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Kapitel 2

Attraktion, Illusion, Projektion

Aus dem Poesiealbum der Mädchenträume

Auf jedes Tief folgt ein Hoch. Das ist wie beim Wetter und so sicher wie das Amen in der Kirche. Bloß mit der Vorhersage von Wann und Wie tue ich mich genauso schwer wie die Meteorologen.

Am Sonntagnachmittag bin ich leergeweint. Gabi hat meine Endlosschleifen von den bösen Buben tapfer ertragen, hat mir immer neue Varianten von Kräuter- und Früchtetees eingeflößt, mich zwischendurch wie ein Baby im Arm gehalten. Dann wurde es selbst ihr zu viel. Sie schaute mich an und sagte: Schluß mit dem Gejammer.

Während Gabriele sich auf einem Spaziergang mit den Kindern von mir erholt, darf ich an ihren Computer. Die erste Kerze am Adventskranz erinnert mich an einen Omaspruch: Und wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her. Ich muß grinsen, aber mein Grinsen kommt wohl noch etwas gequält. Finster entschlossen starre ich in die Dunkelheit, um Licht am Ende des Tunnels zu entdecken. Der Tunnel, das ist mein Leben. Die Lichter sind männlich. Daß die meisten auch nur durchs Internet irrlichtern, werde ich erst später begreifen.

Bei neu.de ist es so ungerecht wie im Leben: Die Männer müssen zahlen. Mir ist das natürlich recht, denn meine paar Kröten muß ich jetzt zusammenhalten. Ich kann nur weibliches Kapital einsetzen: Charme, Schönheit, Liebe.

Als erstes brauche ich einen Nickname, so ein Art Etikett, das man sich da vor die Stirn klebt. Darüber denke ich nicht lange nach: Pflegefall_69. Das ist ernst gemeint und ironisch. Soll sich doch jeder denken, was er will. Mein Motto ist weniger originell, das bekannte Zitat von John Lennon: Leben ist das, was passiert, während du eifrig andere Pläne machst.

Dann wird da noch mein Traummann abgefragt. Und da gehe ich dann gleich mal in die Vollen:

Er sollte mich so lieben wie ich bin... Ansonsten wünsche ich mir einen

- sportlichen

- attraktiven

- humorvollen

- gepflegten

- wohlhabenden

- charmanten

- romantischen

- intelligenten

- lieben

- dynamischen

- edlen

- ehrlichen

- wilden

- starken

- standhaften

- ausdauernden Mann... *fg*

Auf die Frage, was andere an mir schätzen, antworte ich:

Daß ich eine sportliche, attraktive, humorvolle, gepflegte, charmante, romantische, intelligente, liebe, dynamische, edle, ehrliche, wilde, starke und ausdauernde Frau bin! *fg*

Und was mir peinlich ist, verrate ich auch:

Daß ich hier so SCHAMlos lüge... grins

Meine Schamlosigkeit kann ich mit vier Fotos belegen. Die hatte der wilde Rudi gemacht, als er mich nach einer unserer zahllosen Versöhnungen mal wieder zähmen konnte. Schwarzweiß und sexy, hohe Hacken mit endlos viel Bein, mein Knackarsch im Gegenlicht, und für das Porträtbild ein wirklich einladender Blick.

Kaum ist mein Profil freigeschaltet, bricht bei neu.de der Server zusammen. Einen Zusammenhang will ich nicht beschwören, aber minutenlang läuft nichts mehr. Und als die ihre technischen Probleme im Griff haben, geht bei mir die Post ab. Binnen einer Stunde haben mich sechs Dutzend Männer angeschrieben. Alle paar Sekunden will einer mit mir chatten. Ich bin überfordert, ich bin überwältigt - und ich bin überzeugt davon, daß die alle nur auf mich gewartet haben.

Daß ich die Attraktion im Netz sein soll, katapultiert mein geschundenes Ego von minus fünf auf 180. Ich schenke mir ein Glas Prosecco ein und zittere am ganzen Leib. Das ist wie Weihnachten, ein paar Wochen zu früh. Ich komme gar nicht dazu, alle Nachrichten zu lesen, geschweige denn, wie die Herren sich in ihren Profile anpreisen. Ich sehe nur lauter Männer, große und kleine, dicke und dünne, blond, rot, dunkel oder Glatze, oben ohne mit Tattoo, ganz cool mit Sonnenbrille, manche ans Auto gelehnt, mit Katze im Arm oder der Ex, dazu spießige Ausweisfotos. So weit das Auge reicht nur Männer, Männer, nichts als Männer. Mir wird schwindelig.

Ich muß das Fenster öffnen und ganz tief durchatmen. Es ist die Faszination des Schreckens. Und es ist eine Illusion. All diese Burschen können nicht mich meinen, die kleine Karin aus dem Osten. Unmöglich. All diese Burschen sind einer Projektion aufgesessen, ihrer Vorstellung von der perfekten Frau: schön, sexy und willig. Die wollen sie alle. Die Jagd ist eröffnet. Aber ich will doch nur einen, den einen, meinen. Und wie solle ich den finden? Ich sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht.

