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2. ROMS EINTRITT IN DIE HELLENISTISCHE WELT Die Entwicklung der hellenistischen Staatenwelt

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Die Geschichte der hellenistischen Staatenwelt läßt sich in ihrer ersten Epoche, im Zeitraum zwischen 323 und 280 v. Chr. als ein dramatischer Prozeß mit vielen jähen Wendungen definieren, in welchem die großen Generale Alexanders, wie Perdikkas, Antipater, Antigonos, Demetrios, Lysimachos und Seleukos, versuchten, von der Basis ihrer Befehlsgewalt oder später ihrer Territorien aus, ihre Herrschaft auf das Gesamtreich oder doch auf möglichst große Teile des alten Alexander-Reiches auszudehnen. Mit der Schlacht von Kuropedion, dem Untergang des Lysimachos 281 v. Chr. und der Ermordung des Siegers Seleukos schon ein Jahr darauf kam diese letztlich auf eine Wiederherstellung der Reichseinheit zielende Politik zu ihrem Ende. Es ist sehr sinnfällig, daß in Lysimachos und Seleukos zugleich die beiden letzten Generale und Könige der Alexandergeneration ausgeschieden waren, für deren Leben jene faszinierende Aufrichtung des von Makedonien bis Indien reichenden Weltreichs die stärksten Eindrücke hinterlassen hatte.

Jetzt, nach dem Tode der Diadochen, trat eine neue Generation hervor, die in anderen Kategorien dachte und die mit ihren ererbten Teilstaaten stärker verwurzelt war als mit der Tradition jener Universalmonarchie, deren überwältigende Dimensionen sie selbst im allgemeinen nicht erfahren hatte. Je stärker die Teilstaaten zusammenwuchsen, desto klarer mußte sich ein gewisses Einpendeln in deren gegenseitigem Kräfteverhältnis ergeben, das heißt, es mußte zu jenem Gleichgewicht der Kräfte kommen, unter dem man gewöhnlich die Situation in der hellenistischen Staatenwelt zwischen 280 und 221 v. Chr. zusammenfaßt.

Betrachten wir kurz die Hauptlinien des Kräftefeldes, so zeigt gerade der Staat, der stets als besonders homogen und auch als eine in sich weithin geschlossene geographische Einheit bewertet wird, das Reich der Ptolemäer mit seinem Kern in Ägypten, auch noch im 3. Jahrhundert v. Chr. sehr expansive Ambitionen. Denn obwohl die Verwurzelung der persönlichen Herrschaft in einem hellenistischen Territorium gerade beim ersten Ptolemäer, gemäß der in diesem Raum ganz elementaren Vitalität der bodenständigen Traditionen, am frühesten eingesetzt hatte und auch am stärksten ausgeprägt worden war, begnügten sich die Ptolemäer keineswegs mit der Verteidigung ihrer Basis, sondern sie stießen selbst im Ägäischen Meer weithin vor.

Dabei hatten sie ihre Hand nicht nur auf Palästina und den syrisch-phoenikischen Küstenstreifen gelegt, sondern ebenso auf Cypern und auf die Südküste Kleinasiens, ja selbst der Westsaum der kleinasiatischen Küste war lange Zeit in ptolemäischer Hand, und durch das Protektorat über den Nesiotenbund dehnte sich dieser ptolemäische Einfluß auch noch bis auf die Kykladen im Ägäischen Meer aus. Die Errichtung dieses ganz eindeutig nach maritimen Kriterien angelegten Reiches um das östliche Mittelmeerbecken mußte nun freilich gerade von seiten der stärksten Landmacht, den Seleukiden, die heftigsten Reaktionen provozieren, und in der Tat sind vor allem die Kämpfe um Syrien während des ganzen 3. Jahrhunderts v. Chr. praktisch kaum abgerissen.

Um diese Zeit umfaßten die Herrschaftsansprüche der Seleukiden immer noch den immensen Raum von der Ägäis bis nach Baktrien, aber gerade die Dimensionen ihres Aufgabenbereiches waren letztlich dafür bestimmend, daß aus diesem Reichskörper nun an fast allen Grenzen Stück um Stück herausgeschnitten oder abgetrennt wurde. Dies galt für den äußersten Osten, für Baktrien ebenso wie für den äußersten Westen, für Kleinasien, aber bereits auch für die Landschaften östlich des Kaspischen Meeres an der langen Nordfront des seleukidischen Reiches, wo in den Parthern eben jetzt ein neuer historischer Faktor auftrat.

Ein iranisches Reitervolk, die zum Verbände der Daher zählenden Parner waren hier eingefallen und hatten den Namen der Satrapie Parthien übernommen, sich also Parther benannt. Im Jahre 247 v. Chr. beginnt die parthische Ära und damit die Konsolidierung des von Arschak-Arsakes begründeten Staates, der nicht wenige Elemente des achämenidischen Reiches in sich aufnahm, so daß sich hier die vitalen Kräfte eines Reitervolkes mit national-iranischen Komponenten verbanden. Die starken Expansionsbestrebungen dieses parthischen Reiches vor allem in südlicher, südwestlicher und westlicher Richtung traten zwar noch nicht sofort zutage, aber auf weite Sicht war in ihm den Seleukiden der gefährlichste Gegner erwachsen, und rund 100 Jahre nach dem Beginn der parthischen Ära (141 v. Chr.) ging bereits Babylonien an die Parther verloren.

