfen. Ihm fällt auf, dass sie fast so groß wie eine Taube ist und ein entzückendes Federkleid trägt. Aber er hat Kiki immer noch nicht erzählt, dass sich seine Eltern und sein Bruder sicherlich schreckliche Sorgen um ihn machen, weil er schon so lange weg ist. Vielleicht hat sie eine Idee! Er muss es ihr sagen, obwohl er weiß, dass Kiki gern noch seine Gesellschaft genießen würde, weil sie sich sooft einsam und allein fühlt!

Nachdem er Kiki über alles informiert hat, hat sie einen genialen Plan: „Robbie hör gut zu! Du kannst nicht ewig hier oben bleiben. Die Bäume stehen an dieser Stelle Gott sei Dank recht eng beieinander. Wegen dem schummrigen Licht sind wir für fast alle unsichtbar. Wir machen es wie die kleinen Koalabären in Australien und hangeln uns von Ast zu Ast. Schau dabei auf gar keinen Fall in die Tiefe und verlass dich auf mich, denn ich suche nur die wirklich dicken Äste für dich aus. Konzentriere dich auf mein „RÄTSCH, RÄTSCH!“ Und begib dich dann genau in die Richtung, aus der meine Stimme kommt!“ Robbie weiß, dass dies die einzige Möglichkeit ist, seine Familie wieder zu sehen. Obwohl er Angst hat, lässt er sich auf diesen Plan ein.

Kiki ist schon losgeflogen, um zu sehen, in welche Richtung sie sich vorarbeiten müssen. Robbie wird sich dann in der Nähe seiner Familie vom Baum nach unten hangeln. Glücklicherweise hat er schon einmal etwas über Koalabären gehört und so weiß er genau, wie er es anstellen muss. Es ist erstaunlich wie viel Mut, Energie und Geschicklichkeit Robbie aufbringt, um seine geliebte Familie wieder in die Arme schließen zu können. „Kiki, meine Familie ist übrigens auf dem Weg nach Stoppelfelde. Wir ziehen nämlich um. Dort werden wir unser eigenes Haus bauen. Es soll bis zum Honigfest fertig sein! Wenn du Lust hast, kannst du uns dort gern einmal besuchen!“ „Oh ja, das wäre schön! Rechne schon einmal damit, dass ich vielleicht schneller bei dir bin, als du denkst!“ Beide Tiere fühlen in ihrem tiefsten Innern, dass dies heute kein Abschied für immer sein wird.

Dann lässt sich Robbie ganz langsam und bedächtig durch das dichte Laub nach unten gleiten. Als er seine verzweifelten Eltern sieht, ruft er: „Hallo, hallo hier bin ich!“ Die Blicke der Eltern kreisen in alle Richtungen, aber sie können ihren Robbie einfach nicht entdecken und so ruft Robbie noch einmal: „Hallo, hier bin ich!“ und raschelt dabei mit den Blättern einer Eberesche. Nun sehen ihn alle und kommen direkt auf ihn zu gerannt. „Wo bist du nur solange gewesen, wir haben uns schon solche Sorgen um dich gemacht“, ruft Robbies Mama schon von weitem. Schnell erzählt Robbie, was ihm zugestoßen ist und das ihm ein Eichelhäher namens Kiki sein Leben gerettet hat. Seine Eltern und Mischka sind dankbar, dass alles ein gutes Ende genommen hat. „Durch diesen Zwischenfall haben wir nun ein Problem. Wir werden Stoppelfelde heute nicht mehr erreichen. Deshalb müssen wir in den nächsten drei Stunden nach einem Übernachtungsquartier Ausschau halten. Hoffentlich ist das Glück auf unserer Seite!“, verkündet Papa Alwin.

Der Weg geht nun ständig bergauf und das Ziehen des Wagens wird immer beschwerlicher. Bisher haben sie noch keinen geeigneten Übernachtungsplatz gefunden und der Tag neigt sich schon langsam seinem Ende entgegen. Die Dämmerung hat bereits eingesetzt. Den letzten finsteren Wald haben sie jetzt hinter sich gelassen, aber sie kommen immer langsamer voran. Mischka hat sich schon zwei Blasen gelaufen, so dass er jetzt hoch oben auf dem Wagen sitzt und seine Eltern ihn auch noch mit ziehen müssen, was natürlich für Melli und Alwin enorm anstrengend ist. Aber anscheinend hat das Schicksal es so gewollt, denn plötzlich schreit Mischka aus vollem Hals: „Anhalten, anhalten! Ich sehe was, was ihr nicht seht! Da seht doch, da ist ein Höhleneingang!“ Vater Alwin sieht vorerst gar nichts und steigt deshalb zu Mischka auf den Wagen. Er sieht sich um und ruft: „Ja, der Junge hat recht, die Höhle kann man nur von seinem Sitzplatz aus sehen! Was für ein Glück, dass Mischka hier oben sitzt! Das wäre die perfekte Übernachtungsmöglichkeit für uns, denn es sieht nach Regen aus.“