Ich habe den Zufall bemüht, mit geschlossenen Augen auf einen aus der langen Liste von Chatanfragen getippt: Eidgenosse40, ein Schweizer, 43 Jahre alt, Personalchef eines Pharmakonzerns.

ER 17:05 halli hallo

ICH 17:11

hey...nur aus Höflichkeit, muß gleich weg...ich komme hier nicht raus...grins...vielleicht später

ER 17:13

tja ...da hättest Du einen Volltreffer landen können und beschäftigst Dich mit Nichtigkeiten... tja

ICH 17:14

laut lach....Du bist ja die Härte

ER 17:14

nein.ganz lieb.Er: aber eben.. man muß Prioritäten setzen, gelle ICH 17:15

Schweiz ist aber ganz schön weit weg, wollte eigentlich auch mal ein Date...

ER 17:15

du lachst mich aus....bääääähhhhhh ICH 17:16

nein lache Dich nicht aus, bin an Dir hängen geblieben.

ER 17:16

langsam, langsam........ Schatz

wie weit ist Basel für Dich? Wie weit würdest Du für Deinen Seelenverwandten gehen?

ICH 17:16 10m

ER 17:16

äffle, Schwarzwald ist doch nicht so weit weg...

ER 17:18 haste kindle?

ICH 17:18

16

ER 17:18

sportlich. weibchen oder Männchen????

ICH 17:19 ein jungchen

ER 17:19

habe Sohn 14 und tochter 15............. 13 14 15.....könnte spaßen

ICH 17:19

wann heiraten wir?

ER 17:19 im Mai

ICH 17:20 ok ist notiert.

ER 17:20

darf ich dich pflegen? ich kann gut rücken massieren, staubsaugen und Fenster putzen

ICH 17:20

Dann bist du ja echt ein Supermann ER 17:20

M.----@----ch

ICH 17:22

. schreib du mir, dann muß ich mir deine nicht abschreiben, bin schließlich ein Pflegefall

ER 17:22

du bist süß. ich heiße Urs und bin noch zu haben ICH 17:23

ich heiße Karin und bin WIEDER zu haben...

ER 17:24

bekomme ich noch Bilder?

ICH 17:27

ja bekommst du, aber erst wenn Du den Hochzeitstermin schriftlich bestätigst und mir den Entwurf für Ehevertrag zusendest.

ER 17:27

kein Sex vor der ehe.das wäre geil.ups, sorry ICH 17:29

hast ja meine eMail... werde belagert.muß mich verziehen....20 Männer im Chat....grins

ER 17:31 schreibst mir?

ER 17:31 brrr

ER 17:32

ciao bella

ER 17:35 Chaotin.tztztztz

Das soll schon alles gewesen sein: Ein bißchen abfragen, ein bißchen blödeln? Ich bin enttäuscht. Von meinem allerersten Online-Flirt hatte ich mir mehr versprochen. Aber ein Blick auf Urs' Profil bringt mich auf andere Gedanken. Der Typ sieht aus wie George Clooney der Jüngere, unverschämt gut. Da habe ich wohl doch gleich einen Treffer gelandet.

Es ist ein Märchen, daß ein Mann häßlich sein kann wie Eimer, wenn nur sein Konto glänzt. Ich habe noch keine Frau erlebt, die so bescheiden wäre. Wir wollen alles: intellektuell, sexuell, finanziell. Oder lieber gar nichts.

Urs Luetti widerlegt die Schweizer Langsamkeit. Er bleibt dran. Auf seine eMail antworte ich ohne Verzögerung.

ICH 18:02

Hallo, Urs,

einen Schweizer Paß wollte ich übrigens schon immer... grins... Ich sehe übrigens nicht so gut aus wie auf meinen Fotos, ist halt schwarz/weiß und früh nach dem aufstehen bin ich leider in Farbe... Dein Bild ist sehr schön... Dafür gibt es auch einen Nachschlag....

Gruß von der pflegebedürftigen Karin

ER 18:06

tönt ja alles sehr flott....was biste denn für ein sternzeichen??

Erzähl mir mal was von dir und halt den Ball flach dabei;-)

ICH 18:13

Den Ball flach halten, dürfte keine Problem sein... Bin gerade gekündigt worden. Und meine Beziehung ist auch in die Brüche gegangen... Jetzt liege, sitze und halbwegs stehe ich mit einem Bandscheibenvorfall zu Hause.... Flach genug???????? grins....

Lache trotzdem noch... weil ich weiß... nichts passiert umsonst...irgend etwas sehr GROSSES muß ja auf mich warten...

Finanziell brauche ich mir ja jetzt auch keine Gedanken mehr zu machen, Du heiratest mich ja... und die Bandscheibe massierst Du mir ja auch wieder gesund... Was war das andere noch? Staub saugen und Fenster putzen...!

Was will ich mehr??? Laut lach...

