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ОглавлениеIm Verhalten des Managers spürte Kommissar Brandt durchaus eine unwirsche Ablehnung, die er aber eher einer gewissen Anspannung zuordnete, die – einer bleiernen Schwere gleich – schon die ganz Zeit die
Ermittlungen im Fall des verschwundenen Rockstars begleitete. „Ich verstehe, dass Ihnen meine Fragen auf den Wecker gehen.“ Er nickte wie zum Verständnis. „Es befriedigt uns von der Kripo nicht, und Ihnen gefällt es sicher auch nicht, aber die Nachforschungen nach Ihrem …“, der Kommissar suchte nach dem passenden Ausdruck, „… Schützling? Kann man Schützling sagen? Jedenfalls werden die Nachforschungen nach ihm wohl demnächst eingestellt.“
Der Manager schaute desinteressiert und zuckte mit den Schultern.
„Dieser versuchte Anruf bei Ihnen – können Sie sich vorstellen, warum er von Holtenau ausging? Ihr Faro hätte doch eigentlich schon an Bord sein müssen,
oder?“
Wieder zog der Manager seine Schultern hoch. „Ich hab das alles bereits gesagt – ich weiß es nicht.“ Seine letzten Worte dehnte er betont.
„Betreuen Sie noch andere … Schützlinge?“, war die nächste Frage des Kommissars.
Der Manager schüttelte seinen Kopf. „Nein, nur ihn“, sagte er.
„Warum ist Faro allein zu diesem Kreuzfahrt-terminal gefahren? Ich meine, solchen Promis gesteht man doch Personenschutz zu, wenn sie sich in die
Öffentlichkeit begeben.“
„Es gibt Situationen, da braucht er solche Begleitung nicht.“
„Ach so, ich begreife.“ Die Süffisanz des Kommissars wurde von gekünsteltem Schmunzeln begleitet. „Er hatte eine andere Begleitung. Können Sie mir
Näheres über diese Damen sagen?“
„Unfug“, empörte sich der Manager. „Ich persönlich habe ihn in das Taxi gesetzt! Da waren keine Damen, wie Sie das andeuten.“
„Also war er tatsächlich allein unterwegs.“
„Ja, ich sage nochmals ja. Für diese kurze Fahrt zum Schiff brauchte er wirklich keinen Schutz.“
„Hatten Sie nicht die Befürchtung, dort vor dem Schiff könnten ihn Massen von seinen Fans erwarten? Ich weiß doch, wie so etwas vor sich geht“, konstatierte der Kommissar. „Es soll schon vorgekommen sein, dass man so einem Rockstar die Kleider vom Leib gerissen hat.“
„Alles Legenden“, wiegelte der Manager ab. „Faro ist zwar bei den Fans unglaublich beliebt, aber sie konnten von seinem Eintreffen vor dem Schiff nichts wissen, weil wir die Konzertreise nicht publik gemacht haben, sie sollte eher privater Natur sein.“
„So wie das Konzert, das er noch kurz vorher in
einem Club in der Altstadt gegeben hat. Können Sie mir sagen, wer dort alles dabei war?“, wollte der Kommissar wissen. „Ich meine, wenn es eine Privatveranstaltung gewesen ist, dürfte das Publikum doch
überschaubar sein.“
„Außer ein paar wenigen geladenen Gästen kannte ich die meisten nicht. Woher auch, das ist nicht üblich.“
„Und mit wem Faro danach noch zusammen gewesen ist, bevor er das letzte Mal gesehen wurde, können Sie auch nicht sagen, vermute ich mal.“
„Mit wem sollte er zusammen gewesen sein? Er gab seine Vorstellung und danach ging’s ab zum Schiff.“
„Betrunken“, legte Kommissar Brandt nach.
„Ja, vielleicht hat er während oder nach dem Konzert einen genommen, das macht er schon mal, gerade wenn’s privat ist. Steht doch alles in dem Protokoll Ihrer Kollegen.“
„Das haben Sie so der Presse erzählt. Sie können es mir gegenüber ruhig wiederholen. Er war also allein, als er in das Taxi stieg, und Sie waren dabei.“
„Genauso war es“, antwortete der Manager patzig.
„Sie sprachen vorhin von geladenen Gästen. Ich nehme an, hierzu gibt es eine Gästeliste. Die hätte ich gern.“
„Die haben Ihre Kollegen längst.“
„So? Na dann.“ Kommissar Brandt verabschiedete sich und verließ die Wohnung des Managers im achten Stock eines Mietshauses. Er hatte ein professionelles Agenturbüro erwartet, wie es eines berühmten Rockstars angemessen gewesen wäre. Danach ausgesehen hatte es allerdings nicht.