Читать книгу Adventure Zambia - Karin Moder - Страница 9
ОглавлениеGeschichten klären das Erlebte und zeichnen Bilder für die Anderen.
Woher wir uns kennen
Sambia und ich – wir kennen uns nun gut 10 Jahre lang. Anfang 2004 kam ich aufgrund von engen persönlichen Kontakten erstmalig in dieses schöne, anstrengende Land und kehrte im Oktober gleich wieder zurück. Kurz nach dem darauf folgenden Jahreswechsel bekam ich die Chance, Land und Leute in einem zweimonatigen Projekt mit der „gtz“ näher kennen zu lernen und mit Gewerbetreibenden und Angehörigen der Verwaltung zusammen zu arbeiten. Ich lebte in einer Kleinstadt in der Provinz und bekam dort mehr vom Leben der einfachen Menschen mit, als mir das in der Hauptstadt Lusaka möglich gewesen wäre.
Schließlich kam ich Anfang 2006 erneut zu einem privaten Besuch nach Sambia und konnte auch eine Stippvisite in Zimbabwe machen. Doch da mein damaliger Freund und ich von da an unterschiedliche Wege gingen, endete für mich das Kapitel Sambia – mit Ausnahme von sehr gelegentlichen E-Mail-Kontakten. Die Geschicke meiner Familie zu unterstützen, stand in den Folgejahren im Vordergrund meines Interesses.
Knappe acht Jahre später keimte in mir die Idee, meinem älteren Neffen, einem Studenten der Sozialen Arbeit, „mein“ Sambia zu zeigen, in dem ich Jahre zuvor viele tiefgehende Erfahrungen gemacht und im Vergleich zu Deutschland ganz andere Lebensweisen kennen gelernt hatte. Glücklicherweise ließen sich einige alte Kontakte ganz unkompliziert neu beleben, und so nahm unsere Reiseplanung bald Konturen an.
Schon im Vorfeld betonten zwei meiner Ansprechpartner, ich würde überrascht sein, wie sehr Sambia sich verändert hätte, gerade auch der Verkehr in der Hauptstadt. Es fiel mir schwer, an dieser Stelle nicht von überschwänglichen Übertreibungen auszugehen. Doch schon am Tag unserer Ankunft, merkte ich am Flughafen, dass Altbekanntes und Neues ganz nahe beieinander lagen, so wie die mir vertrauten altmodischen, aber gut gepflegten Toiletten am Rande der Ankunftshalle und die Scanner in den Passkontroll-Stationen, die eingeführt wurden, um von jeder neu eingereisten Person sämtliche Fingerabdrücke digital zu erfassen.
Im Laufe der folgenden zwei Wochen erlebte ich wiederholt, dass Sambia immer noch Sambia ist und gewisse Rituale und Traditionen weiter dieselbe Bedeutung haben. Doch ich habe auch die praktischen Auswirkungen des 10 Jahre andauernden Wirtschaftswachstums mitbekommen, das Sambia etwas Abstand zu den ärmsten der armen Länder und den Zugang in den Club der Länder mit mittlerem Einkommen verschafft hat – wenn auch im unteren Bereich.
Bauboom, gigantische Verkehrsprobleme in der Hauptstadt, rasante Verbreitung von Shopping-Malls, WhatsApp-Begeisterung und so weiter prägen das neue Sambia. Durch meinen jüngsten Besuch im Dezember 2014 wurde mein Bewusstsein für die wachstumsgetriebene Seite in Sambia noch geschärft, da ich diesmal kaum in touristische oder ländliche Gegenden mit traditioneller Lebensweise kam.
Mit dem vorliegenden Geschichten-Band möchte ich eine Brücke schlagen zwischen dem alten und dem neuen Sambia, möchte ich Menschen, ihre Rituale und unterschiedlichen Lebensbereiche beschreiben. Im Gegensatz zu der kurzen Sammlung an Texten, die ich Ende 2005 erstellt hatte, finden sich in der neuen Sammlung nicht nur Geschichten, die von Gepflogenheiten berichten, die wir Europäer aus einer hoch technisierten und wenig religiösen Gesellschaft kaum kennen. Tatsächlich lässt sich in den Beschreibungen auch einiges von dem wieder finden, was wir oftmals gerne hinter uns lassen wollen, wenn wir Europa verlassen und eine Reise nach Schwarzafrika unternehmen.
Die Sammlung speist sich somit aus älteren Texten, sofern sie ihre Relevanz beibehalten haben, sowie aus zu Beginn des Jahres 2015 neu verfassten Texten. Abgesehen von den Erlebnissen auf den vergangenen zwei Reisen und den dort geführten Gesprächen ist auch viel an Hintergrundrecherche in das Schreiben der Geschichten eingeflossen. Vor allem das persönliche Erleben des Präsidentschaftswahlkampfs Ende 2014, der für meinen Geschmack mehr als nur hitzig geführt wurde, hat mich herausgefordert, mir Informationen zu beschaffen, um Geschehnisse in ihren Zusammenhänge zu sehen und möglichst zu verstehen.
Frankfurt am Main, Januar 2015