Gruß Karin - übrigens deshalb "Pflegefall" - Gott sei Dank sehe ich wenigstens einigermaßen passabel aus... *fg*

ER 18:18

Das mit deinem Job tut mir leid,....das mit deinem Partner net ©

...ich sage auch immer, daß alles vorbestimmt ist, eigentlich MEIN Lebensmotto...kann kommen was will, es muß so sein, alles hat seinen Weg, gell? Ich stelle mir vor, daß es eine Frau gibt, die zu mir gehört, auch verschwende ich mich nicht mit falschen Frauen mehr, habe ich genug gemacht.................

also ich bin personalmanager und betreue da meine 500 leute. neben bei habe ich noch eine schöne handelsfirma, klein aber fein :-) kannst ja mal schauen unter

auch mein zweites standbein, aber dient zur realisierung meines

grossen traumes, früher aufhören und ab in den süden!!!

bin seit 5 jahren glücklich geschieden, leide keinen streit und keine not,

habe viel freude am leben und bla bla bla

deine Fotos sind sehr schön, aber ich hätte gerne ein Frontfoto!!!!

liebe(s) grüsse

urs

ICH 18:27

Hallo Urs,

frontal bleibt dann doch mein Geheimnis, ob hinter der Hand eine riesengroße Warze oder eine Hasenscharte versteckt ist... *fg*

Ich habe mir übrigens sagen lassen, daß ich eine Figur und eine Haut wie eine 20-jährige habe.... Muß ich da irgendwelche anderen Talente haben... ?

ER 18:31

das mit dem foto finde ich gemein....frech! unmöglich!

schick mir doch bitte eine mms von deiner warze (hehe)

0041 ----

Während ich noch überlege, welches Foto ich ihm schicken könnte, ohne ihn gleich zu verschrecken, verabschiedet er sich.

ER 18:45

So, meine Liebste, muß jetzt abklemmen. Deine Schwiegermutter vom Bahnhof abholen und dann einen Geschäftsevent vorbereiten.

Denk daran, bitte, daß ich es nicht dulde, wenn meine Verlobte mit anderen Kerlen chattet ©

bin jetzt nur per sms und mms erreichbar, keine Angst, bin kein Psycho, hihi

Wer weiß. Für mich klingt das ganz schön besitzergreifend. Und davon hatte ich ein Jahr lang mehr als genug. Eifersucht und Ansprüche schrecken mich total ab und ziehen mich auch magisch an. Ich brauche meine Freiheit, werde aber sofort nervös, wenn sie mir einer freiwillig gibt. Dann habe ich Sorge, daß ich ihm nicht genug bedeuten könnte. Ich wünschte, es wäre anders, denn mit diesem Hin und Her stehe ich mir oftmals selbst im Weg.

Aber jetzt fasziniert mich der elektronische Gemischtwarenladen. Die nächste Chance wartet nur einen Klick entfernt. Ganz anders als im richtigen Leben. Wenn ich gerade von dem einen komme, kann ich nicht mit dem anderen Händchen halten. Darf ich Urs vorglühen und mich trotzdem umschauen? Klar, im Internet geht das, ohne daß ich Rücksicht nehmen muß. Dabei weiß ich noch gar nicht, was da alles geht. Doch ich bin viel zu neugierig, um der Versuchung zu widerstehen.

Mein zweiter Zufallskandidat ist ein bekannter Radiomoderator, der mich noch viel Tränen kosten sollte. Bei neu.de nennt er sich Mattes043. Zunächst hat er mich nur angeflasht, das habe ich übersehen. Dann finde ich eine Nachricht von ihm in meinem Postfach.

ER 18:41

Ok, es war extrem einfallslos, dir nur n Flash zu schicken. Aber die extrem widrigen 2jährig neffig quengligen Umstände mögen das entschuldigen. Der KLeine wollte raus und ich habs ihm versprochen und gehalten. Und nun die ko Frage, die jeder dir stellt, aber, bitte, sie liegt einfach auf der Hand: Welche Pflegestufe bist du?

Liebe Grüße aus - nicht neidisch vom Stuhl fallen -

dem weihnachtlich glitzernden Paris

Matthias

Der soll doch nicht glauben, daß er mir damit imponieren kann. Ich antworte nicht, lese aber sein Profil: In einer Partnerschaft will er den Respekt vor der Verschiedenheit leben, mit leidenschaftlicher Phantasie und atemlosem Alles oder Nichts. Gut gebrüllt, Löwe. Aber was bedeuten Worte?

ER 19:25

Eigentlich wollte ich mit meiner Mail nicht dein Interesse ermorden. Irgendwie schein ichs aber doch geschafft zu haben ® Oder ists das alte Mißtrauen gegenüber uns Badenern? Matthias

Darauf habe ich immer noch nicht reagiert. Ich erhöre ihn erst, als nach der Tagesschau sein Nickname in der Chatliste blinkt.

ER 20:17

hilfe Du bist ja schwerer zu bekommen als der amerikanische Präsident ICH 20:18

bin ja auch viel hübscher, und hier sind eindeutig zu viel Pfleger am Start ER 20:18

wie viele Männer möchten Dich den kennenlernen??

