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2.

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Das eigene Niesen weckte Gucky auf. Er öffnete die Augen und fand sich von einem Glitzern in der Luft umflirrt. Es war aber nicht der Mondstaub, mit dem er hatte rechnen dürfen. Ihn umgab auch nicht die sterile Atmosphäre einer lunaren Untergrundanlage, sondern eine sanfte Brise und ein Duft wie von irdischen Tannennadeln. Waren sie auf der Erde rematerialisiert statt auf dem Mond?

Er blinzelte ein wenig Glitzerstaub aus den Augen und beantwortete die eigene Frage mit einem klaren Nein. Sofgart, Omar Hawk, dessen Okrill Watson und Gucky höchstselbst waren irgendwo aus dem Zeitbrunnen gefallen, aber ganz sicher nicht im irdischen Sonnensystem.

Denn das Licht dieser Welt stammte nicht von einer Sonne. Stattdessen verlief am Himmel über ihm ein glimmendes Band, das sich von Horizont zu Horizont zog. Es leuchtete nur schwach. Aber da es so eine große Gesamtfläche hatte, spendete es trotzdem genug Helligkeit, um die Umgebung in ein eigenartiges Dämmerlicht zu tauchen.

Neben seinen drei Begleitern beleuchtete es die schwarz wabernde Fläche eines Zeitbrunnens, der das Zentrum einer fünfzig Meter durchmessenden Lichtung mitten in einem Urwald bildete. Der Boden rund um den Brunnen war mit unbearbeiteten, gelblichen Natursteinplatten gepflastert, auf denen eben jener Staub glänzte und schillerte, der in Guckys feine Nase geraten war und ihn geweckt hatte.

Drei Wege führten von der Lichtung fort, alle breit genug für mehrere Fahrzeuge nebeneinander. Allerdings sahen sie nicht so aus, als würden sie noch benutzt. Denn auch auf diesen Pfaden schillerte Kristallstaub, unberührt wohl seit Monaten, vielleicht sogar seit Jahren.

Watson regte sich. Der Okrill, das achtbeinige, krötenhafte Riesentier vom Planeten Oxtorne, stieß mit der Schnauze sein Herrchen an. Omar Hawk brummte und drehte sich auf die Seite.

Der Schwung der eigenen Bewegung beförderte ihn ein paar Zentimeter in die Luft. Der darauf folgende Aufprall weckte ihn endgültig. Vorsichtig richtete er sich auf. Seine Augen wurden schmal. Still musterte er die Umgebung. Erst nachdem er alles gesehen hatte, wandte er sich an Gucky. »Wo sind wir?«

»Gute Frage.« Der Ilt fegte mit seinem breiten Biberschwanz den Kristallstaub von einer Steinplatte und setzte sich. »Nicht auf Luna jedenfalls. Da müssen wir aber hin. Und zwar pronto.« Womöglich stand das Schicksal der Menschheit auf dem Spiel. Der größenwahnsinnige Plophoser Iratio Hondro strebte nach der Herrschaft über die gesamte Solare Union, und er hatte wahrscheinlich irgendeine Schweinerei auf dem irdischen Mond ausgeheckt.

Sofgart hatte Gucky und Hawk versprochen, sie durch den Zeitbrunnen dorthin zu führen, wo sie dem Übeltäter das Handwerk legen wollten. In der Theorie klang es immer einfach.

Hawk stand endgültig auf und machte einen vorsichtigen Schritt auf den bewusstlosen Arkoniden zu. »Mein Mikrogravitator ist hinüber«, klagte der Oxtorner. »Ich kann die niedrige Schwerkraft hier nicht ausgleichen.«

Gucky verzichtete auf den Hinweis, dass die Gravitation für seinen Geschmack sogar ein wenig zu hoch war. Hawk stammte nun mal von einer Welt mit der mehrfachen Masse Terras. Entsprechend amüsant wirkte es, wenn er versuchte, sich ohne technische Hilfe auf erdähnlichen Planeten zu bewegen – seine Bewegungen glichen denen von normalen Menschen, die auf dem Mond außerhalb der künstlichen Schwerkraftzonen zu rennen versuchten.

