Читать книгу Reise durch den Alltag - Karin Schiller - Страница 6

Komplimente sind kostenlos

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Die meisten unter uns, so auch meine Wenigkeit, kennen das. Geschehnisse die nicht so gut laufen, lassen wir selten unerwähnt. Ich möchte ja auch nicht behaupten, dass negative Dinge immer unerwähnt bleiben sollten, doch gibt es Momente, wo es doch weiser wäre, dass was einem gerade durch den Kopf schießt, unerwähnt zu lassen, vor allem dann, wenn nichts mehr zu machen ist.

Das stimmt auch nicht ganz, wenn es mich stört, dann fühle ich mich schon im Recht es auch anzusprechen. Doch gibt es das ein oder andere, was ich dabei beachte. Vor allem, wenn es um etwas Persönliches geht. In dem Fall werde ich alles daransetzen, ein Gespräch unter vier Augen zu führen. Es ist richtig ekelhaft mitanzusehen, wenn jemand einem Mitmenschen, vor Publikum etwas vorwirft, das nur die beiden etwas angeht.

Vor allem wenn es dabei um etwas Intimes geht. Mit intim meine ich nicht zwangsläufig jenes, welches sich im Schlafgemach abspielt. Alles, was ich Dir anvertraue in einem Moment der Verletzlichkeit, das nimmst Du mit in Dein Grab, oder ich werde darauf tanzen. Gut, ich habe jetzt bewusst übertrieben, aber es ist mir wichtig, dass Du alles was ich Dir anvertraue auch hütest. Auch wenn es sich Deinem Verständnis entzieht, warum ich nicht will, dass etwas Bestimmtes nach außen gelangt. Die arme Seele, welche sich in diesem grässlichen öffentlich gemachten Spektakel wiederfindet, bittet an einem gewissen Punkt um mehr Diskretion und wird nicht erhört. Der- oder Diejenige die gerade so richtig in Fahrt gekommen ist, und dem ganzen kein Ende zu machen gedenkt, will einfach nur mehr loswerden, was in einer unaufhaltbaren Wortlawine aus seinem / ihren Mund kommt.

Man könnte in manchen Situationen meinen, er oder sie können gar nicht mehr aufhören, selbst wenn sie es wollten. Doch zurück zu dem, was ich eigentlich sagen wollte. Wir scheuen nicht vor negativen Bemerkungen zurück, wenn wir sie für notwendig halten. Ich selbst war früher eine Person, die sich sehr und ich meine wirklich sehr oft über alles Mögliche beschwert hat. Nicht nur das, ich habe ewig weiter gemacht, auch wenn es am Ende doch recht banale Dinge waren.

Mir tun jetzt noch die Personen leid, welche die ganzen Leiern anhören mussten. Wenn ich mich nicht täusche war es irgendwann während der zweiten Oberschulklasse, da hat mich jemand auf mein Verhaltensmuster aufmerksam gemacht. Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Wie blöd ich doch war! So viel Zeit und so viel Energie hatte ich für unnötige Schimpftiraden aufgewandt und habe bestimmt mehr als einmal einen ganz schlechten Eindruck bei einigen Menschen hinterlassen.

Natürlich beschwere ich mich auch heute noch über Gegebenheiten welche mir missfallen, vor allem um mich abzureagieren, aber ich lasse es dann auch mal gut sein. Wenn mich etwas über längere Zeit belastet, dann widme ich meine Energie lieber der Lösung des Problems. Wenn das Problem das ich habe eine weitere Person involviert, dann spreche ich sie darauf an. Wenn diese kein Problem sieht oder nicht gewillt ist daran zu arbeiten, so liegt das Problem bei ihr. Ich habe meinen Teil getan und mehr kann ich nicht aufbringen - ich will nicht mehr aufbringen.

Wird mir die negative Aufgabe zuteil, einer Person offenbaren zu müssen, dass mir etwas nicht in den Kram passt, so versuche ich meistens, so höflich wie möglich dabei zu sein. Immer gelingt es nicht. Ist das der Fall, fühle ich mich hinterher sehr schuldig. Ich habe auch nicht immer die Größe zuzugeben, dass es mir leidtut, auch wenn dem so ist. Sehr positive Erfahrungen habe ich gemacht, wenn ich einfach sehr höflich und ruhig geblieben bin, wenn ich etwas angesprochen habe, das mir nicht gefällt oder mich gestört hat. Ganz wichtig ist es, dass ich der Person zu verstehen gebe, dass mich dieser eine Punkt stört und nicht die Person selbst.

Wenn ich die Person als solche für störend befinde, mache ich mir oft gar nicht die Mühe gewisse Sachen anzusprechen. Sowas soll sich schon auszahlen. Ich beginne so ein Gespräch lediglich, wenn ich mir ein positives Ergebnis erhoffe und wenn das einzige positive Ereignis das Wissen ist, dass ich es versucht habe. Habe ich überhaupt das Recht eine negative Äußerung zu tätigen? Diese Frage stelle ich mir sehr häufig. Es läuft mir beispielsweise ein Mensch über den Weg der gekleidet ist, als könnte man meinen er hätte eine Wette verloren. Bestimmt spreche ich ihn nicht an, um ihm meine Gedanken kundzutun. Was zum Teufel geht es mich an, was andere tragen? Tut er mir etwas Böses? Nein, tut er nicht. Warum sollte ich die paar Sekunden die diese Person in meinem Leben ist, damit zubringen sie zu kritisieren? Noch dazu unaufgefordert? Somit das Risiko eingehen ihren Tag zu versauen? Nein Sir, das mache ich nicht. Das ist etwas womit ich mich nicht wohl fühlen würde.

