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Vorwort

Maria, die junge Frau aus Nazareth, wird in der Blüte ihres Lebens von Gott erwählt. „Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir“, grüßt sie der Engel. „Fürchte dich nicht, Maria“, fährt er fort, „denn du hast Gnade gefunden vor Gott. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben. Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden.“ (Lk 1,31-32).

Maria darf den Sohn Gottes zur Welt bringen. In ihr wird sich Göttliches und Menschliches verbinden. Sie wird zum Liebling Gottes. Der Himmel küsst die Erde. Ein uralter Traum der Menschheit darf in ihrem Kind Wirklichkeit werden. Dazu aber ist eines entscheidend: dass Maria „Ja“ sagt zu dieser unglaublichen Verheißung. Gott verfügt nicht einfach über sie. Sie öffnet sich mit Leib und Seele für dieses Kind. Auf ihre Frage: „Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?“, antwortet der Engel: „Der Heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten.“ (Lk 1,35-36).

Als Liebling des Vaters bricht sie später in Lobpreisungen aus: „Der Mächtige hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig.“ (Lk 1,49)

Allerdings ist sie auf ihrem weiteren Lebensweg nicht gerade auf Rosen gebettet. Sie wird schwanger ohne verheiratet zu sein. Dabei spürt sie das Misstrauen ihres Verlobten. Doch Josef wird später dieses Kind väterlich beschützen. Dann der beschwerliche Weg nach Bethlehem. Die Geburt im Stall. Dort versteht es Maria, mit einer Fülle zärtlicher Liebe eine Höhle, die als Viehunterstand diente, in das Haus Jesu zu verwandeln.

Ihr Kind geht keinen gewöhnlichen Weg. Schon mit zwölf Jahren grenzt sich der Knabe von der Familie ab. Als Erwachsener zieht er heimatlos umher, um die Botschaft vom anbrechenden Gottesreich zu verkünden. Maria hat, obwohl auch sie dunkle Stunden durchlitt, ihren Sohn, ja ihre ganze Existenz Gott überlassen. Aber nicht einfach passiv. Als eigenständige Person stellt sie Fragen. Sie geht Auseinandersetzungen nicht aus dem Weg. Und am Ende bleibt sie unter dem Kreuz. Mit Maria entsteht eine neue Schöpfung: Sie ist die neue Eva, stellvertretend für die ganze Menschheit. Sie ist uns eine Freundin, die stets aufmerksam beobachtet, dass in unserem Leben der Wein der Freude nicht zur Neige geht. Sie versteht alle unsere Nöte, weil ihr Herz von einem Schwert durchdrungen wurde. Als Mutter von uns allen ist sie ein Zeichen der Hoffnung für die Völker, die Geburtswehen leiden, bis die Gerechtigkeit hervorbricht.

An Maria wird deutlich, was Gott mit uns vorhat. Schon am Anfang der Bibel kündigt der Allmächtige an, dass diese neue Eva der Schlange den Kopf zertreten wird. In der Apokalypse wird sie dargestellt als die Frau, die am Himmel erscheint, mit der Sonne bekleidet und dem Mond zu ihren Füßen. In Maria kündet sich das neue Jerusalem an, das sich wie eine Braut für Jesus schmücken wird. Die Zusage an Maria gilt auch für uns alle: „Ihr seid erwählt. Durch euch soll das Göttliche zur Entfaltung kommen. In euch soll Christus Gestalt annehmen. In jedem von euch.“

Im Folgenden lade ich Sie ein, zusammen mit mir und im Dialog mit Maria ihren eigenen Lebensweg zu finden.

Karl-Heinz Fleckenstein

Der Himmel küsst die Erde

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