Gucky prüfte die Technik seiner eigenen Bordkombination. Die Montur war nur ein schlichter Schutzanzug; er war unvermittelt und ohne große Vorbereitung zu diesem Einsatz aufgebrochen. Aber auch eine supersonder-iltangepasste Kampfrüstung mit ausfahrbaren Carbonfaserbiberschwanzschutzlamellen, Mäuseohrenhelm und Terminatorbewaffnung hätte ihm fraglos nichts gebracht. Denn sogar die wenigen in seine Kleidung integrierten Hilfsmittel waren sämtlich tot wie ein funkelnagelneues Spielzeuggeschenk ohne Energiezelle.

»Lebenszeichen?«, fragte Hawk.

»Bislang nichts gesehen.« Gucky betrachtete alle drei Straßen. Den Weg, der im rechten Winkel von dem schimmernden Band am Himmel fortführte, definierte er willkürlich als Norden. Die beiden anderen waren entsprechend Südwest und Ostsüdost. Auf keiner Route regte sich etwas.

»Und hier?« Hawk tippte sich an die Schläfe.

Gucky schüttelte den Kopf. Auch telepathisch nahm er nichts wahr, was auf intelligentes Leben hindeutete. Das allerdings konnte an dem dauernden, drückenden Kopfschmerz liegen, der ihn seit dem Aufwachen begleitete und ihm erstmalig richtig ins Bewusstsein rückte.

Hawk zog Sofgart vorsichtig auf die Beine. Der arkonidische Experte für planetare Koloniengründung taumelte und musste sich mit beiden Händen an dem Oxtorner festhalten.

»Wo sind wir?« Sofgart hustete, wobei er glitzernden Staub von seinem marsianischen Thermoanzug losschüttelte.

»Das wüssten wir gern von Ihnen«, erwiderte Hawk. »Sie haben gesagt, der Zeitbrunnen bringt uns zum Mond.«

»Sollte er auch!« Sofgart griff in seine Umhängetasche und präsentierte den F'Atkor, seinen Flakon mit den drei mysteriösen Tropfen, die irgendwie mit den Zeitbrunnen in Beziehung standen und ihrem Besitzer Visionen über deren Nutzung ins Hirn pflanzten. Eigentlich keine Grundlage, auf die Gucky eine Einsatzplanung zu stützen pflegte. Aber bislang hatten sich Sofgarts Eingebungen stets als zutreffend erwiesen. Nur gerade in diesem Fall nicht, da Hondro auf dem Mond sein Unwesen trieb. Das Universum bewies ihnen mal wieder seinen eher unangenehmen Sinn für Humor.

»Watson ist nervös«, stellte Hawk fest. »Irgendwas ist nicht in Ordnung.«

Der Okrill versteckte sich zwar nicht hinter seinem adoptierten Herrn, wich ihm aber doch nicht vom Knöchel. Und er ging geduckt. Sprungbereit.

Gucky lauschte erneut telepathisch in die Umgebung, konnte aber nach wie vor nichts feststellen. Nur die Kopfschmerzen wurden schlimmer.

»Omar«, sagte er, »denk mal eben an nichts Verfängliches. Ich möchte etwas testen.«

»Bleib raus aus meinem Kopf!«

»Stell dich nicht so an. Glaubst du, ich schnüffele aus Spaß?«

Nicht, dass das völlig ausgeschlossen gewesen wäre. Aber im Moment hatte Gucky tatsächlich andere Sorgen. Er konzentrierte sich auf die Gedanken des Oxtorners, sah dessen Erinnerung, wie er einst Watson in gefährlicher Lage gefunden und befreit hatte – den Moment, seit dem die beiden unzertrennlich waren. Der Ilt spürte auch einen Hauch der Einsamkeit, die Hawk vor dieser Begegnung wie ein Panzer eingeschlossen hatte.

