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Meine größte Blamage namens Asterix

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Zu meinem ersten Pferd kam ich wie die Jungfrau zum Kind. Von Pferden hatte ich zu dieser Zeit keine Ahnung ( und davon ziemlich viel ). Ich kannte noch nicht einmal den Unterschied zwischen Hengst und Wallach. Ein männliches Pferd war für mich selbstverständlich ein Hengst, Aber das liegt zum Glück über vierzig Jahre zurück.

Ein Urlaub auf einer alten Burg mitten im Wald, mit einem kleinen Badesee, versprach Ausspannen pur. Was noch alles auf mich zukam, ahnte ich bei meiner Ankunft noch nicht. Das sollte sich am nächsten Tag schon ändern.

In einem herrlichen Turmzimmer, ich kam mir vor wie ein Burgfräulein, verbrachte ich die erste Nacht im Tiefschlaf. Aufgeweckt wurde ich durch das Geräusch von Pferdehufen im Hof. Aus dem Bett und ans Fenster, sah ich sieben oder acht Pferde mit Reitern auf dem Rücken, die in Richtung Wald unterwegs waren. Oh, das möchte ich auch, dachte ich so bei mir. Wie schon erwähnt, keine Ahnung von Pferden, geschweige vom Reiten. es sah ja alles so einfach aus. Nach dem Frühstück ging ich den Stall suchen. Die Pferde waren wieder zurück. Die erste Frage des Pferdepflegers war: "Sind sie schon mal geritten?" Als ich verneinte, sagte er, na dann machen wir zuerst eine Logen-Stunde. - Logen-Stunde-? Wir machten für den Nachmittag eine Uhrzeit aus.

Bei der Logen-Stunde sitzt der Reiter im Sattel und wird vom Longen-Führer (die Longe ist ein langes Seil vom Longen-Führer zum Pferd) unterrichtet.

Nach ca. fünfzehn Minuten durfte ich wieder absteigen. Jetzt wusste ich was eine Longenstunde ist, und durfte am nächsten Morgen mit zum Ausritt. Später, als ich mich auskannte, dachte ich oft, welch ein Leichtsinn das war! Es ging nur darum, dass die Pferde ihr Futter verdienten.

In dieser Nacht schlief ich vor lauter Vorfreude nicht so gut. Schon vor acht Uhr war ich am Stall und durfte wie alle Anderen aufsteigen. Der Ausritt war herrlich. Die Pferde liefen ganz brav eines hinter dem anderen. Bis auf einen Schwarzen, für mich natürlich ein Hengst. Der warf seinen Reiter ab, er war auch sonst sehr unruhig unterm Reiter. Ich fragte mich, warum tut er das. Keines der andere Pferde war so.

" Bei diesem ersten Ausritt, muss er bei mir brutal zugeschlagen haben, "der Pferdebazillus". Mein leben lang bin ich ihn nicht mehr losgeworden. Eines Nachmittags ging ich in den Stall, weil mir das keine Ruhe gelassen hat. Der Stall-Bursche antwortete auf meine Frage nur mürrisch, ach, der hat nur einen Satteldruck. Was war den das schon wieder? In der Burg lagen einige Pferdebücher, in denen ich mich schlau machen wollte. Natürlich wollte ich niemanden fragen, keiner sollte wissen, wie unwissend ich in Sachen Pferde war. Und ich wurde fündig.

Ein Satteldruck ist eine schmerzhafte Druckstelle auf dem Rücken des Pferdes. Sie entsteht, wenn ein Sattel nicht richtig auf den Rücken des Pferdes passt. Eine verschmutzte oder nicht glatt aufgelegte Sattelunterlage, kann auch Druckstellen erzeugen.

Armer Asterix!!!

Ohne lange zu überlegen, war mir klar, der musste da weg. Schnell war ich mit den Besitzern über den Kaufpreis einig. Obwohl ich die Preise von Pferden nicht kannte, kam er mir sehr günstig vor. Ich holte mein letztes Geld vom Konto. Im Kaufvertrag wurde festgelegt, die kostenlose Überführung von Österreich nach Deutschland. Ich hatte vier Wochen Zeit um für ihn einen geeigneten Platz zu finden, und er durfte ab sofort nicht mehr geritten werden.

Das erste nähere Kennenlernen zwischen Asterix und mir, war ziemlich schmerzhaft. Er stellte seinen Hufrand auf meinen großen Zeh. Und da blieb er stehen und bewegte ich keinen Millimeter mehr. Er war ein ganz liebes Pferd, endlich war jemand da, der sich um ihn kümmerte.

Mein Hengst!!!

Viel schlauer war ich nämlich immer noch nicht.

Zurück in Deutschland ging ich sofort auf die Suche nach einem Reitstall. Nahm viele Stunden Reitunterricht. Jetzt merkte ich erst, wie schwer es war richtig reiten zu lernen.

Nach drei Wochen - mein großer Zeh war wieder schmerzfrei, wenn auch ohne Nagel, war ich der Meinung, für Asterix den richtigen Platz gefunden zu haben. Also mietete ich eine Pferdebox und erzählte, ich hätte in Österreich einen Hengst gekauft, der in einer Woche seine neue Box beziehen wollte. Alles war eigentlich in Ordnung. Verwundert war ich nur, warum sie die Boxen-Türe von Asterix neuem Zuhause verstärkten. Na dachte ich, die werden schon wissen, was sie tun. Sind ja lauter Fachleute.

Dann war der große Tag da. Wie war ich aufgeregt!!! Asterix im Hänger rollte auf den Pferdehof. Alle Pferdepfleger, Reitlehrer und die Besitzer standen am Hänger, um meinen "Hengst" zu begrüßen. Die Klappe vom Hänger wurde heruntergelassen. Da stand er, mit dem Hintern zum Begrüßungs-Komitee. Auf einmal ging ein lautes Gelächter los.Die Pferdepfleger setzten sich vor lauter Lachen auf den Boden. Ich stand da und verstand gar nichts mehr.

Dann kamen die Kommentare!!! Haben sie ihm an der Grenze die Eier geklaut?, war noch eine der harmlosen Bemerkungen.

War das peinlich!!!

Manches Mal muss man schmerzhaft etwas dazu lernen. Mein "Hengst" hat mich viele Flaschen Schnaps gekostet.

Täglich bin ich zu Asterix gefahren und war nicht mehr die Karin, sondern die mit dem Hengst.

Aber trotzdem war es eine schöne Zeit auf diesem Reiterhof. Viele fröhliche Stunden, mit vielen netten Menschen. Den Kauf von Asterix habe ich nie bereut. Es stellte sich heraus, dass ich ein altes Pferd gekauft hatte. Es war auf den Beinen kaputt, also nicht mehr zum Reiten geeignet. Wir sind dann einfach nur spazieren gegangen. Asterix hatte noch schöne und glückliche eineinhalb Jahre.


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