Wind kommt auf und die ersten dicken Regentropfen fallen zu Boden. „Schnell, schnell, lasst uns gemeinsam den Wagen mit der Plane abdecken, damit nichts nass wird! Sowie wir fertig sind, suchen wir die Höhle auf!“, brüllt Vater Alwin gegen den aufkommenden Sturm. Die Familie Holzbuckel tastet sich vorsichtig durch den Höhleneingang. Im Inneren der Höhle ist es stockfinster, so dass man nicht einmal die Hand vor den Augen sehen kann. „Bleibt bitte alle eng beieinander – nicht dass wieder jemand verloren geht“, sagt Mama Melli forsch. „Alwin, zünde doch bitte ein Licht an, damit wir etwas sehen.“ Gerade als es ganz still und leise ist, und der Vater nach den Schwefelhölzern sucht, beginnt ein ohrenbetäubender LÄÄÄRM …

Alle Holzbuckels sind so entsetzt, dass sie fast gleichzeitig anfangen zu schreien. „Hilfe, Hilfe man will uns umbringen, wer seid ihr? Lasst uns bitte in Frieden, wir haben keine bösen Absichten!“, jammert Mama Melli laut. Doch der Lärm hört nicht auf. Hunderte von Tieren scheinen über ihre Köpfe hinweg zu fliegen. Tosende Flügelschläge verbreiten Angst und Schrecken. Vater Alwin ist der Einzige, der die Nerven behält, als alle dem Ausgang entgegen rennen. „Bleibt bitte hier und verbreitet keine Panik, ich bin dabei die Schwefelhölzer zu suchen. Habt noch einen Moment Geduld, wo sind sie nur?“ „Papa, ich glaube, die sind in deiner Beintasche“, sagt Mischka. „Ach ja, ich erinnere mich“ Verzweifelt sucht er seine Beintasche ab und findet nach einer gefühlten Ewigkeit endlich die Hölzer. „Hier sind sie, ich habe sie!“ Vater Alwin kann so schnell nichts erschüttern und deshalb nimmt er all seinen Mut zusammen und zündet ein Hölzlein an, was aber auf Grund der Luftbewegungen gleich wieder erlischt. Erst beim dritten Mal hat er endlich Glück und sieht, wer diesen Lärm verursacht. „Ach du lieber Gott! Hilfe! Polizei! Kinder, seht nur! Hunderte von Fledermäusen haben diese Höhle zu ihrem Zuhause gemacht – deshalb ist es gar nicht verwunderlich, dass sie über unser Eindringen so schockiert sind und panisch hin und her fliegen.“ Alle schauen augenblicklich nach oben und können kaum glauben, was sie dort sehen. Es sieht total gespenstisch aus. Die Kinder ekeln sich vor diesen hässlichen Kreaturen und rennen deshalb wie von der Tarantel gestochen aus der Höhle. Draußen regnet es mittlerweile ziemlich stark, aber die Eltern wollen nicht, dass sich ihre Kinder erkälten! Vater Alwin brüllt: „Sofort rein mit euch! Ich habe hier das Sagen und vor den Fledermäusen müsst ihr keine Angst haben, denn sie tun niemanden etwas zu leide. Diese Tiere sind nur nachts aktiv, das heißt, sie lieben die Dunkelheit und natürlich fühlen sie sich durch uns gestört.“ Robbie und Mischka haben beide noch ihre Hände vor den Augen, weil sie nicht glauben können, dass diese Tiere so harmlos sind. „Schaut einmal an die Höhlendecke, da hängen sie nun alle – mit ihren Köpfen nach unten! Im Gegensatz zu den Vögeln benutzen sie ihre Krallen, um sich festzuklammern“, erklärt Papa Alwin seinen Kindern. Robbie und Mischka sind noch immer dabei, sich mit der neuen Situation vertraut zu machen, als plötzlich eine Fledermaus direkt auf sie zufliegt. „Ich bin der König der Fledermäuse und heiße AURELIUS und frage, wer euch erlaubt hat, meine Höhle zu betreten?“ „Entschuldige bitte, Aurelius, vor dir stehen Alwin Holzbuckel und seine Frau Melli. Deine Höhle ist unsere letzte Chance, noch ein Quartier vor Einbruch der Dunkelheit zu finden. Draußen hat starker Regen eingesetzt und ich trage die Verantwortung für meine Familie. Wenn du uns nicht gestattest, über Nacht zu bleiben, werden wir alle schrecklich krank werden!“ „OK“, erwidert der König der Fledermäuse: „Ich habe selbst eine Familie und ein Herz für Kinder. Ich bin mit einer einzigen Übernachtung einverstanden, aber seid euch darüber im Klaren, dass mein Volk ständig ein- und ausfliegen muss, denn die Nacht ist die Zeit, wo sie zum Leben erwachen.“ „Wir werden eure Gastfreundschaft nur bis zum Morgengrauen in Anspruch nehmen“, verspricht Vater Alwin dem König der Fledermäuse. Als Robbie und Mischka an die bevorstehende Nacht denken, krampft sich ihr Magen zusammen und ihnen wird leicht übel. Toll ist die Vorstellung nicht, aber da müssen sie durch!

UND MORGEN GEHTS WEITER …


Allabendliche Gutenachtgeschichten. Die Holzbuckels 1

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