Aber sowohl die Erinnerung als auch das Gefühl waren blass, viel schwächer, als sie es auf die geringe Distanz hätten sein dürfen. »Meine Telepathie funktioniert nicht richtig«, klagte Gucky. »Es ist ...« Er suchte nach einem passenden Vergleich. »... als würde ich durch eine fast schwarze Brille sehen.«

»Was heißt das für uns?«, fragte Sofgart.

»Dass ich nicht sicher spüren kann, wenn uns jemand auflauert«, murrte Gucky. »Wartet!«

Er packte telekinetisch eine der gelben Steinplatten und versuchte, sie aus dem Boden zu lösen. Es gelang, war aber unverhältnismäßig anstrengend. Der Stein taumelte einen Meter über dem Boden und entglitt Guckys Zugriff. Mit lautem Klirren zerbrach er in Tausende Splitter.

»Kein guter Ort für Parabegabte«, stellte der Ilt fest. »Ich teste noch die Teleportation.«

»Nicht über den Zeitbrunnen springen!«, mahnte Hawk. »Wenn du es nicht ganz auf die andere Seite schaffst ...«

Gucky verdrehte die Augen. »Keine Angst, ich bin kein Anfänger.«

Sosehr es ihn wurmte, bei einer lächerlichen Distanz von nicht mal dreißig Metern auf Sicht sorgsam zu bleiben – der Oxtorner hatte recht. »Ich springe zum Anfang der Straße dort.« Er deutete Richtung Ostsüdost.

Von den angestrebten dreißig Metern schaffte er gerade mal fünfzehn. Er rematerialisierte und schrie auf. Der drückende Kopfschmerz war ein brutales Stechen geworden. Gucky presste beide Handballen gegen die Schläfen und ächzte. »Wirklich kein guter Ort für Parabegabte.«

»Da hat sich etwas bewegt!« Sofgart deutete auf den Waldrand.

Guckys Blick folgte dem Fingerzeig. In der Tat sah er eine rasche Bewegung knapp über dem Boden, ohne dass er genau ausmachen konnte, was dort umherwuselte. »Waldtiere?«, fragte er.

»Möglich«, antwortete Hawk. »Gefährlich?«

»Möglich.« Gucky raffte sich auf und watschelte zu den beiden anderen zurück. Dabei betrachtete er die Pflanzen in seiner Nähe eingehender. Sie unterschieden sich deutlich von denen auf der Erde. Es waren Schachtelhalmgewächse, jedoch nicht grün, sondern teils weißlich, zum weit überwiegenden Teil sogar völlig transparent. »Und der Wald selbst ist vielleicht auch nicht ganz ohne.«

»Vorsicht auf fremden Welten ist immer gut«, gab Sofgart eine Banalität zum Besten. »Aber hast du einen konkreten Grund für diese Äußerungen?«

»Mein Reisetagebuch«, antwortete Gucky. »Konkret: Layl. Eine fiese Welt. Dort gab es auch keine Sonne, und es hatte sich eine Flora mit durchsichtigen Blättern entwickelt, die ohne Fotosynthese auskam. Sie wandelte die allgegenwärtige Hintergrundstrahlung in Energie um, und sie war hochaggressiv. Fleischfressend, und die Pflanzen sonderten eine so starke Säure ab, dass sie sogar einem Haluter gefährlich werden konnte.«

Sowohl Hawk als auch Sofgart bedachten den Wald nun mit unbehaglichen Blicken.

»Danke für die Warnung«, sagte der Oxtorner. »Wir sollten uns also davon fernhalten.«

»Wir sollten zusehen, dass wir von hier verschwinden!«, korrigierte Gucky. »Wir wollen zum Mond, also los! Worauf warten wir?« Herausfordernd starrte er Sofgart an.