ICH 20:18

sag ich Dir lieber nicht, sonst läßt Du gleich alle Hoffnung fahren.

ER 20:19

nein, werde Dich eher sofort darauf aufmerksam machen, daß Du Dich nicht mit billigen Tischweinen abgeben solltest, wenn doch ein köstlicher Jahrgangsbordeaux auf dem Tisch steht.

ICH 20:19

steht er denn, bis jetzt begehe ich hier den totalen Blindflug, soll heißen, habe überhaupt keine Ahnung wie die Flasche aussieht und ob der Jahrgang wirklich so gut ist, wie der Wein versucht zu versprechen...

ER 20:20

schau unter Google-Bilder nach Matthias Kellermann ICH 20:19

das werde ich nachher tun

Weil ich irgendeinen falschen Button gedrückt habe, bricht die Verbindung ab. Meine Neugier siegt. Der Mann ist tatsächlich zu googeln: ein markantes Gesicht mit offenem Blick, dunkler Lockenkopf, mediterraner Typ, so eine Mischung aus Dustin Hoffmann und Rudi Carrell.

Am nächsten Morgen greife ich zu einem Trick.

ICH 10:11

Hallo, Matthias, habe leider Deinen Namen vergessen, wäre lieb, wenn Du mir eine eMail schreiben könntest. An ----@----de Bis später mal, LG der Pflegefall

Der Herr aus Paris soll auf gar keinen Fall den Eindruck haben, daß ich mich ausgerechnet für ihn interessiere. Aber ich will ihn unbedingt. Schon weil es der Lieblingsmoderator von meinem Ex ist, dem kann ich damit wunderbar einen reinwürgen. Ich darf jetzt nur keinen Fehler machen.

Gabi ist mit den Kindern auf dem Weg zu den Großeltern in Berlin. Für eine Woche habe ich sturmfreie Bude. Aber natürlich muß ich mein Glück mit irgendwem teilen. Ich schreibe ihr eine Kurznachricht aufs Handy.

ICH 10:17

Stell Dir vor, Süße, ich habe einen bekannten Radiomoderator an der Angel!!!

SIE 10:50

Super! Du kommst noch in die Bild-Zeitung.

ICH 10:54

Hoffentlich nicht als Leiche.

Alle paar Minuten rufe ich meine eMails ab. Nichts, immer noch nichts. Während ich sehnsüchtig auf Matthias Kellermanns Antwort warte, klingelt das Telefon. Es ist Urs Luetti, mein Verehrer aus Basel. Der war irgendwie in den Hintergrund gerückt, regelrecht verblaßt gegen diesen prominenten Joe Lässig.

Urs hat eine sonore Stimme, und seinen Dialekt finde ich lustig. Aber er meint es ernst. Er erzählt mir von seiner Dachgeschoßwohnung mit Blick über den Rhein, von seiner Sammelleidenschaft für alte Autos, von der Berghütte im Engadin, von seinen Kindern, die er nur alle zwei Wochen sieht, und von seiner Sehnsucht nach einem intakten Familienleben. Ich bin beeindruckt. Von dem Mann, von den Perspektiven. Ein Schweizer Paß wäre auch nicht zu verachten.

Er muß in eine Sitzung. Kaum haben wir aufgelegt, mache ich mit dem Handy ein Selbstporträt und schicke es ihm als Bildnachricht. Er reagiert prompt, tippt heimlich unterm Tisch. Das finde ich toll. Es schmeichelt mir.

So ganz kriege ich meine Gefühle noch nicht sortiert. Hier warte ich auf Nachricht, dort locke ich mit einem Foto. Nach dem einen sehne ich mich, während ich den anderen genieße. Dabei will ich doch nur einen Prinzen ganz für mich allen, für den täglichen Ritt in die untergehende Sonne. Aber: Von mehr als einem begehrt zu werden, fühlt sich schon verdammt gut an. Gut für mein angeschlagenes Ego.

Der Radiomann hat immer noch nicht geantwortet. Weder bei neu.de noch per eMail. So ein Schuft. Der hat bestimmt an jedem Finger zehn Bräute. Ich tröste mich mit Schweizer Präzision.

ER 13:14

du solltest mal zur ruhe kommen....

....dein glück wird nicht der bequeme weg sein und glaub mir, es gibt noch menschen, die es ehrlich mit dir meinen. muß jetzt mit pablo essen und würde mich freuen, bald wieder von dir zu hören...und ein foto möchte ich, kann nicht genug bekommen!

anbei noch ein bild vom februar, fondueplausch mit freunden :-) küssli dein verlobter

Die ganze Zeit bin ich online, surfe durch die pralle Männlichkeit, grusele mich vor Rauschebärten, amüsiere mich über Kuschelbären, entdecke Rechtschreibfehler noch und nöcher, komme aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Der liebe Gott hat einen großen Zoo.

Aber ein Gutes hat die Aktion. Zwei Tage im Netz haben mich meine reale Misere vergessen lassen. Ich bin auf dem Weg der Besserung, fast schon heiter, gar kein Vergleich mit dem Häufchen Elend der vorigen Woche.

