Читать книгу Perry Rhodan 3082: Ein kalkuliertes Risiko - Kai Hirdt - Страница 7

Оглавление

1.

TARTS

Fünf Tage später

Ortungsbilder. Damit hatte alles angefangen.

Warum hatte Markul agh Fermi als Kommandeur des XIV. Grenzsicherungsverbands nicht einfach nur seine Tagesbefehle befolgt? Stattdessen hatte er unbedingt die militärischen Ortungsbilder rund um Thantur-Lok studieren und analysieren müssen. So hatte er die verdächtigen Flottenbewegungen der Naats frühzeitig entdeckt, was direkt zu seinem zweiten Fehler geführt hatte: Er hatte den Mund aufgemacht, um vor der drohenden Gefahr zu warnen.

Das hatte eine ganze Kaskade unheilvoller Entwicklungen ausgelöst. Er war von seinem besten Freund verraten worden, in Gefangenschaft der Naats geraten, und schließlich hatte der arkonidische Umstürzler Jarak da Nardonn ihn töten wollen.

Positive Aspekte gab es allerdings auch: Er war er vom mittleren in den Hochadel aufgestiegen, hatte einen gewaltigen Sprung auf der militärischen Karriereleiter gemacht und war an all den Offizieren aus den alteingesessenen, reichen und mächtigen Khasurnen vorbeigezogen. Er war nun De-Keon'athor, Dreisonnenträger, der zweitmächtigste Mann der gesamten arkonidischen Flotte.

Beschweren wollte er sich also nicht. Aber hätten die Naats ihn einfach in ihrer Zelle behalten, wäre Markul agh Fermis Leben zumindest sehr viel einfacher gewesen. Stattdessen war er verantwortlich für den Schutz der Bleisphäre – jenes eigenartigen Raumphänomens, welches das Arkonsystem, die Heimat seines Volkes, unerreichbar vom Normalraum abtrennte. Ihm unterstanden 28.000 Einheiten aus der Heimatflotte der vereinigten Baronien sowie diverser Grenzsicherungsverbände. Damit sollte er die Flotten der Invasoren in ihre Grenzen weisen – gut 13.000 Naatschiffe und etwa 11.000 Ladhonenraumer.

Aufseiten der Arkoniden waren zudem 1200 Raumer der Posbis einsatzbereit, sodass die Verteidiger der Baronien insgesamt mehr Kampfkraft aufgebracht hatten. Prinzipiell stand ihm also eine lösbare Aufgabe bevor.

Und dann war das Sternenrad der Cairaner gekommen.

Der weiß leuchtende Kringel von der Größe eines ganzen Sonnensystems hatte durch die Schockwelle seines Auftauchens sämtliche Schiffe, Angreifer wie Verteidiger, mit einem Schlag außer Gefecht gesetzt. Eine Woche später waren zumindest auf arkonidischer Seite viele Einheiten wieder einsatzfähig. Bei den Ladhonen und Naats sah es wahrscheinlich nicht anders aus.

Trotzdem rührte sich niemand – was in agh Fermis Augen nur vernünftig war, solange niemand wusste, auf welcher Seite die Cairaner in den Konflikt eingreifen würden und wozu das Sternenrad in der Lage war.

Diesem stillschweigenden Konsens hatten sich alle Kommandeure im Umkreis mehrerer Lichttage angeschlossen. Alle – bis auf Atlan da Gonozal, Mascant der Vereinigten Sternenbaronien, Oberbefehlshaber sämtlicher arkonidischer Flotten und die einzige Person außer Kristallbaron Larsav da Ariga, die agh Fermi noch Befehle erteilen konnte.

Und so saß Markul agh Fermi wieder einmal in seinem Arbeitsraum als Verbandskommandeur und analysierte Ortungsbilder.

Das Türsignal erklang. Agh Fermi rieb die überanstrengten Augen und rief »Herein!«

Das Schott fuhr auf. Im Eingang stand Mava da Valgathan, die Kommandantin der TARTS. Sie führte Atlans Flaggschiff – genauer gesagt: agh Fermis Flaggschiff, solange Atlan sich auf der terranischen Einheit THORA aufhielt – nüchtern und effizient, ohne Allüren.

