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4. Nasse Füße

Primo und Willert überqueren den Fluss Richtung Osten, folgen dem Flusslauf entlang des nördlichen Gebirges und erreichen gegen Abend die Ausläufer der Wüste. Sie verbringen die Nacht im Obergeschoss des alten Wüstentempels, den Primo und Willert vor langer Zeit entdeckt und erforscht haben. Nur einmal werden sie von einem vorlauten Nachtwandler belästigt, den Primo mit einem Hieb seines Diamantschwerts niederstreckt.

Gegen Mittag des folgenden Tages erreichen sie das Wüstendorf, wo sie kurz Rast machen.

„Sind hier vielleicht vor einer Weile zwei Hexen vorbeigeflogen, Caro?“, fragt Primo die befreundete Bäuerin.

Doch weder sie noch ein anderer Wüstendorfbewohner haben Ruuna und die andere Hexe gesehen. Also setzen Primo und Willert ihre Reise fort. Sie schlagen ein Nachtlager in den Hügeln nördlich der Wüste auf. Dort graben sie eine kleine Höhle, so dass sie vor Monstern sicher sind.

Am Morgen des nächsten Tages erreichen sie endlich die Ausläufer des Sumpfes.

„Weißt du noch, wo Ruunas Hütte war?“, fragt Primo.

„Ich bin nicht sicher“, sagt Willert. „Das ist schon so lange her. Ich glaube, es war weiter nördlich.“

Sie marschieren am Rand des Sumpfes entlang in Richtung Norden, doch weder von Ruuna noch von ihrer alten Hütte ist irgendeine Spur zu sehen.

„Ich fürchte, wir werden in den Sumpf hineinmarschieren müssen“, meint Primo schließlich. „Obwohl ich das hasse.“

„Ich auch“, stimmt Willert zu. „Man bekommt nasse Füße und manchmal berühren einen die Tintenfische mit ihren Fangarmen unter Wasser, als wollten sie einen in die Tiefe zerren. Das ist echt gruselig.“ Er seufzt. „Das ist wohl der Grund, warum Ruuna sich damals hierher zurückgezogen hat. Sie liebt gruselige Umgebungen. Und sie wollte allein sein. Wer weiß, vielleicht ist sie nicht zu mir zurückgekehrt, weil sie lieber ohne mich leben möchte. So wie damals, nachdem sie vom Blitz getroffen wurde.“

Er seufzt und lässt den Kopf hängen.

„Quatsch!“, widerspricht Primo. „Ruuna liebt dich! Wenn sie noch nicht nach Hause gekommen ist, dann gibt es dafür einen Grund. Und den werden wir schon noch herausfinden.“

„Aber was, wenn ihr etwas zugestoßen ist?“, überlegt Willert. „Was, wenn ... wenn sie tot ist? Ich wüsste nicht, wie ich ohne sie leben soll.“

Primo schüttelt den Kopf. „Ruuna ist eine starke Hexe. Und sie hat schon so viele Explosionen überlebt, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, dass irgendetwas sie ernsthaft verletzen könnte.“

Willert lächelt. „Ja, da hast du recht. Sie ist eine starke Hexe.“

Sie stapfen schweigend durch den Sumpf. Ein paar Mal hat Primo das Gefühl, dass ihn etwas am Bein berührt. Doch als er nachschaut, stellt er fest, dass es keine Tintenfischarme sind, sondern nur Gräser, die unter Wasser wachsen.

Es ist nicht leicht, sich in dem unübersichtlichen Gelände zurechtzufinden. Noch dazu versperren Nebelschwaden ihnen die Sicht. Nach einer Weile hat Primo das Gefühl, dass sie im Kreis herumlaufen und niemals mehr aus diesem Sumpf herausfinden werden.

Doch da ruft Willert plötzlich: „Da vorne! Da ist ihre Hütte!“

Jetzt erkennt auch Primo schwach die Umrisse eines kleinen Holzhauses. Rasch platschen sie durch das Sumpfwasser darauf zu.

„Ruuna?“, ruft Willert. „Ruuna, bist du da?“

Sie erhalten keine Antwort. Die Hütte scheint verlassen zu sein. Vorsichtshalber klopft Primo trotzdem an die Tür. Als er keine Antwort erhält, öffnet er und tritt ein.

Die Hütte ist leer, doch auf einem Tisch neben dem Fenster stehen ein Braustand und mehrere Glaskolben mit Tränken sowie verschiedenen Zutaten. Ein leichter Gestank liegt in der Luft.

„Wie es scheint, hat noch vor Kurzem jemand hier Zaubertränke gebraut“, stellt Primo fest.

Willert kommt zu ihm. Er nimmt einen Glaskolben mit einer grünlichen Flüssigkeit, riecht daran, verzieht das Gesicht und stellt den Trank rasch wieder zurück.

„Igitt!“, ruft er aus. „Das riecht echt eklig!“

Plötzlich erklingt eine scharfe Stimme hinter ihnen: „Hab ich euch erwischt, ihr Diebe!“

Erschrocken dreht sich Primo um. Im Eingang der Hütte steht eine fremde Hexe mit einem lilafarbenen Gewand und einem spitzen Hut. Ihre Augen glühen vor Zorn.

„Wir sind keine ...“, beginnt Primo, doch bevor er den Satz vollenden kann, wirft die Hexe einen Glaskolben, der gegen Primo prallt und zerbricht.

Eine dunkle Flüssigkeit spritzt ihm ins Gesicht. Im nächsten Moment wird ihm schwarz vor Augen und er sackt zu Boden.

Das Dorf Band 22: Verhext

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