Читать книгу Ich glaub, ich krieg nen Vogel - Kai Fischer - Страница 11
ОглавлениеSkurrile und kreative Menschen
Als Immobilienmakler lernt man sehr viele verschiedene kreative Menschen mit den unterschiedlichsten, skurrilsten Berufen und Titeln kennen: Zuhälter, Drogendealer (die hatten wir ja bereits), Berufseinbrecher, Drehbuchautoren, Eventmanager, Scheichs aus Saudi-Arabien, echte Lords aus England, Schauspieler, Sänger und auch Lebenskünstler (zu denen ich, wie eingangs beschrieben, ebenfalls faktisch zähle) - neben allen weiteren gewöhnlichen Arbeitsfeldern.
Eine der beeindruckendsten Personen in meiner Karriere schaffte es tatsächlich vom Berufseinbrecher über Erotikgeschichtenschreiber für den Playboy bis hin zum Drehbuchautor.
Nachdem dieser Berufskriminelle nach seiner Flucht in die Südsee sich den deutschen Behörden stellte, da er nicht den Rest seines Lebens im Exil verbringen wollte, kam er während seines Gefängnisaufenthaltes auf die glorreiche Idee, Erotikgeschichten an den Playboy zu schicken. Dies geschah aus der Not heraus, denn …
»Im Gefängnis kann man fast alles kaufen, außer Sex!«, das genau waren seine Worte.
Und so brachte er seine sexuellen Fantasien erstmals zu Papier. Überrascht war er, als er eines Tages einen Scheck in Höhe von achthundert D-Mark (seinerzeit war der Euro noch weit entfernt) in die Zelle geschickt bekam. Ab diesem Zeitpunkt fing er an, auch andere Geschichten zu schreiben. Ein Autor war geboren! Sein Leben veränderte sich drastisch. Heute ist er eine berühmte Persönlichkeit mit zahlreichen Veröffentlichungen und Verfilmungen seiner Werke. Er schrieb Drehbücher unter anderem für den Tatort, Ein Fall für Zwei und Kommissar Rex.
Ich verkaufte ihm seine Villa in Spanien und feierte zum Fest des Tages darin auch noch meine Hochzeit mit meiner nordspanischen Ehefrau, die ich einige Zeit nach meinen gefährlichen südamerikanischen Affären kennengelernt hatte und mit der ich (doch tatsächlich) zwölf lange Jahre, ab diesem Zeitpunkt, zusammen bleiben sollte.
Bei einem gemeinsamen Abendessen mit Freunden saß sie mir auf einmal gegenüber und ich dachte mir nach all den wilden, hochexzentrischen Begegnungen mit den Damen irgendwelcher Drogenmagnaten - endlich mal eine „normale“ tolle Frau! Das war allerdings nur in diesem Moment meine fälschliche, trügerische Wahrnehmung, was sich mir dann auch später bestätigen sollte …
Denn sie ähnelte (und ähnelt) in vielerlei Hinsicht Letizia, der Gemahlin des damaligen spanischen Prinzen Felipe - Thronfolger des Königs Juan Carlos. Beide, ich spreche von meiner „Prinzessin” und Letizia und nicht etwa von dem Prinzen (diese Rolle, ich meine die des Prinzen, nahm ich ja ein - zumindest am Anfang bei meiner Frau), wuchsen in Asturien auf und gingen auch noch auf dieselbe Schule. So ein Zufall!
Unsere Hochzeit in der Villa - es war ein unvergesslicher Abend!
Hätte ich allerdings die Zeichen der Zeit kurz vor der Eheschließung besser gedeutet, wäre mir im Nachhinein vieles erspart geblieben. Und ich möchte an dieser Stelle auch nicht wissen, was der amtierende König Spaniens Felipe alles so durchmacht … Sicherlich hätten wir uns beide viel zu erzählen … Auf jeden Fall würde es (in der Tat) ein sehr füllender, amüsanter Abend werden.