Agh Fermi wusste das zu schätzen. Viele arkonidische Offiziere in exponierter Stellung nahmen sich zu wichtig. Da Valgathan tat das nicht, und wenn sich jemand in ihrer Gegenwart aufplusterte, gelang es ihr oft mit nur einem Halbsatz, jenen auf ein gesundes Maß an Selbstwertgefühl zurückzustutzen.

Das hieß aber auch, dass da Valgathan ihn nicht ohne guten Grund stören würde. Er ahnte, welche Nachricht sie zu überbringen hatte. Und er wollte sie nicht hören.

»Welch Kunde bringst du, Heydrengotha?«, fragte er entsprechend matt.

Sie ging auf sein Zitat aus den klassischen Heroensagen nicht einmal ein. »Unsere Flotte meldet volle Einsatzbereitschaft.«

Agh Fermi nickte. »Danke für die Information.«

Er wartete, doch wie befürchtet ging da Valgathan nicht einfach wieder. »Alle Einheiten«, insistierte sie stattdessen. Sie stand da und erwartete einen Befehl von ihm.

Einen Befehl, den er partout nicht geben wollte. »Vielen Dank«, wiederholte er.

Sie sah in das Ortungsholo über seinem Arbeitstisch. Er desaktivierte es.

»Hast du eigentlich etwas gegen mich persönlich?«, fragte sie unbekümmert. »Oder sprichst du nur deshalb nicht mit mir, weil ein anderer Kommandant auf einem anderen Schiff dich hintergangen hat?«

Das war ein unerwarteter Schlag. »Du weißt davon?«

»Ich weiß, dass du den Kommandanten deines früheren Flaggschiffs im vierzehnten Grenzsicherungsverband hast verhaften lassen, als der Verband hierhin verlegt wurde. Zu deinen Gunsten möchte ich annehmen, dass es einen guten Grund dafür gab.«

»Gut, du hast gewonnen. Wenn du es unbedingt wissen willst ...« Er bot ihr einen Platz an. Bald würde Atlan ohnehin herausfinden, was er tat – oder eben nicht tat. Wenn da Valgathan ihn meldete, war die ganze Farce eben einen halben Tag früher zu Ende. Und es war ganz sicher nicht schlecht, seine Bedenken mit einem erfahrenen Kommandanten zu besprechen. Vielleicht konnte sie ihm einen Weg aufzeigen, wo er nur verschlossene Türen sah.

»Atlan«, erklärte er, »hat mir per Kurier einen Befehl zukommen lassen, als der Funk noch ausgefallen war. Sobald ein ausreichend starker Kampfverband einsatzbereit ist, sollen wir einen Angriff gegen das Sternenrad beginnen. Wir sollen die Eigenschaften des Weißen Schirms prüfen und nach Möglichkeit eine Methode finden, um ihn zu durchbrechen.«

»Weiß ich«, gab da Valgathan zurück.

»Woher?«, fragte agh Fermi. »Das ist streng geheim!«

»Flottenklatsch«, gab sie leichthin zurück. »Du wärst erstaunt, was Offiziere aus den alten, großen Adelshäusern alles erzählen, um als wichtig und gut informiert zu gelten.«

Da hatte agh Fermi ein Thema, um das er sich als De-Keon'athor einmal kümmern konnte, falls er die nächsten Tage überlebte. »Man kann selbstverständlich diskutieren«, fuhr er fort, »wann ein Kampfverband ›ausreichend stark‹ ist. Aber sobald die gesamte Flotte einsatzbereit ist, wäre das müßig. Wir müssten eigentlich losschlagen.«

»Und das willst du nicht.« Da Valgathan sagte es nicht als Vorwurf, nur als nüchterne Feststellung.