Erneut steckte Sofgart die Hand in die Tasche mit dem F'Atkor. »Wenn die Tropfen uns hierhergeführt haben, hat das sicher einen Grund. Wir sollten ihn herausfinden.«

»Mit Verlaub: Wir sollten den Drecksack Hondro erledigen!«, korrigierte Gucky. »Und dafür müssen wir genau dorthin, wo du uns hinbringen wolltest!« Er ließ den Biberschwanz auf den Boden klatschen, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.

Eine glitzernde Wolke stob um ihn auf. Gucky schwindelte, als er den Staub versehentlich einatmete, stützte sich jedoch mit dem Schwanz ab und hielt sich aufrecht.

Hawk war der Moment der Schwäche trotzdem nicht entgangen. »Alles in Ordnung?«

»Ja«, behauptete Gucky verdrossen. »Nur ein kleiner Aussetzer.«

»Haben wir etwas dabei, womit wir die Atmosphäre auf Mikroben untersuchen können?« Hawk klang alarmiert.

»Ich«, sagte Sofgart. »Eigentlich. Aber meine komplette Ausrüstung ist ausgefallen, wie es scheint.«

»Ein Grund mehr, hier schnellstens zu verschwinden«, konstatierte Gucky.

»Im Gegenteil«, widersprach Hawk. »Solange wir nicht wissen, ob wir nicht irgendwas einschleppen, sollten wir sehr vorsichtig sein.«

»NATHAN wird uns bei der Dekontamination schon helfen!«, beharrte Gucky.

Sofgart unterbrach den Streit. »Die Debatte ist ohnehin theoretisch. Ich kann die Tropfen nicht bewusst steuern. Sie haben ihren eigenen Willen. Ich kann ihn spüren und in Worte fassen, aber ich kann ihn nicht beeinflussen. Wenn sie uns hierherbringen wollten und nicht zum Erdmond, kann ich nichts dagegen tun.« Er hielt den F'Atkor testweise in Richtung des Zeitbrunnens.

Zu Sofgarts merklicher Überraschung reagierte die schwarze Fläche. Ihr Wabern verschwand, sie wurde glatt wie ein See bei absoluter Windstille. Oder wie ein Spiegel – ein Einwegspiegel in diesem konkreten Fall, denn tatsächlich konnte man plötzlich Schemen und Licht darin erkennen.

Ein blaues Leuchten, das Gucky sehr gut kannte. »Das ist das Innere von NATHANS Mondanlage!«, rief er. »Die Tropfen wollen uns sehr wohl nach Luna bringen!«

Hawk stolperte plötzlich vorwärts. In einer Blitzreaktion ließ er sich fallen, um den Sturz in den Brunnen zu verhindern. Dabei wirbelte er herum.

Endlich reagierte auch Gucky und tat es ihm gleich. Sie alle drei plus Watson hatten sich zum Zeitbrunnen gedreht und den Waldrand aus den Augen gelassen. Ein Tier, eine fast zwei Meter lange Raupe mit gewaltigen Krabbenscheren und einer hammerartigen Ausformung am Schwanz, bäumte die vordere Hälfte ihres Leibs auf. Es war lautlos und erstaunlich flink hinter sie gekrochen. Nun attackierte es Hawk – das saftigste Stück Beute oder den gefährlichsten Gegner aus ihrer Gruppe. Dabei stieß es schrille Kampfschreie aus, »Kriiiiiieh-kriiiiiieh!«, die in Guckys Ohren schmerzten.

Das Vieh schnappte mit den Scheren nach beiden Armen des Oxtorners. Hawk reagierte blitzschnell. Eine Hand bekam er noch außer Reichweite, um den anderen Arm schloss sich die Schere.

Das war es dann aber auch. Das Krikri zögerte. Vielleicht rechnete es damit, dass Arm und Hand wie ein abgetrenntes Blümchen zu Boden fielen. Denn woher sollte es etwas über die erstaunliche Körperkonstitution von Oxtornern mit ihrer nahezu unzerstörbaren Haut wissen?