Abends meldet sich Herr Kellermann wieder im Chat. Ich war schon kurz davor, nervös zu werden.

ER 21:33

Guten Abend Karin ICH 21:34

was machst Du denn hier, geh auf die Straße und schnapp Dir ne Pariserin

ER 21:34

vergiß die Pariserinnen, ich hab sie alle abgeschüttet

ER 21:34

richtig: abgeschüttelt ICH 21:35

Fehler sind nicht so schlimm, machen sympathisch, ich merke Du bist der deutschen Sprache mächtig...

ICH 21:35

wann kommst Du zurück?

ER 21:35 die ist mein Job

ICH 21:36

ich weiß...höre aber meist Radio 7...grins tschuldigung

ER 21:36

DAS! Ist überhaupt kein Grund zum grinsen ER 21:36

aber Hauptsache Du bezahlst Deine GEZ Gebühren ICH 21:37

JJJJJJJJJaaaaaaaaaaaa doch. Da muß ich jetzt wohl doch den Sender wechseln, so kommt man natürlich auch an Hörer...echt clever....

ER 21:37

Du weißt ja mittlerweile bestimmt alles über mich ICH 21:38

ich weiß gar nichts... außer daß Du in Paris nichts besseres zu tun hast, als mit deutschen Frauen zu chatten ....Du Schurke

ER 21:38

ich bin der schurkigste aller Schurken, war 6 Jahre Präsident von Schurkistan ICH 21:38

ich verbeuge mich Herr Präsident ER 21:38

verbeugen ist nicht. in Schurkistan nähert man und frau sich dem Präsidenten in ehrerbietigem Entengang

ICH 21:38

geht nicht, bin ein Pflegefall

ER 21:39

Du Karin, wir werden uns treffen. Klar. Sag mir quando, sag mir wann, sag mir quando, quando, quando...

ER 21:39

hier meine Handy-Nr. ----

ICH 21:39

nein hier meine ---- ...schick mir eine SMS....dann habe ich Deine

ER 21:40

wenn Dein Handy klingelt und du hörst Röcheln und Niesen, ...das bin ich

ICH 21:40

o.k. Habe Mundschutz schon um Danke.... tschau

Eine Stunde später ruft er an, aus Paris, von Handy zu Handy. Geld spielt keine Rolle. Er meint wirklich mich! Ein Mann, der von seiner Stimme lebt, wird bei meiner hellhörig. Vom ersten Moment an ist unser Telefonat ein Flirt. Ich locke ihn, mit Worten, mit Gedanken, mit Bildern. Und er geht darauf ein. Wir schaukeln uns hoch. Ich mache ihn an, er macht mich high. Mitten im Spiel werden wir unterbrochen, wahrscheinlich ist die Leitung durchgeglüht. Mein Verehrer dreht am Rad, alle paar Minuten schickt er Kurznachrichten, immer wilder, immer leidenschaftlicher. Später gesteht er mir mal, daß er eine Erektion bekommt, wenn er nur meine Telefonstimme hört.

Irgendwann bin ich auf dem Sofa eingeschlafen, das Telefon noch in der Hand, versunken in einen fiebrigen Traum. Es klingelt wieder, es vibriert. Ich stöhne auf. Und brauche eine Weile, um zu realisieren, daß ich das nicht mehr träume. Ja, Liebling. Der andere ist dran. Nur gut, daß er Schwytzerdütsch spricht. In Sekundenbruchteilen stehe ich senkrecht. Urs entschuldigt sich für die späte Störung. Wenn der wüßte.

Wir flirten über eine Stunde. Ich bin ja jetzt in Übung. Ich fühle mich gut, weil ich begehrt werde. Und ich fühle mich schlecht, weil ich doppelgleisig fahre. Aber ich tue niemand weh. Was er nicht weiß, macht ihn nicht heiß. Beide fühlen sich von mir angezogen. Doch so richtig kann ich das immer noch nicht genießen. Ich spüre irgendwie den Druck, mich zwischen Luetti und Kellermann entscheiden zu müssen. Als ob es nicht noch tausend andere Männer gäbe.

Den Computer habe ich gar nicht mehr ausgeschaltet. Mit der ersten Zigarette in der Hand lese ich morgens die Nachrichten der Nacht. Platte Sprüche und romantische Gedichte, ein paar hingerotzte Sätze oder ganze Lebensgeschichten. Spannend ist es allemal, weil es unbekannt ist für mich. Und immer wenn ich online bin, landet massenhaft neue Post an. Die vielen Chatangebote kann ich schon gar nicht mehr überblicken.

Tag drei im Netz beschert mir einen ersten Schock, an dem ich noch lange zu kauen habe. Nachmittags erreicht mich Urs' Abschiedsmail.