Er aktivierte das Holo wieder, das er bei ihrem Eintreten so eingehend betrachtet hatte. »Der Weiße Schirm blockt so gut wie jeden Ortungsversuch. Wir können von außen nur ein paar Schatten wahrnehmen, wenn größere Objekte sich direkt in der Nähe des Schirms bewegen. Aus diesen rudimentären Erkenntnissen können wir folgern, dass sich weitere Kampfschiffe im Inneren des Rads befinden. Aber wir haben nicht einmal den Anflug einer Ahnung, wie viele es sind.«

Da Valgathan nickte nachdenklich. »Die paar Hundert Cairanerschiffe außerhalb des Sternenrads könnten uns nicht aufhalten. Aber du hast Angst vor dem, was sie dort drinnen verbergen.«

»Ich habe Angst, dass wir Erfolg haben, den Schirm zum Zusammenbruch bringen und dahinter etwas finden, das mindestens eine Nummer zu groß für uns ist«, gab agh Fermi zu. »Ich verstehe nicht, warum ein erfahrener Stratege wie Atlan dieses Risiko eingehen will.«

Da Valgathan antwortete nicht darauf. Sie stand auf und lockerte ihre Nackenmuskeln. »Ich werde noch einmal Statusmeldungen von all unseren Schiffen anfordern und prüfen, ob die letzte Meldung wirklich korrekt war. Das wird sicher einen halben Tag dauern. Vorher ist es, glaube ich, nicht ratsam, sich auf Händel mit den Cairanern einzulassen.«

Agh Fermi lächelte dankbar. Er hatte zwar immer noch keine Ahnung, wie er mit seinem Problem umgehen sollte. Aber nun hatte er einen halben Tag mehr, um darüber zu grübeln.

An der Tür blieb da Valgathan stehen und wandte sich ihm wieder zu. »Überleg nicht zu lange«, sagte sie, als hätte sie seine Gedanken gehört. »Atlan ist nicht dein einziges Problem. Es gibt eine Menge Offiziere aus den großen Khasurnen, die nicht einverstanden sind mit deiner Beförderung. Sie halten dich für einen Emporkömmling und Günstling des Barons. Es kursieren die irrsten Geschichten, wie du an deinen Posten gekommen bist, und eine Menge Leute wollen dich lieber heute als morgen wieder entfernen. Bislang haben sie nichts gegen dich in der Hand. Aber wenn du als Zauderer giltst und außerdem Befehle des Mascanten ignorierst ...«

Damit sagte sie ihm nichts, womit agh Fermi nicht bereits gerechnet hatte. Allerdings hatte er gehofft, es würde länger dauern, bevor das Intrigenspiel Fahrt aufnahm. Seiner Ansicht nach hätte man damit warten können, bis die akute äußere Bedrohung für die Baronien abgewendet war. Offensichtlich war er ziemlich naiv für seinen Rang.

»Woher weißt du das alles?«, fragte er.

Sie zwinkerte. »Auch ich gehöre zu einem alten Khasurn. Wie gesagt, sie suchen belastendes Material – und da ich nun einmal auf demselben Schiff diene, war es naheliegend, mich zu fragen.«

Er grinste zum ersten Mal seit langer Zeit. Es war gut, Mava da Valgathan an seiner Seite zu wissen. »Vielen ...«

Eine Alarmsirene riss ihm die Dankesworte von den Lippen.

*

Sie stürzten in die Zentrale der TARTS, Mava da Valgathan zwei Schritte vor agh Fermi.

»Ladhonen auf Angriffskurs«, begrüßte sie eine routinierte Meldung.

Agh Fermi sah es direkt im taktischen Holo. Ein kleiner Verband ladhonischer Doppelkeilraumer, der Anzeige nach 44 Schiffe, hielt auf die TARTS und ihre Begleitschiffe zu.

»Abwehrformation!«, befahl da Valgathan. Sie sah kurz zu agh Fermi. »Wir tun nur, was zur Verteidigung unbedingt notwendig ist. Lassen wir sie über unsere Möglichkeiten im Unklaren.«

Die ganze Situation stand agh Fermi so klar vor Augen wie in einer strategischen Schlachtsimulation der Flottenakademie. Die Ladhonen taten genau das, was Atlan von ihm selbst verlangte: Sie führten einen Testangriff durch, um die Stärke und Einsatzbereitschaft des Gegners zu prüfen.