Wieso glauben Menschen, sie dürften alles, immer und überall kommentieren? Denken kannst Du was Du möchtest, doch was aus Deinem Mund kommt und vor allem wie, darauf solltest Du schon achten.

“Wenn man nichts Nettes zu sagen hat, soll man den Mund halten.“

- Klopfer (Bambi 1942).

An dieses Sprichwort schließe ich mich an. Warum, machen wir nicht öfter Komplimente? Wieso, nehmen wir es, wenn etwas gut klappt, als selbstverständlich hin und heben die schlechten Erlebnisse immer hervor?

Wäre die Welt nicht ein kleines bisschen schöner, wenn wir uns mehr Komplimente machen würden? Ich rede nicht von aus den Fingern gesaugten Schmeicheleien, sondern meine ehrliche und von Herzen kommende Komplimente. Auch für die kleinsten Dinge. Das kleinste Kompliment, kann den Unterschied zwischen einem „so lala“ Tag und einem herrlichen Tag ausmachen. Ein Kompliment hat die Macht einen schiefen Tag wieder geradezubiegen. Du kannst mit einem Kompliment das Leben eines Menschen positiv beeinflussen.

Wie gesagt, ehrlich muss es gemeint sein, denn eine gut gemeinte Lüge kann am Ende alles verschlimmern. Seit ich mehr Komplimente austeile, geht es mir selbst besser, weil ich mich an den positiven Reaktionen der Komplimentierten erfreuen kann. Es ist mir auch schon passiert, dass Menschen sehr überrascht waren, über das erhaltene Kompliment. Ich finde das ein wenig traurig. Wie kann es dazu kommen, dass sich ein Mensch kein Kompliment erwartet? Wenn jemand etwas Tolles macht, dann kann ich es ihm doch sagen. Es ist doch begrüßenswert, wenn ich meine Bewunderung ausspreche. Auch wenn jemand “nur seine Aufgabe erledigt“, kann man doch trotzdem ein Kompliment aussprechen, wenn er seine Sache gut macht.

Auch ein freundliches Dankeschön, kann richtige Wunder bewirken. Denk doch einen Moment an Dich selbst und daran, wie andere das was Du tust immer als selbstverständlich hinnehmen. Das ist kein schönes Gefühl, oder? Für mich jedenfalls nicht. Ich bedanke mich immer bei Verkäufern, wenn ich das Geschäft oder den Laden verlasse und wünsche auch mal einen schönen Tag. Ich bedanke mich für die Zeit, die mir jemand widmet.

Ich versuche die Dinge nicht als selbstverständlich anzusehen. Wann hast Du das letzte Mal ein Kompliment ausgesprochen? Kannst Du Dich erinnern? Ich kann mich an ein bestimmtes Kompliment erinnern, das ich vor nicht allzu langer Zeit einer völlig Fremden gegeben habe.

Ich saß mit Freunden in einer Bar und mir fiel auf, wie schön eine junge Frau am Nebentisch geschminkt war. Ich kann auch nicht mehr sagen, was es genau war, aber es hat mich halt angesprochen. Ich glaube, es war der Lidstrich. Er war perfekt. Als es Zeit war zu gehen, blieb ich kurz an ihrem Tisch stehen, und teilte ihr mit, dass es mir sehr gefiel wie sie sich geschminkt hatte und was ich von ihrem Lidstrich hielt. Sie freute mich so sehr zu sehen, wie sie sich gefreut und sogar bedankt hat.

Es hat meine Laune deutlich angehoben. Der Abend den ich bis dahin hinter mir hatte, war nicht so prickelnd. Ich habe die Macht, mit einigen wenigen Worten jemandem eine Freude zu machen und freue mich am Ende selbst. Es kostet mich gar nichts und bringt so viel. Warum investieren nicht mehr Menschen in Komplimente? Kannst Du mir von einem erhaltenen Kompliment berichten, das Du von einem völlig Fremden erhalten hast?

Von dem was ich so beobachten konnte, sind es die Menschen nicht mehr gewöhnt. Bei Menschen die ich kenne wird mir, wenn ich ein Kompliment ausspreche, vorgeworfen ich wolle sie verarschen.

Ich gebe mir sehr große Mühe den Menschen zu zeigen, dass ich es ernst meine, mit abwechselndem Erfolg. Entweder die Menschen sind es wirklich nicht mehr gewöhnt, oder ich klinge nicht überzeugend. Es tut mir auf jeden Fall wirklich leid, wenn ich es nicht schaffe der Person den positiven Gedanken zu übermitteln, den ich eigentlich übermitteln wollte, doch ich werde nicht aufhören es zu versuchen.

Gerade fällt mir doch ein Kompliment ein, welches ich erhalten habe. Es bezog sich auf meine Haare. Es hat wirklich gutgetan.

Ich hoffe ich konnte Dich dafür begeistern auch ab und an mal ein Kompliment auszuteilen, wenn Du es nicht bereits praktizierst.

Du wirst sehen, es macht sich bezahlt.

Reise durch den Alltag

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