Omar Hawk jedenfalls zögerte nicht. Er hämmerte die linke Faust vorwärts, mitten ins Gesicht des Krikri, das nur aus ringförmig angeordneten Zähnen zu bestehen schien.

Der Hieb hätte eine Stahltür einzudellen vermocht. Das Krikri indes ließ sich nicht abschütteln. Nach wie vor klammerte es sich an Hawks rechtem Arm fest.

Watson kam zu Hilfe. Der Okrill ließ seine meterlange Zunge hervorschnellen und verpasste dem Gegner seines Partners einen Starkstromschlag.

Gucky rechnete damit, eine Aschewolke zu Boden sinken zu sehen, doch weit gefehlt.

Hawk brüllte auf. »Das macht ihn nur stärker!« Plötzlich tropfte doch Blut von seinem rechten Arm auf den Boden.

Der Ilt packte telekinetisch zu, Hawk schlug weiter auf den Kopf des Krikri ein, Watson bearbeitete mit sechs von acht Beinen den Körper des Tiers. Schließlich gelang es ihnen, den Angreifer von Hawk zu trennen.

Gucky schleuderte ihn telekinetisch durch die Luft, doch wie schon zuvor ließen ihn seine Kräfte im Stich. Statt weit in den gläsernen Wald zu fliegen, stürzte das Krikri in den Zeitbrunnen. Die schwarze Fläche saugte sich an seiner Haut empor, schneller, als das Tier die Oberfläche durchdringen konnte.

Ein greller Todesschrei gellte auf. »Kriiiiiieeeh!«

Hawk presste die Hand auf den lädierten Arm. Dunkles Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor. »Mistvieh!«, grollte er.

»Wollt ihr jetzt auf mich hören?«, fragte Gucky. »Ab durch den Brunnen, zum erfreulich krikrifreien Mond? Dahin, wo wir hingehören?«

»Es gibt leider ein Problem«, murmelte Sofgart.

»Was?«

»Problem«, wiederholte der Arkonide lauter. Er präsentierte den F'Atkor. »Die Tropfen müssen noch regenerieren. Sie sind erschöpft, viel erschöpfter, als sie nach dieser Reise sein dürften. Ich spüre, dass sie uns noch nicht wieder schützen können. Nicht uns alle, jedenfalls. Nur mich.«

»Ich überstehe den Transfer auch so«, sagte Hawk. »Watson ebenfalls.«

»Hmmpf«, brummte Gucky. »Immer auf die Ilts ohne mysteriöse Artefakte oder oxtornische Kompaktkonstitution!« Missmutig dachte er nach. Die Passage durch Zeitbrunnen war gefährlich, wie das lautstarke Ableben des Krikri im Transfermoment erneut deutlich gezeigt hatte. »Dann warten wir eben, bis die Tropfen sich berappelt haben.«

»Da kommen weitere Krikris«, bemerkte Hawk.

»Musst du denn die Stimmung verderben?« Gucky sah in Richtung Waldrand, von wo aus sich tatsächlich sieben der gefährlichen Tiere Richtung Zeitbrunnen – und Richtung Beute – vorgewagt hatten.

»Der Brunnen flackert!«, rief Sofgart.

Wieder wendete Gucky den Blick. Auch diese Hiobsbotschaft stimmte: Die schwarze Fläche, durch die man auf den Erdmond sehen konnte, war von einem zum anderen Moment verschwunden und gab den Blick auf gelbe Steinplatten frei. Dann war sie wieder da, wieder weg, da, weg.