Er verstand auch, was da Valgathan tat: Sie versuchte, ihm zu helfen. Wenn nur ein kleiner Teil der Arkonidenschiffe kämpfte und dies nicht mit vollem Waffeneinsatz, konnte er Atlan gegenüber länger vortäuschen, die Flotte wäre nicht kampfbereit. Seine Kommandantin versuchte selbst in dieser kritischen Lage, Zeit für ihn zu schinden.

Dankbar nickte er ihr zu und verkündete: »Ich widerrufe den Befehl der Kommandantin. Unser Verband fächert auf und schließt die Ladhonen ein. Ich will, dass dieses Gefecht in einer Zentitonta beendet ist. Es soll in die Geschichte dieses Kriegs eingehen als Machtdemonstration.«

Da Valgathan runzelte die Stirn.

»Zum Wohl der Baronien«, beantwortete er die unausgesprochene Frage. »Wenn wir die Ladhonen nur verhalten bekämpfen, könnten sie den Fehlschluss ziehen, dass wir zu mehr nicht in der Lage sind. Dann werden sie den vermeintlichen Vorteil nutzen wollen und mit ihrer ganzen Flotte angreifen. Wenn wir nicht hart zuschlagen, haben wir bald eine Schlacht am Hals, die wir nicht führen wollen.« Er lächelte gequält. »Auch wenn wir dadurch ein paar Informationen herausgeben, die ich gerne ein wenig länger für mich behalten hätte.«

Niemand außer da Valgathan verstand, worauf er anspielte. Und niemand fragte nach, denn alle anwesenden Offiziere arbeiteten hoch konzentriert an den Gefechtsstationen.

»Schwere Geschützstellungen kampfbereit«, meldete Ver'ark del Ties von der Feuerleitstelle. »Die Owes'Coort-Strahler ...«

»Nein, wir müssen sofort Wirkungstreffer erzielen«, unterbrach agh Fermi. »Die Transformkanonen legen einen Bombenteppich. Zugleich Thermo- und Intervallfeuer im KN-Modus, in zufälliger Abfolge. Sie sollen ihre Schirme nicht kalibrieren können. Wir machen sie kampfunfähig, wenn möglich. Ansonsten vernichten.«

Die Owes'Coort-Strahler, für die sich der sperrige Spitzname Alles-Verneiner eingebürgert hatte, gehörten zu den stärksten Waffen von Schiffen der GAUMAROL-Klasse. Sie schufen im Zielgebiet Antimaterie, die mit der dort vorhandenen Materie reagierte und eine gewaltige Explosion auslöste. Allerdings musste man diese Waffe auf die Feindschiffe kalibrieren, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen. Falls die Antimaterie nicht genau spiegelbildlich auf die Zielmaterie abgestimmt war, entfaltete der Strahler zwar immer noch eine eindrucksvolle Zerstörungskraft, aber erreichte eben nicht das Maximum.

Da die genaue Beschaffenheit von Ladhonenraumern immer noch ein gut gehütetes Geheimnis dieses Volkes war, ließ sich die Waffenwirkung nur im laufenden Gefecht über Versuch und Irrtum optimieren. Das wollte agh Fermi jedoch nicht. Er wollte einen schnellen Schlag, der die Ladhonen und alle andere Parteien im System nachhaltig davon überzeugte, sich besser nicht mit den Arkoniden anzulegen.

»Gegenfeuer nach eigenem Ermessen, sobald sie den ersten Schuss abgeben«, befahl agh Fermi dem Ver'ark an den Waffenkontrollen.

Da Valgathan unterstrich die Order mit einem knappen Nicken. In den anderen Schiffen ihres kleinen Verbands würden die Kommandanten agh Fermis Befehle an ihre Offiziere weitergeben. In der TARTS hörten die Adressaten direkt, was verlangt wurde. Da Valgathan verzichtete darauf, sich in die Befehlskette einzuschalten, obwohl es ihr Recht gewesen wäre.