ER 16:11 Hallo Karin

Es entspricht nicht meinen Vorstellungen und meinem Stil, mich auf eine Person einzulassen, die noch gar nicht weiß, was sie will....zu dieser "Gattung" Personen zähle

ich dich nun mal.... Unsere Gespräche und Schreibereien kamen mir sehr nah und ich bin nun mal der Typ der zu seinen Worten steht, bzw. der weiß, was er will...oder nicht will! Ich habe keinerlei Besitzrechte oder Voroptionen auf dich und

deine Person, aber es stört mich nun mal, wenn diese Person, mit welcher ich mich treffen sollte, die mir das Heiße vom Himmel holt, ständig weiterhin im Chat am selektionieren ist, sich weiterhin von anderen "Bewerbern" den Hof machen läßt.....

Das Ganze ist mir selbst etwas peinlich und ich finde das ständige "sich im Kreise drehen"

zum abwinken........ So gesehen verzichte ich lieber auf ein "sich weiteres Öffnen" und

wünsche dir und deinem Sohn alles Gute und Liebe....

Ein kleiner Tip: So findest du deinen Traummann nicht.

Liebe Grüsse Urs

Vielleicht hat er recht. Aber bestimmt hat er mich getroffen. Ich fühle mich zurückgewiesen. Und bin mir keiner Schuld bewußt. Ich habe mich doch gerade erst aus einer Beziehung verabschiedet, in der ich pausenlos kontrolliert und bevormundet wurde. Das brauche ich nicht gleich wieder.

Hat der tapfere Eidgenosse wirklich angenommen, daß wir einander versprochen sind? Bevor wir uns überhaupt gesehen haben, gerochen, gefühlt? Ich verstehe die Welt nicht mehr. Jedenfalls hat er gleich auch sein Profil bei neu.de gelöscht. Und mir die Entscheidung abgenommen.

Jetzt also nur noch Matthias, mit Volldampf voraus. Nach einem ausgiebigen Telefonat schicke ich ihm noch ein verführerisches Bild von meinen verführerischen Beinen. Er läßt sich nicht lange bitten.

ER 20:12

Diese Bilder sind Erotik pur, sie wecken die Neugierde nach dem, was man erahnt aber eben nicht sieht. Und was man sieht, weckt die Lust, es mit allen Sinnen zu erfahren...

ICH 20:29

Wenn ES gut klappt, ist es für Dich ohne Risiko und vor allem ohne Kosten (bin sterilisiert) frechgrins....

Ich hoffe, ich habe hiermit zu Deiner schnellen Gesundung beigetragen...

LG Karin

ER 20:37

Meine Genesung schreitet rasch voran. Ich bin ja auch ein wenig hypnotisiert ©

Hatte grad dein Bild offen. Ich weiß ja nicht, ob Frauen auch so empfinden, aber mir geht es schon so, daß ein gutes Bild den Blick auf die Stellen lenkt, die im Verborgenen liegen und die Phantasie beginnt, sich selbständig zu machen.

Sehr selbständig! © Sollte ES soweit kommen, daß ES passiert, dann wird ES garantiert wundervoll. ES gehört zu den Dingen des Lebens, die ein Fest und immer ein gegenseitiges Geschenk sein sollten. Zu direkt? Dann höre ich sofort auf, nehme alles zurück und bitte dich, trotzdem am Donnerstag mit mir in den Park zu gehen.

Matthias

ICH 20:59

Wer da etwas anderes empfindet, sollte ES lieber lassen... Was mich brennend (nicht glimmend) interessiert, welches sind die verborgenen Stellen? Damit sich Deine Phantasie

so sehr verselbständigt, daß Du mir am DO nicht mehr in das Gesicht guckst... hier mein letztes Bild... Und denk immer daran... die Bilder sind schwarz/weiß...am Donnerstag stehe ich in Farbe vor Dir...

Ich gehe mit Dir, wohin Du willst... außer ins Hotel... grins LG aus Villingen von Karin

ER 21:12

Nicht ins Hotel? da bleiben uns noch pension, fremdenzimmer, auto (uih, das ist eng), wiese (kalt) bei mir zuhause, brav in den Park. du siehst, das leben ist voller möglichkeiten. voller schöner möglichkeiten! laß dein beben langsam den schwarzwald heruntergleiten, ich schick dir meines entgegen. das gibt nen Tsunami! Ich laß in Gedanken meine Hände noch ein wenig weiter wandern... ©

Matthias

ICH 21:18

....und auch bei noch so großer Spontaneität beiderseits, sollten wir unsere Pläne nicht ändern!!!!

Karin

Nur noch zweimal aufwachen. Ich bin aufgeregt wie ein Kind vor Nikolaus. Am Donnerstag kommt er zum Frühstück. Und ich habe nur noch ein Ei, er hoffentlich zwei. Pünktlich um zehn steht er vor der Tür. Mit einem Lächeln, das jede Frau um den Verstand gebracht hätte. Wow, was für ein Mann. Den will ich haben, den muß ich haben! Meine Knie werden weich, ich bringe kein Wort raus.