Hinterher ist man eben immer klüger. In die Zukunft kann man leider nicht blicken, vielleicht komme ich da aber auch noch hin …
Und so mussten wir den angesetzten Hochzeitstermin zweimal verschieben, aufgrund eines zuerst fehlerhaften Ehefähigkeitszeugnisses der deutschen Behörden, welches bestätigen sollte, nicht in mehreren Ländern mit verschiedenen Frauen gleichzeitig verheiratet zu sein, wovon meine damalige misstrauische spanische „Schwiegermama“ bei mir sowieso ausging.
Beim zweiten Versuch, nach Korrektur des Formfehlers und wiederholter Vorlage dieses Zertifikats nur zwei Monate später, bestätigte das spanische Standesamt obendrein die Ängste meiner Schwiegermutter und forderte von mir erneut ein aktuelles Dokument mit Stempel und Datum für denselben Tag, an dem die Trauung stattfinden solle. Ich hätte ja schließlich die Zwischenzeit nutzen und mich wieder woanders mit einer zweiten und auch dritten Frau vermählen können - so die Begründung der Beamtin des Standesamtes.
Warum beide Damen, sprich meine angehende Schwiegermutter und eben diese andalusische Sachbearbeiterin, derartige Vorurteile in meine Richtung hegten - ich hatte nicht den leisesten Schimmer … Ich dachte nur, ich krieg hier ´nen Vogel und hörte es zwitschern!
Ich bin gerade derart vom Thema abgeschweift … Dieses passiert, wenn einem seine Ex-Frau zusammen mit der Ex-Schwiegermutter urplötzlich in den Kopf schießen. Doch nun wieder zurück zu meinen skurrilen Personen. Von meiner Ex-Frau werde ich Ihnen noch an anderer Stelle erzählen - versprochen!
Ein weiterer Villenkäufer, um zum Thema zurückzufinden … Also ein weiterer Villenbesitzer wurde mit einer völlig unwirklichen Idee zum Multimillionär und das mit nur achtundzwanzig Jahren. Eigentlich war er ein Videospieler in seinem früheren Leben und hatte seine gesamte Jugend den ganzen Tag vor dem PC verbracht.
Man kann bei manchen dieser Spiele verschiedene Spiellevels erzielen, das kennen bestimmt alle. Mit jedem erreichten Level gibt es dann bei einigen Spielen, Schwerter und Kronen als Belohnung zu gewinnen.
Nun hatte er allerdings den zündenden Einfall, diese gesammelten Trophäen auf eBay zu versteigern und siehe da, es funktionierte. Seine virtuellen Produkte hatten innerhalb kürzester Zeit tatsächlich Abnehmer gefunden. Daraufhin gründete er eine Firma, die diese Schwerter und Kronen kreierte und auf dem Videospielmarkt veräußerte.
Nach einiger Zeit besaß er den kühnen Gedanken, seine Idee jetzt so richtig zu vergolden. Dazu bot er seine Firma einem deutschen Unternehmen für einen zweistelligen Millionenbetrag (natürlich vor dem Punkt und Komma) zum Kauf an. Die zeigten ihm dort einen Vogel (ihnen war „PapaKai" anscheinend auch nicht fremd) und er präsentierte darauf sein Modell einem chinesischen Konzern. Dieser zahlte ihm nun sage und schreibe einen dreistelligen Millionenbetrag, ging mit dem Unternehmen an die Börse und erzielte galaktische Zahlen im Anschluss. Die Chinesen scheinen in Sachen „Vögel" allem Anschein nach wesentlich schmerzfreier zu sein - davon ist wohl auszugehen!
Es ist unfassbar, wie man heutzutage mit nichts, mit einem virtuellen Produkt, das überhaupt nicht existiert, dermaßen viel Geld verdienen kann - siehe das Vergleichsbeispiel Bitcoin aus der Gegenwart. Da sage einmal einer, früher wäre alles leichter gewesen.
Wenn ich damals als Siebzehnjähriger virtuelle Kronen oder Schwerter auf eBay (das zu der Zeit im Übrigen überhaupt noch nicht existierte) verkauft hätte, dann hätten mich meine Eltern sicherlich direkt auf Ewigkeit und das zu Recht (zusammen mit meinem „PapaKai") in eine Nervenheilanstalt gesteckt.