Die erste Energiebahn strahlte auf: ein überlichtschneller Thermostrahl, der in den Paratronschirm der TARTS schlug.

Die Reaktion fiel so massiv aus, wie agh Fermi es verlangt hatte. Die Transformbomben schufen neue, kurzlebige Sonnen in der Flugbahn der Ladhonenraumer. Thermostrahlen und Beschuss der Intervallkanonen prasselten zusätzlich auf die gegnerischen Schiffe ein, jeweils im schirmbrechenden Konstantriss-Nadelpunkt-Modus.

Bisher hielten die Defensivmechanismen der Ladhonen stand. Angesichts der Härte des Gegenschlags mochte sich das bald ändern. Aber das dauerte zu lange für die Machtdemonstration, die agh Fermi im Sinn hatte.

»Konzertierter Einsatz der Hyperpulswerfer«, rief er, einer plötzlichen Eingebung folgend. »Zielgebiete abstimmen für möglichst flächendeckenden Beschuss der gegnerischen Einheiten!«

In der Nähe der TARTS standen insgesamt 32 arkonidische Einheiten: drei weitere GAUMAROL-Raumer, sonst kleinere Einheiten der DAGOR-, YILLD- und CARAN-Klasse. Davon verfügten nur die CARANS nicht über den benötigten Waffentyp. Die GAUMAROLS hatten je 48 Geschützstellungen mit Hyperpulswerfern, die DAGORS 16 und die YILLDS immerhin zwei pro Einheit an ihren Polkappen.

Das machte 206 Hyperpulswerfer. Gut die Hälfte davon ließ sich auf die Ladhonen ausrichten. Feuerten alle gleichzeitig auf leicht überlappende Zielzonen, konnten sie in einer gewaltigen Raumkugel einen Hypersturm entfachen, der fast den kompletten ladhonischen Verband einschloss.

»Exzellenter Einfall«, lobte da Valgathan.

»Sofern es funktioniert«, gab agh Fermi zurück.

Es funktionierte.

Die energetischen Impulse des Hypersturms störten höherdimensionale Technik innerhalb seines Wirkungsradius. Ein einzelner Schuss hätte einen Kampfraumer eigentlich nicht nachhaltig stören sollen – üblicherweise setzte man auf Dauerpunktfeuer aus vielen Geschützbatterien statt einer groß gestreuten Breitseite. Aber die Hypertechnik der Ladhonenschiffe war vorgeschädigt, genau wie die aller anderen Einheiten, die vom Auftauchen des Sternenrads in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Dass die Raumer wieder kämpfen konnten, hieß nicht, dass sämtliche Redundanzsysteme voll einsatzfähig wären.

Tatsächlich zerfiel die Formation der Ladhonen sofort. Es gelang nicht mehr allen Schiffen, die Manöver des Verbands nachzuvollziehen. Ihre Schirme konnten dem folgenden Konstantriss-Nadelpunkt-Beschuss nichts mehr entgegensetzen, sodass die ersten Antriebssektionen in hellen Flammen aufgingen. Die drei am stärksten getroffenen Einheiten flohen mit Nottransitionen.

»So habe ich mir das vorgestellt«, lobte agh Fermi.

Zwei weitere ladhonische Einheiten brachten sich in Sicherheit. Fünf insgesamt erledigt. In den ersten Momenten des Gefechts hatte der Gegner schon zehn Prozent seiner Einheiten verloren, der Rest war nur noch eingeschränkt einsatzfähig. Er würde in kürzester Zeit ...

»Transition«, rief der Orter. »Sie sind alle gleichzeitig gesprungen!«

»Die THORA!«, rief da Valgathan.

Fermi fluchte still. Er hatte sich hereinlegen lassen, oder er hatte zumindest den Ausweichplan der Ladhonen nicht durchschaut. Da sie dem Flaggschiff der Arkoniden nicht beikommen konnten, griffen sie nun die terranische Einheit mit ihren Begleitschiffen an. Das Manöver gegen die TARTS hatte sie dabei so dicht an die THORA herangebracht, dass hochpräzise Sprünge möglich waren. Die Ladhonen fielen direkt in Angriffsformation wieder in den Normalraum zurück.