Um die Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. war der Rückgang der seleukidischen Macht indessen vor allem in Kleinasien festzustellen. Dort war es den Seleukiden nicht nur nicht gelungen, die kleinen Königreiche Bithynien und Pontos an der Südküste des Schwarzen Meeres zu beseitigen, sie hatten es zudem hinnehmen müssen, daß sich seit ca. 260 v. Chr. dazuhin auch noch ein Großkappadokisches Reich, vor allem südlich und östlich des Halys etabliert hatte. Sie hatten sich weiterhin seit Beginn der 70er Jahre mit den Kelten, den Galatern, herumzuschlagen, die trotz aller Abwehrerfolge und trotz der fast legendären Elefantenschlacht von 275 v. Chr. als ein chronischer Unruhefaktor inmitten der Halbinsel blieben und sie hatten sich zu allem Überfluß hin von 242 bis 228 v. Chr. das praktisch selbständige Königtum des Antiochos Hierax über den seleukidischen Restbesitz in Kleinasien gefallen zu lassen.

Vor diesem Hintergrund gelangten nun neue politische Mächte zu einer gewissen Bedeutung, vornehmlich Rhodos und Pergamon. Der Reichtum der Roseninsel, ihre wachsende wirtschaftliche Bedeutung als freie griechische Polis und ihre relativ ansehnliche Flotte schufen dieser Stadt vor der umstrittenen Südwestecke Kleinasiens auch eine ungewöhnliche politische Bedeutung, die trotz einer im Laufe der Zeit erworbenen terra ferma auf dem lykischen und karischen Festland weit größer war, als ihre Fläche vermuten läßt.

Das später zu so großer Bedeutung gelangte Königreich Pergamon verdankt seine Entwicklung dagegen ganz der Initiative der Dynastie der Attaliden und einer allerdings ganz außergewöhnlichen Starthilfe. Denn in der Festung Pergamon hatte einst Philhetairos sowohl für Lysimachos als auch nachher für Seleukos große Geldmittel verwahrt, und er hatte deshalb von allem Anfang an in der Verwaltung des Platzes praktisch frei schalten und walten können. Die Nachfolger des Philhetairos, Eumenes und Attalos, konnten diesem Herrschaftskern dann Schicht um Schicht hinzufügen, und dies nicht zuletzt deshalb, weil sie sich für die benachbarten Landschaften in den Kämpfen mit den Galatern als Führer einer äußerst wirksamen Streitmacht erwiesen. Um 230 v. Chr. nahm Attalos I. gleichfalls den Königstitel an und demonstrierte damit auch äußerlich die de facto schon vorher errungene Souveränität. Doch damit war nun für das Pergamenische Reich auch eine ganz entschiedene Frontstellung gegenüber den Seleukiden gegeben, die sich noch vertiefen mußte, als Attalos gegen das Territorium des Antiochos Hierax vorging.

Auch in Griechenland selbst ist das 3. Jahrhundert v. Chr. alles andere als eine Zeit ungestörter Prosperität. Vor allem das makedonische Königreich war zu Anfang des 3. Jahrhunderts in eine nicht endenwollende Serie von Macht- und Thronkämpfen verstrickt worden, bis es endlich seit 276 v. Chr. unter Antigonos Gonatas, dem Sohn des Demetrios Poliorketes, in eine neue Epoche der Festigung und der Regeneration eintrat. Obschon es nun dank der Interessen seines Herrschers für einige Zeit zu einem ausgesprochenen Mittelpunkt hellenistischer Kultur geworden ist, wurde der Radius seiner politischen Ausstrahlung deswegen nicht geringer, und in den oft zitierten drei Fußfesseln von Hellas, den von Makedonen besetzten Festungen in Korinth, Chalkis auf Euböa und Demetrias in Thessalien, war seine Herrschaft über den Norden Griechenlands sicher verankert. Doch auch jetzt, zwei Generationen nach Chaironeia, war man in Griechenland noch nicht bereit, sich der makedonischen Macht zu beugen, und der Widerstand gegen Makedonien war einmal durch innermakedonische Unruhen ebenso begünstigt wie durch die neue politische Form, die inzwischen in Gestalt der ätolischen und achäischen Bundesstaaten (Koiná) ins Feld getreten war.

Insgesamt betrachtet quoll der griechische Raum freilich nach wie vor über an eifersüchtig gehüteten Traditionen ohne zeitgenössische Machtsubstanz, an Ressentiments und Dünkel, und doch ist, abgesehen von Makedonien und den beiden großen Bundesstaaten, einzig Sparta noch einmal zu einer gewissen überregionalen Bedeutung aufgestiegen. Dieser Aufstieg Spartas bleibt verbunden mit den Namen der beiden Könige Agis und Kleomenes, und verbunden wie belastet damit aber auch mit einer einschneidenden inneren Reform des spartanischen Staates selbst. Trotz dieser nicht geringen Anstrengungen schlug am Ende der Versuch, Griechenland unter spartanischer Hegemonie gegen Makedonien zu versammeln, fehl, und die Schlacht bei Sellasia brachte 222 v. Chr. für alle spartanischen Pläne und nicht zuletzt für Sparta selbst den vollkommenen Ruin.

Diese knappe Skizze der Hauptmächte und der Hauptspannungen der hellenistischen Welt muß hier als Hintergrund der Epoche des römischen Eindringens genügen. Sie dürfte immerhin davor bewahren, die Dinge in einem verklärenden Licht zu sehen. Zudem wurde nun die Gesamtlage am Ende der 20er Jahre des 3. Jahrhunderts v. Chr. dadurch verschärft, daß in den Gestalten von Antiochos III. von Syrien und Philipp V. von Makedonien zwei ungewöhnlich ehrgeizige und aktive Männer im politischen Kräftespiel bestimmend wurden, das damit von einer ganz neuen Dynamik erfüllt werden sollte.

Krise und Untergang der römischen Republik

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