»Rein mit euch!«, rief Gucky heldenmütig, wenn auch mit allergrößten Bauchschmerzen. »Solange ihr noch könnt – ich komme schon irgendwie von hier fort!«

Hawk rührte sich keinen Millimeter. »Du wärst allein, ohne Technik, ohne deine Kräfte«, argumentierte er völlig ruhig. »Ich werde nicht Perry Rhodan gegenübertreten und ihm erzählen, dass ich dich diesen Viechern geopfert habe.«

»Wenn du dafür die Menschheit vor Hondro ...«

»Zu spät«, unterbrach Sofgart. »Er ist erloschen.«

Gucky ließ den Schwanz auf den Boden patschen und wirbelte einmal mehr den Kristallstaub auf. Das war wahrhaftig nicht sein Tag. »Dann kümmern wir mal um die Krikris, und anschließend sollten wir endlich so was Ähnliches wie einen Plan entwickeln!«

Es würde ein unangenehmer Kampf werden, so viel stand schon fest. Hawk hatte nur seine Fäuste. Watsons Starkstromzunge nutzte gegen diese Gegner nichts, aber der Okrill hatte immerhin eine stattliche Anzahl kräftiger Beine mit ein paar stahlharten Krallen an den Vorderpranken. Sofgart indes war völlig nutzlos, und Gucky selbst konnte sich allenfalls auf seinen kräftigen Schwanz verlassen. Die Technik, diesen als Waffe einzusetzen, hatte er sich bei den Shafakk abgeschaut: den äußerst unangenehmen Vorfahren seines eigenen Volkes, die der Mausbiber im Omnitischen Compariat kennengelernt hatte.

»Sie meiden die Stelle, die du vom Kristallstaub befreit hast«, teilte ihm Hawk eine Beobachtung mit.

Gucky sah genau hin und überzeugte sich, dass der Oxtorner recht hatte. Die Krikris bewegten sich in gerade Linie auf ihre Opfer zu, umkurvten aber eine Stelle, wo der Ilt zuvor seinen Schwanz auf den Boden gehauen hatte.

Vielleicht konnten sie das Gefecht vermeiden. Gucky zog schnell einen Kreis um ihre kleine Gruppe und ließ den Schwanz hinter sich auf dem Boden hin und her fegen. Eine glitzernde Wolke hüllte alle ein, und wieder bekam Gucky Probleme mit dem Gleichgewicht, als das Zeug ihm in die Atemwege geriet. Aber der Bannkreis wirkte. Die Krikris näherten sich ihnen nicht mehr.

»Ich glaube, ich fange an zu halluzinieren«, äußerte Hawk besorgt. »Seid ihr in Ordnung?«

Gucky hörte etwas, das er sich nicht erklären konnte. Natürlich wussten sie bislang kaum etwas über die Welt, auf der sie gelandet waren. Es mochte in der Umgebung jede nur erdenkliche Lebensform geben. Der Klang allerdings, der nun von jenseits der Glitzerwolke zu ihnen drang ... Das waren eindeutig Pferdehufe im Galopp, beschlagene Hufe überdies.

Ein wenig lichtete sich der Staub und gab den Blick frei auf die Nordstraße.

»Du halluzinierst nicht«, beruhigte er Hawk. »Jedenfalls nicht, wenn du ein schwarzes Pferd siehst ...«

»... mit einem Humanoiden darauf«, übernahm Sofgart. »Was trägt er für seltsame Kleidung?«

»Eine Rüstung«, erkannte Omar Hawk ungläubig. »Eine schwarze Ritterrüstung.«

Gucky seufzte. Sie waren also auf einem fremden Planeten ohne richtige Sonne gelandet, ihr Reisemedium hatte sich soeben abgeschaltet, ihre technischen Hilfsmittel waren ausgefallen, die örtliche Fauna betrachtete sie als Imbiss. Und nun bekamen sie Besuch von einem Wesen, das sich in der Wahl seiner Garderobe um etwa tausend Jahre in der Mode geirrt hatte.

Er wusste nicht, was das zu bedeuten hatte. Aber so, wie dieser Tag lief, verhieß es mit Sicherheit Ärger.

Perry Rhodan Neo 247: Die Welt jenseits der Zeit

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