Die THORA hatte ihre Funktion im System nicht offiziell erklärt. Die Liga Freier Galaktiker, der das Schiff angehörte, war keine Partei des schwelenden Konflikts, sondern neutraler Beobachter. Dass Atlan da Gonozal, Mascant der arkonidischen Flotte, an Bord war, wusste niemand außerhalb der THORA, ihrer drei Begleitschiffe SYKE, KARYA und BALANOS und natürlich der TARTS. Was also sollte diese Attacke?

Von einst 44 Ladhonen waren 36 kampffähig. Zu viel für die vier Terraner.

Das sahen auch die positronisch-biologischen Roboter so. Ihre 1200 BOXEN, die seit sieben Tagen im System standen und ihre erste Schlacht bereits hinter sich hatten, setzten sich in Bewegung und sprangen der THORA bei.

Darauf reagierten die Naats: Knapp 2000 ihrer Schiffe verließen die Formation und beschleunigten.

Nun trat genau das ein, was agh Fermi befürchtet hatte: Die Lage eskalierte, in wenigen Zentitontas würde eine gewaltige Schlacht zwischen Sternenrad und Bleisphäre toben. Es gab nur eine Chance, das zu verhindern.

»De-Keon'athor agh Fermi an alle arkonidischen Einheiten«, begann er seinen Rundruf. »Wir legen einen Sperrriegel zwischen die Naats und die Liga-Einheiten. Alle unsere Einheiten beteiligen sich an dem Manöver. Einsatz der Owes'Coort-Strahler, sobald sich die Naats auf zwei Lichtsekunden annähern.«

Die Owes'Coort-Strahler mochten keine geeignete Waffe gegen Ladhonenschiffe sein. Der Aufbau von Naatraumern hingegen war den Arkoniden gut bekannt. Ein gezielter Einsatz von Antimaterie konnte in kurzer Zeit zu verheerenden Schäden führen.

»Agh Fermi an Admiral Mumon«, funkte er den Kommandeur der Naats an. »Wir wollen diese Eskalation nicht, aber wir akzeptieren sie. Es liegt in deiner Hand, den Frieden zu wahren. Zieh deine Schiffe zurück!«

Dasselbe hatten die Ladhonen angesichts der Posbi-Übermacht ohnehin getan. Es gab keinen Grund mehr für einen Kampf – aber es wäre nicht das erste Mal in der galaktischen Geschichte gewesen, dass eine einmal in Fahrt gekommene Kriegsmaschinerie sich nicht mehr rechtzeitig bremsen ließ.

Zum Glück war Mumon kein Hitzkopf. Er mochte anstandslos bereit sein, eine Flotte in einen Vernichtungskampf zu führen, wenn es dem Sternenreich der Naats diente. Doch das war im Moment wohl kaum der Fall. Seine Schiffe verlangsamten wieder und kehrten in Formation zurück – etwas näher an der Bleisphäre als zuvor, wie agh Fermi nicht entging. Mumon ließ es sich nicht nehmen, seine Position in der Auseinandersetzung um das ehemalige Arkonsystem zu verbessern. Und es gab nichts, was agh Fermi im Moment dagegen tun konnte, wollte er keine erneute Eskalation riskieren.

»Ortung?«, fragte er.

»Alle Parteien in relativem Stillstand. Es werden keine Kontingente mehr verlegt.«

Das war knapp gewesen. Und es hatte den Einsatz der kompletten arkonidischen Flotte erfordert.

Agh Fermi machte sich keine Illusionen – er wusste genau, was das bedeutete. Und da geschah es auch schon.

»Atlan da Gonozal verlangt dich zu sprechen«, meldete die Funkstation.

»Ich nehme den Anruf in meinem Arbeitsraum entgegen«, antwortete agh Fermi resigniert.

Perry Rhodan 3082: Ein kalkuliertes Risiko

Подняться наверх