Matthias Kellermann läßt es sich schmecken, Kaffee und Toast, dazu Schwarzwälder Schinken. Das Müsli bleibt stehen. Er schaut mir direkt in die Augen, nagelt mich am Herd fest. Und küssen kann er auch. Ohne jede Unsicherheit, ganz selbstverständlich. Wir sinken auf die Couch, seine Hände sind unter meinem Pullover, ich halte still und genieße.

Mein neuer Liebhaber kommt schneller, als uns lieb ist. Lachend verschwinde ich im Bad. Er geht mir nach, nimmt mich von hinten in den Arm. Im Spiegel sehen wir ein schönes Paar. Ich trage Lippenstift auf, er trägt derweil den Tisch ab. Dann machen wir uns daran, das Städtchen zu erobern. Wie verliebte Teenager toben wir über den Weihnachtsmarkt, Hand in Hand. Keine Viertelstunde vergeht, ohne daß wir uns küssen, im Cafe, auf der Straße, mal zärtlich, mal innig.

Matthias bleibt über Nacht. Ich habe Antipasti eingekauft, aber die rührt er nicht an. Dafür ist einfach keine Zeit. Unser Sex ist eine Mischung aus Gier und Vertrautheit. Erst beglückt er mich, dann beglücke ich ihn. Und dann, was jetzt, quatschen oder fernsehen? Doch nicht wirklich. Ich will auch nicht schlafen, ich will einen Höhepunkt nach dem anderen. Aber das kann ich vergessen, mit ihm ist das nicht zu machen. Und auch am nächsten Morgen nur Fehlanzeige.

Als mein Radiator endlich schnaubend aus der Dusche tritt, strecke ich ihm einen heißen Kaffee entgegen. Er revanchiert sich mit einem Spruch, den ich mein Lebtag nicht vergessen werde: Mein Onkel sagt immer, Frauen, die es professionell machen, waren mal Professionelle. Mir bleibt die Spucke weg. Er hat unser Eröffnungsmatch als professionell empfunden, ich fand es ganz schön, auch ausbaufähig, aber eher provinziell. Ist doch alles relativ. Seit Rüdiger Zwo bin ich ganz andere Maßnahmen gewöhnt. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Die Tage vergehen, und ich vergehe auch. Vor Sehnsucht. Herr Kellermann läßt mich hängen. Ein kurzer Chat in der Pause zwischen seinen Moderationen, abends mal ein Telefonat, morgens eine Kurznachricht.

ER 08:50

Aufgewacht mit den Gedanken an Dich, wünsche Dir einen wunderschönen Tag.

Schön und gut. Aber ich verhungere. Absichtserklärungen reichen mir nicht, auch nicht die Stimme aus dem Radio. Ich brauche ihn. Er braucht mich offenbar nicht. Er arbeitet viel, er hat eine Riesenfamilie. Da rangiere ich erst an 129. Stelle, hinter den Eltern, seinem Bruder und der Schwägerin, Onkeln und Tanten, hinter Dutzenden von Cousins, Cousinen, Neffen und Nichten. Irgendwas ist immer. Für den 23. Dezember sind wir fest verabredet, zum Konzertbesuch und zum Abendessen beim Italiener. Als er mir am Vortag wieder mal absagt, ist das der letzte Tropfen, der das Faß überlaufen läßt. Ich verlasse den Chat, ohne Abschied, ohne Vorwürfe. Tränen rinnen mir übers Gesicht.

Am Heiligen Abend schickt er mir wieder nur eine knappe Nachricht.

ER 18:39

Ich wünsche Dir ein wundervolles Weihnachtsfest und daß das Leben Dir alles schenkt, was Du Dir wünschst. Denke sehr an Dich! Dein Matthias

Ich sehe, daß er online ist. Aber er reagiert nicht. Später versuche ich ihn anzurufen. Aber er hebt nicht ab. Ich bin traurig, ich bin verzweifelt. Mein Sohn tröstet mich unterm Tannenbaum.

ICH 21:49

Danke für die Wünsche. Das mit dem schenken ist nicht das Problem, das Problem ist es die Geschenke zu behalten... war gerade im neu.de, aber Du bist raus als ich reinkam...habe dann versucht Dich anzurufen....aber Du gingst nicht ran...Dir also auch auf diesem Wege, die liebsten Wünsche. K.

Erst nach Weihnachten springt Matthias Kellermann wieder wie Kai aus der Kiste.

ER 09:11

Guten Morgen, Karin, aus meinem völlig eingeschneiten Wintertal. Da sind so viele Dinge, die mir gleichzeitig durch den Kopf gehen. Und im Mittelpunkt bist immer wieder du.

Kurz zu Deinen Vorwürfen. Als ich aus dem Netz bin, bin ich nicht raus, weil du reingingst, das hab ich nicht gesehen. Sondern ich ging on in der Hoffnung, von dir was zu lesen. Und in der Nacht, als ich heimkam, habe ich geduscht. Da hör ich kein Telefon. Was mich völlig irritiert hat, war, daß du, als ich dir leider absagen mußte, sofort raus bist und damit jedes weitere Wort verweigert hast. So was tut weh.

