Читать книгу Adventure Zambia - Karin Moder - Страница 11

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Bewegend, bezaubernd, beunruhigend. Bei den ersten Aufenthalten wirkte Sambia wie eine ganz andere Welt auf mich.

The real Africa

Es ist alles anders als hier, und erst recht außerhalb der Hauptstadt Lusaka. Das Land ist weit, sehr weit. Es hat keinen Anfang und kein Ende. Die alles prägende Savanne bietet dem Auge zwar Büsche, Sträucher und auch Bäume, doch keines­falls in der Dichte mitteleuropäischen Waldes. Was mir vor al­lem im Gedächtnis haften geblieben ist, ist die Erde, die meist trocken und staubig war, aber dennoch intensiv in ihrer leicht rötlichen Sandfarbe. Land und Erde sind hier keine Nebener­scheinungen, sie machen ganz einfach das Leben aus.

Frankfurt ist – verglichen mit Lusaka – ein kleines Örtchen. Frankfurt hat laut Statistik gut 650.000 Einwohner, entfernt liegende Eingemeindungen wie gar die Stadt Höchst inklusive. Lusaka dagegen hat sicherlich zwei Millionen Einwohner. Ganz genau weiß das keiner, aber das ist auch nicht so entschei­dend. Wichtig ist der Gesamteindruck der Stadt. Mir fällt es bis heute schwer, mir all diese Millionen vorzustellen, denn Lusaka ist auch nicht annähernd so verdichtet wie eine europäische Großstadt. Die Gebäude hier sind flach, mehrstöckige Wohn­häuser sind bislang die absolute Ausnahme. Die wenigen Hochhäuser sind Prestigebauten wie dem Hauptquartier der Vereinten Nationen, der Nationalbank oder dem nationalen Fernsehsender ZNBC vorbehalten. Natürlich sind auch die in­ternationalen Hotelketten wie „Holiday Inn“ oder „Intercontinental“ mit gepflegten mehr-stöckigen Bauten vertreten, doch sie fallen angesichts der großzügigen Flächigkeit der Stadt kaum ins Gewicht.

Großzügige Flächigkeit – ja, das genießen sicherlich alle Reichen in Lusaka und auch die sogenannten Expatriates, die hier für Hilfsorganisationen, Botschaften oder andere westliche Institutionen arbeiten. Ihre Wohnhäuser und Bungalows stehen meist auf großen Grundstücken, die Mauer darum herum mit einem Security Guard ist allerdings die Kehr­seite des Wohlstandes.

Eng, für unsere Verhältnisse unglaublich eng, geht es aller­dings in den sogenannten Compounds, den Hüttenkonglome­raten, zu, wo ein 10-qm-Raum gut und gerne 6 Personen als Schlafstatt dient. Die Compounds sind überall, letztendlich bestimmen sie das Bild der Stadt, denn knapp 80% der Bevöl­kerung Sambias lebt unterhalb der Armutsgrenze und damit in Wohnverhältnissen ohne fließendes Wasser und Stromversor­gung – seien dies nun Hüttendörfer im „Busch“ oder Com­pounds in den Städten.


Tatsächlich zählt Sambia – wie immer auch diese Listung zustande kommt – zu den sieben ärmsten Ländern der Welt.

Ich bin erschrocken, als ich zum ersten Mal von diesem trauri­gen Spitzenreiter-Platz erfahren habe. Man bedenke, wie viele Länder es auf dieser Erde gibt, Ministaaten und Zwergrepubli­ken eingeschlossen! Und in diesem Konzert zählt Sambia, die­ses wunderschöne Land mit ausgesprochen friedlichen Men­schen, zu den absoluten Verlierer-Staaten, was materiellen Wohlstand und Entwicklung anbetrifft!

Und dennoch, Statistik sagt zwar einiges, aber es bleibt Raum zwischen den Zeilen. Auch wenn die Compounds allgegenwär­tig sind, habe ich sie selten als so bedrückend empfunden, wie zum Beispiel den Anblick von Obdachlosen im Frankfurter Bahnhofsviertel. Was macht den Unterschied, bin ich ganz ein­fach eine Meisterin im Verdrängen von Elend?

Auch wenn es seltsam klingen mag, ich glaube die Sonne macht einen Unterschied. Wenn so gut wie jeden Tag die Son­ne scheint, und das mit so großer Intensität, dass Weißhäuti­ge gut beraten sind, ihre Kopfhaut zu schützen, hat vie­les, was erbärmlich genannt werden könnte, noch einen ge­wissen Glanz. Und natürlich machen die Menschen einen Un­terschied. Ich habe viele Menschen getroffen, die sich trotz widriger Um­stände und wiederholter Schicksalsschläge von Vertrauen ins Leben und vielleicht auch in ihren Schöpfer tra­gen lassen. Ich habe auch Unzufriedene getroffen und Leute, die passiv auf den Geldregen von den Hilfsorganisationen der Weißen warten. Das ist nicht zu leugnen und angesichts der Lebensbedingungen und der Geschichte des Kontinents auch nachvollziehbar.

Und schließlich habe ich – gerade bei den Kindern im Com­pound – viel Fröhlichkeit mitbekommen. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ihr Baden in den Riesenpfützen nach dem Regenguss gesund sein kann, höchstwahrscheinlich nicht! Aber fröhlich waren sie!

Frankfurt am Main, Juni 2005

Adventure Zambia

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