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Der famoseste Kerl, den die antike Geschichte aufzuweisen hat
Abends zur Erholung Appians römische
Bürgerkriege im griechischen Originaltext …
Spartacus erscheint als der famoseste Kerl,
den die ganze antike Geschichte aufzuweisen hat.
Grosser General (kein Garibaldi), nobler Charakter,
real representative des antiken Proletariats.
KARL MARX, Brief an Friedrich Engels, 18611
Seit mehr als zwei Jahrtausenden hat Spartacus die Menschen fasziniert. 23 v. Chr. bejubelt der römische Dichter Quintus Flaccus Horatius die Rückkehr von Kaiser Augustus als Beginn einer Friedenszeit und lässt sich zur Feier des Tages edlen Wein bringen, der fünf Jahrzehnte zuvor „Spartacus’ Plünderzüge“ überstanden hat.2
1861 liest Karl Marx in einem antiken griechischen Geschichtswerk über den antiken römischen Bürgerkrieg und über Spartacus als noblen Charakter und (im Unterschied zu dem italienischen Revolutionär Giuseppe Garibaldi) großen General. 1916 wird Spartacus Namensgeber für eine kommunistische Bewegung3 und 1960 Held eines Films, den Stanley Kubrick mit Kirk Douglas in der Titelrolle gedreht hat und der heute als bedeutender Filmklassiker gepriesen wird.
Berühmt geworden ist darin vor allem die Szene, in der nach der Niederlage der aufständischen Sklaven unter Führung des Spartacus der römische Feldherr Crassus die Auslieferung des Anführers fordert; sonst würde er sie alle kreuzigen. Es erhebt sich Spartacus mit einem Gefährten und ruft: „Ich bin Spartacus!“ Dann aber rufen auch andere: „Ich bin Spartacus!“ – bis schließlich Tausende Sklaven im sicheren Wissen, so den Kreuzestod sterben zu müssen, rufen: „Ich bin Spartacus!“
Doch wer war Spartacus wirklich? War er „der famoseste Kerl, den die ganze antike Geschichte aufzuweisen hat“? Und was wissen wir überhaupt über die Aufstände der Sklaven in der Antike? Welche Ziele verfolgten die Aufständischen? Wie gingen sie vor? Handelte es sich um Aufstände gegen Rom?
Geschichte erzählt wird uns für die Antike zuallererst von antiken Autoren, die deshalb in diesem Buch ausführlich selbst zu Wort kommen sollen (in runden Klammern stehen im Zitat jeweils für das Verständnis notwendige Ergänzungen und Erläuterungen).
Wenn wir so versuchen, antike Geschichte zu verstehen, müssen wir uns freilich vergegenwärtigen, wie wenige Belege aus der Antike erhalten sind und wie sorgfältig wir deshalb das zufällig Bewahrte (zu dem auch nicht-erzählende historische Quellen wie Inschriften gehören) deuten müssen. Die uns bewahrten Zeugnisse wurden zudem oft in einem großen zeitlichen Abstand zu den Ereignissen aufgezeichnet, von denen sie erzählen – und ausnahmslos für die gebildeten Angehörigen der Oberschicht: Für den Aufstand der Sklaven gegen Rom liegt uns kein einziges Zeugnis der Sklaven selbst vor!
Der Aufstand der Sklaven gegen Rom unter Spartacus war nicht der erste und auch nicht der einzige antike Sklavenaufstand. Erst im Kontext früherer Erhebungen gewinnt er an Kontur, und so erzählt dieser Band die Geschichte der drei bedeutendsten Sklavenaufstände in der römischen Antike: des ersten Sklavenaufstands in Sizilien (136–132 v. Chr.), des zweiten Aufstands dort (104–100 v. Chr.) und des Aufstands in Italien nochmals eine Generation später (73–70 v. Chr.), bei dem der vielleicht „famoseste Kerl, den die ganze antike Geschichte aufzuweisen hat“, eine Führungsrolle innehatte: Spartacus.
Das Vokabular der römischen Sklaverei
Die wichtigsten lateinischen Begriffe:
Consul: einer der beiden jährlich wechselnden obersten Amtsträger der römischen res publica
dominus (Plural domini): „Herr“, Sklavenbesitzer
ergastulum (Plural ergastula): „Arbeitshäuschen“, Kaserne, in der als Landarbeiter eingesetzte Sklaven über Nacht gefangen gehalten werden
familia (Plural familiae): Haus- und damit Lebensgemeinschaft, auch von Sklavengruppen
fugitivus (Plural fugitivi): flüchtiger oder zur Flucht bereiter Sklave fundus (Plural fundi): Landgut
gladiator (Plural gladiatores): zum Schaukampf auf Leben und Tod ausgebildeter Sklave
latifundium (Plural latifundia): großer fundus
Lictoren: Begleiter (und damit Rangsymbol) hoher römischer Amtsträger
ludus (Plural ludi): „Spiel“, Gladiatorenschule und -kaserne
mancipium (Plural mancipia): „mit der Hand Gefangener“, Sklave
Praetor: hoher Amtsträger der römischen res publica, oft als Statthalter in einer Provinz tätig
res publica: die (römische) Republik
servus (Plural servi): „Diener“, Sklave
vilicus (Plural vilici): Verwalter eines fundus
villa (Plural villae): Gutshof auf einem fundus