Laß uns wieder reden, bitte. Du fehlst mir, Du bist mir wichtig!

Matthias - 5kg dicker als vor Weihnachten

Ich glaube wieder an ihn, an uns. Weil ich glauben will. Am nächsten Tag ist er bei mir, umarmt mich, hat mir mein Lieblingsparfum mitgebracht. Jetzt wird alles gut!

Wir gehen aus, wir schlafen miteinander, ich erkläre ihm den Unterschied zwischen Dildo und Vibrator. Er ist lernbegierig, und ich gebe die Lehrerin. Dann sitzen wir vor der Glotze, er in einer ausgebeulten Jogginghose, die er aus seiner Reisetasche gekramt hat. Unsere Heimeligkeit rührt mich. Nur daß er jede Sendung kommentieren muß, weil er jeden

Fernsehfuzzi kennt, geht mir gewaltig auf den Keks. Ich wünschte, mein Schatz wäre der Bäcker von der Ecke. Oder bei der Bank. Oder der Busfahrer, der die Kinder zur Schule fährt. Der Promizauber ist verflogen, seit ich diesen Mann liebe.

Beim Frühstück sagt er mir ganz beiläufig, daß er Silvester bei seinem Bruder in Paris verbringen wird und daß er leider ausgerechnet an meinem Geburtstag Anfang Januar von einem Medienkongreß berichten muß. Dumm gelaufen. Mir schnürt es die Kehle zu. Er merkt, daß meine Stimmung in den Keller rauscht. Er faßt nach meiner Hand. Ich entziehe mich ihm, ich stehe auf, gehe zum Fenster. Wieder schießen mir Tränen in die Augen. Wie kann er mir das antun? Und dann auch noch seelenruhig sein Brötchen kauen. Geh'jetzt. Bitte! Mit tonloser Stimme fordere ich ihn auf, mich nicht mehr anzurufen. Er nimmt mich in den Arm, ich soll wissen, daß er mich nie verlassen wolle. Wir wissen beide, daß es nicht so ist, flüstere ich. Er läßt mich los und greift sich seine Jacke.

Ich weine drei Tage und drei Nächte. Ich kann gar nicht mehr aufhören. Und mit jeder Träne verabschiede ich mich ein Stückchen mehr. Natürlich hält sich Herr Kellermann nicht an die Kontaktsperre. Und ich bin zu schwach, seine eMails zu löschen. Mitte Januar hat er mich wieder so weit, daß ich einem Treffen zustimme. Wieder sagt er kurzfristig ab. Bei neu.de schreibe ich ihm, was es noch zu sagen gibt.

ICH 19:00

Also Matthias, so etwas nennt man wohl höhere Gewalt... Vielleicht ist es ja auch besser so... ich hätte es Dir sehr gern heute abend oder morgen früh persönlich gesagt.... aber da das ja nun nicht möglich ist, hier auf diesem Wege.... Das witzige (oder auch doch nicht so witzig) ist, daß hier in diesem Postfach alles angefangen hat und nun auch hier beendet wird. Ich bitte Dich mich nie mehr anzurufen, anzusimsen, anzumailen, anzuchatten... Mach es bitte mir zuliebe....

Tschau Karin

PS: falls ich mal in einem emotional-betrunkenen Zustand versuche mit Dir Kontakt aufzunehmen... geh bitte nicht darauf ein...

ER 20:42

Karin, ich werd garantiert auf Anrufe oder Kontaktaufnahmen eingehen! Matthias

Und natürlich war es das noch nicht. Über ein halbes Jahr lang geht es noch auf und ab mit uns. Aber es ändert sich nichts. Versprechungen, Ausreden, schöne Worte. Diesen Mann werde ich wohl nie begreifen.

Vorläufig habe ich auch andere Sorgen. Ich muß umziehen. Ein alter Ossi-Freund hat mir einen Job in Bayern vermittelt, erst im Büro, später vielleicht in der Gastronomie. Da soll richtig gut verdient werden. Ich habe ein bißchen Bammel vor der Veränderung. Wenn du keine Angst hast, dann ist der Schritt nicht groß genug. Oder so ähnlich heißt doch diese chinesische Dummheit. War das von Konfuzius oder von Mao?

Egal. Jedenfalls muß ich mein Bündel schnüren. Mein Mann hat mir sein altes Auto überlassen, im Tausch gegen den kleinen Bausparvertrag. Gabriele läßt sich nichts anmerken, aber bestimmt ist sie froh, mich endlich loszuwerden. Ich habe ihre Gastfreundschaft lange genug strapaziert. Und ihren Rechner.

Nach sieben Wochen, sechs Tagen und elf Stunden lösche ich mein Profil bei neu.de. Mit etwas Wehmut, so, als wäre ich jetzt von der Ziehung des Hauptgewinns ausgeschlossen. Meine Bilanz fällt ernüchternd aus. Der Mann, den ich wollte, hat mich verschmäht. Und

der, den ich hatte, den will ich nicht mehr. Dann eben nicht. Dann gehe ich eben wieder selber arbeiten.

Halbbitter

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